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Der Strukturwandel im Gesundheitswesen führt nicht nur zu Veränderungen bei Leistungserbringern und Krankenkassen - auch die Ansprüche und Ansichten der Patienten erhalten mehr Gewicht. Die Gesundheitswirtschaft wird immer stärker zu einem Markt, in dem Mediziner, Krankenhäuser oder MVZ immer deutlicher als Anbieter auftreten, die ihre Patienten als Kunden mit qualitativ hochwertigen Leistungen bzw. Leistungsversprechen und Services sowie durch eine klare Abgrenzung von Mitbewerbern zu gewinnen oder zu halten suchen. Vor diesem Hintergrund analysiert dieser Herausgeberband die Rolle und…mehr

Produktbeschreibung
Der Strukturwandel im Gesundheitswesen führt nicht nur zu Veränderungen bei Leistungserbringern und Krankenkassen - auch die Ansprüche und Ansichten der Patienten erhalten mehr Gewicht. Die Gesundheitswirtschaft wird immer stärker zu einem Markt, in dem Mediziner, Krankenhäuser oder MVZ immer deutlicher als Anbieter auftreten, die ihre Patienten als Kunden mit qualitativ hochwertigen Leistungen bzw. Leistungsversprechen und Services sowie durch eine klare Abgrenzung von Mitbewerbern zu gewinnen oder zu halten suchen. Vor diesem Hintergrund analysiert dieser Herausgeberband die Rolle und Handlungsmöglichkeiten der Patienten im Gesundheitssystem und diskutiert, welche Voraussetzungen für eine größere Handlungsbefähigung von Patienten als Kunden geschaffen werden müssen.
Autorenporträt
Andrea Fischer, von 1998 bis 2001 Bundesministerin für Gesundheit, ist heute selbständige Beraterin für Unternehmen der Gesundheitswirtschaft und Vortragende zu Themen der Gesundheitspolitik und - wirtschaft sowie zur Ethik der Medizin.
Professor Dr. Rainer Sibbel ist Professor für Betriebswirtschaft, insbesondere Internationales Gesundheitsmanagement. Im Oktober 2004 wurde er als akademischer Direktor des MBA - International Hospital and Healthcare Management sowie Leiter des Institute for International Health Management an den Stiftungslehrstuhl der Fresenius Hochschulstiftung für Gesundheitsmanagement berufen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.05.2011

Patient leidet. Kunde wählt
Ansätze für ein transparenteres Gesundheitssystem

Dampfmaschine, Eisenbahn, Elektrochemie, Automobil und Computer haben als Wachstumstreiber ausgedient. Für die nächsten Jahrzehnte ist die Gesundheit der entscheidende Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung. Wer an die ökonomische Theorie der "langen Wellen" glaubt, wird dieser These viel abgewinnen können. Unbestreitbar spricht einiges für diesen Gedanken: Die längere Lebenszeit der Menschen, die Alterung der Gesellschaft und der medizinische Fortschritt überlasten die öffentlichen Gesundheitssysteme, weshalb zunehmend privatwirtschaftliche Konzepte zum Zug kommen.

Ein Beispiel ist die Privatisierung von Krankenhäusern, ein anderes die von vielen Seiten empfohlene private Vorsorge. In der Diskussion stehen meist die unternehmerischen Chancen und die regulatorischen Hindernisse im Vordergrund. Seltener als über die Leistungserbringer wird davon geredet, wie sich die Rolle der Leistungsnehmer in diesem Prozess wandelt. Diesem Aspekt nimmt sich ein Sammelband mit dem programmatischen Titel "Der Patient als Kunde und Konsument" an, den die frühere Gesundheitsministerin Andrea Fischer und der Frankfurter Gesundheitsökonom Rainer Sibbel herausgegeben haben.

In neun Beiträgen kommen ein Theologe und ein Philosoph, Ärzte und Kaufleute, ein Krankenkassen- und ein Versicherungsmanager zu Wort. Die unterschiedlichen Perspektiven machen sowohl Reiz als auch Problem des Bandes aus. Denn kaum ein Autor kommt ohne eine eigene Definition der Grundbegriffe aus, um die sich die Diskussion dreht. Das führt zu Redundanzen einerseits, zu graduellen Bedeutungsverschiebungen andererseits - und zeigt schon dadurch eindringlich, wie komplex die Materie ist. Was vordergründig ein Feld der medizinischen Sachzwänge und Fachfragen zu sein scheint, entpuppt sich so vielfach als politische Verhandlungsmasse.

Vom Modell eines "kundenzentrierten Gesundheitssystems", das der Philosoph Hartmut Kliemt von der Frankfurt School of Finance mit wohltuend deutlichen Strichen entwirft, bleibt nach den Einwänden stationärer und ambulanter Mediziner nicht mehr viel übrig. Gewiss gilt es sie ernst zu nehmen. Doch das Bonmot, dass der Patient nicht mündig, sondern krank sei, enthält nur die halbe Wahrheit und bietet sich als bequemer Rückzugsposten für Ärzte und Funktionäre an, die um ihre Macht fürchten. Für eine Branche, in der nach Prognosen im Jahr 2020 in Deutschland rund 450 Milliarden Euro umgesetzt werden, für die genau diese Patienten aufkommen müssen, ist das kaum hinzunehmen.

Von dieser Macht, die aus einem Informationsvorsprung rührt, geht Kliemt in seinem Aufsatz aus. Ein aus staatlichen Gutscheinen für Bürger, Auktionen für die zu erbringenden Leistungen und privaten Zusatzversicherungen kombiniertes System, in dem die Bewertung und der Vergleich medizinischer Qualität eine viel größere Rolle als heute üblich spielen müsste, könnte nach seiner Überzeugung die Verhältnisse umkehren. Dann stünde der durch bessere Information zum Kunden gewordene Patient im Mittelpunkt. Fulminant heißt es: "Das Ergebnis wäre gewiss besser als der Blindflug, zu dem uns das skandalöse Intransparenzkartell der Experten, Pseudo-Experten und politischen Instanzen verurteilt." Dass Kliemt sich auf den preußischen Reformer Wilhelm von Humboldt beruft, macht seine Idee noch sympathischer.

SEBASTIAN BALZTER.

Andrea Fischer und Rainer Sibbel (Hrsg.): Der Patient als Kunde und Konsument.

Gabler Verlag, Wiesbaden 2011, 215 Seiten, 34,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Erhellend scheint Sebastian Balzter dieser von Andrea Fischer und Rainer Sibbel herausgegebene Band mit Beiträgen über die sich wandelnde Rolle des Patienten im Gesundheitssystem. Dass die Beiträge - zu den Autoren zählen ein Theologe, ein Philosoph, Ärzte und Kaufleute, ein Krankenkassen- und ein Versicherungsmanager - ganz verschiedenen Perspektiven auf das Thema eröffnen, findet er einerseits reizvoll, andererseits schwierig. Denn die Autoren verstehen die Grundbegriffe seines Erachtens durchaus verschieden, so dass es zu Bedeutungsverschiebungen und redundanten Passagen kommt. Schon dadurch wird für Balzter die Komplexität des Themas deutlich. Lobend hebt er insbesondere das Modell eines "kundenzentrierten Gesundheitssystems" des Philosophen Hartmut Kliemt hervor.

© Perlentaucher Medien GmbH