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Johannes von Karczewski zeichnet in seinem Buch die Entstehungsgeschichte und den Ablauf der ersten vier Weltwirtschaftsgipfel nach. Er zeigt auf, wie entscheidend die persönliche Komponente, das Zusammenwirken der einzelnen Staats- und Regierungschefs, für einen erfolgreichen Ausgang der Gipfel war. Anders als in der einschlägigen Literatur bisher dargestellt, kommt er zu dem Schluss, dass Helmut Schmidt als maßgeblicher Initiator der Weltwirtschaftsgipfel angesehen werden muss. Blickt man zurück auf die ersten beiden sozialdemokratischen Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, so fällt einem…mehr

Produktbeschreibung
Johannes von Karczewski zeichnet in seinem Buch die Entstehungsgeschichte und den Ablauf der ersten vier Weltwirtschaftsgipfel nach. Er zeigt auf, wie entscheidend die persönliche Komponente, das Zusammenwirken der einzelnen Staats- und Regierungschefs, für einen erfolgreichen Ausgang der Gipfel war. Anders als in der einschlägigen Literatur bisher dargestellt, kommt er zu dem Schluss, dass Helmut Schmidt als maßgeblicher Initiator der Weltwirtschaftsgipfel angesehen werden muss. Blickt man zurück auf die ersten beiden sozialdemokratischen Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, so fällt einem bei Willy Brandt spontan ein prägendes Attribut ein: "Kanzler der Ostpolitik". Bei Helmut Schmidt, der Brandts 1974 im Amt folgte, wird man künftig nach der Lektüre dieses Buchs "Kanzler der Weltökonomie" sagen. Anhand von bislang nicht zugänglichen Quellen zeigt der Autor, wie es Helmut Schmidt gelang, den ökonomischen Herausforderungen der Zeit zu begegnen. Nachdem in den 1970er Jahren der Zusammenbruch des Weltwährungssystem und die erste Ölpreiskrise die Grundfesten der westlichen Industriestaaten stark erschüttet hatten und dort eine Gefährdung der ökonomischen und politischen Stabilität drohte, erkannte Helmut Schmidt, dass die Krise nur durch eine gemeinsame politische Gegenaktion der großen Industriestaaten einzudämmen ist. Er initiierte die Weltwirtschaftsgip-fel und sorgte federführend für den erfolgreichen Ausgang der vier Gipfel während seiner Regierungszeit.
Autorenporträt
Johannes von Karczewski, geb. 1977, Dr. phil., Studium der Mittelalterlichen und Neueren Geschichte, der Politischen Wissenschaften sowie des Öffentlichen Rechts, arbeitet in der Unternehmenskommunikation eines großen deutschen Unternehmens.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.02.2009

Helmut Schmidts Stempel
Die vier Weltwirtschaftsgipfel in Rambouillet, Puerto Rico, London und Bonn

"Weltwirtschaft ist unser Schicksal" - das in Anlehnung an einen berühmten Ausspruch Walther Rathenaus gefällte Diktum Helmut Schmidts kann heute noch mehr Berechtigung beanspruchen als in den 1970er Jahren, als zu den relevanten Akteuren auf der Bühne der Weltwirtschaftsgipfel nur die sechs größten westlichen Industriestaaten und Japan zählten. Sie repräsentierten 50 Prozent des Welthandels und der Weltindustrieproduktion. Johannes von Karczewski wählt in seiner Studie über die vier ersten Weltwirtschaftsgipfel in Rambouillet, Puerto Rico, London und Bonn keinen multilateralen Untersuchungsansatz, sondern stellt Helmut Schmidt als Weltökonomen und Weltmoderator ins Zentrum; denn der damalige Bundeskanzler konnte diesen Gipfeln seinen Stempel aufdrücken.

Um eine Wiederholung der Weltwirtschaftskrise von 1929 zu verhindern, plädierte Schmidt nach dem Zusammenbruch des Weltwährungssystems von Bretton Woods und dem Ölpreisschock von 1973/74, die die größte Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst hatten, in geradezu obsessiver Weise für eine internationale Koordination der Krisenstrategien. Der Autor unterstreicht, dass Schmidts Sorge, die ökonomische Krise könne die innenpolitische Stabilität gefährden, nicht nur einer typisch deutschen, aus der eigenen Geschichte rührenden Sensitivität entsprang, sondern von fast allen westlichen Regierungschefs geteilt wurde. Allerdings darf man nicht übersehen, dass die Inflationsangst in keinem Land so tiefsitzend wie in der Bundesrepublik war.

Vor dem Hintergrund, dass die Europäische Gemeinschaft 1974 vor einem Scherbenhaufen stand, das Projekt einer einheitlichen Energiepolitik im Sande verlaufen und die Bemühungen um eine gemeinsame Wirtschafts- und Währungsunion gescheitert waren, kann das Verdienst Schmidts und Giscard d'Estaings - dem der Bundeskanzler angesichts der Furcht der westlichen Partnerländer vor einer ökonomischen Hegemonie der Bundesrepublik den Vortritt ließ -, im November 1975 in Rambouillet einen Weltwirtschaftsgipfel einzuberufen, gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, wenn auch die Ergebnisse des Gipfels eher bescheiden waren. Dem Bekenntnis zum freien Welthandel und der Absage an den Protektionismus stand Großbritanniens Wunsch nach selektiven Importkontrollen entgegen. Der zwischen den Vereinigten Staaten und Frankreich bestehende Dissens über freie oder feste Wechselkurse konnte nur kurzfristig durch eine Kompromisslösung beigelegt werden. Schon nach einigen Monaten schied Frankreich wieder aus der Währungsschlange aus. Eine größere Stabilität im internationalen Währungssystem war nicht zu erreichen. Die engere Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern blieb Postulat, dem keine konkreten Schritte folgten. Einig war man sich hingegen über die Intensivierung des Handels mit dem Ostblock, von der man sich Fortschritte auf dem Wege der Entspannung versprach. Der Kanzler, der die Auffassung vertrat, dass die Rezession zu mehr als 51 Prozent psychologische und politische Gründe habe, sah die herausragende Bedeutung des Gipfels in seinem "vertrauensbildenden Faktor", durch den das Selbstbewusstsein der westlichen Industriestaaten gestärkt worden sei.

