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Der britische Violinist Irvine Arditti, Gründer und Leiter des weltberühmten Arditti Quartet, berichtet in seinem englischsprachigen Buch von seiner engen Zusammenarbeit mit Komponist:innen, darunter Luigi Nono, Luciano Berio, Giacinto Scelsi, Mauricio Kagel, Hans Werner Henze, Karlheinz Stockhausen, John Cage, György Ligeti, Elliott Carter, Jonathan Harvey, James Dillon ..."It was quite a few years ago that I had the idea to document the many years I have spent in the music profession, first as an orchestral player but then as a soloist and the founder and leader of the Arditti Quartet. My…mehr

Produktbeschreibung
Der britische Violinist Irvine Arditti, Gründer und Leiter des weltberühmten Arditti Quartet, berichtet in seinem englischsprachigen Buch von seiner engen Zusammenarbeit mit Komponist:innen, darunter Luigi Nono, Luciano Berio, Giacinto Scelsi, Mauricio Kagel, Hans Werner Henze, Karlheinz Stockhausen, John Cage, György Ligeti, Elliott Carter, Jonathan Harvey, James Dillon ..."It was quite a few years ago that I had the idea to document the many years I have spent in the music profession, first as an orchestral player but then as a soloist and the founder and leader of the Arditti Quartet. My interest in contemporary music goes back to my early teens and has continued through a celebrated 48 years of quartet playing, working with many of the most interesting contemporary composers." (Note from the Author)
Autorenporträt
Irvine Arditti, geboren 1953 in London, gilt als einer der wichtigsten Interpreten der Neuen Musik. Neben seiner legendären Karriere als erster Geiger des Arditti Quartet hat er auch eine Vielzahl von Solowerken zur Uraufführung gebracht. Er trat mit zahllosen angesehenen Orchestern und Ensembles auf. Seine Einspielungen von Werken Elliott Carters, Julio Estradas, Brian Ferneyhoughs und Franco Donatonis für Violine solo sowie seine Aufnahme von Luigi Nonos "La Lontananza" (Montaigne Auvidis) wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Seine Aufnahme von John Cages "Freeman Etudes" für Solovioline als Teil seiner kompletten Cage-Violinmusik-Serie für das amerikanische Label Mode Records hat Musikgeschichte geschrieben. Im Juli 2013 kam sein Buch "The Techniques of Violin Playing" (zusammen mit Robert HP Platz) heraus, 2023 ist sein Buch "Collaborations" bei Schott Music erschienen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Lotte Thaler lässt sich gerne mitreißen von den Erinnerungen des Geigers und Begründers des Arditti-Streichquartetts, Irvine Arditti. Eine Mischung aus Memoir, Werk- und Aufführungserklärungen für neue Musik aus den letzten fünfzig Jahren ist es geworden. Arditti erinnert sich an die Zusammmenarbeit mit Komponisten von Boulez bis Xenakis. Viele schrieben Stücke für das Quartett, viele Uraufführungen erarbeiteten die vier mit dem Komponisten. Unglaublich anregend für Thaler, und amüsant liest es sich auch noch, versichert sie, weil Arditti ein "hinterhältiger Humorist" ist, der seine Komponisten liebte. Unbedingt eine Leseempfehlung für alle, die sich für neue Musik interessieren.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.09.2023

Mit Tremolo in Richtung Sirius

Ihm verdankt sich eine neue Quartettära: Irvine Arditti erzählt vergnüglich und aufschlussreich von Umgang und Arbeit mit Komponisten.

Ein Opus magnum: Kompositions- und Aufführungsgeschichte, Werkbetrachtung und Interpretationsanleitung, Komponistenporträt und Autobiographie, schließlich Dokumentation eines Lebenswerks im Dienste der zeitgenössischen Musik. Von dieser Leidenschaft erzählt der Geiger Irvine Arditti in seinem Buch "Collaborations", in dem er auf fünfzig Jahre Zusammenarbeit mit vierundzwanzig Komponisten und einer Komponistin zurückschaut, von B wie Pierre Boulez über P wie Hilda Paredes (die Ehefrau des Autors), S wie Salvatore Sciarrino bis X wie Iannis Xenakis.

Dabei wechselt Arditti stets die Perspektive, was die Lektüre dieses Buches über die musikalischen Erkenntnisse hinaus sehr vergnüglich macht. Er erzählt von erlebter Geschichte: von Kindheitserinnerungen und seinem Umgang mit den unterschiedlichsten Künstler-Temperamenten, von angespannten Proben, skurrilen Begebenheiten und tiefen Freundschaften; außerdem von Ängsten und seiner Hartnäckigkeit, Komponisten ein Werk abzuringen. Dreimal hatte er es bei Karlheinz Stockhausen versucht, bis dieser ihm mit seiner "Antikammermusik" einen Drehschwindel verpasste: Vier tremolierende Streicher fliegen auf vier Helikopter verteilt Richtung Sirius. Luigi Nono sagte ein neues Stück zu, verstarb aber über den Skizzen.

