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1851 eröffnen die Brüder Abraham und Theodor Wertheim in Stralsund ihr erstes "Manufactur- und Modewarengeschäft" - der rasante Aufstieg der jüdischen Kaufmannsfamilie beginnt. Abrahams Sohn Georg wagt 1884 den Sprung nach Berlin, und innerhalb weniger Jahre wird das Warenhaus Wertheim zum größten und prachtvollsten Europas. Trotz fortwährender antisemitischer Anfeindungen kann der Patriarch Georg Wertheim das Unternehmen erfolgreich durch den Ersten Weltkrieg und die zwanziger Jahre führen. Erst die Nationalsozialisten besiegeln dessen Schicksal: Wertheim wird schrittweise "arisiert" und 1938…mehr

Produktbeschreibung
1851 eröffnen die Brüder Abraham und Theodor Wertheim in Stralsund ihr erstes "Manufactur- und Modewarengeschäft" - der rasante Aufstieg der jüdischen Kaufmannsfamilie beginnt. Abrahams Sohn Georg wagt 1884 den Sprung nach Berlin, und innerhalb weniger Jahre wird das Warenhaus Wertheim zum größten und prachtvollsten Europas. Trotz fortwährender antisemitischer Anfeindungen kann der Patriarch Georg Wertheim das Unternehmen erfolgreich durch den Ersten Weltkrieg und die zwanziger Jahre führen. Erst die Nationalsozialisten besiegeln dessen Schicksal: Wertheim wird schrittweise "arisiert" und 1938 für "deutsch" erklärt.

Erica Fischer und Simone Ladwig-Winters zeichnen das spannende Porträt einer außergewöhnlichen Unternehmerfamilie: farbig erzählt und reich bebildert.
Autorenporträt
Erica Fischer, geb. als Tochter von Emigranten in England, die 1948 nach Wien zurückkehrten. Dort studierte sie Sprachen, wurde zu einer der Gründerinnen der österreichischen Frauenbewegung und arbeitete als Journalistin. Heute lebt Erica Fischer als freie Schriftstellerin und Übersetzerin in Berlin.

Simone Ladwig-Winters promovierte über die Geschichte des Warenhauses Wertheim und untersuchte die Verfolgung jüdischer Juristen in Deutschland während des Nationalsozialismus. Sie lebt als freie Wissenschaftlerin in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.12.2004

Rekordumsatz an Heiligabend, überraschender Tod an Silvester
Aus dem Schatz deutscher Legenden: Die Geschichte der Warenhausbesitzerfamilie Wertheim reicht bis in unsere Tage

Der Heiligabend 1879 war für das Unternehmen A. Wertheim der umsatzstärkste Tag seiner immerhin schon siebenundzwanzigjährigen Geschichte. 2758 Mark wurden umgesetzt in Stralsund, wo die Brüder Abraham und Theodor Wertheim 1852 ihr "Manufactur- und Modewaaren-Geschäft" begründet hatten. Allerdings hatten sich die Wege der beiden wegen Erfolglosigkeit bald wieder getrennt. Abraham hatte einen besseren Partner gefunden: seine Frau Ida, geborene Wolff, die er 1855 heiratete. Deren geschäftliches Geschick und ihre Beliebtheit bei der Kundschaft sorgten dafür, daß der Laden ihres Gatten diesem nur noch formell unterstand. Und als Sohn Georg Mitte der siebziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts ins Geschäft eintrat, war das Unternehmen endgültig auf dem richtigen Kurs, wie der Rekordumsatz zum Abschluß des Jahrzehnts beweist.