Drohte in den Jahren 1975/76 das westliche Bündnis zu einem deutsch-amerikanischen Pakt zu schrumpfen, so verschob sich die Gipfelarithmetik mit dem Wechsel von Gerald Ford zu Jimmy Carter im Amt des amerikanischen Präsidenten. Zwischen dem pragmatischen Weltökonomen aus Hamburg und dem religiösen und moralisierenden Eiferer aus Georgia stimmte nicht nur die persönliche Chemie nicht, sie trennte auch ein handfester politischer Dissens. Während Carter eine strikte Politik der Nichtverbreitung nuklearer Technologien verfocht, weigerte sich Schmidt trotz des Washingtoner Drucks, das 1975 eingegangene deutsch-brasilianische Kernenergiegeschäft aufzukündigen. Der Kanzler ließ den Präsidenten darüber hinaus wissen, dass Deutschland nicht als konjunkturpolitische Lokomotive fungieren könne, die andere Staaten aus der Rezession herauszieht. Er lehnte es ab, sich von der amerikanischen Regierung ein expansives Konjunkturpaket aufoktroyieren zu lassen, das die finanzielle Stabilität der Bundesrepublik gefährden musste. Die Vereinigten Staaten, die unter einer wachsenden Dollarschwäche und infolge hoher Ölimporte einem gravierenden Leistungsbilanzdefizit litten, sollten vielmehr durch eine Politik der Geldwertstabilität und der Drosselung der Ölimporte zur wirtschaftspolitischen Konsolidierung beitragen.

Bei der Auseinandersetzung handelte es sich auch um einen Machtkampf zwischen dem amerikanischen Präsidenten und dem führenden Politiker Westeuropas. "Zwingt Jimmy Helmut in die Knie?" titelte die Zeitschrift "Stern" im Mai 1977 kurz vor dem Londoner Weltwirtschaftsgipfel. Karczewskis detaillierte Darstellung der beiden Gipfel in London und Bonn führt vor Augen, dass der Präsident weitaus mehr Konzessionen machen musste als der Bundeskanzler, der sein Konjunkturpaket nur im Rahmen des finanziell Vertretbaren aufstockte. Der Streit in der Energiefrage endete in einem Bekenntnis zur Weiterentwicklung der Kernenergie. Die Erfolge, die Schmidt auf den beiden Gipfeln verbuchen konnte, verdankte er der engen Übereinstimmung mit Giscard d'Estaing. Die konfliktreiche Beziehung zwischen Bonn und Washington schweißte Schmidt und Giscard noch enger zusammen und half schließlich 1978 das Europäische Währungssystem aus der Taufe zu heben. Karczewski stimmt dem langjährigen Korrespondenten der "Financial Times" und Schmidt-Biographen Jonathan Carr bei, dass ohne Carter das Europäische Währungssystem, das die Position der Europäer gegenüber den Vereinigten Staaten stärkte, zu diesem Zeitpunkt nicht geschaffen worden wäre.

Abschließend kommt Karczewski zu dem Ergebnis, dass die Weltwirtschaftsgipfel ein Forum gebildet hätten, "in dem Schmidt einerseits die Bundesrepublik einbinden und damit die Ängste seiner Partner vor einer ökonomischen Vormachtstellung eindämmen konnte, andererseits aber seinem Bestreben nach Einfluss auf die ökonomische wie politische Gestaltung der wichtigsten Industrieländer Geltung verschaffen konnte".

PETRA WEBER.

Johannes von Karczewski: "Weltwirtschaft ist unser Schicksal". Helmut Schmidt und die Schaffung der Weltwirtschaftsgipfel. Verlag J. H. W. Dietz, Bonn 2008. 465 S., 42,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Petra Weber hat Johannes von Karczewskis Studie über die ersten vier Weltwirtschaftsgipfel in Rambouillet, Puerto Rico, London und Bonn in den 1970er Jahren interessiert gelesen. Sie merkt an, dass der Autor nicht einen multilateralen Untersuchungsansatz wählt, sondern Helmut Schmidt als Weltökonom und Weltmoderator in den Mittelpunkt der Untersuchung stellt. Dies scheint ihr durchaus gerechtfertigt, schließlich habe der damalige Bundeskanzler diesen Gipfeln seinen Stempel aufdrücken können. Eingehend referiert Weber die Schaffung des Weltwirtschaftsgipfels vor dem Hintergrund des Ölpreisschocks und der Wirtschaftskrise 1973/74. Besonders schätzt sie Karczewskis "detaillierte" Darstellung der ersten vier Weltwirtschaftsgipfel.

© Perlentaucher Medien GmbH