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So funkelnd und vernichtend hat seit Stendhal kaum ein Autor die Schicht durchschaut, der er entsprungen ist.
Die Zeit: das zwanzigste Jahrhundert. Der Ort: Manhattan und einige Landsitze. Familienname: Vollard - er könnte jedoch auch Gore oder Rockefeller lauten. Die Erzähler: Seit Generationen vermögende weiße Westküsten-Republikaner. Tätigkeit der Männer: Anwalt, Bankier oder Charmeur. Aufgabe der Frauen: Regentinnen der Familie angesichts viel beschäftigter Gatten und Söhne. Louis Auchincloss lässt in Die Manhattan Monologe einen Vollard nach dem anderen sein Leben bilanzieren. Zum…mehr

Produktbeschreibung
So funkelnd und vernichtend hat seit Stendhal kaum ein Autor die Schicht durchschaut, der er entsprungen ist.

Die Zeit: das zwanzigste Jahrhundert. Der Ort: Manhattan und einige Landsitze. Familienname: Vollard - er könnte jedoch auch Gore oder Rockefeller lauten. Die Erzähler: Seit Generationen vermögende weiße Westküsten-Republikaner. Tätigkeit der Männer: Anwalt, Bankier oder Charmeur. Aufgabe der Frauen: Regentinnen der Familie angesichts viel beschäftigter Gatten und Söhne. Louis Auchincloss lässt in Die Manhattan Monologe einen Vollard nach dem anderen sein Leben bilanzieren. Zum Vorschein kommen gut kaschierte Konflikte oder Tragödien: statt Heldentum Flucht vor dem Kriegsdienst, Ehebruch eines brillanten Schwiegersohns oder die Befreiung eines Sohnes von der hinderlichen Ehefrau im Namen der Familienräson. Scheinbar im gehobenen Konversationston führt sich New Yorks Oberschicht selbst vor, ohne Rücksicht, am wenigstens auf ihre Kaste. Louis Auchincloss ist der literarische Chronist dieser Elite, an der amerikanischen Ostküste wird er als Romancier, Erzähler und Biograf gefeiert, als monumentaler Autor einer Tradition, die in den USA von Henry James zu Tom Wolfe und Louis Begley führt - in Europa wurde er bisher vollkommen ignoriert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.07.2006

Reich genug, um zu wissen, wie reich die anderen sind
Was Männer mit Stammbaum von Frauen mit Ansprüchen trennt: "Die Manhattan Monologe" von Louis Auchincloss

Die Eltern von Louis Auchincloss waren beunruhigt. In ihren Augen zeigte der halbwüchsige Sohn einen unschönen Hang zu Indiskretion und Tratsch, wenn er bei den Bällen der New Yorker Gesellschaft die Debütantinnen links liegenließ und sich lieber in Gespräche mit älteren Damen vertiefte. Mit diesen teilte er ein leidenschaftliches Interesse für die Familiengeschichten und Stammbäume der mächtigen Clans, die New York und der Ostküste bereits im neunzehnten Jahrhundert ihren Stempel aufprägten. Schon als Kind, das den sozialen Status anderer Familien versiert an deren Fuhrpark ablas, faszinierten den 1917 geborenen Auchincloss die Verwerfungen innerhalb der eigenen Gesellschaftsschicht: "Wir waren nicht so reich wie die Rockefellers oder die Mellons, aber reich genug, um zu wissen, wie reich sie waren." Die elterlichen Sorgen um das potentielle schwarze Schaf erwiesen sich jedoch als voreilig. Der neugierige Schuljunge und Anekdoten aufsaugende Jurastudent brachte es zwar nicht ganz konfliktlos, aber doch standesgemäß zum Wall-Street-Juristen.

Ein höchst produktiver Schriftsteller wurde er außerdem. Mehr als sechzig Romane, Kurzgeschichten- und Essaybände hat Louis Auchincloss veröffentlicht, in denen das behäbige Uhrwerk von altem Wohlstand und etablierten Verbindungen den Grundrhythmus vorgibt. Mit einigem Takt, doch unnachgiebig enthüllt der "Eingeweihte mit dem Blick des Außenseiters", wie Gore Vidal ihn einmal charakterisierte, was hinter den Türen von Brownstone-Häuser und den Stirnen einflußreicher Wirtschaftsanwälte, Prep-School-Direktoren oder ehestiftender Country-Club-Matronen vorgeht. "Die Manhattan Monologe", 2002 in seiner amerikanischen Heimat erschienen, ist nach mehr als zwanzig Jahren Louis Auchincloss' erstes Buch in deutscher Übersetzung.

