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Marcus Tullius Cicero: Ein Politiker, der gleich zweimal an die Macht gelangte, ein brillanter Redner und Schreiber. Ciceros Reden und Ideen haben die Werte der europäischen Zivilisation zweitausend Jahre lang beeinflusst. Wir haben Zugang zu ihm durch Hunderte seiner Briefe, die ein Bild seines geschäftigen Wirkens als Anwalt und Politiker vermitteln und die historischen Ereignisse in seinem Leben spiegeln. Seine Biographie erzählt zugleich die spektakuläre Geschichte vom Niedergang der Römischen Republik: Wir erleben Cicero, wie er den vermeintlich unbestechlichen Brutus des Betrugs…mehr

Produktbeschreibung
Marcus Tullius Cicero: Ein Politiker, der gleich zweimal an die Macht gelangte, ein brillanter Redner und Schreiber. Ciceros Reden und Ideen haben die Werte der europäischen Zivilisation zweitausend Jahre lang beeinflusst. Wir haben Zugang zu ihm durch Hunderte seiner Briefe, die ein Bild seines geschäftigen Wirkens als Anwalt und Politiker vermitteln und die historischen Ereignisse in seinem Leben spiegeln. Seine Biographie erzählt zugleich die spektakuläre Geschichte vom Niedergang der Römischen Republik: Wir erleben Cicero, wie er den vermeintlich unbestechlichen Brutus des Betrugs überführt, wie er eine sexuelle Eskapade des jungen Marcus Antonius beendet, wie er nach Julius Cäsars Ermordung Rom in einem Augenblick höchster Gefährdung stabilisiert und vergeblich den Bürgerkrieg zu verhindern versucht.

Anthony Everitt greift in seiner Alltagsgeschichte ausgiebig auf Ciceros eigene Worte und die seiner Zeitgenossen zurück. Klar und lebendig entsteht das Bild einer Entwicklung, die den Herrscher aus der Provinz bis zu seinem tragischen Ende führt.

Die Figur, die Anthony Everitt vorstellt, ist durch und durch menschlich, oft zaudernd, prahlerisch aus Unsicherheit und emotional trotz der stoischen Fassade.
Autorenporträt
Anthony Everitt war bis 1994 Generalsekretär des britischen Arts Council. Er ist Kunstkritiker, veröffentlicht zu Kulturtheorie und -politik und lehrt an den Universitäten Nottingham und London.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.07.2003

