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Die Ich-Erzählerin ist eine Frau von 37 Jahren, alleinerziehende Mutter zweier Kinder, der Expartner lebt in Israel. Sie unterrichtet Geografie in einer Abendschule für Erwachsene. An den freien Tagen schreibt sie ihre Beobachtungen in eine Art intimes Tagebuch. Sie schreibt so, wie sie Jahre zuvor um die Welt gereist ist, als 'klassische' Tramperin, unabhängig und allein, geleitet von dem, was ihr begegnet und widerfährt. Diese Weltreise war eine Schlüsselerfahrung, und sie nimmt darauf immer wieder Bezug: das Zufällig-an-einem-Ort-Sein, das Unterwegssein, das flüchtige Abenteuer, das…mehr

Produktbeschreibung
Die Ich-Erzählerin ist eine Frau von 37 Jahren, alleinerziehende Mutter zweier Kinder, der Expartner lebt in Israel. Sie unterrichtet Geografie in einer Abendschule für Erwachsene. An den freien Tagen schreibt sie ihre Beobachtungen in eine Art intimes Tagebuch. Sie schreibt so, wie sie Jahre zuvor um die Welt gereist ist, als 'klassische' Tramperin, unabhängig und allein, geleitet von dem, was ihr begegnet und widerfährt. Diese Weltreise war eine Schlüsselerfahrung, und sie nimmt darauf immer wieder Bezug: das Zufällig-an-einem-Ort-Sein, das Unterwegssein, das flüchtige Abenteuer, das Vorübergehen. Die Tagebuchschreiberin ist bemüht um Genauigkeit, Ehrlichkeit, Illusionslosigkeit - das Leben: 'eine lange Reise, auf der man Station für Station registriert'. Trotz einer bemerkenswert distanzierten Erzählhaltung ist alles andere als ein kalter Text entstanden. Er berichtet von den Erlebnissen einer Mutter, einer Lehrerin, einer Tochter und Schwiegertochter. Keine Sensationen, der Alltag einer modernen berufstätigen Frau. Und doch: ein Text voller Spannungsbögen, der im Laufe der Lektüre einen enormen Zug entwickelt und die Lesenden nicht mehr loslässt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2006

Schreiben im Konjunktiv
Liberaturpreis verliehen

Für ihren Roman "Die Passantin" hat die Schriftstellerin Andrea Blanqué den Liberaturpreis erhalten, mit dem der gleichnamige Frankfurter Verein seit 19 Jahren auf Autorinnen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien aufmerksam macht. Im Ökumenischen Zentrum Christuskirche nahm die Preisträgerin die Urkunde und einen Scheck über das eher symbolische Preisgeld von 500 Euro entgegen. Mit der knappen Beschreibung von Einsichten, Erfahrungen und Träumen, so die Jury, halte die Autorin eine subjektive Sichtweise fest, die nichts vereinheitliche, sondern die Welt in Fragmente zerlege: "Der Autorin gelingt es, einen Weg aus den Zwängen der Konformität zu beschreiben, ohne die Verwurzelung im Alltäglichen abzustreifen." In ihrer Laudatio verglich die Lektorin Bettina Höfling-Semnar den Inhalt des Romans zwar mit einer Seifenoper, pries aber im selben Atemzug die klare, präzise Sprache der Verfasserin. Andrea Blanqué schreibe gewissermaßen "im Konjunktiv", einer Form, in der Frauen ihre Wünsche und Sehnsüchte gegen herkömmliche Gegensatzpaare wie Mann und Frau oder Natur und Kultur ausdrückten. In ihrer Dankesrede, gedolmetscht von ihrer Übersetzerin Sybille Martin, stellte sich die Preisträgerin als "Geschichtenerfinderin" vor, die autobiographische Bezüge tunlichst vermeide.

In "Die Passantin", ihrem zweiten Roman und dem ersten ihrer Bücher, das ins Deutsche übersetzt worden ist, hat Andrea Blanqué eine Heldin ohne Vornamen erfunden. Señora Mann, Enkelin eines deutschen Auswanderers und Mutter zweier Kinder, ist 37 Jahre alt, als sie nach der Trennung von ihrem Ehemann ihr Familienleben allein meistern muß. In 216 Tagebucheintragungen erzählt die Geographielehrerin, wie sie sich in einen gelähmten Schüler verliebt und von dessen Bruder fast vergewaltigt wird, bevor sie in einer Welt des Machismo, der One-Night-Stands und des Tangos ihren eigenen Weg findet, während ihre Kollegin, eine Philosophielehrerin, mit ihrem Single-Lebenskonzept an den Erwartungen und Forderungen der südamerikanischen Gesellschaft scheitert. Andrea Blanqué hatte offenbar keine Angst zu scheitern. Sonst wäre sie nach ihrem Literatur- und Philologiestudium in Spanien nicht nach Uruguay zurückgekehrt. 1959 in der Hauptstadt Montevideo geboren, unterrichtet sie an privaten Gymnasien und schreibt für "El País Cultural". Sie hat mehrere Lyrikbände und Erzählungen veröffentlicht. Für "Die Passantin", die auch als Hörbuch vorliegt, ist sie in Uruguay und Spanien mehrfach ausgezeichnet worden. Ein dritter Roman ist inzwischen auf spanisch erschienen.

CLAUDIA SCHÜLKE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Uwe Stolzmann ist verblüfft: Soviel "Mut zur Schlichtheit" und zum linear erzählten Stoff sei selten, und man ist geradezu erstaunt, wie leicht und eingängig ein so "kunstfertiges" und streng konstruiertes Stück Prosa daherkommen kann. Blanque erzählt konsequent aus der Ich-Perspektive einer einstigen Aussteigerin, die durch die Welt bummelte und sich nun im beschaulichen Montevideo in einem eher unaufgeregten Dasein als Lehrerin wiederfindet: "Was ihr an Weite fehlt, versucht sie durch Tiefe zu ersetzen", glaubt der Rezensent und verweist auf Tagebuchnotizen der Protagonistin. Eigentlich sei dies aber ein Roman über das Abenteuer des Schreibens: "Die stete Erschaffung der Welt durch Wörter, die Schöpfung, unschuldig, auf einem leeren Blatt Papier."

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