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"Docent et oblectant" - sie lehren und sie erfreuen! Dieses war das Motto des Museum Fridericianum, das 1779 von Landgraf Friedrich II. gegründet wurde. Es gilt noch heute für die Betrachtung der Kunst des Altertums. Fast 200 Jahre zuvor hatte Moritz von Hessen-Kassel als Erster antike Kunst nach Kassel geholt und ausgestellt, und auch heute, da die Antikensammlung seit über 30 Jahren in Schloss Wilhelmshöhe zu bewundern ist, hat sie nichts von ihrer Faszination verloren. Vasen und Skulpturen, Reliefs, Grabmale und Münzen sind zu sehen; von der frühen "Tasse" aus Troia bis zur spätrömischen…mehr

Produktbeschreibung
"Docent et oblectant" - sie lehren und sie erfreuen! Dieses war das Motto des Museum Fridericianum, das 1779 von Landgraf Friedrich II. gegründet wurde. Es gilt noch heute für die Betrachtung der Kunst des Altertums. Fast 200 Jahre zuvor hatte Moritz von Hessen-Kassel als Erster antike Kunst nach Kassel geholt und ausgestellt, und auch heute, da die Antikensammlung seit über 30 Jahren in Schloss Wilhelmshöhe zu bewundern ist, hat sie nichts von ihrer Faszination verloren.
Vasen und Skulpturen, Reliefs, Grabmale und Münzen sind zu sehen; von der frühen "Tasse" aus Troia bis zur spätrömischen Gemme, vom ägyptischen Götterbild bis zum "Kasseler Apollon", der ein Prunkstück der Kasseler Sammlung darstellt. Allein diese weltweit besterhaltene römische Kopie einer Statue des berühmten griechischen Bildhauers Phidias lohnt den Weg nach Kassel und einen Blick in diesen ausführlichen Bestandskatalog zur antiken Skulptur.
Autorenporträt
Dr. Peter Gercke studierte Klassische Archäologie, Gräzistik und Philosophie in Marburg und Hamburg. Von 1983-2003 war er stellvertretender Direktor der Staatlichen Museen Kassel . Er veranstaltet Ausstellungen und veröffentlicht Publikationen zur Archäologie und Antikenrezeption.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.07.2008

