Produktdetails
  • Verlag: Gerstenberg (Gebrüder)
  • Originaltitel: Le Jardin de Max et Gardenia
  • Seitenzahl: 46
  • Abmessung: 320mm
  • Gewicht: 556g
  • ISBN-13: 9783806742961
  • ISBN-10: 3806742960
  • Artikelnr.: 25134918
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.09.2000

Verwunschener Park auf der Suche nach Leben
Das neue Bilderbuch von Fred Bernard und François Roca

Mit manchen Bilderbüchern ist es wie mit dem berühmten Huhn und dem Ei: Man fragt sich verzweifelt, was vorher da war, die Illustrationen oder die Geschichte. Bei "Max und Gardenia vom Gemüsegarten", geschrieben von Fred Bernard und bebildert von François Roca, darf man wenigstens einige Seiten lang hoffen, Roca habe seine Bilder vom Kater Max und von der Maus Gardenia einfach so gemalt - und Bernard damit zu einer Erzählung inspiriert. Doch je weiter man blättert, um so deutlicher wird, daß es umgekehrt gewesen sein muß: Bis ins Detail greifen Rocas Illustrationen eine Geschichte auf, die gestelzter, unwahrscheinlicher und darum phantasieloser kaum sein könnte.

Die Fabel vom roten Kater Max und von der grauen Hausmaus Gardenia, die zwischen dem alten Haus und dem kleinen Garten ein friedliches Leben führen, bis eines Tages Max' Mutter verschwindet und die beiden sich auf die Suche nach ihr machen, ist ein typisches Beispiel für das Problem zahlreicher Bilderbücher: Entweder ist ein Text aufregend und phantasievoll, doch seine Bebilderung ist mißlungen, oder die Illustrationen sind grandios und die Geschichte langweilig.

Fred Bernard und François Roca sind ein eingespieltes, auch ein bewährtes Team. Bereits 1997 erschien, ebenfalls im Gerstenberg Verlag, die witzige Geschichte von der "Verschwundenen Ameisenkönigin". Mit einem einzigen Indiz, einem Haar, machen sich zwei Ameisenuntertanen im Dschungel Afrikas auf die Suche nach dem Entführer ihrer Herrscherin. In den Folgejahren schickten Bernard und Roca dann vor allem Menschen durch die große weite Bilderbuch-Welt. Zunächst, 1998, ließen sie den alten Piloten Marco und, nach dem großen Vorbild Saint-Exupéry, seinen Wüstenfuchs Leonard mit ihrem Flugzeug das Bermuda-Dreieck überfliegen und dabei Erstaunliches herausfinden. Als nächstes, 1999, schickten sie den kleinen Theo und seinen Großvater auf eine Zeitreise in die Vergangenheit an Bord des "Gelben Zugs". Besonders dieses letzte Buch krankte daran, daß François Roca kein guter Menschenmaler ist - zwar gelingen ihm typische, durchaus lebensnahe Physiognomien, doch keine Persönlichkeiten. Seine Gesichter erinnern an Masken; seine Menschen kann man weder liebgewinnen noch verabscheuen. Roca ist in seinem Element, sobald es an Tierdarstellungen geht. Zwar schauen seine Kreaturen, von der Ameise über den Wüstenfuchs bis hin zum Kater Max, alle mit ähnlich großen, staunend-naiven Augen in die Welt. Doch eingebettet in Rocas fabelhaft surrealistische Landschafts- und Pflanzenmalerei, fragen sie sich zu Recht, wie sie in solche Wunderwelten geraten sind.

Der Erzähler Fred Bernard dagegen kann sich allerdings offenbar in Tiere noch weniger hineindenken als in Menschen. So läßt er seine animalischen Charaktere gern von Menschenhand entführen, um sie zum Schluß von ihren heroischen Gefährten retten zu lassen. Max und Gardenia begegnen allerhand Getier, sämtlich mit wichtigtuerischen Adelstiteln, wie der SKvM, der Schwarzen Katze von der Mauer, oder dem WKvL, dem Weißen Kaninchen vom Labyrinth. Doch bis Max und Gardenia die Katzenmama und weitere Artgenossen aus Affenhand befreien müssen, dürfen sie auf Rocas Bildern durch magrittesche Parklandschaften wandern, wo im surrealistischen Dämmerlicht zwischen Tag und Nacht, Wirklichkeit und Traum Elefanten und Giraffen magische Taxusfiguren abgeben und geheimnisvolle Greifen Wache halten. Die besten Illustrationen Rocas lassen wohlige Schauer über den Rücken laufen. Eltern und Kindern mit viel Phantasie fällt dazu gewiß etwas ein, wenn sie den Text ignorieren. Aber noch schöner wäre es, wenn einmal jemand käme, den solche Bilder zu ganz anderen Geschichten inspirierten.

FELICITAS VON LOVENBERG.

Fred Bernard und François Roca: "Max und Gardenia vom Gemüsegarten". Aus dem Französischen von Christiane Filius-Jehne. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2000. 48 Seiten, geb., 29,80 Mark. Ab 6 Jahren.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Rezensentin Felicitas von Lovenberg ist ganz und gar zwiegespalten angesichts dieses Buches. Während ihr die Illustrationen von Francois Roca über die Maßen gut gefallen, findet sie die Geschichte, die Fred Bernard dazu erzählt, denkbar "gestelzt, unwahrscheinlich" und "phantasielos". Es zeige sich Rocas Talent zur Tierzeichnung (Menschen, so von Lovenberg, liegen ihm dagegen nicht so): die "Wunderwelten", die er entwirft, entzücken ein ums andere Mal - die Ernüchterung folgt auf dem Fuße, wenn sich erweist, dass der Autor Bernard sich "in Tiere noch weniger hineindenken" kann "als in Menschen".

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