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Alle machen Hirnforschung. Kaum eine Wissenschaftsdisziplin kann sich wehren, mit dem Vorsatz »Neuro-« zwangsmodernisiert und mit der Aura vermeintlicher experimenteller Beweisbarkeit veredelt zu werden. Die Kinder der Neuroinflation heißen Neurotheologie, Neuroökonomie, Neurorecht oder Neuroästhetik. Der gegenwärtige Neurohype führt zu einer Durchdringung unserer Lebenswelt mit Erklärungsmodellen aus der Hirnforschung. Bin ich mein Gehirn? Nur ein Bioautomat?Felix Haslers scharfsinniger Essay ist eine Streitschrift gegen den grassierenden biologischen Reduktionismus und die überzogene…mehr

Produktbeschreibung
Alle machen Hirnforschung. Kaum eine Wissenschaftsdisziplin kann sich wehren, mit dem Vorsatz »Neuro-« zwangsmodernisiert und mit der Aura vermeintlicher experimenteller Beweisbarkeit veredelt zu werden. Die Kinder der Neuroinflation heißen Neurotheologie, Neuroökonomie, Neurorecht oder Neuroästhetik. Der gegenwärtige Neurohype führt zu einer Durchdringung unserer Lebenswelt mit Erklärungsmodellen aus der Hirnforschung. Bin ich mein Gehirn? Nur ein Bioautomat?Felix Haslers scharfsinniger Essay ist eine Streitschrift gegen den grassierenden biologischen Reduktionismus und die überzogene Interpretation neurowissenschaftlicher Daten: ein Plädoyer für Neuroskepsis statt Neurospekulation.
Autorenporträt
Felix Hasler (Dr. pharm.) ist Research Fellow an der Berlin School of Mind and Brain der Humboldt-Universität zu Berlin, Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und Wissenschaftsjournalist. Zuvor forschte er an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.11.2012

Viel Neuro, überall

Die Dekade des Gehirns, die George Bush senior Anfang der neunziger Jahre ausrief, hat längst sein eigenes Metier erreicht. Im amerikanischen Wahlkampf blühten die neurowissenschaftlich gestützten Analysen, die Romney Spitzenwerte in der Gehirnaktivität seiner Zuhörer und Obama ausbaufähige Reaktionen in der Amygdala attestieren. Gehirnregionen wurden wie Wahlkreise abgesteckt. Liberale haben überraschend ein größeres Gefühlszentrum und Konservative ein größeres Angstzentrum im Gehirn. Blühender Unsinn, den immerhin die "New York Times" verbreitet. Gegen die irreführende modulare Denkweise und andere Verkürzungen und falsche Versprechen auf dem Feld der Neurowissenschaften tritt Felix Hasler an. Sein Buch ist ein Feldzug durch alle Bindestrich-Disziplinen von der Neuro-Theologie über die Neuro-Kunstgeschichte bis hinein in die konkreten Anwendungsfelder wie dem Neuro-Marketing. Hasler prüft nicht nur die überzogenen Ansprüche, sondern auch die Übertragungskanäle der Neuro-Mystik, den medialen Import positivistischer Denkweisen, das Aufleben alter Geschlechterstereotypen unter neurowissenschaftlichem Etikett, den akademischen Missbrauch des Neuro-Additivs, ohne das an keine Forschungsgelder mehr zu kommen ist, und die Verdinglichung des Patienten in der Neuropsychiatrie. Der Weltdeutungsanspruch der Hirnforschung hat seinen Zenit längst überschritten. Auch Neuromythologie ist inzwischen ein gut etablierter Begriff. Hasler fällt seinem angestrengten Neuigkeitston selbst in den Rücken, wenn er eine neue Generation bescheidener Forscher sieht, die nicht mehr das Wesen der Dinge, sondern die Funktionsweisen hinter den Phänomenen erklären will. Zu begrüßen ist sein engagiertes Plädoyer trotzdem, die fragwürdigen Anwendungen neurowissenschaftlichen Halbwissens blühen. Der Neuro-Nasdaq, der eigene Finanzindex der Gehirnökonomie, ist weiter auf Höhenflug. (Felix Hasler: "Neuromythologie". Transcript Verlag Bielefeld 2012, kart., 264 S., 22,80 [Euro] .) thom