Während die puritanischen Gründerväter noch in Tagebucheinträgen ihrem Gott penibel Rechnung über ihr Tun und Trachten ablegten, ziehen ihre Erben bei Auchincloss in den meisten der zehn Texte Lebensbilanz in Monologform, ohne je einen Richterspruch zu erwarten. Dementsprechend leidenschaftslos, geradezu zufällig wirken auch ihre Beichten. Die Menschen, die hier sprechen, sind smart, kühl und hadern nicht grundsätzlich mit ihrer Welt. Meistens sind sie sogar klug genug, ihre alltägliche Selbsttäuschung nicht bis ins letzte durchschauen zu wollen - auch, wenn sie hohe Therapeutenrechnungen bezahlen. Mit psychologischer Gewandtheit und intimer Milieukenntnis gelingt es Louis Auchincloss, Unstimmigkeiten und Abgründe sichtbar zu machen - ohne die Charaktere jedoch komplett preiszugeben.

Die Männer, die zu Wort kommen oder die Gedanken der Frauen beherrschen, sitzen fast alle zwischen den Stühlen und entsprechen weder dem amerikanischen Männlichkeits- oder dem Herkunftsideal in dessen strengster Auslegung. Nebenrollen, die ihnen offenstehen, sind: der arbeitsame, blasse Sohn eines strahlenden Vaters, das nützliche Familienfaktotum oder der sacht halbseiden schillernde Unterhalter der Damen. Wahre Exzentriker müssen sich in dieser Welt gut tarnen. Daß sich im Hintergrund das ganze "amerikanische Jahrhundert" vorbeischiebt, von Theodore Roosevelt über den New Deal und die Kennedys bis zur Globalisierung, merkt man nicht daran, daß sich völlig neue Typen unter die bereits vertrauten mischen. Es sind vor allem Veränderungen im Ton zwischen Männern und Frauen. Prüde ist "the last of the gentleman novelists" nicht.

Die Frauen erfüllen ihren Teil des Geschlechtervertrags der "getrennten Sphären", sind Mütter, Gastgeberinnen und hinter den Kulissen auch diejenigen, die das Familienvermögen erhalten und durch kluge Ehepolitik mehren. Daß Geld im Spiel sei, müsse nicht heißen, daß es keine Liebe sein könne, meint eine junge Erbin selbstbewußt. Geld hat man nicht nur, über Geld wird in diesen Kreisen auch erstaunlich oft und mit Kennerschaft gesprochen. Es ist interessanterweise unter Umständen gar nicht ehrenrührig für einen hoffnungsvollen jungen Mann, sich hinaufzuheiraten und dazu zu stehen. An der unvorhersehbaren Trennlinie zwischen Toleranz und Prinzipien innerhalb dieser Gesellschaftsschicht scheitern dennoch viele.

Katastrophen geschehen in den Augen der Frauen, wenn das Strippenziehen mißlingt oder ihr Scharfblick einmal versagt. Man sollte sich hüten, sie so nonchalant das stärkere Geschlecht zu nennen, als sei ihre Stärke eine genetische Gabe und nicht das Ergebnis generationenlanger Auslese und gesellschaftlichen Drucks. Auch sie kennen Müdigkeiten. Der Gefahr, bei hohem Pflichtgefühl und scharfer Intelligenz das Ventil in einem wenig damenhaften allumfassenden Zynismus zu suchen, ist zumindest Mrs. Eleanor Dillard nicht entgangen. Sie ist die Ex-Schwiegermutter von Rodman Jessup, dem unglückseligen Helden der stärksten Geschichte des Bandes.

"Das scharlachrote Notizbuch" - eigentlich "The Scarlett Letters", in Anspielung auf Nathaniel Hawthornes Ehebruchroman -, in dem seine gelangweilte Frau minutiös ihren Ehebruch mit seinem besten Freund festhält, wird für Rodman Jessup, einen begabten, virilen und abgesehen von seinem rigorosen Moralempfinden vollkommen unaufsteigerhafter Aufsteiger, nur teilweise zum Verhängnis. Erschüttert sucht er nicht die Aussprache, sondern beginnt statt dessen seinerseits ein besonders auffälliges Verhältnis und fällt prompt in Ungnade bei seinem ihn vergötternden, mächtigen Schwiegervater. Doch statt als "persona non grata" zu enden, wird er von dessen Konkurrenten zu neuen Höhen getragen, während der Schwiegervater der neuen Zeit nicht länger gewachsen ist. Vom Idealismus längst bekehrt zum Glauben an die Realität, sitzt er nach Jahren in einem Restaurant unversehens seiner Schwiegermutter gegenüber, die sich süffisant zu ihrem guten Geschmack bekennt, wozu auch gehöre, den alten "anachronistischen", "hawthornesken" Versager Rod dem neuen entschieden vorzuziehen.