Nicht ohne Grund, aber ohne Ende
Englischer Durchschnitt: Eine neue Cicero-Biografie
An Büchern über Cicero ist in Deutschland kein Mangel. Zwar haben Drumann und Mommsen viel getan, um den Ruf des großen Philosophen, Redners und Staatsmannes aus den letzten Jahrzehnten der Römischen Republik zu schädigen, diese Schmähungen hatten wohl ihre Konjunkturen, blieben jedoch – aus gehörigem Abstand betrachtet – unerheblich. Zwar sind manche Entscheidungen Ciceros und manche Züge seines Charakters bis heute umstritten, aber solange der europäische Humanismus in irgendeiner Weise, und sei es nur als Erinnerung, fortlebt, so lange wird der glänzendste Stilist der lateinischen Sprache in Ehren gehalten werden. Über seine Schwächen hat man sich in zweitausend Jahren doch nie getäuscht. Schon Seneca hat über sein Eigenlob wegen seines Konsulats gespottet: das sei nicht ohne Grund aber ohne Ende gewesen – non sine causa sed sine fine.
Jetzt ist eine neue Cicero-Biografie aus England auf den deutschen Büchermarkt gekommen. Sie wirbt für sich mit dem Untertitel „Ein turbulentes Leben”. Damit ist nichts Falsches gesagt, aber es wirkt ein bisschen flapsig. Ganz so sind die 16 Kapitel des Buches nicht geschrieben, aber der Abstand, den der Autor zur Gelehrtenprosa der Altertumswissenschaften hält, ist unübersehbar. Hier hat einer geschrieben, der nicht vom Fach ist und den Männern vom Fach nichts Neues zu sagen hat. Kann das ein Fehler sein?
Es ist ein Fehler, wenn das Buch gravierende Fehler enthält. Wie etwa den auf Seite 24, wo behauptet wird, über Ägypten hätten im ersten vorchristlichen Jahrhundert noch Pharaonen geherrscht. Ein solcher Fehler ist allerdings derart krass, dass man ihn dem Engländer Everitt im Vorwort in dem Augenblick nicht mehr machen kann, in dem es manifest geworden ist, dass ihn ein deutsches Lektorat nicht korrigiert und ein Kölner Verlag ihn weiterverbreitet hat. O tempora, o mores – o Zeiten, o Sitten, hätte Cicero gesagt.
Dergleichen Fehler sind nicht häufig. Sehr bald verdrängt auch die Lust, in der Lektüre fortzufahren, die Neigung, Schwächen ausfindig zu machen. Plötzlich ist man durch und besinnt sich: man hat eine Biografie gelesen. In Deutschland hatten zuletzt Fuhrmann und Habicht grundgelehrte Bücher vorgelegt. Mit ihnen kann sich Everitt nicht messen. Aber die englische Literatur ist berühmt für ihre Biografien, und man darf bezweifeln, ob sie darin für den klassischen Philologen und den Althistoriker aus Deutschland ein Vorbild war.
Schon die Frage „Steht etwas Neues drin”, mit der in Deutschland gern ein neues Buch über einen bekannten Gegenstand empfangen wird, zeigt, dass hier, um nun eine Sparte herauszunehmen, das Interesse an der Kunst der Biografie unterentwickelt ist. Seit mindestens zweihundert Jahren gibt es in Europa ein breites Publikum für Bücher über Cicero. Soll dieses nicht mehr mit Neuerscheinungen bedient werden, weil über wissenschaftliche Details hinaus Neues zu Cicero und seiner Zeit nicht mehr zu Tage gefördert werden kann? Wie jede Zeit ihre eigene Kunst und ihre eigene Weise des Sehens hervorbringt, schafft sich auch jede Zeit ihre eigene Geschichtsschreibung und ihre eigene Kunst der Biografie – mit mehr oder weniger Begabung der Autoren und Leser.
Die Deutschen vergessen – obwohl einst Mommsen für seine „Römische Geschichte” den Literatur-Nobelpreis erhielt – allzu oft, dass die Schöne Literatur nicht nur aus Romanen und Gedichten besteht. Auch die Geschichtsschreibung gehört seit altersher zu den schönen Künsten. Wenn ein von den Fragen der eigenen Zeit her geschaffenes Cicero- oder Bismarck-Bild nicht nur die Sache kleiner Experten-Zirkel sein soll, sondern liebevoll gepflegter Besitz der Gebildeten aus vielen Berufsgruppen, dann muss die Kunst der Darstellung gefördert und gewürdigt werden. Man geht ja auch nicht in ein Sinfonie-Konzert, um eine völlig neue Eroica oder Pastorale zu hören.
Gewiss kann man Everitts Cicero-Biografie nicht meisterhaft nennen. Aber als Biografie ist das Buch doch ein ganzes Stück besser, als vergleichbare Werke aus Deutschland, wenn die denn überhaupt Lebensbeschreibungen sein sollten. Die durchschnittliche Leistung eines Engländers reicht aus, um einen empfindlichen Mangel der deutschen Literatur spürbar werden zu lassen.
JÜRGEN BUSCHE
ANTHONY EVERITT: Cicero. Ein turbulentes Leben. Aus dem Englischen von Kurt Neff. DuMont Verlag, Köln 2002. 454 Seiten, 34,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.05.2003

Ein Weltreich regiert man nur als Clique
Anthony Everitt zeigt in seiner Cicero-Biographie, welch schönen Zierat die Quellen abgeben können

Seit Mommsen in seiner römischen Geschichte den Politiker Cicero mit nur sechs Worten als "Mann ohne Einsicht, Ansicht und Absicht" erledigte, hat es nicht an Versuchen gefehlt, ihn zu rehabilitieren. Cicero war gescheitert, aber das waren seine Freunde und Gegner auch: Pompeius, Caesar, Crassus, um nur die wichtigsten zu nennen. Ciceros Problem vor der Nachwelt ist das Wie seines politischen Versagens. Catilina scheiterte mit Konsequenz, und genau diese fehlt Cicero, der, um nochmals Mommsen zu zitieren, "bald mit den Demokraten, bald mit Pompeius, bald aus etwas weiterer Ferne mit der Aristokratie liebäugelte".