Tödliche Pfeile am Fuße des Zeus
Die Skulpturen der Kasseler Antikensammlung haben einen vorbildlichen neuen Bestandskatalog – und die Berliner Antiken einen griffigen Leitfaden
„Eines der gewaltigsten Apollonbilder des Altertums” – so charakterisierte der Archäologe Ernst Buschor 1938 ein für Laien fast unscheinbares antikes Relief-Bruchstück: ein junger Mann, ganz im Profil nach rechts, knieend auf felsigem Grund, mit entblößtem Oberkörper und lockerem Mantel um Hüfte, Gesäß und rechten Oberschenkel, der offenbar eben einen Pfeil in einen Bogen gelegt hat, sein Ziel schon mit scharfem Blick anvisiert und jeden Augenblick das tödliche Gerät spannen wird.
Die Forschung hatte früh erkannt, was sich hinter dem in Rom gefundenen Fragment verbirgt: Dargestellt ist der bogenschießende Gott Apollon, wie er gemeinsam mit seiner Schwester Artemis in einer Strafaktion die sieben Söhne und sieben Töchter der Niobe tötet, weil diese sich allzu stolz und götterverachtend ihrer reichen Nachkommenschaft selbst gerühmt hatte.
Und es handelt sich nicht um eine beliebige Darstellung des Niobiden-Mythos, vielmehr um eine der berühmtesten überhaupt. Wenige Jahre, nachdem der Bildhauer Phidias das Kultbild der Göttin Athena für den Parthenon auf der Akropolis fertiggestellt hatte, ereilte ihn ein anderer, mindestens ebenso ehrenvoller Auftrag: Das Volk von Elis bestellte bei dem Künstler ein Kultbild für den schon seit dreißig Jahren stehenden Zeustempel in Olympia. Etwa 430 vor Christus dürfte Phidias mit den Arbeiten begonnen haben, am Ende stand eine gewaltige Sitzstatue des thronenden Göttervaters, über zwölf Meter hoch, aus Gold und Elfenbein – eines der antiken Sieben Weltwunder. Dem römischen Schriftsteller Pausanias wird eine genauere Kenntnis auf der Grundlage seiner dreiseitigen Beschreibung der Statue verdankt. Danach war die Tötung der Niobiden beidseits der Sitzfläche als vielleicht metallener Fries am Thron des Zeus montiert. Jahrhunderte später fertigte man formatgleiche Marmorkopien an, weil sie in der frühen Kaiserzeit in Rom als dekorative und werthaltige Ausstattungsstücke für die Villen der Reichen gut verkaufbar waren. Von einer solchen Wiederholung stammt das Fragment, das sich seit 1960 in der Kasseler Antikensammlung befindet.
1961 wurde das Relief – es kann bis ins späte 19. Jahrhundert in verschiedenen deutschen Privatsammlungen zurückverfolgt werden – zusammen mit einer Handvoll anderer Antiken als Neuerwerbung in einer eigenen Ausstellung in Kassel präsentiert und in einer kleinen Broschüre veröffentlicht; Autor war damals der junge Ernst Berger, der direkt im Anschluss in seine Heimatstadt Basel zurückkehrte und dann für über drei Jahrzehnte das Basler Antikenmuseum leitete.
Die bis heute gültige wissenschaftliche Publikation der Sammlungsbestände bildet der legendäre Katalog von Margarete Bieber aus dem Jahr 1915 über die „Skulpturen und Bronzen des Königlichen Museum Fridericianum in Cassel”. So war es plausibel und an der Zeit, dass ein neuer Bestandskatalog der Kasseler Skulpturen vorgelegt wird, zumal die Neuerwerbungen bis in die 1990er Jahre weitergingen und 2001 die Neuaufstellung im renovierten Schloss Wilhelmshöhe erfolgte. Wer hätte dies besser in die Hand nehmen können als der (bis 2003) langjährige Sammlungsleiter Peter Gercke?
Das Buch gibt 144 Objekte, davon über sechzig zum Teil famose Stücke griechisch-römischer Idealplastik (mit Schwerpunkt auf der klassischen Epoche des fünften und vierten Jahrhunderts vor Christus), 25 Porträts (so die wichtige Berenike II., die zu den Bergerschen Akquisitionen gehört), einige interessante Reliefwerke, auch römische Sepulkralkunst – darunter einen prächtigen Jahreszeitensarkophag, den Landgraf Friedrich II. von Hessen 1777 in Rom erworben hatte. Besonders erfreulich: der Anhang mit den neuzeitlichen Nachbildungen sowie den verschollenen und abgegebenen Stücken. Da ist ein fundierter wissenschaftlicher Katalog gelungen.
Konzeptionell nicht vergleichbar, aber kurz anzuzeigen ist ein ebenfalls neu erschienenes Buch der Berliner Antikensammlung. Jeweils im kurzen, halbseitigen, möglichst griffigen Text und einem Farbfoto sollen hier gut 160 ausgewählte Topwerke des Museums einer breiteren Besucherschar dargeboten werden. Das ist freilich schwieriger, als einen rein wissenschaftlichen Katalog zu schreiben. Es gelingt in manchen Texten gut. Vielzählig sind die Autoren. Gegenüber den Vorgängerauflagen von 1992 und 1998 (mit identischem Konzept) wurden das Vorwort, eine Reihe von Objekten und auch Texten sowie so gut wie alle Fotos ausgetauscht. Dieser runderneuerte „Leitfaden” durch die Berliner Antikensammlung enthebt aber nicht aus der Pflicht, die alten Skulpturenkataloge von Carl Blümel aus den Jahren 1928 bis 1940 auf den neuesten Stand zu bringen und um die zahlreichen magazinierten sowie die seitdem hinzuerworbenen Werke zu ergänzen.MARTIN FLASHAR
PETER GERCKE, NINA ZIMMERMANN-ELSEIFY: Antike Steinskulpturen und neuzeitliche Nachbildungen in Kassel. Bestandskatalog. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2007. 428 Seiten, 69,90 Euro.
ANDREAS SCHOLL, GERTRUD PLATZ-HORSTER (Hrsg.): Die Antikensammlung. Altes Museum, Pergamonmuseum. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2007. 312 Seiten, 39,90 Euro.
Stück vom Weltwunder: Der bogenschießende Apollon, vom Thron des Zeus in Olympia, Bruchstück einer römischen Kopie. Foto: Margarete Büsing/MHK
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Martin Flashar begrüßt den neuen Bestandskatalog der Kasseler Antikensammlung, den der langjährige Sammlungsleiter Peter Gercke vorgelegt hat. Der Band stellt zu seiner Freude 144 Objekte, 25 Porträts sowie einige Reliefwerke vor. Unter den Skulpturen findet er eine ganze Reihe "famose Stücke griechisch-römischer Idealplastik". Lobend hebt er den Anhang mit den neuzeitlichen Nachbildungen sowie den verschollenen und abgegebenen Stücken hervor. Insgesamt würdigt er das Werk als "fundierten wissenschaftlichen Katalog".

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