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Mit einem Stoßseufzer der Erleichterung nimmt Felix Ekardt das Buch des Neurowissenschaftlers Felix Hasler auf, der ihm mit seiner Generalattacke auf die Hirnforschung aus der Seele zu sprechen scheint. Hasler widerspricht den durch die neuen bildgebenden Verfahren auf den ersten Blick so einleuchtenden Behauptungen der Hirnforschung, wonach sich bestimmte Verhaltensweisen in bestimmten Arealen des Gehirns lokaliseren lassen. Dafür sei das Gehirn viel zu komplex aufgebaut, lernt der Rezensent. Der Autor macht für den Publicity-trächtigen Durchbruch der Neurowissenschaften vor allem die lukrativen Forschungsaufträge der Pharmafirmen verantwortlich, die sich neue Absatzmärkte für ihre Medikamente versprächen. Geradezu  "faschistoide Tendenzen" attestiert der Rezensent der neuen Konjunktur des verbrecherischen Charakters, seit Wissenschaftler sogar den "Antrieb zu Straftaten" im Gehirn geortet haben wollen.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Das Buch bietet Außenstehenden [...] wichtige, aktuelle und kontroverse Einsichten in die Wissensproduktion und -vermarktung von Teilen der Neurowissenschaften.« Stephan Schleim, Soziologische Revue, 37 (2014) »Hasler trägt mit seinem Buch zur verdienstvollen Auseinandersetzung mit den Neurowissenschaften bei. Er [führt] seiner Leserschaft vor Augen, wo die Grenzen des Neuro-Hype sind, weist auf überzogene Versprechungen hin und demonstriert am Exempel, wie man mit einem neuen Forschungsgebiet geschickt Wissenschaftspolitik macht.« Reinhard Kreissl, Kriminologisches Journal, 46/1 (2014) »Dieses Buch ist nicht nur notwendig, sondern macht auch Spaß.« Anne Bundschuh, Gen-ethischer Informationsdienst, 6 (2013) »Ein lange fälliges Buch.« Reinhard Heil, Technikfolgenabschätzung, 1/22 (2013) »Ein engagiertes, wissenschaftstheoretisch hochinteressantes Buch, das möglichst viele Menschen lesen sollten. Nicht klienten- respektive personzentriert vorgetragenem Expertenwissen nicht blind zu vertrauen ist die Botschaft dieser ebenso sozialpolitisch wie wissenschaftstheoretisch relevanten Streitschrift.« Mark Galliker, www.socialnet.de, 30.04.2013 »Felix Haslers Buch [...] ist ultraklug. Es verstört die Richtigen.« Jan Feddersen, taz, 23./24.03.2013 »Neuromythologie ist ein Werk, das jedeR lesen sollte, um sich eine gesunde Skepsis gegenüber massenmedial verbreiteten wissenschaftlichen Sensationsmeldungen zu bewahren. Alle die mitreden wollen über die zur Zeit dominante Hirnforschung, deren Erkenntnisse und Versprechungen kommen am [...] Werk nicht vorbei.« David Kreitz, www.socialnet.de 11.03.2013 »Diese Streitschrift entlarvt das naive Sich-Verlassen auf die Hirnforschung als Mythos [...] - und das ist überfällig!« Dieter Bach, lehrerbibliothek.de, 1 (2013) »Man kann sich eigentlich nur wünschen, dass möglichst viele - vor allen Dingen Studenten - sich dieses kritische (positiv-konstruktive) Buch als Lektüre einmal vornehmen.« Eberhard Goldammer, www.amazon.de, 15.01.2013 »Das Buch ist gut verständlich geschrieben und fesselt von Beginn an durch Haslers scharfsinnige Gedanken. Es ist ein Muss für die Auseinandersetzung mit den aktuellen Strömungen in der Psychiatrie.« Gabriella Hunziker, Deutsches Ärzteblatt, 3/110 (2013) »Felix Hasler ist hier ein sehr lesenswertes Buch gelungen, in dem er sein Fachwissen mit einem enormen Gewinn für den Leser ausspielen kann. Er bleibt stets gut verständlich und sachlich.« Jonas Hentschel, Oya, Januar/Februar (2013) »Man muss Hasler [...] dankbar sein, dass er in breiter Kenntnis der Sachlage der Hirnforschung die gegebenen 'Mythen' aufzeigt, um jene Realitätskontrolle sicherzustellen, die dem Menschen in der Freiheit seines Bewusstseins eine persönliche Wertigkeit vermittelt.« A. Resch, Grenzgebiete der Wissenschaft, 62/1 (2013) »Gegen die irreführende modulare Denkweise und andere Verkürzungen und falsche Versprechungen auf dem Feld der Neurowissenschaften tritt Felix Hasler an.« Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.11.2012 Besprochen in: GMK-Newsletter, 11/12 (2012) SR 2 - Morgenmusik, 08.01.2013 Schweizerische Ärztezeitung, Gabriella Hunziker, 49 (2012) www.frauenrat-nrw.de, 15.11.2012, Christa Tamara Kaul www.umweltjournal.de, 1 (2013) Oya, 1/2 (2013), Jonas Hentschel Deutschlandradio Kultur, 08.02.2013, Frank Kaspar Radio OE1, Radiokolleg, 19.02.2013, Marlene Nowotny taz, 23./24.03.2013, Jan Feddersen Zeitschrift für systemische Beratung, 31/3 (2013) WDR 5 - Leonardo, 19.04.2013, Karl-Heinz Heinemann http://zeuchsbuchtipps.blogspot.de, 30.04.2013, Andreas Zeuch Gehirn und Geist, 4 (2013), Alexander Soutschek sehepunkte, 5 (2013), Daniel Grana-Behrens taz, 22.05.2013, Timo Stukenberg Wehrmedizinische Monatsschrift, 57/5-6 (2013), Christina Schröder GPSP, 6 (2013) Die Furche, 25.07.2013, Martin Tauss Kinder- und Jugendarzt, 44/10 (2013), Stephan Heinrich Nolte FAPI Nachrichten, 14.12.2013 Streifzüge, 57 (2013) Scientia Poetica, 18 (2014), Martin Winterhalder bild der wissenschaft, 6 (2017), Christian Wolf…mehr