Georg Wertheim hatte 1872 mit fünfzehn Jahren seine kaufmännische Ausbildung in Berlin bei einem Onkel mütterlicherseits absolviert - dieser Teil der Familie erwies sich auch hier als merkantil überlegen. Deshalb wußte er, wo das wirkliche Geschäft zu machen war: in der frischgebackenen Reichshauptstadt. Doch der Weg dahin führte ihn über Rostock, wo 1883 die erste Filiale des elterlichen Betriebs eröffnet wurde, bevor zwei Jahre später in der Rosenthaler Straße der erste Berliner Laden von A. Wertheim öffnete. 1890 folgte noch eine Niederlassung in der Oranienburger Straße, bevor Georg Wertheim auf seinem Expansionskurs den Ort erreichte, wo er Wirtschaftsgeschichte schreiben sollte: die Leipziger Straße. 1892 mietete er hier ein Ladenlokal an, das letzte, das noch den Charakter eines Spezialgeschäfts trug. Denn schon zwei Jahre später stand in der Oranienburger Straße ein Neubau, den Wertheim hatte errichten lassen und der die Struktur eines Warenhauses besaß, also eines Geschäfts, in dem man nahezu den ganzen Bedarf des täglichen Lebens decken konnte. Und 1897 eröffnete der erste Teilabschnitt desjenigen Gebäudes, das als "Warenhaus A. Wertheim" berühmt werden sollte: Direkt am Leipziger Platz wurde in den nächsten zehn Jahren ein Geschäft aufgebaut, das eher den Charakter einer Warenwelt besaß. Was es bei Wertheim nicht gab, war nicht wert, gekauft zu werden.

Hinter dem Glanz der neogotischen Fassade des Konsumpalastes ist die Biographie seines Gründers verblaßt. Dabei war Georg Wertheim, Sohn einer jüdischen Familie, der am 9. Mai 1906 vor der Heirat mit der Spirituosenherstellertochter Ursula Gilks zum Protestantismus übertrat, eine Ausnahmeerscheinung des deutschen Wirtschaftslebens in Kaiserzeit und Weimarer Republik. Und auch seine Brüder waren maßgeblich am Aufbau der weltweit berühmten Firma beteiligt; Hugo nur bis zum frühen Tod 1883, aber Wilhelm, Franz und Wolf bis zum Familienzerwürfnis von 1908, als die Eigentümer das Unternehmen in Liquidation gehen ließen, um den jüngsten Bruder Wolf aus der Geschäftsführung zu drängen. Das verbliebene Brüdertrio kaufte das Geschäft zurück und führte es fortan alleine.

Erfolg und Skandale - Material ist überreich vorhanden für eine Familienbiographie. Die haben Erica Fischer und Simone Ladwig-Winters, letztere schon ausgewiesen durch Studien zur Geschichte des Warenhauses A. Wertheim, nun geschrieben. Aber sie haben wenig daraus gemacht. Es reicht nicht, in einem Sachbuch wie in einem Kolportageroman zu formulieren ("Vielleicht merkte er durch die vom Weingenuß angeregte Unterhaltung nicht, daß ihr Gesicht mit den wasserblauen Augen, der glatten Haut und den gepolsterten Wangen etwas Ungeformtes, Teigiges hatte. Oder es war ihm egal. Sie war jung, und ihr Dokolletée war milchig weiß."), um Spannung zu erzeugen. Die ergibt sich aus der Geschichte der Familie selbst, aber dafür muß man erzählen können. Statt dessen ist das Buch voller unheilschwangerer Voraus- und Rückblicke auf die Nazi-Zeit, während man in den entsprechenden Passagen ein klares Urteil über die handelnden Personen vermißt.

Wie stand es denn um Georg Wertheims guten Freund Emil Georg von Stauß, der als Vorstandsmitglied der Deutschen Bank munter die Arisierung von A. Wertheim betrieb - allerdings durch Umschreibung der Aktien auf die arischen Ehefrauen der Firmeninhaber und zu einem gut Teil auch auf ihn, Stauß, selbst. Wie um das Ehepaar Georg und Ursula Wertheim, das sich in den dreißiger Jahren nur noch wenig zu sagen wußte, als Frau Wertheim ihre Reisen überwiegend in Gesellschaft des jungen Prokuristen Arthur Lindgens absolvierte, den sie ein Jahre nach dem Tod ihres Mannes heiratete? Und wie ist der Tod von Georg Wertheim am Silvestertag des Jahres 1939 zu werten? Ein Selbstmord, wie die Biographinnen mittels einer reichlich gewagten Gedichtinterpretation aus Wertheims Tagebuch andeuten? Und war Ursula Wertheim wirklich so untröstlich, wie es die Familiengeschichte behauptet?

