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Die 'Erinnerungen' von Hermann Molkenbuhr (1851?1927) gehören neben denen August Bebels zu den wichtigsten Memoirenwerken der Arbeiterbewegung im Kaiserreich. Sie liefern wertvolle historische Informationen, nicht nur für Fachhistoriker, sondern für alle geschichtlich interessierten Leser - ein lebendig geschriebenes Selbstzeugnis und buntes Zeitporträt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.Hermann Molkenbuhr war einer der wichtigsten Parteiführer der deutschen Sozialdemokratie. In den Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges verfasste er seine 'Erinnerungen', deren Quellenwert nicht…mehr

Produktbeschreibung
Die 'Erinnerungen' von Hermann Molkenbuhr (1851?1927) gehören neben denen August Bebels zu den wichtigsten Memoirenwerken der Arbeiterbewegung im Kaiserreich. Sie liefern wertvolle historische Informationen, nicht nur für Fachhistoriker, sondern für alle geschichtlich interessierten Leser - ein lebendig geschriebenes Selbstzeugnis und buntes Zeitporträt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.Hermann Molkenbuhr war einer der wichtigsten Parteiführer der deutschen Sozialdemokratie. In den Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges verfasste er seine 'Erinnerungen', deren Quellenwert nicht hoch genug veranschlagt werden kann: Sie geben Einblicke in seine individuelle Entwicklung und liefern gleichzeitig ein anschauliches Panorama seiner Zeit. Dazu gehören die unbeschwerte Kindheit in Wedel, der soziale Absturz der Familie durch den Bankrott des Vaters im Jahr 1862 und die bedrückende Schilderung seiner Erlebnisse als Kinderarbeiter in Ottensen bei Altona. Über den erlernten Beruf des Zigarrenmachers kam Molkenbuhr in Kontakt mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, dem er sich 1872 anschloss. Als Agitator in Holstein machte er sich einen Namen und nahm 1875 als Delegierter am Gründungsparteitag der vereinigten Sozialdemokratie in Gotha teil. Dass er sich vom Sozialistengesetz nicht brechen ließ und seiner Überzeugung treu blieb, bildete die Grundvoraussetzung seiner späteren politischen Laufbahn.
Autorenporträt
Bernd Braun, Dr. phil., Jg. 1963. Von 1990 bis 1999 war er Museumspädagoge. Seitdem ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg und Lehrbeauftragter an der Universität Heidelberg
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.04.2007

Parteiarbeiter
Molkenbuhrs Erinnerungen

Im Jahr 2000 veröffentlichte Bernd Braun aus dem Nachlass des einst bedeutenden, heute aber fast vergessenen Arbeiterführers und SPD-Politikers Hermann Molkenbuhr Tagebücher aus den Jahren 1905 bis 1927. Damals war nur zu ahnen, dass die ganz offenbar überarbeiteten Tagebücher wohl Vorarbeiten zu Memoiren darstellten. Jetzt wird dies schon im Titel der Veröffentlichung ersichtlich: Es sind die ab 1905 für seine ersten drei Lebensjahrzehnte niedergeschriebenen Erinnerungen. Ihre ungekürzte und akribisch annotierte Edition ist wertvoll, weil es wenige autobiographische Schriften später bedeutender SPD-Politiker für die Zeit vor dem Sozialistengesetz von 1878 gibt. Außerdem handelt es sich um die wohl wichtigste autobiographische Quelle eines Arbeiterführers, der aus Lassalles "Allgemeinem deutschen Arbeiterverein" hervorging und nicht aus der vor allem auch von der DDR-Historiographie reich beackerten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Bebels. Aus der Vereinigung beider Parteien, der "Lassalleaner" und der "Eisenacher", entstand 1875 in Gotha jene Partei, die sich ab 1890 SPD nannte.

Die politische Karriere war Molkenbuhr nicht in die Wiege gelegt: 1851 in Wedel geboren, musste er als Elfjähriger nach dem Konkurs des väterlichen Lebensmittelgeschäfts mit der Familie nach Ottensen bei Altona umziehen und dort unter erbärmlichen Bedingungen zunächst in einer Kaffee-Ersatz-Fabrik und später als "Zurichter" in Zigarrenfabriken zum kargen Lebensunterhalt der Familie beitragen. Die betreffenden Passagen sind vielleicht die eindrucksvollsten, weil sie die Alternative eines damaligen Proletariers zeigen: entweder sich der Armut ergeben und Zuflucht im Schnaps suchen oder mit unbändigem Bildungswillen "nach oben" kommen. Dazu verhalf Molkenbuhr eine umfassende Lektüre, deren Erwerb er sich buchstäblich vom Mund absparte. Lassalles Schriften führten ihn 1872 zum ADAV und sofort zur regen Agitationstätigkeit im Hamburger und holsteinischen Raum. Als einer der jüngsten Delegierten nahm er 1875 am Vereinigungsparteitag in Gotha teil. Die anekdotenreichen und leicht lesbaren Memoiren tragen zum Verständnis der Frühgeschichte der Arbeiterbewegung und ihrer kleinlichen Streitigkeiten in hohem Maß bei.

WOLFGANG ELZ

Bernd Braun: "Ich wollte nach oben!" Die Erinnerungen von Hermann Molkenbuhr 1851-1880. Verlag J. H. W. Dietz Nachf., Bonn 2006. 336 S., 32,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Instruktiv findet Wolfgang Elz die nun vorliegende, ungekürzte und "akribisch annotierte" Edition der "Erinnerungen" des Arbeiterführers und SPD-Politikers Hermann Molkenbuhr (1851-1927) an seine ersten drei Lebensjahrzehnte. Er unterstreicht, dass es sich bei Molkenbuhrs Memoiren um eine der wenigen autobiografischen Schriften bedeutender SPD-Politiker für die Zeit vor dem Sozialistengesetz von 1878 handelt. Zudem sieht er darin die "wichtigste autobiografische Quelle" eines Arbeiterführers, der aus Lassalles "Allgemeinem deutschen Arbeiterverein" hervorging und nicht aus der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Bebels. Außerdem attestiert er diesen "anekdotenreichen und leicht lesbaren" Erinnerungen, einen aufschlussreichen Beitrag zum Verständnis der Frühgeschichte der Arbeiterbewegung zu liefern.

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