Jeder Flüchtling hat das Recht, in der Europäischen Union Hilfe und Schutz vorVerfolgung zu erhalten. Soweit die Theorie der Genfer Flüchtlingskonvention.Doch in der Praxis geht es Regierungen eher darum, die Zahl der Asylbewerbermöglichst gering zu halten. Abwehr statt Schutz ist die Devise. EuropasGrenzen sind kaum noch zu erreichen. Wer es trotz Frontex- Patrouillen undVisa- Bestimmungen schafft, muss sich in abweisenden Verfahren und unter abschreckenden,oft unmenschlichen Aufnahmebedingungen behaupten. Hinzukommen die Notlagen hunderttausender Migranten, die als Geduldete in ständigerAngst vor der Abschiebung oder ganz ohne Aufenthaltspapiere im Verborgenenleben.Tillmann Löhr gibt einen längst notwendigen Überblick über die Geschichteund Gegenwart der Flüchtlingspolitik. Der Autor zeigt realistische, schnelle Verbesserungsmöglichkeitenauf: Die Staaten der EU sollen sichere und legaleWege nach Europa eröffnen, dürfen Bootsflüchtlinge nicht länger auf HoherSee zurückschicken und müssen zu fairen und europaweit vergleichbaren Gerichtsentscheidungenkommen, auch für Menschen ohne Aufenthaltspapiere.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Mit großem Interesse hat Hilal Sezgin dieses Buch des jungen Politikwissenschaftlers gelesen, das ihr die Augen für das haarsträubende Ausmaß der Abwehr von außereuropäischen Flüchtlingen durch die Festung Europa geöffnet hat. Am eindringlichsten fand die Kritikerin Tillmann Löhrs Schilderungen, wie die europäische Flüchtlingspolitik das Mittelmeer in einen rechtsfreien Raum verwandelt hat. Insgesamt wurde ihr angesichts des geballten geschilderten Elends schwindelig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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