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Dies ist die Geschichte des anderen Havana. Nicht des Mythos Havana, sondern der von Zeit belagerten Stadt. Nicht des Havana der restaurierten Paläste und sinnlicher Bewegung, sondern der bröckelnden Säulen und eines bevorstehenden Kollapses. Nicht des Havana der Rumba und der wilden Gestik des "guanguanco", sondern das des müden Dahinschleichens mit den Händen in den Hosentaschen ... Dies ist die anschauliche Geschichte eines zwiegespaltenen und widersprüchlichen Havana, das den Frühling seiner Hoffnung und den Winter seiner Verzweiflung durchlebt. Dies ist die Bildergeschichte des wahren…mehr

Produktbeschreibung
Dies ist die Geschichte des anderen Havana. Nicht des Mythos Havana, sondern der von Zeit belagerten Stadt. Nicht des Havana der restaurierten Paläste und sinnlicher Bewegung, sondern der bröckelnden Säulen und eines bevorstehenden Kollapses. Nicht des Havana der Rumba und der wilden Gestik des "guanguanco", sondern das des müden Dahinschleichens mit den Händen in den Hosentaschen ... Dies ist die anschauliche Geschichte eines zwiegespaltenen und widersprüchlichen Havana, das den Frühling seiner Hoffnung und den Winter seiner Verzweiflung durchlebt. Dies ist die Bildergeschichte des wahren Havana.
Robert Polidori wird oft als Fotograf von Architektur bezeichnet, tatsächlich ist er ein Fotograf von Lebensräumen. Vorderhand scheint es ihm um Gebäude zu gehen, doch in Wahrheit sucht er nach den Spuren und Überresten von Leben, das in Korridoren und Hinterzimmern versteckt ist und von den Fassaden abblättert.
Havana ist ein besonders gutes Pflaster für Polidoris Erkundungen. Die Bögen und Säulen, die die Straßen säumen, entstammen vergangenen Zeiten. Sie zeugen von den politischen, sozialen und ökonomischen Kräften, die die Stadt zu dem gemacht haben, was sie ist. Im Laufe seiner gründlichen, einfühlsamen Suche entfernt Polidori - getragen von einem Sinn für Farbe und Komposition, durch den seine Fotografien den Eindruck lebendiger Erinnerungen vermitteln - behutsam die Patina des Alltags und enthüllt das Nebeneinander, das die Identität einer Stadt prägt.
In dieser Stadt lebt heute ein Krämer, wo einst eine Gräfin residierte; Kinder tanzen und turnen, wo Kaufleute früher ihren Geschäften nachgingen. Jede einzelne Fotografie ist eine Entdeckung und ein Stückchen Biographie der Hauptstadt Kubas.
Autorenporträt
Robert Polidori, geboren 1951 in Montréal, lebt in New York. Seine Fotografien wurden in Paris, Brasilia, New York, Los Angeles und Minneapolis ausgestellt. Er arbeitet regelmäßig für "The New Yorker", "Geo" und "Architectural Digest Deutschland". Polidori wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem World Press Award und zwei Alfred Eisenstaedt Awards.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2002

Die Schönheit des Sozialismus
Man muss am Malecón gewesen sein, wenn man in Havana war. An der Uferstraße, die das Stadtviertel Vedado säumt. Dort treffen sich vor verwunschener Kulisse die Angler und die Liebespaare im Sprühregen, der hier und da vom Meer her auf die Straße weht. Pseudobarock, wohin man schaut, teils kunstvoll restauriert, teils vom Verfall gezeichnet. Aus der grauen Ödnis scheinen sanfte Farben auf: himmelblau oder rosarot. Ein Hauch von früherem Wohlstand wird noch spürbar. Habana vieja, die Altstadt, erstrahlt in neuem Glanz. Auf Schritt und Tritt ist der Reiz des tropischen Barock, des „baroquismo”, zu bewundern. Am Wegrand eine Kathedrale mit ihrer Fassade aus dezentem Muschelkalk – beschwingte Architektur. Tiefer in der Altstadt: die renovierte Casa de la Obra Pía, ein Herrenhaus, Inbegriff kolonialer Pracht. Es gewährt Einblicke in das luxuriöse Leben der Zucker- und Sklavenhändler. Auch das Hotel „Nacional de Cuba”, das auf einem Felsen über der Uferpromenade thront, ist glanzvoll wieder hergerichtet. Vorbei jedoch die Zeiten, als die „Meeresprinzessin Havana” nur für die Reichen da war. Einst hatten die Revolutionäre sie mit krasser Missachtung gestraft. Die späte Einsicht, dass sich Investitionen in die Metropole lohnen, lässt darauf hoffen, dass aus der Stadt mit dem morbiden Charme ein lebendiges urbanes Zentrum wird. Das Foto ist aus dem wunderbaren Bildband „Havana” von Robert Polidori entnommen.
Frank Niess
ROBERT POLIDORI: Havana, Steidl Verlag, Göttingen 2002. 123 Seiten, 74 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.12.2002