Aber das sind im Kern noch stilistische Fragen. Schwerer wiegen Einwände, die die Fakten betreffen. Wer auch immer den dem Buch beigegebenen Stammbaum und die Bildunterschriften erstellt hat, die Autorinnen waren es nicht. Sonst müßte man sich aussuchen, ob das Breslauer Wertheim-Warenhaus am 2. April oder am 30. August 1930 eröffnet worden ist. Und der gute Geist des Unternehmens, Ida Wertheim, wäre am 19. Dezember 1918 gestorben - oder auch genau ein Jahr später.

Aber etliches ist auch den Autorinnen durchgerutscht. Joel Cohn, einer der Vorfahren der Wertheims, ist 1791 geboren, soll aber 1855 schon "über siebzig Jahre alt" gewesen sein. Das ist der erste Satz im ersten Kapitel, und auf der nächsten Seite folgt schon das wahre Geburtsdatum - kein guter Start. Aber typisch. Ursula Wertheims Vater Max Gilka wird von ihrem Schwager Wolf bezichtigt, zum Zeitpunkt der Heirat seiner Tochter ruiniert gewesen zu sein. Erica Fischer und Simone Ladwig-Winters entkräften das mit der Bemerkung, Albert Gilka habe 1913 noch im Berliner Millionärsverzeichnis gestanden. Aber was hat Max mit Albert Gilka zu tun? Oder der Satz zu einem Ereignis des Jahres 1817: "Wahrscheinlich war der Textilhändler Bär Teppich, durch seine Frau Laura mit den Wertheims verwandt, schon vor ihnen zur Stelle und bei der Suche nach einem geeigneten Haus behilflich." Leider wurde Laura Wertheim erst 1824 geboren. Und wurde der 9. November 1923 wirklich durch Hitlers "Marsch auf den Löwenbräukeller" bekannt?

Solche Nachlässigkeiten entwerten ein Buch, das ohnehin darunter leidet, entgegen dem Titel doch wieder vor allem die Geschichte des Warenhauses zu erzählen - und das zu nicht unerheblichen Teilen auch noch mit Zitaten aus der Familiengeschichte des Konkurrenten Hermann Tietz arbeitet, die mit den Wertheims bestenfalls am Rande zu tun haben. Spannend wird es noch einmal ganz zum Schluß, als die heutigen rechtlichen Auseinandersetzungen um Enteignungen und Rückerstattungen der Warenhausgrundstücke zum Thema werden. Aber da nehmen die Autorinnen so eindeutig Partei für die Wertheim-Erben, daß man nicht erwarten darf, objektiv informiert zu werden.

ANDREAS PLATTHAUS

Erica Fischer, Simone Ludwig-Winters: "Die Wertheims". Geschichte einer Familie. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2004. 384 S., Abb., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.03.2005

