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In einem Land, wo es auf einmal Südfrüchte aus Kuba gibt, weil Fidel Castro unsterblich in eine bulgarische Sängerin verliebt ist, wo Silber und Kristall, Samt und Champagner den obersten Regierungskadern vorbehalten sind und Straßenkinder mit Schokolade für die Partei geködert werden, lernt die kaum siebzehnjährige Alba in einem Elitekrankenhaus den viel älteren Guéo kennen. Guéo ist Mitglied des Politbüros und hat unter anderem als "Einraucher" für den erkrankten Regierungschef gearbeitet, als der nicht mehr selbst rauchen durfte ... Die Begeisterung des ungleichen Paares füreinander ist…mehr

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Produktbeschreibung
In einem Land, wo es auf einmal Südfrüchte aus Kuba gibt, weil Fidel Castro unsterblich in eine bulgarische Sängerin verliebt ist, wo Silber und Kristall, Samt und Champagner den obersten Regierungskadern vorbehalten sind und Straßenkinder mit Schokolade für die Partei geködert werden, lernt die kaum siebzehnjährige Alba in einem Elitekrankenhaus den viel älteren Guéo kennen.
Guéo ist Mitglied des Politbüros und hat unter anderem als "Einraucher" für den erkrankten Regierungschef gearbeitet, als der nicht mehr selbst rauchen durfte ... Die Begeisterung des ungleichen Paares füreinander ist groß und rein platonisch: Es wird stundenlang vorgelesen, geraucht und diskutiert. Als schließlich beide entlassen werden, gelingt es Guéo, Alba mit seinem Sohn zu verkuppeln, doch das geht nicht lange gut. Stattdessen werden sie schließlich selbst ein Liebespaar, immer versteckt, sich dabei immer beobachtet wissend. Die Welt um sie herum verändert sich. Guéo arbeitet fieberhaft an einem Reformprogramm zur Rettung des Kommunismus, aber heimlich träumen beide von einem gemeinsamen Abendessen in Paris.
Albena Dimitrova erzählt von einer unmöglichen Liebe in einem unmöglich gewordenen System. In vielen originellen Szenen und lapidaren Beobachtungen entführt ihr Roman bilderreich in eine untergegangene Welt und entlarvt mit dem Irrsinn der damaligen auch den Irrsinn heutiger Werte.
Autorenporträt
Albena Dimitrova, 1969 in Sofia (Bulgarien) geboren, studierte Wirtschaftswissenschaften und forschte über die Risiken der Privatisierung und über Korruption in den Ostblockländern. Seit Ende der achtziger Jahre lebt sie in Paris und arbeitet seit 2006 als Schriftstellerin, Festivalleiterin und Dramaturgin. Wiedersehen in Paris ist ihr erster Roman.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Originell, intensiv und hochgradig reflektiert nennt Judith von Sternburg diesen Roman der französisch-bulgarischen Autorin Albena Dimitrova. "Wiedersehen in Paris" erzählt von einer Amour fou zwischen der Siebzehnjährigen Alba und dem 53-jährigen Politbüromitglied Guéo, die - bis zur dramatischen Trennung - gemeinsam das Ende des Kommunismus und die große Zeitenwende in Bulgarien erleben. Die Kritikerin Dimitrova zieht dabei alle Register ihres schriftstellerischen Temperaments, freut sich Sternburg, mal erzähle sie nüchtern, mal elegisch und manchmal brillant. Gut gefallen haben der Rezensentin auch die Einsichten der Autorin in opportunistische Systeme. Guéos am Ende enthüllten Plan zur Rettung des Kommunismus hält Sternburg gar für einen echten "Hammer".

