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Oh ja, man benimmt sich wieder. Aber keine Angst, es ist alles nicht mehr ganz so verkrampft, und wer sich stilvoll danebenbenimmt, wird auch geliebt. Die Benimmbibel erklärt nicht, wie die verschiedenen Weingläser dieser Welt aussehen und wie die Hummergabel von der Dessertgabel zu unterscheiden ist. Nein, Ariane Sommer geht es um die wesentlichen Dinge des Lebens und sie erklärt, wie Sie mit Stil und gutem Benehmen jede Lebenssituation meistern können!

Produktbeschreibung
Oh ja, man benimmt sich wieder. Aber keine Angst, es ist alles nicht mehr ganz so verkrampft, und wer sich stilvoll danebenbenimmt, wird auch geliebt. Die Benimmbibel erklärt nicht, wie die verschiedenen Weingläser dieser Welt aussehen und wie die Hummergabel von der Dessertgabel zu unterscheiden ist. Nein, Ariane Sommer geht es um die wesentlichen Dinge des Lebens und sie erklärt, wie Sie mit Stil und gutem Benehmen jede Lebenssituation meistern können!
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.03.2001

Die Last mit dem Halstuch
Seid nett zu türkischem Gemüse: Frau Sommer weiß, was Kameras wünschen / Von Sandra Kegel

Man hat ihn oder man hat ihn nicht, sagen die Dogmatiker, andere halten ihn für das kostspieligste aller Laster, und glaubt man Oscar Wilde, so ist, wer ihn hat, zur Einsamkeit verdammt, denn er "schließt einen von so vielem aus". Was also ist guter Stil? Bisher glaubte man, diese Frage quäle den Menschen seit seiner Vertreibung aus dem Paradies. (Was trägt man, wenn man sich gerade Gottes Zorn zugezogen hat? Halstuch?) Erst seit kurzem weiß man, daß die Stilnot in Wahrheit mit der Erfindung des Fernsehens über uns hereingebrochen ist. Es waren Regina Zindler und andere Heideköniginnen der jüngeren deutschen Vergangenheit, die uns den ganzen Reichtum schlechten Geschmacks vor Augen geführt haben.

Nichts ist bekanntlich wahr ohne sein Gegenteil. Erkannt hat dies ausgerechnet eines der umtriebigsten Geschöpfe der Medienwelt, Ariane Sommer, die zunächst sich selbst venusartig auf die Welt des Fernsehens gebracht hat und nun, im zartbitteren Alter von 23 Jahren, die Anleitung zur technisch reproduzierbaren Stilsicherheit nachreicht: "Sie sollten stets höflich und immer den Fans gegenüber aufmerksam sein, für die Fotografen sollten Sie immer ein Lächeln haben, ob auf dem roten Teppich oder während der Veranstaltung."

Hart hat Sommer sich ihren Ruf als Berlins "heißeste Party-Maus" erarbeitet. Zwischen den vielen Talk-Show-Terminen und Party-Verpflichtungen tritt sie nun an, eine Leerstelle der Container-Gesellschaft zu füllen: Die Jungautorin hat ein Komplimentierbuch verfaßt über den Umgang mit Menschen wie Zlatko und Verona - und zugleich eine Anleitung für all jene, die so berühmt werden wollen wie sie. Aus der Erkenntnis, daß bei der Flut an Talk-Shows bald jeder irgendwann irgendwo auf einer roten Couch oder einem heißen Stuhl sitzen wird, schlägt Sommer Kapital: "Hand aufs Herz: Auch Sie kennen über drei Ecken jemanden, der schon mal in einer der obengenannten Formate aufgetreten ist." Und nur, wer zu ihrer "Benimm-Bibel" greift, ist vor den "No No's" auf dem Bildschirm, vor Ballonseide, lila gestreiften Leggins und ausgewaschenen Spaghettiträgertops gefeit. Regel Nummer eins: "Wenn eine Kamera in der Nähe ist, gelten andere Regeln."

Niemand hat dieses Gebot so verinnerlicht wie die Autorin selbst. Ihre Karriere begründet hat eine Wanne voller Mousse au chocolat, aufgestellt in einer Berliner Kaufhauspassage, in der sie, spärlich gekleidet, ein Bad nahm. Als die zu der arrangierten Exaltiertheit geladenen Fotografen und Kameraleute vor Freude aufjauchzten, war die Diplomatentochter am Ziel. Seither ist das Produkt Sommer aus den Illustrierten und Klatschkolumnen nicht mehr wegzudenken. Und es scheint, als habe das neue Berlin auf eine solche Projektionsfläche nur gewartet, das sich jahrelang mit Gestalten wie Günter Pfitzmann und Eberhard Diepgen seiner kosmopolitischen Seele versichern mußte. Heute plaudert Sommer angelegentlich mit Harald Schmidt, beim deutschen Filmpreis durfte sie die Trophäen auf die Bühne bringen, es folgte ein Miniauftritt in der RTL-Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten": Stationen der Karriere einer ehemaligen Politologiestudentin, die sich heute als Model, Moderatorin und Schauspielerin begreift, als PR-Agentin, Gastgeberin, VIP-Betreuerin und nunmehr Autorin eines "Knigge" für die Orientierungslosen der "peep"-Gesellschaft.

