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Marius Müller-Westernhagen hat sich 1999 mit der "Radio-Maria"-Tour aus den Stadien der Republik verabschiedet – höher hinaus konnte es nicht mehr gehen für den erfolgreichsten deutschen Musiker der neunziger Jahre. Es war an der Zeit, innezuhalten und sich zu fragen, was nun noch kommen soll im Leben und im künstlerischen Schaffen. In "Versuch dich zu erinnern" spricht MMW, befragt von Manfred Bissinger, über die Dinge, die ihn bewegen und die Menschen in seinem Leben, über Bücher und Moral. Offen und ausführlich wie niemals zuvor erzählt er von seiner Arbeit, seinem Alltag und seiner…mehr

Produktbeschreibung
Marius Müller-Westernhagen hat sich 1999 mit der "Radio-Maria"-Tour aus den Stadien der Republik verabschiedet – höher hinaus konnte es nicht mehr gehen für den erfolgreichsten deutschen Musiker der neunziger Jahre. Es war an der Zeit, innezuhalten und sich zu fragen, was nun noch kommen soll im Leben und im künstlerischen Schaffen. In "Versuch dich zu erinnern" spricht MMW, befragt von Manfred Bissinger, über die Dinge, die ihn bewegen und die Menschen in seinem Leben, über Bücher und Moral. Offen und ausführlich wie niemals zuvor erzählt er von seiner Arbeit, seinem Alltag und seiner Auseinandersetzung mit der Tatsache, ein berühmter Mann zu sein. Er blickt zurück auf seine Anfänge als Musiker, Songschreiber und Schauspieler und bezieht Stellung zum politischen Geschehen in Deutschland und der Welt. Zugleich ist dieses großzügig ausgestattete Buch eine farbenprächtige Hommage in Bildern. Dieter Eikelpoth, seit vielen Jahren der "Hausfotograf" von Müller-Westernhagen, hat Marius auf Tourneen und ins Studio begleitet, ihn privat und in Aktion, mit Musikern und Freunden fotografiert. Der opulente Band wird ergänzt durch Plakate, Filmstills und Plattencover, Kindheitsfotos, Polaroids, Verträge und Originalmanuskripten von Songtexten.
Autorenporträt
Manfred Bissinger, geboren 1940, ist Journalist und Publizist. Die wichtigsten Etappen seiner journalistischen Laufbahn: stellvertretender Chefredakteur des "Stern", Sprecher des Hamburger Senats, Chefredakteur der Magazine "konkret", "Natur" und "Merian", Herausgeber und Chefredakteur der Wochenzeitung "Die Woche" sowie Geschäftsführer von Hoffmann und Campe Corporate Publishing in Hamburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.02.2004

Denkt er an Deutschland
Biedere Fragen, schöne Bilder: Müller-Westernhagens Erinnerungen

Es gibt in dem Band wirklich ganz hervorragende Bilder, die hat Dieter Eikelpoth gemacht, der ist mit Marius Müller-Westernhagen befreundet. Und es gibt ein Interview, das hat Manfred Bissinger - "geführt" wäre zuviel gesagt; sagen wir, er hat es gemacht. Bissinger ist auch mit Marius Müller-Westernhagen befreundet, und das merkt man dann doch. Leseprobe: "In der 'Bunten' stand, mit fünfzig hättest du begonnen, dein Leben als Rockstar langweilig zu finden." Antwort: "Mein Leben als Rockstar? Das ist ein Etikett." "Das Wort Rockstar war nicht böse gemeint." Woher will Bissinger wissen, daß die "Bunte" es nicht böse meint? Es soll Leute geben, die ein Leben als Rockstar schon mit vierzig langweilig finden, und solche, die das auch mit sechzig noch für aufregend halten.

