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Der vorliegende Band zeichnet die Lebensstationen des Handwerkers, Sozialdemokraten, Republikgründers und Reichspräsidenten Friedrich Ebert (1871-1925) bildlich nach. Das Vorhaben, das Leben eines Mannes von der Geburt bis in den Tod in Bildern zu präsentieren, der in einem Kleinhandwerkerhaushalt im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts aufwuchs und selbst ein Handwerk erlernte, stößt gerade wegen des weitgehenden Fehlens von Fotos aus Kindheit und Jugend an seine Grenzen. Das ist auch bei Friedrich Ebert so, dessen Weg bis zu dem Zeitpunkt, als er in der Revolution 1918 in die Schaltzentralen…mehr

Produktbeschreibung
Der vorliegende Band zeichnet die Lebensstationen des Handwerkers, Sozialdemokraten, Republikgründers und Reichspräsidenten Friedrich Ebert (1871-1925) bildlich nach. Das Vorhaben, das Leben eines Mannes von der Geburt bis in den Tod in Bildern zu präsentieren, der in einem Kleinhandwerkerhaushalt im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts aufwuchs und selbst ein Handwerk erlernte, stößt gerade wegen des weitgehenden Fehlens von Fotos aus Kindheit und Jugend an seine Grenzen. Das ist auch bei Friedrich Ebert so, dessen Weg bis zu dem Zeitpunkt, als er in der Revolution 1918 in die Schaltzentralen der Macht und schließlich an die Spitze der ersten Republik gelangte, visuell nur bruchstückhaft unterfüttert werden kann, auch wegen kriegsbedingter Verluste. Für die Zeit von 1918 bis zu seinem frühen Tod bessert sich die Materiallage, jedoch nicht in einem Maße, wie man es eigentlich hätte erwarten können. Das hat ganz unterschiedliche Gründe, die aus den Zeitumständen und der Fototechnik herrühren, aber auch auf das Amtsverständnis des Protagonisten zurückzuführen sind. Die umfassende Einleitung gibt Einblicke in Repräsentation und Öffentlichkeitsarbeit des Politikers Friedrich Ebert, erläutert die Überlieferungsgeschichte und den Quellenwert des weit verstreut lagernden Bildmaterials. Der Band ist somit ein Beitrag zur Biografie Friedrich Eberts, aber auch zur allgemeinen Fotogeschichte seiner Zeit. Die hier versammelten Bilder stammen aus öffentlichen Archiven und kommerziellen Bildagenturen sowie aus Privathand. Zudem konnten über Internetportale bislang unbekannte Aufnahmen erworben werden. Die vorliegende Bildbiografie mit rund 400 Aufnahmen, darunter einzigartigen Schnappschüssen, ist eine historische Quellensammlung der besonderen Art, die über das Medium Fotografie Leben und Leistung des sozialdemokratischen Parteiführers und Republikgründers in Erinnerung ruft.
Autorenporträt
Prof. Dr. Walter Mühlhausen (geb. 1956 im nordhessischen Eichenberg) ist seit 1986 bei der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg tätig, zunächst als stellvertretender Geschäftsführer, seit Februar 2008 als Geschäftsführer und seit November 2015 zugleich auch als Mitglied des Vorstands. Er lehrt als apl. Professor an der Technischen Universität Darmstadt, wo er sich 2006 habilitierte; zahlreiche Veröff entlichungen zur deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, insbesondere zur Geschichte der Arbeiterbewegung und vor allem zu Friedrich Ebert. Die Stiftung Reichspräsident-Friedrich- Ebert-Gedenkstätte, eine 1986 vom Deutschen Bundestag eingerichtete bundesunmittelbare Stiftung des öff entlichen Rechts mit Sitz am Geburtsort ihres Namensgebers in Heidelberg, hat die Aufgabe, einen Beitrag zum Verständnis des Politikers Friedrich Ebert und seiner Zeit zu leisten. Zum 100. Jahrestag der Wahl Friedrich Eberts zum Reichspräsidenten durch die Nationalversammlung in Weimar am 11. Februar 1919 legt die Stiftung diesen Bildband vor.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.11.2019

Der erste Zivilist im Staate
Ein Fotoband über Friedrich Ebert zeigt Freud und Leid des demokratischen Reichspräsidenten
„Ebert ist Süddeutscher; er ist am 4. Februar 1871 in Heidelberg geboren. Als siebzehnjähriger Sattlergeselle zog er in die Fremde und wurde nach dreijähriger Wanderschaft in Bremen ansässig. Wie die meisten sozialistischen Arbeiter kam er über den Weg der Gewerkschaftsbewegung zum Sozialismus.“ So beschreibt sich das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt nach seiner Wahl im Jahr 1919 in einer autobiografischen Skizze selbst. Da ist nichts von Selbstinszenierung, Pomp und Polit-PR. Und so waren auch seine Auftritte als SPD-Politiker, Revolutionär im Jahr 1918 und später als Reichspräsident von 1919 bis zu seinem Tod im Jahr 1925. Ein üppiger, großformatiger Bildband über Friedrich Ebert zeigt nun, 100 Jahre nach seiner historischen Wahl, die neue Art der politischen Repräsentation und gleichzeitig auch deren Tragik.