Ardittis Partitur-Erläuterungen, darunter vieler Solowerke, haben pädagogische Autorität. Dazu ist er ein feinfühliger Beobachter, ein oft hinterhältiger Humorist und ein liebenswürdiger Gastgeber mit Spezialgebiet Abwasch. Als Arditti 1974 sein Streichquartett in London gründete, wollte er vor allem Werke aufführen, die sonst in England nicht zu hören waren. An der Spitze stand das 1968 entstandene zweite Streichquartett von György Ligeti. Drei Jahre nach Quartettgründung war es so weit: Weil sich für ein Konzert in der Queen Elizabeth Hall kein anderes Ensemble fand, das beide Ligeti-Quartette im Repertoire hatte, fiel die Wahl auf die Newcomer. Doch der Komponist bestand auf einem Testlauf: "Er kam, sah, hörte, und wir siegten."

Die Abstimmung mit den Komponisten wurde unverzichtbar. Mit Enthusiasmus, unermüdlicher Experimentierfreude und radikal erweiterten Spieltechniken leiteten die Ardittis eine neue Quartettära ein. Einerseits lösten sie das LaSalle Quartett als erste Adresse für Uraufführungen ab, andererseits initiierten sie eine Flutwelle neuer Werke. Feste Ankerplätze richteten ihnen die Radiosender des WDR und SWR ein, kein Festival für zeitgenössische Musik zwischen Paris, Wien und Melbourne ohne Arditti Quartett. 1999 war es auf dem Olymp angekommen, als es als erstes und bisher einziges Ensemble den Ernst von Siemens Musikpreis erhielt.

"Collaborations" liest sich auch wie ein Treuebeweis der Interpreten zu ihren Komponisten, allen voran den englischen. 1977 schrieb Jonathan Harvey das erste Werk für das Arditti Quartett, ein Verehrer Stockhausens auch er. Drei weitere sollten bis 2002 folgen, das vierte mit Live-Elektronik wirkte Wunder. Jede Aufführung werde zu einer spirituellen Erfahrung, schreibt Arditti. "Vielleicht hat dieses großartige Streichquartett etwas von meinem Skeptizismus gegenüber nichtweltlichen Dingen aufgelöst."

Noch enger war die Verbindung mit Brian Ferneyhough, dessen hyperkomplexe Partituren mit mathematischen Umrechnungstabellen erst einmal in eine Spielvorlage gebracht werden müssen. Beim letzten Quartett von 2010 war sogar Irvine Arditti verstimmt, als er bei den Proben feststellte, einige Rhythmen wären "überkompliziert". Er beschließt das Kapitel mit der Frage: "Warum mag ich Ferneyhoughs Musik?" Von vier Antworten die dritte: "Ich bewundere seinen Mut, dort hinzugehen, wo noch kein anderer vor ihm war." Wenigstens ein Werk stellt der Geiger vor, das auch ihm anfangs so schwierig erschien, dass er es eine Weile im Schrank ruhen ließ: die "Freeman Etudes" von John Cage - später seine Bravournummer.

Fragen über Fragen stellten sich in der Kollaboration mit Iannis Xenakis. Er war der erste Komponist, den der zwanzigjährige Geiger in Paris aufsuchte, um mit ihm das Solostück "Mikka" zu erarbeiten - noch vor der Gründung des Arditti Quartetts. Bald darauf, 1976, kam Xenakis nach London, um die Proben seines stochastischen Quartetts "ST/4-1" zu verfolgen. Zwei Pioniere hatten sich gefunden: ein Komponist, der "beim Schreiben nicht von der Last der Erfahrung beschwert war", und ein Ensemble, das ihm die Lösungen für das Unspielbare fand. Sie sind in diesem Buch nachzulesen. Und mit den sirenenhaft aufheulenden Glissandi von "Tetras" erhielt das Arditti Quartett dann 1983 eines seiner rasantesten Erfolgsstücke. Xenakis blieb seinen Ardittis treu, bescherte dem Primarius 1991 ein Violinkonzert und setzte ihnen mit dem Streichsextett "Ittidra" - ein Palindrom des Namens Arditti - ein Denkmal.

"Collaborations" enthält auch manche Liebeserklärung: "Wenn ich einen Komponisten auswählen müsste, um zu rechtfertigen, warum ich mein Leben mit zeitgenössischer Musik verbracht habe, dann wäre es Helmut Lachenmann." 1985 waren sie einander das erste Mal begegnet, als das Quartett den "Gran Torso" einstudierte und eine neue musikalische Sprache lernen musste. Der radikale Bruch mit der Tradition machte einmal mehr klar: Musiker dürfen keine Gewohnheitstiere sein. Im Unterschied aber zu Xenakis weiß Lachenmann genau, wie seine Klangvorstellungen umzusetzen sind. Zwei Folgewerke schrieb er für die Ardittis: "Reigen seliger Geister" 1989 und "Grido" 2002 - eine Frühgeburt, noch am Tag der Uraufführung in Melbourne "tüftelte" er an der Partitur herum, wirklich fertig wurde sie ein halbes Jahr später. Bei diesem Werk vergisst Irvine Arditti auch nach hundert Aufführungen die Zeit: "Ich beginne zu spielen, und bevor ich es glauben kann, sind wir schon auf den letzten Seiten." LOTTE THALER

Irvine Arditti: "Collaborations". Reflections on 50 Years of Working with Composers.

Schott Music Verlag, Mainz 2023. 520 S., Abb., geb., 40,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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