Marius Müller-Westernhagen ist jetzt fünfundfünfzig Jahre alt und damit in einem Alter, in dem man schon mal einen Gedanken an den Nachruhm verschwendet, auch wenn man in dem, wie gesagt, ganz freundschaftlich geführten Interview auffällig oft darauf hinweist, daß man den Leuten nicht hinterherläuft. In der Tat kann zumindest der frühe Müller-Westernhagen, der sich über Dicke und DDR-Bürger lustig machte und dafür Radioboykotte riskierte, dies von sich behaupten. Mit der Zeit wurde er dann so berühmt, daß er im Zuge der sogenannten Wiedervereinigungseuphorie ganze Fußballstadien wie ein Mann das Lied "Freiheit" mitsingen ließ. "Freiheit ist das einzige, was zählt", heißt es darin. Ob damit auch die Freiheit des notorisch Pressescheuen gemeint war, auf dumme Fragen nicht antworten zu müssen, auch wenn sie, wie man im Falle Bissingers unterstellen darf, gut gemeint sind?

"Marius, was bedeutet dir Deutschland?" will Bissinger aber dennoch wissen, und allein die Anrede beim Vornamen, die wohl zusätzliche Gedankentiefe signalisieren soll, ist hier so kitschig, daß einen die Antwort - daß jener sich natürlich "eher als Kosmopoliten" sieht und nur beim Fußball Patriot ist - schon gar nicht mehr aufregt. Die Weltläufigkeit hat sich bei dem Gefragten so tief eingegraben, daß er gutes Deutsch, das doch früher seine Stärke war, offenbar für überflüssig hält: "Ich erinnere den Dieter noch als kleinen Pimpf." Dem Fotografen aber verdanken wir erstklassiges Material, das uns Müller-Westernhagens im ganzen doch beeindruckend lässig und diskret absolvierte Doppelkarriere als Sänger und Schauspieler in einer makellosen Aufmachung präsentiert, neben dem das Interview erst recht bieder wirkt.

Welchen Sinn hat es, einem anerkannt erfolgreichen Popmusiker fortwährend rote Teppiche auszubreiten? "Im Showbiz läßt sich beobachten, daß es immer mehr Prominenz der zweiten Reihe gibt. Täglich werden neue Leute durchs Dorf getrieben. Die Dörfer heißen 'Gala', 'Bunte', 'Bild'." Die Säue, die Bissinger durchs nationale Dorf der Standardfragen zu Rot-Grün, Verantwortung, Zynismus, Krieg und Frieden treibt, müßten eigentlich quieken, so weh tun diese Fragen, die uns einen schwierigen und keineswegs unsympathischen Künstler kein Stück näherbringen. Womöglich war das auch gar nicht die Absicht. Man fragt sich, wozu sie dann gestellt und auf teurem Papier gedruckt wurden. "Es gibt keine Demontage ohne eigene Mitwirkung." Das und bestimmt noch viel mehr weiß Marius Müller-Westernhagen. Man hätte ihn zu derart klugen Antworten ruhig öfter zwingen sollen.

EDO REENTS.

Marius Müller-Westernhagen: "Versuch dich zu erinnern". Fotografiert von Dieter Eikelpoth. Im Gespräch mit Manfred Bissinger. Steidl Verlag, Göttingen 2004. 375 S., geb., 40,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wenig begeistert zeigt sich Edo Reents von diesen Erinnerungen Marius Müller-Westernhagens, den er einen "schwierigen und keineswegs unsympathischen Künstler" nennt. Gefallen haben Reents nur die "wirklich ganz hervorragenden Bilder", die der mit Westernhagen befreundete Dieter Eikelpoth gemacht hat. Das war's dann aber auch schon. Manfred Bissingers Interview mit dem Musiker findet Reents rundum enttäuschend. Als "gut gemeint", aber "dumm" wertet er Bissingers Fragen. Als "Standardfragen" eben, zu Rot-Grün, Verantwortung, Zynismus, Krieg und Frieden, die den Künstler Müller-Westernhagen dem Leser "kein Stück" näher bringen.

© Perlentaucher Medien GmbH