Walter Mühlhausen, Vorstand der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg, hat diesen Band in langjähriger Arbeit zusammengetragen, sozusagen als Abrundung seiner diversen Ebert-Biografien und -Studien. Mehr als 400 Fotos sind hier versammelt, biografisch und thematisch geordnet. Man sieht einen ernsthaften Mann, der erkennbar um Würde und Haltung bemüht ist, einen kleinen, kaum 1,65 Meter großen Politiker, der Bescheidenheit und Korrektheit auszustrahlen versucht. Einen ersten Mann im Staate, der 1922 seiner Nichte schreibt: „Aber eine Reise als Reichspräsident ist mir nichts weniger als Freude.“ Ein Zivilist und Proletariersohn auf großer Bühne, die ihm nicht immer behagt. Selten sieht man ihn fröhlich. Eine der wenigen Ausnahmen ist oben abgebildet: Ebert mit seiner Frau Louise auf dem Weg zur Stimmabgabe bei der Reichstagswahl im Juni 1920 – offenbar ohne Sicherheitsbeamte.
Was man in dem Band nicht sieht und sich dazu vorstellen muss, ist der Paradigmenwechsel in der Bildsprache, die mit dem Untergang der Monarchie und der Errichtung der Demokratie einherging. Kaiser Wilhelm II. war, so schreibt Mühlhausen in der Einleitung, im Gegensatz zu Ebert ein Medienstar und die wohl am häufigsten fotografierte und gefilmte Person seiner Zeit, vor allem als Hohenzollern-Kriegsherr.
Ebert und seine Leute hatten für PR und Pomp kein Gespür und zunächst auch keine Lust darauf. Das hing sicher mit den zahllosen Verleumdungen und persönlichen Angriffen auf Ebert vonseiten der Republikfeinde, Monarchisten und Völkischen zusammen. Und auch mit Eberts Person und Amtsverständnis, was ihm zur Ehre gereicht, aber der Popularisierung der neuen Staatsform keinen Auftrieb verschaffte. Zudem waren die Zeiten angespannt, innen- und außenpolitisch gab es wenig zu feiern – im Gegenteil: bis 1923 schrammte die junge Republik immer wieder am Bürgerkrieg vorbei.
Die Betrachter erfahren auch viel über die damalige Fototechnik und die Quellenlage – und darüber, wie die damalige Presse – und da nicht nur die rechtsgerichtete – Fotos benutzte, um den Präsidenten und damit die Demokratie lächerlich zu machen: Ebert in Badehose, Ebert auf einem Podest, damit er über eine Brüstung schauen konnte, und vom Wahltag 1920 erschien nicht das Foto vom gut gelaunten Ebert, sondern eines mit einem griesgrämig dreinblickenden Präsidenten.
Ein Buch für Ebert-Kenner, Foto-Experten und auch für Menschen, die sich für Macht und Machtmissbrauch der Presse in der Weimarer Republik interessieren.
ROBERT PROBST
Walter Mühl-
hausen: Friedrich Ebert. Sein Leben in Bildern. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2019. 272 Seiten,
38 Euro.
Foto: AdsD / Friedrich-Ebert-Stiftung
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