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Die Essays in diesem Band zeigen, unter anderem, erstmals die Provinzialisierung der Philosophie durch Heideggers etymologisches Verfahren; stellen den gängigen Begriff "Kulturevolution" in Frage; analysieren das hierzulande noch kaum bekannte Forschungsprogramm "Künstliches Leben"; untersuchen, ob es so etwas wie afrikanische Philosophie gibt; prüfen, wie berechtigt die Proklamation eines Neuen Realismus ist; oder führen die Mischung von Religion und Terror auf den Wahn des Absoluten zurück. Die gesamten 15 Essays greifen sehr unterschiedliche Themen kritisch auf und entführen den vom…mehr

Produktbeschreibung
Die Essays in diesem Band zeigen, unter anderem, erstmals die Provinzialisierung der Philosophie durch Heideggers etymologisches Verfahren; stellen den gängigen Begriff "Kulturevolution" in Frage; analysieren das hierzulande noch kaum bekannte Forschungsprogramm "Künstliches Leben"; untersuchen, ob es so etwas wie afrikanische Philosophie gibt; prüfen, wie berechtigt die Proklamation eines Neuen Realismus ist; oder führen die Mischung von Religion und Terror auf den Wahn des Absoluten zurück. Die gesamten 15 Essays greifen sehr unterschiedliche Themen kritisch auf und entführen den vom mainstream ermüdeten Leser in Grenzgebiete grundlegender philosophischer Fragen. Für Leser, die es gut geschrieben und kompetent mögen.
Autorenporträt
Willy Hochkeppel, Dr. phil., geboren in Düsseldorf, war Kultur- und Wissenschaftsredakteur im Bayerischen Rundfunk und schrieb für große Tages- Wochen- und Monatszeitschriften. Buchveröffentlichungen u.a.: "Modelle des gegenwärtigen Zeitalters" (1973)", "Mythos Philosophie" (1976): "War Epikur ein Epikureer" (1984); "Endspiele" (1993); als Herausgeber u.a.: "Soziologie zwischen Theorie und Empirie" (1970), (Hrsg. und Übers,): Rudolf Carnap "Mein Weg in die Philosophie" (1991).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Julian Nida-Rümelin macht klar, worauf es beim Wissenschaftsjournalismus im Fach Philosophie ankommt. Willy Hochkeppel hält er für einen idealen Gewährsmann für faires, klares Philosophieren und seine kompetente Vermittlung, bisweilen scharf im Urteil, aber immer respektvoll dem philosophischen Denken gegenüber, meint er. Wie der Autor in diesem Band unterschiedlichste Themen erörtert, von Heideggers Technikkritik bis zum Verhältnis von Neurowissenschaft und Philosophie, scheint ihm in der Quellenbehandlung so gründlich wie in der Argumentation prägnant. Zu verfolgen, wie der Autor schließlich jeweils nüchtern zu einem eigenen Standpunkt findet, hat den Rezensenten fasziniert, auch wenn der Autor deutliche Sympathien zeigt für die analytische Philosophie und den kritischen Rationalismus.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.05.2016

Pathos der
Nüchternheit
Willy Hochkeppel zur Philosophie „abseits des Geläufigen“
Der Wissenschaftsjournalismus ist in Deutschland nicht in bester Verfassung. Es gibt einige Wissenschaftler, die gute, allgemein lesbare Bücher und gelegentlich auch Zeitungsartikel verfassen, und es gibt einige wenige Journalisten, die von der Wissenschaft, über die sie schreiben, profunde Kenntnis haben. Aber die Wissenschaftsjournalistik als Ganze ist in Deutschland, etwa auch im Vergleich zu den USA, schwach ausgeprägt.
  Wie andere wissenschaftliche Disziplinen hat auch die zeitgenössische Philosophie Spezial-Disziplinen ausgeprägt, die selbst von Fachleuten kaum noch überschaut werden. Erschwerend kommt hinzu, dass sich unterschiedliche Methoden gegenüberstehen, die sich in der Auffassung, was gute Philosophie ausmacht, fundamental unterscheiden. Eine Philosophie, die nahe an den Kulturwissenschaften angesiedelt ist, hat es leichter, in den Feuilletons Beachtung zu finden. Sie ist aber oft im Fach selbst eher randständig. So entsteht ein verzerrtes Bild in der Öffentlichkeit, für das zum Beispiel Peter Sloterdijk als Repräsentant der deutschen Philosophie gilt, während er mit seinen Schriften im philosophischen Fach so gut wie keine Rolle spielt.
  In dieser Situation sind Mittler gefragt, die die philosophische Kompetenz haben, sich ein eigenständiges Urteil zu bilden, zugleich aber offen sind für neue Argumente, aus welcher Richtung sie auch immer vorgebracht werden. Eigenes philosophisches Ressentiment, Fairness im Umgang mit philosophischen Methoden, Thesen und Theorien, und die Gabe, das Ergebnis der Gedankenarbeit in klarer Diktion jargon- und vorurteilsfrei zu präsentieren – das wäre das Idealbild eines Wissenschaftsjournalisten mit Schwerpunkt Philosophie.