Die Althistorie hat ihre zaghaften Versuche, den politischen "Achselträger" zu entlasten, bald eingestellt, wo nicht, mißglückten sie völlig. Seit mehr als zweitausend Jahren, seit Octavian, der spätere Augustus, den Sohn des von ihm und Antonius Ermordeten zum Konsul machte, wird Cicero nun rehabilitiert. Der Politiker Cicero aber kann nicht rehabilitiert werden, der Mensch und Literat braucht es nicht. Wenn Cicero geschützt werden muß, dann mehr vor seinen Verteidigern als vor seinen Gegnern.

Eine neue Cicero-Biographie bedarf dennoch keiner Rechtfertigung. Cicero hat so viele Seiten, daß es immer andere zu entdecken gibt. Über keinen Menschen der Antike wissen wir mehr als über ihn. Gelegentlich läßt sich sein (politisches) Leben von Tag zu Tag dokumentieren. Das erhaltene Brief-Corpus umfaßt etwa 780 Briefe von Cicero und ungefähr neunzig an ihn. Dazu kommen neunzehn philosophische, rhetorische und staatspolitische Schriften sowie achtundfünfzig Reden. Auf dieser literarischen Vielseitigkeit, auf einem Werk, dessen Teile einander ergänzen, aber auch selbständig bestehen, beruht seine einzigartige Wirkungsgeschichte. Cicero ist - in absteigender Linie - Redner, Briefschreiber, Philosoph, Politiker und Feldherr. Das junge Christentum kaprizierte sich auf den Philosophen, namentlich den Moralphilosophen, die Renaissance entdeckte mit den Briefen den Menschen Cicero, die Aufklärung den Skeptiker, die Französische Revolution schätzte den Redner und Verfasser politischer Schriften.

Über den Politiker ist alles gesagt, über den Militär, der für die Eroberung eines kilikischen Bergdorfes einen Triumphzug forderte, kann man schweigen. Der Philosoph, der griechisches Denken vermittelte, hat seit dem Mittelalter seinen Rang verloren, derjenige des Redners ist seit Catilina unbestritten. So bleibt vor allem der Briefschreiber, den Petrarca wiederentdeckte und den seitdem Dichter, Historiker und Politiker rühmten. Es gibt keinen zweiten Staatsmann der Antike, der so witzig, pointiert, treffend urteilen kann wie Cicero. Daß die Kehrseite des scharfen Witzes Larmoyanz ist, trübt das Bild des Menschen Cicero nicht, sondern komplettiert es.

Der Publizist Anthony Everitt verspricht die bekannte Rehabilitation und ein Lebensbild auf der Basis der "Briefe, Reden und Schriften" des Porträtierten. Der Verlag kündigt darüber hinaus eine Alltagsgeschichte an. Die Meßlatte liegt damit so hoch, daß der Autor bequem unter ihr durchschreiten kann. Sein Resümee des Politikers bietet nur einen verballhornten Hegel, wonach Cicero den Zustand des Verderbens der Republik immer in die Individuen und ihre Leidenschaften setze, und knüpft damit nahtlos dort an, wo die moderne Cicero-Kritik vor Mommsen begann. Selbst wer nur einige wenige Neubewertungen erhofft, wird enttäuscht. Das Buch bündelt die Allgemeinplätze, Urteile und Meinungen über Cicero, die man schon lange kennt. Neu ist nicht einmal die Verve, mit der sie vorgetragen werden. Everitt schreibt ein konventionelles Lebensbild, in welchem der Held das darf, was ihm die Wissenschaft verweigert, nämlich nach getaner Arbeit auch einmal ein Bier trinken.

Der Autor hat sein Buch chronologisch gegliedert, vom Januar 106 bis zum November 43, und greift auch hier zu kurz. Cicero wurde am 7. Dezember ermordet. Nicht zufällig entspricht Everitts Einteilung dem Schema der epochalen Biographie von Matthias Gelzer, gelegentlich ein, zwei Kapitel zusammenfassend, gelegentlich eines teilend. Der Literat Cicero erhält darüber hinaus zwei eigene kleine Kapitel, doch der Autor kann wenig damit anfangen. Über Inhaltsangaben, die sich wie Zusammenfassungen aus Literaturgeschichten lesen, kommt er nicht hinaus.