Nicht alle Geschichten sind derart gelungen zugespitzt. So wird der Versuch, Globalisierungskritik anhand der Ränke innerhalb einer Industriellenfamilie zu betreiben, dem Thema nicht gerecht. Die einheimische Kritik hat Auchincloss denn auch regelmäßig seine begrenzte Pespektive vorgehalten. Anders als seine stilistischen Vorbilder Henry James und Edith Wharton, den großen Chronisten einer Leitkultur der Arrivierten und Wohlversorgten, ist er innerhalb der vielfältigen amerikanischen Literatur ein Mann der Nische. Da sich aber im Biotop der Ostküstenelite trotz des verlorenen Machtmonopols weitrehin vieles entscheidet, bleibt der Blick ins Innere dieses Uhrwerks aufschlußreich.

An der Übersetzung dieser im Original süffig geschriebenen Geschichten irritieren umständlich gebaute Sätze ("er war ein bei den Lesungen in ihrem Lyrik-Club zurückhaltender Gast"). Auch wird in zahlreichen Wendungen der deutsche Sprachgebrauch beharrlich ignoriert - "our house in Manhattan" wird zu "unser Haus auf Manhattan", eine Figur absolviert das Jurastudium "an Columbia" statt "an der Columbia", und Emily Brontës Klassiker "Wuthering Heights" wird von "Sturmhöhe" zu "Sturmhöhen".

Ob auf die "Manhattan Monologe" hierzulande eine Entdeckung des Gesamtwerks folgen wird, bleibt abzuwarten - möglicherweise ähneln sich die Figuren und Geschichten bei Louis Auchincloss insgesamt doch etwas zu sehr. Eine Übersetzung der "Collected Stories" von 1994 wäre indes auf jeden Fall lohnend.

Louis Auchincloss: "Die Manhattan Monologe". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Angela Praesent. DuMont Literaturverlag, Köln 2006. 230 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Der New Yorker Anwalt und Erzähler Louis Auchincloss gehört selbst der privilegierten Klasse der alten Ostküsten-Aristokratie an, über die er seit 50 Jahren schreibt - wissend, ungeschönt, melancholisch. In den zehn Erzählungen der 'Manhattan Monologe' führt der Patrizier-Autor den Leser noch einmal durch das gesamte 20. Jahrhundert - als nobler Chronist einer immer noch mächtigen Elite, die in ihrem ererbten Reichtum stets von Dekadenz und Abstieg bedroht ist." -- Sigrid Löffler (SWR BESTENLISTE)

"[Louis Auchincloss] schreibt mit beängstigender Produktivität Roman um Roman. Allesamt leuchten sie präzise wie ein Laser-Strahl jene moralischen Irrgärten aus, die in den Clubs und Sommerhäusern, in den getäfelten Konferenzräumen und backsteinernen Residenzen der Ostküsten-Elite ... verborgen sind ... Es sind Preziosen, von Angela Praesent elegant übersetzt, lauter hinreißende biografische Miniaturen von überwältigender Traurigkeit." -- LITERATUREN

"... den Proust'schen Sitten- und Gesellschaftsbildern ist Auchincloss in seiner Eleganz und Beobachtungsschärfe, die Wert legt auf das Detail, vor allem aber in seiner Geisteshaltung, ebenso nahe wie dem von ihm verehrten Henry James ..." -- FRANKFURTER RUNDSCHAU

"Mit psychologischer Gewandtheit und intimer Milieukenntnis gelingt es Louis Auchincloss, Unstimmigkeiten und Abgründe sichtbar zu machen - ohne die Charaktere jedoch komplett preiszugeben." -- FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

"Meister des Stils" -- FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG

"Louis Auchincloss trifft einen Nerv der Gesellschaft, die sich zunehmend empört über Profitgier und Exzesse der Vermögenden. Insofern ist dieser Schriftsteller trotz seines Alters auf der Höhe seiner Zeit." -- AMERICA JOURNAL

