Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 28,00 €
  • Broschiertes Buch

Haben sich die Deutschen in der Kolonialzeit in Südwestafrika vor hundert Jahren eines Völkermordes schuldig gemacht?
Im Mittelpunkt des Buches steht die brisante aktuelle Diskussion um die Forderung der Herero nach Entschädigung.
Am 12. Januar 1904 erhoben sich die Herero gegen die deutsche Kolonialmacht im heutigen Namibia. Hundert Jahre später klagen die Herero gegen die deutsche Bundesregierung und einige deutsche Unternehmen auf Wiedergutmachung. Dabei beziehen sich die Nachkommen der Opfer auf die Entschädigung ehemaliger jüdischer Zwangsarbeiter.
Die Diskussion um den
…mehr

Produktbeschreibung
Haben sich die Deutschen in der Kolonialzeit in Südwestafrika vor hundert Jahren eines Völkermordes schuldig gemacht?

Im Mittelpunkt des Buches steht die brisante aktuelle Diskussion um die Forderung der Herero nach Entschädigung.

Am 12. Januar 1904 erhoben sich die Herero gegen die deutsche Kolonialmacht im heutigen Namibia. Hundert Jahre später klagen die Herero gegen die deutsche Bundesregierung und einige deutsche Unternehmen auf Wiedergutmachung. Dabei beziehen sich die Nachkommen der Opfer auf die Entschädigung ehemaliger jüdischer Zwangsarbeiter.

Die Diskussion um den Völkermord und die Klage macht deutlich, dass in Deutschland und Namibia die Zeit des Kolonialismus längst noch nicht aufgearbeitet ist. In beiden Ländern steht dieser Prozess erst am Anfang. Das vorliegende Buch kann dazu beitragen, eine öffentliche Debatte um Kolonialschuld und Entschädigung zu führen.
Autorenporträt
Janntje Böhlke-Itzen, geboren 1978 in Wilhelmshaven, Studium der Sozialökonomie an der Hamburger Universität für Wirtschaft und der Universität für Internationalen Beziehungen in Berlin, Studienaufenthalte in Namibia und Botswana.

Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung

Kurz und knapp
JANNTJE BÖHLKE-ITZEN: Kolonialschuld und Entschädigung. Der deutsche Völkermord an den Herero 1904-1907. Brandes und Apsel, Frankfurt. 2004. 144 Seiten, 12,90 Euro.
Ob man den Krieg des deutschen Kaiserreiches gegen die Herero und Nama in der einstigen deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika als Aufstand, als Kolonialkrieg oder als Völkermord bezeichnet, galt bis vor kurzem als akademisches Problem. Seit Nachkommen der Herero jedoch die Forderung nach monetärer Wiedergutmachung erhoben haben und in den USA vor Gericht zogen, um gegen die Bundesregierung, die Deutsche Bank und eine Reederei klagen, ist aus einer historischen Frage eine juristische – und eine politische geworden. Bis heute ist unklar, wie viele Herero damals der Kolonialmacht zum Opfer fielen. Die Schätzungen reichen bis zu 60 000 Toten.
Die Klage der Herero hat sich eine ganze Reihe von Wiedergutmachungsklagen meist ethnisch definierter Gruppen zum Vorbild genommen – vor allem aber die von Deutschland an den Opfern des Nationalsozialismus geleisteten Entschädigungszahlungen. Die Herero klagen nun, Opfer deutscher Täter sowie Opfer eines Völkermordes geworden zu sein. Ist ersteres vor allem von moralischer Bedeutung, so liegt das Problem eines Gerichtsverfahrens vor allem im Aspekt des Völkermordes. Das betont Norman Paech in Janntje Böhlke-Itzens Buch zur „Kolonialschuld und Entschädigung”. Er weist darauf hin, Verjährung sei das Haupthindernis bei jedem Versuch der juristischen Aufarbeitung. Völkermord ist als Straftatbestand davon allerdings ausgenommen.
Paechs ausgezeichnete rechtstheoretische Einführung in die Fragen nach einer juristischen Wiedergutmachung derartigen Unrechts findet sich in dieser Studie, in der die Autorin erstmals die Debatte um die historische Bewertung der deutschen Kolonialherrschaft über das heutige Namibia und vor allem den zwischen 1904 und 1908 geführten Krieg systematisch nachzeichnet. Sorgfältig analysierend legt sie die verschiedenen Positionen in der „Völkermordfrage” dar und scheut sich auch nicht, die revisionistische Haltung hinter einigen der vermeintlich wissenschaftlichen Positionen bloßzulegen. Schmal im Umfang und deshalb etwas zu stark auf den Krieg selbst fokussiert, bietet Janntje Böhlke-Itzen eine gute Einführung in die Debatte und damit auch in ein Kapitel deutscher Vergangenheit, das bei weitem noch nicht „bewältigt” ist, weder juristisch noch politisch.
JÜRGEN ZIMMERER
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Jürgen Zimmerer handelt diese Studie in der Rubrik "kurz und knapp" ab, und ebenso bündig fällt sein Urteil aus: "Ausgezeichnet" sei dieses Buch. Der Hamburger Völkerrechtler Norman Paech führe in seinem Vorwort in die rechtstheoretischen Fragen zum Mord an den Herero ein. Diese sind insofern entscheidend, wie Zimmerer erklärt, als von der Bewertung des Krieges gegen die Herero - als Kolonialkrieg, Aufstand oder Völkermord - auch eine Entschädigung abhängt. Böhlke-Itzen nun zeichne systematisch nach, wie sich die Bewertung historisch gewandelt habe, und analysiere "sorgfältig" die verschiedenen Positionen. Sie scheue sich auch nicht, "die revisionistischen Haltungen hinter einigen der vermeintlich wissenschaftlichen Positionen bloßzulegen".

© Perlentaucher Medien GmbH