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Eine geheimnisvolle junge Frau, die von sich behauptet, Freuds Enkelin zu sein, übergibt dem Gehirnforscher Albert Stewart das letzte, lange verschollene Manuskript Sigmund Freuds mit dem Titel Megalomanie zur Veröffentlichung. Das Manuskript ist sensationellen, wenn nicht gar brisanten Inhalts: Freud reflektiert darin über sein Lebenswerk und gelangt zu dem überraschenden Schluss, dass er mit seiner bisherigen Theorie auf dem Holzweg war ... Er entwirft eine verführerische neue Theorie menschlichen Verhaltens, die da lautet: Nicht die Triebe sind es, die uns beherrschen, sondern unsere…mehr

Produktbeschreibung
Eine geheimnisvolle junge Frau, die von sich behauptet, Freuds Enkelin zu sein, übergibt dem Gehirnforscher Albert Stewart das letzte, lange verschollene Manuskript Sigmund Freuds mit dem Titel Megalomanie zur Veröffentlichung. Das Manuskript ist sensationellen, wenn nicht gar brisanten Inhalts: Freud reflektiert darin über sein Lebenswerk und gelangt zu dem überraschenden Schluss, dass er mit seiner bisherigen Theorie auf dem Holzweg war ... Er entwirft eine verführerische neue Theorie menschlichen Verhaltens, die da lautet: Nicht die Triebe sind es, die uns beherrschen, sondern unsere grenzenlose Fähigkeit zur Selbsttäuschung (vor der auch Freud selbst nicht gefeit ist) und der damit verbundene Größenwahn. Freuds Megalomanie ist ein Produkt reinster Fantasie, in dem ein fiktiver Freud sich selbst neu erfinden darf und - seltsam genug - erst dadurch in der Lage ist, Anspruch auf seinen unbestrittenen Platz in der Geschichte zu erheben.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.05.2002