Und das Gaslicht flackerte
Vom ersten Laden in Stralsund bis zum jüngsten Entschädigungsurteil: Die Geschichte der Warenhausfamilie Wertheim
Aktionsfrühstück um halb zehn an einem verwehten Morgen, im sechsten Stock, im Restaurant „Le Buffet” des Kaufhauses Wertheim, Kurfürstendamm 231 in Berlin. Auf der Glaskuppel im sechsten Stock liegt der hellgraue Winterhimmel. Einzelne Gestalten an den Tischen starren kauend vor sich hin, Altersdurchschnitt zwischen siebzig und achtzig. Mit dem Frühstückstablett erst durch die Kasse, dann in die Bistrozone, vorbei am Spielplatzbereich mit wackeliger Rutsche auf Kunstrasen. Zwei achtjährige Mädchen sitzen auf den Plastikpferdchen für die Dreijährigen, diskutieren über Frisuren und tauschen ihre Haarreifen. Hin und wieder winken sie zur Oma hinüber, die ein paar Meter weiter weg hinter den Plastikpalmen am „Boulevard de la Libertée” in ihrem Kaffee rührt.
Wie es früher war, etwa im Gründungsjahr 1887 oder auch noch in den zwanziger Jahren, vermag man sich bei dieser gekachelten Tristesse kaum mehr vorzustellen. Dabei leuchteten die Augen unserer Vorfahren, wenn sie an das luxuriöse Warenhaus dachten, das in seinen glanzvollsten Zeiten sogar vom Kaiser und seiner Gemahlin besucht wurde. Erica Fischer, die Autorin von „Aimée & Jaguar”, und die Historikerin Simone Ladwig-Winters haben in ihrem Buch den Weg der Familie Wertheim über mehrere Generationen nachgezeichnet. Wie in allen alten Unternehmerdynastien ist die Familie vom Konzern nicht zu trennen.
Die Geschichte, die hier erzählt wird, beginnt mit der Eröffnung des ersten kleinen „Manufactur- und Modewarengeschäfts” in Stralsund im Jahr 1875, und sie ist noch nicht zu Ende erzählt. Das wurde deutlich bei der Einweihung der Bibliothek des Bundesrats im Dezember 2003. Die Bibliothek befindet sich nämlich auf ehemaligem Wertheimschen Familiengrund, und diese Tatsache wollten die Erben der Öffentlichkeit bekannt machen. Sie forderten eine Gedenktafel mit folgendem Text: „Der Grund, auf dem dieses Gebäude heute steht, gehörte einst dem berühmten Warenhaus Wertheim. Unter den Nationalsozialisten wurde das Unternehmen ‚arisiert‘ und die Familie in alle Winde zerstreut. Manche Familienmitglieder konnten sich retten - nach Großbritannien, in die USA und in die Niederlande. Einige überlebten Konzentrationslager und Sklavenarbeit - und andere kamen ums Leben. Nach dem Krieg enteignete die sowjetische Militärregierung das Eigentum der Familie Wertheim. Sie erhielt es nie zurück.”
Georg Wertheim wagte im Jahr 1884 den Sprung von Stralsund nach Berlin. Es ist der Anfang einer fast unglaublichen Erfolgsgeschichte: vom Detailgeschäft für Textilien, Kurz- und Miederwaren über die Gemischtwarenhandlung mit ihren Magazinen und Basaren bis hin zum größten und prachtvollsten Kaufhaus Europas, in dem man bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts ganze Tage verbringen konnte.
In hellen, von Gaslicht erleuchteten Verkaufsräumen betrachtete man bei Lautsprechermusik in aller Ruhe die Waren, die Verkäufer drängten nicht zum Kauf, man ging zum Frisör, ins Reisebüro, ins photographische Atelier, warf Blicke in die Antiquitäten- oder Parfümerie-Abteilung, bevor man einen Imbiss im Teeraum zu sich nahm. Erlebniskonsum wie heute, nur stilvoller. Im Frühjahr- und Sommerkatalog des Jahres 1931 wurde „für die Anfertigung feiner Herrenkleidung, für elegante Abendkleidung und für die Spezialabteilung für Livree-, Sport-, Auto-, Leder- und Motorradfahrer-Kleidung” geworben. Ein Chauffeur-Mantel kostete 78 Reichsmark, ebenso viel wie ein Chauffeur-Anzug. Im Angebot auch Diener- und Pagen-Anzüge aus Tuch oder Cordstoffen, in jeder gewünschten Farbe, Ausführung und Preislage.