  Man wird einwenden, dies sei einfach zu viel verlangt, jedenfalls unter den heutigen Bedingungen von Wissenschaftspraxis und Journalistik. Falsch, es gibt einen Wissenschaftsjournalisten mit Schwerpunkt Philosophie, der diesem Idealbild entspricht. Seine philosophische Kompetenz, geschult an analytischer Philosophie und kritischem Rationalismus, hätte ihm zweifellos auch eine akademische Karriere ermöglicht. Er hat sich anders entschieden und davon hat die an Philosophie interessierte Öffentlichkeit über Jahrzehnte immens profitiert. Es handelt sich um Willy Hochkeppel, einen knorrigen Einzelgänger zwischen Philosophie und Journalistik, der eben sein Buch „Philosophische Traktate abseits des Geläufigen“ vorlegte. Auf der Grundlage sorgsamer Abwägung kommt er zu oftmals scharfen Stellungnahmen, die aber nie verletzend sind, sondern immer von Respekt gegenüber philosophischem Denken zeugen. Auch in Fällen krasser Unvereinbarkeit, etwa mit dem Denken und Argumentieren Martin Heideggers, ist er bemüht, seinem Opponenten eine faire Behandlung angedeihen zu lassen, auch wenn der Befund am Ende recht vernichtend ausfällt („Philosophische Traktate“, S. 13 ff).
  In insgesamt 14 Einzelkapiteln werden ganz unterschiedliche Themen der zeitgenössischen Philosophie erörtert. Sie reichen von der Frage, ob es eine genuin afrikanische Philosophie heute gibt und geben kann (Kap. 6), und Auseinandersetzungen mit Heideggers Technikkritik (Kap. 1), über das Verhältnis von Dichtern und Denkern (Kap. 4) und die Rolle des Mündlichen in der Schriftkultur (Kap. 5) bis zu der in der Gegenwart wieder virulent gewordenen Realismus-Kontroverse (Kap. 8) und zum Verhältnis von Neurowissenschaft und Philosophie (Kap. 10). Willy Hochkeppel sympathisiert, wie er selbst im Vorwort schreibt, mit „Wittgensteins unruhigem Geist: Es ist für mich wichtig, beim Philosophieren immer eine Lage zu verändern, nicht zu lange auf einem Bein zu stehen, um nicht steif zu werden“. Diese Haltung charakterisiert die Beiträge dieses Bandes. In gründlicher Kenntnis der jeweiligen philosophischen Problemlage werden Argumente so prägnant wie möglich vorgestellt, kritisch geprüft und schließlich zu einer eigenen Stellungnahme zusammengeführt. Die Leserschaft des Buches wird jeweils auf eine Art Gedankenausflug mitgenommen. Da die einzelnen Kapitel unabhängig voneinander gelesen werden können, kann man wählen, auf welchen der Ausflüge man sich einlässt. In jedem Fall wird man von der profunden Sachkenntnis, der prägnanten Ausdrucksweise, von den klaren philosophischen Positionierungen Hochkeppels profitieren.
  Man könnte Hochkeppel vorhalten, dass er insofern in den philosophischen Auseinandersetzungen Partei ist, als seine Sympathien für die analytische Philosophie und für den kritischen Rationalismus immer deutlich werden. Aber Hochkeppel ist eben selbst nicht nur Berichterstatter, sondern auch Philosoph. Seine Methodik ist im weitesten Sinne analytisch, zugleich ist er gegenüber dem zum Mainstream gewordenen Instrumentalismus in der analytischen Wissenschaftstheorie und dem Subjektivismus in der analytischen praktischen Philosophie skeptisch. Er teilt einen robusten Realismus, wie er zum Beispiel für Karl Popper oder auch John Searle charakteristisch ist, und lehnt den reduktionistischen Naturalismus ab, der von manchen analytischen Philosophen heute als letztes verbliebenes Abgrenzungskriterium dieser Richtung angesehen wird, wie seine Auseinandersetzung mit Colin McGinn zeigt. Hochkeppel unterscheidet sich von vielen analytischen Philosophen, insbesondere in den USA, darin, dass er die Klassiker der europäischen Philosophie kennt und schätzt. Auch dort, wo er gegen die philosophische Hermeneutik, gegen Etymologisierung und Historisierung argumentiert, bleibt er doch immer beeindruckt von dem immensen Schatz klassischer philosophischer Texte.
  Willy Hochkeppel zeichnet wohl nicht nur als Autor, sondern auch als Person ein hohes Maß an Nüchternheit aus. Eine Nüchternheit, die mich ein wenig an Ernest Hemingway erinnert. In „A Farewell to Arms/In einem andern Land“ schildert dieser mit kaum zu überbietender Lakonie die Lebenssituation derer, die den Krieg erlebt haben. Nirgends lässt er sich zu einer bellizistischen oder auch pazifistischen Stellungnahme verführen. So wird den Lesern eine Lebenshaltung nahegebracht, die ihrerseits nicht ohne Pathos ist. Ich möchte der Person hinter dem Autor nicht zu nahetreten, wenn ich sage, zumindest das Œuvre, wenn nicht die Person, ist von einem Pathos der Nüchternheit und Klarheit geprägt, das ohne ein leidenschaftliches philosophisches Interesse so nicht durchzuhalten wäre. Wer philosophische Urteilskraft in lesbarer Form erleben, wer sich einen Eindruck von der Vielgestaltigkeit philosophischer Argumente machen möchte, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen.
JULIAN NIDA-RÜMELIN
Willy Hochkeppel: Philosophische Traktate abseits des Geläufigen: Revisionen, Alternativen, Prospekte. Königshausen und Neumann, Würzburg 2016. 308 Seiten, 32 Euro.
Hochkeppels Stellungnahmen
sind scharf, aber nie verletzend –
selbst Heidegger gegenüber
Die Nüchternheit
erinnert an die in den
Romanen von Hemingway
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