Ihre größte Leistung besteht zweifellos darin, daß niemand mehr fragt, was sie eigentlich kann. Damit hat sie sogar Verona Feldbusch übertrumpft, die sich zwar unter der gleichen Prämisse emporgearbeitet hat, allerdings gewürzt mit einer deftigen Portion vom Management verordneter Selbstironie. Ariane Sommer hingegen liegt nichts ferner als Ironie. Das Geschäft mit dem Berühmtwerden ist schließlich ein hartes, für das sie ihre Arbeitszeit nach jener der Fotografen ausrichtet und auf Partys so pflichtgemäß erscheint wie andere im Büro. (Siehe dazu das Kapitel: "Möglichst elegantes Verlassen einer Party oder Veranstaltung, wenn man früh gehen möchte".) Die knapp bemessene Ressource "mediale Aufmerksamkeit" berechnet sie mit Kalkül. Einen mazedonischen Schwaben, den allein seine Brustenthaarung mit der Nagelschere und die Annahme, Shakespeare sei eine Biersorte, zu einem Plattenmillionär gemacht haben, straft sie ab: "Auch nach Zlatko gilt: Bildung lohnt sich." Und wehe dem, der die Arbeit am medialen Selbst scheut.

Doch da Sommer nicht mehr nur steif lächelnd auf der Couch sitzen will, hat sie sich auf Adolph Freiherr von Knigge besonnen, der sich ebenso verkannt fühlte, ehe er dem aufgeklärten Bürger des späten achtzehnten Jahrhunderts sein ultimatives Zeremonienbuch vorlegte. "Ultimatives für moderne Menschen" nennt seine Schülerin ihr Kompendium im Untertitel, doch der Verweis geht ins Leere. "Über den Umgang mit Menschen" erfährt der Leser nichts, was er nicht ohnehin schon wußte. Ob er nun bei einer höfischen Tischgesellschaft zugegen ist oder eine E-Mail verfaßt, bedeutet in Stilfragen keinen Unterschied: Und was Knigge auf knapp zwei Seiten abhandelt - Fisch-nie-mit-dem-Messer-essen und Während-der-Predigt-nicht-schlafen -, füllt fast die gesamten 223 Seiten der "Benimm-Bibel". Wo Knigge nichts ferner lag als Fragen der Etikette, hält Sommer es mit der Netiquette: Wie verhalte ich mich im Chatroom, warum eignen sich SMS für einen Flirt, und wieso darf ich im Auto nicht telefonieren? Sonnenbrille ja oder nein, Kaugummi oder Minzpastillen, Gucci oder Gaultier, und bitte niemals Strapse. Dazu Tips von "meiner Nagelstylistin Renate" und den Rat: "Grüßen Sie doch einfach mal die Frau des türkischen Gemüsehändlers". So also hört sich das an, wenn der Stil sich von der Charakterbildung völlig gelöst hat. Aber sogar für dieses Dilemma hält Frau Sommer noch Trost bereit; auch ein Fauxpas, so betont sie, sollte niemals Anlaß zur Verzweiflung geben - "das passiert selbst den Besten unter uns".

Ariane Sommer: "Die Benimm-Bibel". Ultimatives für moderne Menschen. Argon Verlag, Berlin 2001. 224 S., geb., 34,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Kein gutes Haar lässt Sandra Kegel an Ariane Sommers Benimm-Fibel, ein Buch, das sich für die Rezensentin durch höchste Überflüssigkeit auszeichnet. Für die Nicht-Berliner: Ariane Sommer ist angeblich Berlins "heißeste Party-Maus", und ihr Buch versteht sich laut Kegel als Anleitung für all diejenigen, die ebenso berühmt werden wollen wie sie. "Arbeit am medialen Selbst", nennt es Kegel. Zwar berufe sich Sommer auf den berühmten Freiherr von Knigge und seine Regeln "Über den Umgang mit Menschen", aber über denselben erfahre der Leser nichts, "was er nicht schon wüßte": rein äußerliche Benimmregeln, die der alte Anstandsherr auf zwei Seiten abhandelte, wofür die Diplomatentocher von heute über 200 Seiten braucht: Darf ich im Auto telefonieren? Kaugummi oder Minzpastillen? So lauten Fragen der "Netiquette", wie Kegel es nennt, im Netz-Zeitalter. Auf letzteres hätten wir gerne eine Antwort erhalten. Allerdings haben wir so eine gewisse Ahnung.

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