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.06.2016

Wenn ein Reich zerfällt
Das Wort „Zukunft“ gibt es nicht: Albena Dimitrova und
Anna Galkina erzählen vom Untergang des Sowjet-Imperiums
VON CORNELIUS WÜLLENKEMPER
Wer einmal als Zeuge vor Gericht befragt wurde, der weiß: Die eine Erinnerung an das Geschehen gibt es nicht. Die Wiedererzählung von Vergangenheit muss immer ein Mosaik sein aus gespeicherten Fakten, subjektiver Perspektive, ungefährer Rekonstruktion und manchmal gar freier Erfindung. Am Ende entscheiden Wahrscheinlichkeit und Kohärenz über das Gewicht der Erinnerung. Es gibt eben nur eine Realität aber viele Wahrheiten – das gilt umso mehr, wenn es um die Nacherzählung einer Epochengeschichte geht. Der literarische Reiz von Erinnerungen an die große Geschichte aus der Zwergenperspektive des Einzelnen liegt gerade in der Subjektivität, und im besten Fall geht für den Leser aus dem individuellen Erleben des Autors ein neues Gesamtbild der Vergangenheit hervor.   
  In ihrem Erstlingsroman „Wiedersehen in Paris“ schreibt die 1969 in Bulgarien geborene, Mitte 1989 nach Frankreich emigrierte Autorin Albena Dimitrova über das „Gefühl, in einer Scheinwelt zu stehen. Der Tag begann wie immer, aber ich erkannte ihn nicht wieder. Auf der Straße in Richtung Schule wirkte alles verlogen.“ Mit äußerst reduzierten, deswegen nicht minder poetischen Sätzen öffnet Albena Dimitrova die Welt ihrer Protagonistin Alba. Sie ist siebzehn Jahre alt, leidet an einer mysteriösen Lähmung des rechten Beins und wird zur genaueren medizinischen Analyse ins eigentlich den Partei-Bonzen vorbehaltene Regierungskrankenhaus eingeliefert.
  Mit Guéno, einem rund vierzig Jahre älteren Mitglied des bulgarischen Politbüros, spielt sie in den Behandlungspausen ein Gedächtnisspiel, bei dem man blindlings Wörter auf einem Stück Papier notiert und die Liste anschließend aufsagen muss – bis zu achtzig behält Guéno, mit Wodka gelingen ihm gar neunzig. Das Wort „Zukunft“ ist nicht dabei, es existiert nicht im Bulgarischen.
  Nicht nur das zutiefst marode politische Establishment des „vertrockneten Kommunismus“ ist in Dimitrovas Roman unausweichlich dem Untergang geweiht. Auch die Liebe zwischen der Siebzehnjährigen und dem von Alkohol, Elektroschocktherapie und Antidepressiva schwer gezeichneten Guéo ist aussichtslos – und wird deswegen natürlich umso leidenschaftlicher verteidigt. Diese geradezu wütende amour fou, die als letzter Strohhalm genau so lange trägt wie der Glaube an sie, spiegelt Albena Dimitrova in der kommunistischen Nomenklatura, die hilflos dem eigenen Untergang zusieht.
  Im Sanatorium beobachtet ihre Heldin Alba die herrschende Alt-Herren-Riege: „Ich schaute nur zu, ahnte nicht, dass die in diesem Speisesaal versammelten Personen über das Werden der Welt und der Partei sprachen, als horchten sie mit dem Stethoskop ein Lebensende ab, das nicht künstlich verlängert werden durfte.“
  Während Guéo in einem Papier zum „Dritten Weg“ die Abschaffung des Politbüros fordert, erhält seine junge Geliebte Besuch von der Geheimpolizei. Doch sie schlägt die Warnungen vor dem Verräter in den Wind, auch wenn er sein Versprechen einer gemeinsamen Zukunft in Paris nie einlösen wird. Dimitrova gelingt es, in der Schilderung dieser Paargeschichte das Fenster zur Weltgeschichte aufzustoßen.
  Wie sehr Erinnerung durch die eigene Verarbeitung des Geschehenen geprägt ist, zeigt der Vergleich zu Anna Galkinas Debüt „Das kalte Licht der fernen Sterne“. Mitte der Neunzigerjahre emigrierte die Autorin als junge Frau aus Russland nach Deutschland und berichtet nun in ihrem Episoden-Roman über die letzten Jahre in einem zusehends maroden Dorf unweit von Moskau. Inwiefern Anna Galkinas Erinnerungen autobiografisch fundiert sind und als „authentisch“ gelten können, soll und kann hier nicht beurteilt werden. Galkinas Heldin Nastja, die mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter in einem Holzhaus ohne fließendes Wasser aber mit vielen Büchern lebt, führt den Leser jedenfalls schnurstracks in eine Welt, wie man sie sich elender selbst in den derbsten Russland-Klischees nicht ausmalen kann.