Das Buch ist aus einigen wenigen modernen Werken, namentlich Gelzer, zusammengestellt, die Quellen bilden entgegen der Ankündigung nur den Zierat. Ein Biograph ist, wie Peter Hacks bemerkt, ein Mensch, der von einem anderen Biographen abschreibt. Für einen Verfasser von Sekundärliteratur hat Sekundärliteratur immer mehr Quellenwert als die Quelle selbst. Ciceros Brief-Corpus mit seiner Fülle von Code-, Spitz-, Vor- und Beinamen kann verwirren. So hilft sich der Autor damit, nicht in jedem Fall auf der Identifizierung seines Personals zu beharren. Er hätte natürlich auch in die Indizes sehen oder eine Biographie über Robinson Crusoe schreiben können.

"Menschen wie du und ich" möchte Everitt in seiner Biographie zeigen. Solche kommen aber in der Ciceronischen Korrespondenz kaum vor. Cicero und seine Familiares zählten zum engsten Kreis derer, die ein Weltreich regierten. Der versprochene Alltag beschränkt sich also auf den der Elite, aber nicht einmal diesen kann Cicero wirklich erhellen. Warum sollte er seine Briefpartner mit dem langweilen, was sie bestens kannten? Gelegentlich teilt er seinem Bruder Quintus Geburten oder Krankheiten mit, bespricht mit dem Schwager Atticus finanzielle Transaktionen. In erster Linie aber redet er über Politik. Erfahren können wir etwas über sein Denken und (das ist singulär) sein Fühlen. Wo wir bei Caesar nur das verknappte Ergebnis haben, sehen wir bei Cicero den gedanklichen Prozeß.

Das Buch liest sich flüssig, doch verfehlt der Übersetzer nicht selten den genauen Fachbegriff, gelegentlich übernimmt er den englischen Ausdruck oder erfindet auch einmal ein neues deutsches Wort wie "panoramatisch". Bei Briefzitaten wird auf die englische Ausgabe von Shackleton Bailey verwiesen, abgedruckt ist die deutsche Cicero-Übersetzung von Helmut Kasten.

Anthony Everitts "Cicero" ist ein Sachbuch, ebenso Matthias Gelzers "Cicero". Max Brods "Cicero" ist ein Roman. In der Rubrik Sachbuch gilt für Gelzer und Everitt derselbe Maßstab. Anders als Gelzer ist Everitt turbulent. Wer diese Seite an einem Sachbuch liebt, wird also auf seine Kosten kommen.

WOLFGANG WILL

Anthony Everitt: "Cicero". Ein turbulentes Leben. Aus dem Englischen von Kurt Neff. DuMont Verlag, Köln 2003. 454 S., geb., 34,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Publizist Everitt verspricht, erfahren wir von Wolfgang Will, mit diesem Buch eine "Rehabilitation" Ciceros vorzulegen sowie ein "Lebensbild auf der Basis der 'Briefe, Reden und Schriften'"; und der Verlag hat das Buch darüber hinaus dann auch noch als eine "Alltagsgeschichte" angekündigt. "Die Messlatte liegt damit so hoch", witzelt der Rezensent, "dass der Autor bequem unter ihr durchschreiten kann." Everitts Darstellung des Politikers Cicero etwa biete "nur einen verballhornten Hegel"; über Inhaltsangaben, "die sich wie Zusammenfassungen aus Literaturgeschichten lesen", komme der Autor nicht hinaus. Selbst wer "nur einige wenige Neubewertungen erhofft, wird enttäuscht". Everitt habe ein konventionelles Lebensbild geschrieben und die Quellen böten entgegen der Ankündigung nur Zierat. Und schließlich, kritisiert Will, habe dann auch noch der Übersetzer "nicht selten den genauen Fachbegriff" verfehlt. Konzedieren will der Rezensent dem Buch nur, dass es sich immerhin "flüssig liest".

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