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Ein neuer Band der „Haidnischen Alterthümer“ zum 250. Geburtstag des vergessenen Lieblingsautors der Deutschen am 5.10.2008. Wer war der bekannteste, beliebteste und meistgelesene Erzähler der Goethezeit? Goethe selbst? Wieland? Jean Paul? Es war August Lafontaine. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurden seine Romane von Königen und Kammerzofen gleichermaßen geliebt und in den Leihbüchereien regelrecht zerlesen. Nach den ersten Bestsellererfolgen war der abgebrochene Student, Hauslehrer und Feldprediger der erste deutsche Schriftsteller, der sich entschloss, allein von den Erträgen seiner…mehr

Produktbeschreibung
Ein neuer Band der „Haidnischen Alterthümer“ zum 250. Geburtstag des vergessenen Lieblingsautors der Deutschen am 5.10.2008. Wer war der bekannteste, beliebteste und meistgelesene Erzähler der Goethezeit? Goethe selbst? Wieland? Jean Paul? Es war August Lafontaine. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurden seine Romane von Königen und Kammerzofen gleichermaßen geliebt und in den Leihbüchereien regelrecht zerlesen. Nach den ersten Bestsellererfolgen war der abgebrochene Student, Hauslehrer und Feldprediger der erste deutsche Schriftsteller, der sich entschloss, allein von den Erträgen seiner Feder zu leben. Die Folge war, dass seine Romane in immer dichterer Folge erschienen und in der Qualität so stark abfielen, dass Lafontaine zum Spott der Romantiker und sein Werk bald vergessen wurde. Dabei war er ein internationaler Bestsellerautor: Seine Romane wurden in 14 Sprachen übersetzt, Stendhal und Madame de Staël zählten zu seinen begeisterten Lesern. Lafontaines Werke verkauften sich so gut, dass sogar ausländische Buchhändler noch vor Erscheinen 100 Exemplare seines neuesten Buches bestellten. Sein vierbändiger Roman über „Leben und Thaten des Freiherrn Quinctius Heymeran von Flaming“ von 1795-1796 zählt zu Lafontaines größten Erfolgen und zeigt den Autor auf der Höhe seiner Romankunst: Für Novalis war das Buch „unter den mir bekannten komischen Romanen fast der Matador“, Georg Christoph Lichtenberg notierte in sein Sudelbuch, dass der Flaming ein „ganz vorzüglich guter Roman“ sei, und Böttiger kolportiert aus Weimar: „Wieland hatte soeben den 3ten Theil vom Flaming gelesen, u. hielt ihm eine große Lobrede“. Das Buch erzählt die satirische Lebens-, Leidens- und Liebesgeschichte eines adelsstolzen, dabei herzensguten Toren, der jeder neuen Theorie, von der er viel gehört, aber wenig verstanden hat, mit ebenso viel Eifer wie Narrheit anhängt. Flaming begeistert sich abwechselnd für Lavaters Physiognomik, Rousseaus „Émilie“ und „Nouvelle Heloïse“ sowie die Philosophie Immanuel Kants, auch für die im späten 18. Jahrhundert aufkommende Luftschifferei der Brüder Montgolfier und die Französische Revolution fängt er Feuer. Vor allem aber ist er ein übereifriger Parteigänger der Rassenlehre des Göttinger Professors Christoph Meiners, der zufolge die Kelten, die man an blonden Haaren und blauen Augen erkennen könne, eine Rasse seien, die allen anderen Völkern überlegen und zum Führen auserwählt sei. Lafontaine führt diesen „Prä=Arier=Fanatismus“ (Arno Schmidt) ad absurdum, indem er den auch in Liebesdingen notorisch unglücklich agierenden Flaming sich am Ende in eine Schwarze, die schöne Iglou, verlieben lässt. „Das zierlich-weitschweifige Buch“ sei „beste, aber noch konsequentere NATHAN-Tradition“, schrieb Arno Schmidt in seinem Funkdialog „Eine Schuld wird beglichen“ über Lafontaine. Zeitgleich mit Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ und Jean Pauls „Hesperus“ erschienen, ist der „Flaming“ ein hervorragendes Beispiel für das, „was die Deutschen lasen, während sie ihre Klassiker schrieben“ (Walter Benjamin). In der Reihe „Haidnische Alterthümer“, erscheinen seit 1978 vergessene und von Arno Schmidt empfohlene Bücher aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die Reihe wird fortgesetzt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Baron Quinctius Heymeran von Flaming hat einen Knall. Daran lässt August Lafontaine, immerhin der Autor, der ihn schuf, auf 1200 Seiten, keinen Zweifel. Flaming nämlich glaubt an eine irrsinnige Rassentheorie, die die Blonden den Schwarzhaarigen vorzieht und allerlei Dummheiten mehr. Das ganze wächst sich, nachdem der Baron aus der Großstadt vertrieben ist, aus zu einer "Unser Dorf soll rassistischer werden"-Aktion. Eine Satire ist das, erklärt ein durchaus eingenommener Tilman Spreckelsen, auf die "Buchgelehrsamkeit", und zwar eine Satire, die auch heute noch, mehr als zweihundert Jahre nach ihrer Entstehung, unterhält. Mit Einschränkungen zwar, so Spreckelsen, denn nicht jede Nebenfigur und Nebenhandlung wäre nun wirklich nötig gewesen, und wie der Held tickt, hätte man auch ohne Zusatz-Erklärerfigur kapiert. Aber insgesamt scheint dem Rezensenten der einst von Arno Schmidt wiederentdeckte Autor Lafontaine sehr wohl einer erneuten Wiederentdeckung wert.

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