  Der Untergang des Sowjet-Imperiums wird hier nicht politisch oder persönlich beleuchtet, sondern durch die drastische Schilderung verheerender Mangelwirtschaft, schockierender menschlicher Verrohung und tumber Obrigkeitshörigkeit. Wer auf dem Plumpsklo Zeitungen benutzt, auf denen zufällig Parteigrößen abgebildet sind, dem droht nicht nur der heilige Zorn der Großmutter sondern auch eine saftige Gefängnisstrafe.
  Väter sind in Galkinas Roman entweder abwesend oder schwere Alkoholiker und notorisch gewalttätig. Kinder werden – solange sie nicht im sechsten Schwangerschaftsmonat auf entsetzliche Weise getötet werden – in der Schule körperlich und seelisch schwer misshandelt. Frauen haben es in dieser Schreckenswelt nicht leicht: Entweder sind sie verzweifelt auf der Suche nach einem Mann, der ihnen ein süßes Baby macht (am besten mit schwarzen Locken), oder sie sind sogenannte Schlampen, die früher oder später Opfer einer Massenvergewaltigung werden.
  So einseitig düster und von Horror geprägt Anna Galkinas Erinnerungsroman auch ist, entbehrt er doch nicht einer humoresken Note, etwa beim Moskau-Auftritt von Thomas Anders als musikalische Lichtgestalt aus der westlichen Welt. Dennoch drängt sich der Eindruck auf, hier werde mit möglichst schlichten, ja brutalen Sätzen ein Horrortrip zum grobschlächtigen Russen an sich inszeniert. Das Leben stößt Galinkas Figuren vielmehr zu, als dass es von ihnen gelebt wird. Glücklich kann sich derjenige schätzen, der sich bauernschlau dabei anstellt und besser als die anderen wegkommt – wobei am Ende dieser Szenenabfolgen, die sich in ihrer Düsterkeit gegenseitig übertreffen, doch immer bloß Ernüchterung, Trostlosigkeit und sehr viel Alkohol warten.
  Wie Alba, die Protagonistin ihrer bulgarischen Kollegin Albena Dimitrova, sucht auch Anna Galkinas Nastja in der untergehenden sowjetischen Welt Zuflucht bei einem Mann. Dami, der als ukrainischer Infanterist in der Region um Moskau stationiert ist, verführt zunächst mit starken Augen und charmanter Einfühlung zu liebestaumelnden, romantischen Sommernächten auf der Flucht vor der Militärpolizei. Kurz darauf aber entpuppt auch er sich als Alkoholiker, worunter zwar die Beziehung leidet, aber immerhin nicht der Sex.
  Lesenswert sind beide Romane insofern, als an ihnen die Bandbreite literarischer Erinnerungsformen abzulesen ist, zwischen der kühlen Distanz von Agota Kristofs „Das große Heft“, dem Galgenhumor von Georgi Gospodinovs „8 Minuten und 19 Sekunden“ und dem analytischen Pessimismus von Ilija Trojanovs „Fingierter Revolution“. Albena Dimitrova zeigt schon zu Beginn an, dass ihre Erzählerin Beobachtung und Analyse vermischt, weil in der Erinnerung die Begriffe ihre Bedeutung verändern. Kommunistische Vergangenheit und kapitalistische Gegenwart verschmelzen hier zu einer sprachlichen feinen, schwebenden Meditation über die Auswirkungen politischer Systeme auf die Menschen. Anna Galkina dagegen gibt in ihrem Roman eine ungefilterte Aufzählung traumatisierender Erlebnisse aus einem dem Untergang geweihten Reich menschlicher Tragödien.
Albena Dimitrova: Wiedersehen in Paris. Roman. Aus dem Französischen von Nicola Denis. Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2016. 189 Seiten, 19,90 Euro. E-Book 17,99 Euro.
Anna Galkina: Das kalte Licht der fernen Sterne. Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2016. 217 S., 19,90 Euro. E-Book 14,99 Euro.
Albena Dimitrova gelingt es, das
Drama einer ausweglosen Liebe
zur Weltgeschichte hin zu öffnen
Die meisten Männer in der Welt
von Anna Galkinas Roman
entpuppen sich als Alkoholiker
Ratschlag in Zeiten zerfallender Imperien: Schecks einlösen, den Kühlschrank füllen: Werbeplakat für die Wodka-Marke „Karkov“ in Minneapolis in den Vereinigten Staaten, 1990.
Foto: Ap
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.01.2017