Im Schnittpunkt von Idyll und Kollaps

Es ist ein seltsamer Anfang, den Eduardo Luis Rodriguez für sein Vorwort gewählt hat. "Dies ist die Geschichte des anderen Havana", schreibt er. "Nicht des Havana der restaurierten Paläste und sinnlicher Bewegung, sondern der bröckelnden Säulen und eines bevorstehenden Kollapses." Denn es ist doch gerade dieses Bild, das man ohnehin von Havana im Kopf mit sich trägt: als einer Stadt, die geprägt ist vom morbiden Charme vergangenen Glanzes, deren bonbonbunte Fassaden von Jahrzehnten des Tropenregens verwaschen sind und durch deren mäßig asphaltierte Straßen sich Straßenkreuzer, vom Rost zerfressen, wie Dinosaurier bewegen. So gesehen, scheinen die berückenden, aufwendig gedruckten und in großem Format wiedergegebenen Fotografien von Robert Polidori eher Klischees zu erfüllen, als daß sie eine neue Sicht auf Havana eröffneten. Die Innenaufnahmen und Porträts jedoch, die den Großteil der Abbildungen ausmachen, unterlaufen das vordergründig Pittoreske solcher Ansichten und zeigen eine Lebensbedingung, die wohl für den Betrachter, keinesfalls aber für den Betroffenen Züge des Idylls in sich trägt. Wie zu immer neuen Collagen fügen sich auf Polidoris Farbfotografien die Spuren des Zerfalls und der notdürftigen Reparaturen. So werden sie gleichsam zu Suchbildern von Geschichte und Geschichten. Es ist ein Buch, das man so schnell nicht zur Seite legt.

F.L.

"Havana" von Robert Polidori, mit einem Vorwort von Eduardo Luis Rodriguez. Steidl Verlag, Göttingen 2002. 124 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 74 Euro. ISBN 3-88243-333-7.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Sehr gut gefällt Ulf Erdmann Ziegler dieser Bildband, der zwar an eine "Buena Vista Social Club"-Nostalgie anknüpfe, aber gleichzeitig ein realistisches Bild von den Lebensbedingungen im heutigen Kuba vermittele. Die Bilder von verfallenden Luxusbauten lassen einen "Hauch von katholischem Geschmack" durch das Buch wehen, so Ziegler, doch auch der Mittelstand und das Leben der armen Massen in sozialistischen Wohnblocks werde dargestellt. "Bösartig platziert" ist das letzte Bild, lobt Ziegler. " Es zeigt unter propagandistisch blauem Himmel eine neue russische Botschaft im Rohbau. Der Chefredakteur der Zeitschrift Arquitectura Cuba packt im Vorwort dann richtig aus." Alles in allem also eine überaus gelungene Darstellung des sozialistischen Alltags auf Kuba. Zusammen mit den "vorzüglichen Porträts von Familien und Gruppen" bekomme der Betrachter einen Eindruck davon, wie die Ära Castro das Leben der Menschen geprägt hat: Die Kubaner wirken auf den Rezensenten "phlegmatisch, aber ungebrochen".

© Perlentaucher Medien GmbH