Das Unternehmen der Wertheims wurde trotz antisemitischer Anfeindungen von dem Patriarchen Georg Wertheim geschickt und erfolgreich durch den Ersten Weltkrieg und die politisch und wirtschaftlich schwierigen zwanziger Jahre geschifft. Dann kamen die Nationalsozialisten an die Macht, riefen zum Boykott jüdischer Warenhäuser auf, und der Konzern wurde „arisiert”. Georg Wertheim, der sich lange vor dem Ersten Weltkrieg vorsorglich christlich hatte taufen lassen, musste ohnmächtig zusehen, wie sein Lebenswerk zerstört wurde. Er starb kurze Zeit später, als gebrochener Mann.
Nach Georg Wertheims Tod im Jahr 1939 heiratete seine Witwe den Justiziar der Firma, der die Firma zu einem Spottpreis an ein „arisches Konsortium” verkaufte und seinen Vorteil daraus zog. Nach dem Krieg wurde der gesamte Besitz an die Firma Hertie verkauft, die dann wiederum vom KarstadtQuelle-Konzern übernommen wurde. Den in alle Welt verstreuten Erben wurde eingeredet, es sei sinnlos, Ansprüche anzumelden. Die von Karstadt eingesetzten Juristen vertrauten darauf, dass eine Klage abgelehnt und damit nicht die Tür aufgestoßen werde für eine Welle von Klagen jüdischer NS-Opfer gegen deutsche Firmen.
Am vergangenen Freitag fand nun das wohl aufsehenerregendste Entschädigungsverfahren in der deutschen Geschichte mit einem spektakulären Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts sein vorläufiges Ende: Danach muss der heutige Eigentümer KarstadtQuelle an die Nachfahren und Erben einen höchstwahrscheinlich dreistelligen Millionenbetrag für die einstigen Wertheim-Liegenschaften zahlen; KarstadtQuelle strebt ein Revisionsverfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht an (siehe SZ vom 5. März).
Die Familiengeschichte der Wertheims wird von den Autoren spannend und kenntnisreich erzählt. Die vielen Fotos aus Familienbesitz, die Stammtafel, die zahlreichen Anmerkungen und das Personenregister sind hilfreich und notwendig, denn im Irrgarten der verschiedenen Generationen und Familienzweige kann es dem Leser passieren, dass er die Orientierung verliert.
FRANZISKA SPERR
ERICA FISCHER, SIMONE LADWIG-WINTERS: Die Wertheims. Geschichte einer Familie. Rowohlt Berlin, Berlin 2004. 383 Seiten, 19,90 Euro.
Das einstige Kaufhaus Wertheim am Leipziger Platz in Berlin
Foto: Ullstein
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das jüngste und spektakuläre Urteil des Berliner Verwaltungsgerichtes macht das Buch der Historikerin Simone Ladwig-Winters und der Autorin Erica Fischer ("Aimee und Jaguar") besonders aktuell: Franziska Sperr geht in ihrer Buchbesprechung ausführlich auf die dem Urteil zugrunde liegende Klage der Wertheim-Erben ein. Deren Familiengeschichte wird "spannend und kenntnisreich" erzählt, so Sperr, dem Buch seien außerdem viele Fotos aus Familienbesitz beigegeben. Als unverzichtbar empfindet sie das Personenregister und die Stammtafel, denn diese über mehrere Generationen sich ziehende Familiengeschichte ist von Natur aus verworren, unübersichtlich. Die Familie Wertheim wurde von den Nationalsozialisten vertreiben, ihr Besitz "arisiert", d.h. zu einem lächerlichen Scheinpreis verkauft. Nach dem Krieg übernahm der Hertie-Konzern das Unternehmen, den Wertheim-Erben wurde eingeredet, so Franziska Sperr empört, dass das Anmelden von Rückerstattungsansprüchen sinnlos sei. Das Berliner Verwaltungsgericht sah das anders, stellt Sperr befriedigt fest; wer sich für die Firmen- und Familiengeschichte der Wertheims interessiert, kann seine Wissenslücken durch Lektüre dieses Buches füllen. Da bekommt man mehr vom Flair des berühmten Wertheim-Kaufhauses mit, als wenn man sich heute in dessen triste Cafeteria setzt, merkt Sperr mit Wehmut an.

© Perlentaucher Medien GmbH…mehr