Liebe in Zeiten der Überwachung
Bulgarische Kommunismusnachwehen: Albena Dimitrovas Roman "Wiedersehen in Paris" über den Zerfall von Politik und Privatleben

Geheimdienst und Liebe, das ist eine spannende Konstellation, davon weiß nicht nur James Bond ein Liedchen zu singen - heiße Emotionen im Kalten Krieg. Doch jenseits des Films beginnen andere Realitäten: Vertrauensverlust, extremes Misstrauen, Traumatisierung für den getäuschten Partner. George Orwells "1984" ist auch in dieser Hinsicht aufschlussreich. Heute erleben wir dies schon auf eher alltäglichen Ebenen, wenn Lover ihre Videos ins Netz stellen, eine Art schleichende Diktatur durch Technik. Und nichts ist sich aus Prinzip feindlicher als das überwache Gehirn totalitärer Herrschaft und das Geheimste am Menschen.

Das muss zu eisigen Abstürzen in Beziehungen führen, und so geschieht es mit der Liebe in Albena Dimitrovas "Wiedersehen in Paris". Alba, noch Schülerin, an einem Bein gelähmt, lernt im Sanatorium einen Mann kennen, der nicht nur verheiratet ist. Guéo ist auch Parteifunktionär und schreibt an seinem abschließenden Lebenswerk, einem Gutachten über die Reform des Kommunismus, einem Werk, an dem er zerbrechen wird. Wir sind in Bulgarien am Ende der achtziger Jahre, alles geht drunter und drüber, man hört das langsam zerfallende Gebälk in einem morschen Haus. Dazu werden Vorgeschichten erzählt, in denen sich frühe Risse ankündigen - doch durch Risse dringt, wie wir von Leonard Cohen wissen, auch Licht.

Eine Zeitlang versucht der Geliebte, sie mit seinem Sohn zu verkuppeln, um sie enger an sich zu binden. Doch das endet in einer blutigen Prügelei, der Alba nur mit Mühe entkommt: "Ich hatte den Mund voller Blut, einen ausgeschlagenen Backenzahn und ein Herz in Freiheit." Danach hat sie eine Abtreibung zu überstehen, auch das ein Ergebnis des Liebens im "Nirgendwo der Schicksale", im Limbo zwischen Kommunismus und einer unbekannten Welt, die sich gerade zu öffnen beginnt. Der Moment des Zeugens ist tief in ihrer Erinnerung vergraben, symbolisch aufgehoben in allen sinnlichen Einzelheiten jenes Wintertags, vom Staub in einem Zimmer bis zum Glatteis vor der Tür.