"Die 'Manhattan Monologe' von Louis Auchincloss geben den Blick frei auf Amerikas Herrschaftsschicht - und sind eine Entdeckung. ... [Sie] sollten uns die Augen für den Rang dieses gewissenhaften literarischen Handwerkers öffnen. Er wird die Gore Vidals und Tom Wolfes und Norman Mailers überdauern." -- DIE ZEIT

"Meisterhaft." -- NEUE ZÜRCHER ZEITUNG
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rezensentin Ulrike Metzner hat die Lektüre dieser "zehn Geschichten über Anpassung und Rebellion" aus der amerikanischen Ostküsten- Elite des vergangenen Jahrhunderts als "zartbitteres, herbstliches Vergnügen" empfunden und sich beim Lesen manchmal wie beim Blättern in alten Fotoalben gefühlt. Die in den Erzählungen beschriebenen Konflikte haben sie immer wieder bewegt. Sie erscheinen ihr aber wohl auch schon ein bisschen aus der Zeit zu fallen. Hier wird, lesen wir, von Söhnen, Ehefrauen, Schwiegertöchtern, Patriarchen und ihren Deformierungen erzählt, die der schablonierte US-amerikanische Oberschichts-Standpunkt ihnen aufgezwungen hat: Harte Väter, weiche Söhne, Frauenkomplexe angesichts mächtiger Väter und reicher Ehemänner, umreißt die Rezensentin inhaltlich das Themengebiet der Geschichten, die sie gekonnt erzählt findet. Minuspunkt: manchmal wird in Louis Auchincloss? erzählerischer Meisterschaft das Schwere manchen Schicksals so leicht, dass die Rezensentin über "manchen emotionalen Abgrund" fast hinweg gelesen hätte.

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Der New Yorker Anwalt und Erzähler Louis Auchincloss gehört selbst der privilegierten Klasse der alten Ostküsten-Aristokratie an, über die er seit 50 Jahren schreibt - wissend, ungeschönt, melancholisch. In den zehn Erzählungen der 'Manhattan Monologe' führt der Patrizier-Autor den Leser noch einmal durch das gesamte 20. Jahrhundert als nobler Chronist einer immer noch mächtigen Elite, die in ihrem ererbten Reichtum stets von Dekadenz und Abstieg bedroht ist." Sigrid Löffler (SWR BESTENLISTE) [Louis Auchincloss] schreibt mit beängstigender Produktivität Roman um Roman. Allesamt leuchten sie präzise wie ein Laser-Strahl jene moralischen Irrgärten aus, die in den Clubs und Sommerhäusern, in den getäfelten Konferenzräumen und backsteinernen Residenzen der Ostküsten-Elite verborgen sind Es sind Preziosen, von Angela Praesent elegant übersetzt, lauter hinreißende biografische Miniaturen von überwältigender Traurigkeit." LITERATUREN der in einer von Erfahrungsreichtum, Eleganz, Sinnlichkeit und Noblesse gesättigten Sprache schreiben kann." den Proust schen Sitten- und Gesellschaftsbildern ist Auchincloss in seiner Eleganz und Beobachtungsschärfe, die Wert legt auf das Detail, vor allem aber in seiner Geisteshaltung, ebenso nahe wie dem von ihm verehrten Henry James " FRANKFURTER RUNDSCHAU Mit psychologischer Gewandtheit und intimer Milieukenntnis gelingt es Louis Auchincloss, Unstimmigkeiten und Abgründe sichtbar zu machen ohne die Charaktere jedoch komplett preiszugeben." FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Meister des Stils" FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG Louis Auchincloss trifft einen Nerv der Gesellschaft, die sich zunehmend empört über Profitgier und Exzesse der Vermögenden. Insofern ist dieser Schriftsteller trotz seines Alters auf der Höhe seiner Zeit." AMERICA JOURNAL Die 'Manhattan Monologe' von Louis Auchincloss geben den Blick frei auf Amerikas Herrschaftsschicht und sind eine Entdeckung. [Sie] sollten uns die Augen für den Rang dieses gewissenhaften literarischen Handwerkers öffnen. Er wird die Gore Vidals und Tom Wolfes und Norman Mailers überdauern." DIE ZEIT Meisterhaft." NEUE ZÜRCHER ZEITUNG…mehr