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Produktdetails
  • Verlag: Steidl
  • Deutsch
  • Abmessung: 270mm x 350mm
  • Gewicht: 1920g
  • ISBN-13: 9783882439557
  • ISBN-10: 3882439556
  • Artikelnr.: 12786365
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.09.2004

Auf dem Holzweg: In Indochina gerät das architektonische Erbe der Kolonialzeit unter kapitalistischen Druck
Eine Straße in Hanoi. Ist es ein melancholischer Blick, der hier auf die verblühende Schönheit der aristokratischen Architektur, die französische Kolonialherrschaft hinterlassen hat, geworfen wird? Oder wird hier das Bild einer vom Krieg gegen die USA geschundenen Region gezeichnet, in der die Splitterschutzgitter immer noch vor den Fenstern hängen? Mitnichten. Eng geschichtet, fast bürokratisch sortiert stehen die Bambusstämme an den Häuserwänden der Straße und vermitteln eher den Eindruck schwäbischer Industrialität und Proporzbewusstseins. Das Alltagsleben hat Vietnam wieder, wenn auch nur zum Teil. Der Fotograf Bill Burke hatte sich Mitte der 80er Jahre nach Kambodscha und Vietnam aufgemacht, um das koloniale Erbe Indochinas festzuhalten. (Ehemals Privatbesitz. Indochina und sein koloniales Erbe. Steidl-Verlag, Göttingen 2004. 35 Euro.) Er traf auf eine Region, die sich langsam von den Zerstörungen des Krieges, den inneren Diktaturen und der sowjetischen Kontrolle erholt und sich in der kapitalistischen Konkurrenzwirtschaft einzurichten beginnt. Die herrschaftlichen Privathäuser der Kolonialherren blieben zurück, prächtige Privatgebäude, die man bald in Schulen, Finanzämter, Parteizentralen umzufunktionalisieren begann. Im Eisschrank des Kommunismus wurde diese leicht morbide, denkmalartige Architektur wunderbar konserviert. Jetzt beginnt sie sich aufzulösen. Baufirmen aus dem Westen stechen ihre postmodernen Wahrzeichen ins Stadtbild. Dazwischen schieben sich kleine Manufakturstraßen, die sich mit großem Ordnungseifer dem Verdrängungswettbewerb entgegenstemmen.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Der amerikanische Fotograf Bill Burke hat versucht, die Kolonialvergangenheit in der Gegenwart Indochinas festzuhalten, und das Ergebnis hat Susanne Ostwald überzegt. Überall in den Ländern Indochinas seien architektonische Zeitzeugen zu finden, die häufig liebevoll erhalten oder umfunktioniert wurden. Die Schwarzweißfotografien des Amerikaners können auf den ersten Blick "wie nostalgisch verklärend" wirken, meint die Rezensentin, doch dieser Eindruck trügt, denn Burke lasse nie die Menschen außer Acht und dokumentiere hier auf eindrückliche Weise, wie die Vergangenheit in den Weg in die Zukunft mit einbezogen werde.

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