Am Horizont aber leuchtet allen Emigranten, ob Kommunisten oder Staatsfeinden, eine Stadt als Hoffnungsstern: Paris. Die selbst dort lebende Albena Dimitrova, eine Französisch schreibende bulgarische Autorin, verarbeitet auf ganz individuelle, oft poetische - wenn auch manchmal gestelzte - Art Übergänge zwischen Systemen, wie sie sich in der großen, aber auch verlorenen Liebe der Erzählerin mit dem Funktionär spiegelt.

Schattenhaft tauchen Randfiguren auf, die geheimdienstlich zentral sind. Der bulgarische General in Frankreich etwa, der mit seinem phantastischen Französisch, das dem achtzehnten Jahrhundert abgelauscht scheint, an den rumänischen Philosophen Émile Cioran erinnert, denn auch dieser pflegte solch ein "in Paris unauffindbares Französisch" und kultivierte "nachlässig-elegante Wörter". Oder der polyglotte Diplomat, der zu kommunistischen Zeiten Botschafter in Rom war, ein Kenner der frühen italienischen Malerei, und jetzt Nachtwächter ist und Nachhilfeunterricht für die Kinder von Neureichen gibt - einer von vielen postkommunistischen Lebensläufen. Auch dessen Französisch ist makellos, eine "in Form gebrachte Freiheit". So wird die Sprache Frankreichs zum utopischen Ort. Aber sie bleibt lange im Nirgendwo, denn das erste Wörterbuch der Erzählerin ist veraltet, es stammt aus dem Jahr 1947, und die Definitionen decken sich nicht mehr mit der Realität. Utopie ist halt ein veraltetes Spiel, das nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat.

Das ist schließlich die mühsame Erkenntnis, die Guéo in seinem "Gutachten zur Reform des Kommunismus", erarbeitet, das dem Buch als Anhang, sozusagen als Ausbruch aus der Fiktion, beigegeben ist. Der Parteimensch glaubt noch an einen dritten Weg, in dem das Gute des alten Systems in der Dynamik des neuen aufgehoben wäre. So notiert er am 16. November 1988: "Wir müssen das Kollektiveigentum an den Produktionsmitteln erhalten und unser politisches System stärken. Dieser Weg, den manche den ,dritten' nennen, ist der richtige Weg in die Zukunft." Diesen dritten Weg wird er selbst nicht mehr erleben, denn kurz nach Vollendung des Gutachtens wird sich der Autor des Manifests umbringen, als wisse er, dass Politik, die den Kontakt zur Realität verloren hat, dem Untergang geweiht ist.

Die Erzählerin hadert unterdessen mit sich, mit ihrer Liebesgeschichte, ihrem Körper, mit allem, was sie als Person bedingt, und sie fragt sich immer wieder: Woran ist der Kommunismus gescheitert? Vielleicht ähnelte das Geschehen einer scheiternden Liebesbeziehung? Eine der Antworten jedenfalls lautet, er habe sich zwar um materielle Besitzfragen gekümmert, aber nie wirklich verstanden, die Herzen zu erobern. Und das könnte damit zusammenhängen, dass der Kommunismus "zuerst mal seinen eigenen Wunsch nach dem Kommunismus abgetötet" habe. In solchen Teufelskreisen bewegt sich ein politisch-poetischer Roman, der immer Blitzlichter aufscheinen lässt - wie wenn Reporter in die Pathologie eindringen und neues Wissen über einen verstorbenen Prominenten an die Öffentlichkeit durchgeben. Keine kleine Kunst von Albena Dimitrova, daraus einen Roman zu machen, der die menschliche Seite einer politischen Katastrophe so anschaulich macht.

ELMAR SCHENKEL

Albena Dimitrova:

"Wiedersehen in Paris".

Roman.

Aus dem Französischen

von Nicola Denis.

Wagenbach Verlag,

Berlin 2016. 189 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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