Sex unter den Augen der Marilyn-Maschine
Israel Rosenfields Versuch, mit seinem satirischen Roman „Freuds Megalomanie” die Psychoanalyse zu retten
Wer dieser Professor Albert J. Stewart ist, weiß man auch dann nicht so recht, wenn man die Anmerkungen zu einem Text gelesen hat, den er glaubt, als gleichermaßen späten wie sensationellen Fund bezeichnen zu können. Es handelt sich um ein Konvolut, fortan stets als das „Manuskript” bezeichnet, das auf beträchtlichen Irrwegen zunächst in die Hände eines SS- Mannes und schließlich über die rechtmäßige Erbin namens Bernadette Schilder zu seinem künftigen Verleger, dem oben genanntem Herrn Stewart gelangt. Und endlich ist der inkriminierte Text als authentisch anerkannt worden, eindeutig identifiziert als bis dato unveröffentlichter Nachlass aus der Feder Sigmund Freuds, geschrieben kurz vor seinem Tod in einem Pariser Hotel namens „Brésil”.
Der Clou des „Manuskripts”: Sigmund Freud revidiert darin sein Lebenswerk, die Entdeckung der Psychoanalyse. Er stellt Autoritäten in Frage – nicht von ungefähr ausgehend vom Mann Moses, was seinem ursprünglichen theoretischen Konstrukt unweigerlich die Basis entzieht. Er stellt eine Kausalität her zwischen Schuldgefühl und autoritär vertretener herrschender Moral. Er entdeckt die Ursache behaupteter Unanfechtbarkeit in der Fähigkeit eines Menschen zu unausgesetztem Selbstbetrug.
Postum gelingt es ihm damit, sogar ausgemachte Freud-Hasser wie Stewart versöhnlich zu stimmen. Auch weil dieser nun erkennen muss, dass der Geistesriese Freud, an dessen Demontage jeder kleiner Geratene liebend gern mitwirkte, nunmehr als fehlerhaftes Exemplar dastand wie jeder andere gewöhnliche Sterbliche auch. Bernadette Schilder, die Erbin des „Manuskripts”, nämlich ist Freuds Enkelin aus einer geheim gehaltenen, außerehelichen Beziehung. Albert J.Stewart leidet zunächst an der Übergröße Freuds. Mit Hilfe dieses finalen Textes entdeckt er, dass dieser genauso unter mangelnder Anerkennung zu leiden hatte wie er selbst. Dass Freud sich missachtet fühlte, weil ein anderer, der Psychiater Wagner von Jauregg, 1927 den Nobel-Preis einheimste.
Stewarts von Jauregg heißt Norman Dicke und hat außer einer bahnbrechenden Theorie einen beneidenswert lebensechten Roboter erfunden, der ihm beim Sex zuguckt, die so genannte Marilyn-Maschine. So kommt es zu einer Duplizität von Wissenschaftler-Schicksalen. Und um die Angelegenheit noch komplizierter zu machen, ist all dies, bis auf ein paar Namen und Fakten, erfunden, ist reine Fiktion eines Gelehrten namens Israel Rosenfield, der Geschichte an der City University von New York lehrt und offenbar vom temporären Lieblingssport in einschlägigen Therapeutenkreisen genug hatte – dem Freud-Bashing. Deshalb hat sich Rosenfield nicht mehr damit begnügt, in der New York Review of Books Rezensionen zu schreiben, sondern endlich einen eigenen Roman, den er folgerichtig „Freuds Megalomanie” nannte.
Beim Verfassen dieser leidlich amüsanten Freud-Rehabilitation in Gestalt einer Satire, die die New York Times 1999 zu einem der „bemerkenswerten Bücher des Jahres” erkor, kam ihm zweierlei zugute: seine enorme Belesenheit sowie seine intime Kenntnis des Wissenschaftsbetriebes. Dabei greift er die Gewissenlosigkeit und Unmenschlichkeit im Namen der Forschung ebenso auf wie die Verselbständigung von Ruhm, hat die Öffentlichkeit erst einmal einem Popanz die Weihen von Autorität zuerkannt.
So hangelt man sich also, gelegentlich etwas genervt, in „Freuds Megalomanie” von erfundener Fußnote zu erfundener Fußnote und liest dennoch weiter, weil man auf Rosenfelds Lösung gespannt ist. Schweift dabei gedanklich ab zu Melanie Kleins „Drama des begabten Kindes”, hat plötzlich Georg Francks treffliche Überlegungen zur öffentlichen Anerkennung als Tauschwert im Sinn und erinnert sich an den Stich, den die schändlichen postumen Enthüllungen über Bruno Bettelheim in einem hinterließen. Ist dann ganz schnell wieder beim schlimmen Wagner von Jauregg, der dereinst die Paralyse bekämpfte, indem er die Befallenen mit Malaria infizierte. Landet dann unweigerlich endlich wieder bei diesem fiktiven Albert J.Stewart, dieser Karikatur eines Professors. Vermutlich hat Rosenfield „Freuds Megalomanie” auch um seinetwillen geschrieben. Ein Pnin ist ihm dabei leider nicht gelungen.
EVA-ELISABETH FISCHER
ISRAEL ROSENFELD: Freuds Megalomanie. Roman. Aus dem Englischen von Werner Schmitz. Berlin Verlag. Berlin 2002. 188 Seiten. 18 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Siegmund Freud als Renegat an seiner eigenen Lehre? Genau das imaginiert Israel Rosenfield in seinem Roman "Freuds Megalomanie". Rosenfield war Freuds Theorien einerseits überdrüssig, vermutet Rezensent Ludger Lütkehaus, wollte sich andererseits aber nicht am beliebten Freud-Bashing beteiligen. So taucht in seinem Roman nach Auskunft des Rezensenten eine bisher unbekannte uneheliche Enkelin Freuds auf, die dem Gehirnforscher Albert J. Stewart Freuds letztes, bis dato unbekanntes, kurz vor seinem Tod im Exil entstandenes Manuskript mit dem Titel "Megalomanie" aushändigt, in dem Freud nichts geringeres als eine vollständige Revision der psychoanalytischen Theorie unternimmt. Daneben gibt es in "Freuds Megalomanie" weitere "hochkomplexe Komplikationen", berichtet Lütkehaus, so etwa eine neue Geschichte des Eiffelturms und ein Gespräch zwischen Anna Freud und dem Spieltheoretiker und Mathematiker John(ny) von Neumann. Lütkehaus zeigt sich unbeeindruckt von solch aufwendigen Gedankenspielen, entpuppe sich die "ganze volltönende Megalomanie" doch als eine eher "kleinwüchsige Sache", die dem Leser nicht ganz so unerhört scheine wie dem alten konvertierten Freud und seinem hirnforschenden Retter.

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