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Ein humaner und absurd-komischer Bericht von den Schrecknissen des Abgerichtetwerdens: László Garaczi führt seinen Erzähler, dem der Eintritt in ein befriedigendes Liebes- und Sexualleben nicht so recht gelingen will, mit der Aufnahme in den Militärdienst tiefer in die goldenen Jahre des ungarischen Sozialismus hinein. Aber dieses Buch ist keine Militärklamotte, es ist keine humoristische Erinnerung an Albernheiten eines ohnehin belachten Systems - und es ist auch keine Anklage gegen die Inhumanität dieses Systems! Unmenschlichkeit und Brutalität hat der Erzähler lange vor dem Militär…mehr

Produktbeschreibung
Ein humaner und absurd-komischer Bericht von den Schrecknissen des Abgerichtetwerdens: László Garaczi führt seinen Erzähler, dem der Eintritt in ein befriedigendes Liebes- und Sexualleben nicht so recht gelingen will, mit der Aufnahme in den Militärdienst tiefer in die goldenen Jahre des ungarischen Sozialismus hinein. Aber dieses Buch ist keine Militärklamotte, es ist keine humoristische Erinnerung an Albernheiten eines ohnehin belachten Systems - und es ist auch keine Anklage gegen die Inhumanität dieses Systems! Unmenschlichkeit und Brutalität hat der Erzähler lange vor dem Militär kennengelernt, schon in der Schule, schon in der Familie (Territorien, die Garaczi schon in seinem zweiteiligen Roman Die wunderbare Busfahrt erkundet hat); Unmenschlichkeit steckt gewissermaßen im Herzen dieser Welt, Erniedrigung und Missbrauch gehören zum täglichen Geschäft der Menschen, das Militär ist nur ein weiterer Schauplatz, an dem diese Fähigkeiten brillant trainiert werden.Der junge Mann mit dem Spitznamen 'Knochen' ist bereit, alles zu tun, um diesem Abrichtungs-system zu entgehen, bevor er gebrochen wird, bricht er sich lieber selbst den Arm. Unbestimmte, undeutliche Wünsche und Sehnsüchte treiben ihn an, die zu formulieren er nicht in der Lage ist; stattdessen sammelt er Wörter, seltsame, komische Ausdrücke, notiert sie in sein Heft und bleibt, vorerst, stumm - eine Ahnung vielleicht, dass nur das Wahrnehmen, das Benennen und am Ende das Aufschreiben aus der Lähmung und aus dem Grauen der Verhältnisse hinausführen können. Paradoxerweise schafft er am Ende, was ihm zu Anfang verwehrt blieb: nun, da er ein 'Mann' ist, erhört ihn Kamilla doch noch.László Garaczi hat sich inzwischen als unbestechlicher Chronist der Erziehung und Anpassung an erniedrigende Bedingungen in die europäische Literaturgeschichte hineingeschrieben.'László Garaczi gibt uns mit Witz und Furor Bilder, wie wir sie seit - wann auch immer, vielleicht seit Jean Paul nicht mehr gelesen haben: Große Literatur, deren Tragik - falls das hier überhaupt eine zuständige Kategorie sein kann - darin besteht, dass sie komisch ist.' (Guido Graf, Basler Zeitung)'Die Komplexität aus Humor, Ironie und herzzerreißender Tragik - auf sprachlicher wie auch auf kompositorischer Ebene - machen diesen Roman zu Garaczis liebenswertesten, wenn nicht bisher besten überhaupt.' (Péter Dérczy, Prae)'Garaczi gehört zu jenen ungarischen Dichtern, die sich durch amerikanische Vorbilder anregen lassen (abwegig wäre es nicht, in diesem Zusammenhang Woody Allen zu nennen)' (Zsuzsanna Gahse, Der kleine Bund)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.09.2011

Jugend in Baracken

Das Militär ist kein Ort für Sensibelchen. Das muss der Erzähler in László Garaczis neuem Roman erfahren. Seine Heimat Ungarn galt im Westen in den späten siebziger und frühen achtziger Jahren gern als lustigste Baracke im Ostblock, davon ist in diesem düsteren Buch wenig zu spüren. Knochen, so der Spitzname des Erzählers, kaut Nägel, zappelt mit den Füßen und hatte noch nie eine Frau, wenn man von der erfolglosen Fummelei mit seiner Klassenkameradin Kamilla absieht. Keine guten Voraussetzungen, um in der brutalen Welt der Kaserne zu überleben. Deshalb besinnt er sich auf die alte Methode des Erhungerns, die ihn in die Einsamkeit einer Krankenbaracke und später vielleicht sogar in die Dienstuntauglichkeit befördern könnte. Als das nicht den erhofften Erfolg bringt, lässt er sich die Knochen brechen, würgt Blut aus sich heraus, erblindet zeitweilig. Seinen Lemuren-Freunden geht es nicht viel besser. Sie stürzen in die militärische Hölle und werden zu Totengeistern eines dem Untergang geweihten Systems, das noch keine passende Grabstätte gefunden hat. Schon in seinem Roman "Das Ende einer Busfahrt" führte der im Jahr 1956 in Budapest geborene Schriftsteller László Garaczi seine Leser in eine von Erniedrigungen geprägte Welt des Erwachsenwerdens in Zeiten der Diktatur. Sein neuer Roman kann sich zwar nicht ganz zur sprachlichen Verve des kafkaesken Vorgängers aufschwingen, wohl aber vermittelt er Einblicke in eine ganz und gar nicht lustige Baracke. (László Garaczi: "Bekenntnisse eines Lemuren". Roman. Aus dem Ungarischen von György Buda. Literaturverlag Droschl, Wien 2011. 190 S., geb., 19,- [Euro].) sber

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Einen sprachmächtigen Autor hat Ilma Rakusa uns vorzustellen. Und ein haarsträubendes Männerbuch, zwischen Komik und Entsetzen changierende Einblicke in den ungarischen Kasernenalltag und ein "fast heiteres Finale" inklusive. Zuvor aber hat der etwas ungelenke Held einiges durchzustehen, Latrinendienst, Prügelstrafe, die Bekanntschaft eines Lemuren. Rakusa gefällts, der Held bleibt in Erinnerung, genau wie das Budapest der 70er, das Laszlo Garaczi so "registerreich", das Erwartbare, Oberflächliche berührend, beschwört.

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