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Silke ist ein ernstes und verschlossenes Mädchen. Sie ist oft allein. Mittags geht sie in den Park, wo sie Klee für ihr Kaninchen pflückt oder einfach vor sich hin träumt. Silke stellt sich vor, ein Wolf zu sein, mit zotteligem Fell und messerscharfen Zähnen. Eines Tages sitzt ein fremdes Mädchen auf ihrer Lieblingsbank. Engel hat wunderbar blaue Augen und bietet ihr die leckersten Süßigkeiten an, die Silke jemals gegessen hat: Flügelbonbons. Aber Silke will lieber in Ruhe gelassen werden. Doch Engel lässt sich nicht so leicht abschütteln. Sie spürt, dass Silke ein Geheimnis hat. Ein…mehr

Produktbeschreibung
Silke ist ein ernstes und verschlossenes Mädchen. Sie ist oft allein. Mittags geht sie in den Park, wo sie Klee für ihr Kaninchen pflückt oder einfach vor sich hin träumt. Silke stellt sich vor, ein Wolf zu sein, mit zotteligem Fell und messerscharfen Zähnen. Eines Tages sitzt ein fremdes Mädchen auf ihrer Lieblingsbank. Engel hat wunderbar blaue Augen und bietet ihr die leckersten Süßigkeiten an, die Silke jemals gegessen hat: Flügelbonbons. Aber Silke will lieber in Ruhe gelassen werden. Doch Engel lässt sich nicht so leicht abschütteln. Sie spürt, dass Silke ein Geheimnis hat. Ein Geheimnis, das so groß ist, dass sie meint, es niemandem mitteilen zu können. Es betrifft sie und ihren Vater. Engel hilft Silke dabei, einen Weg aus der Situation zu finden. Äußerst behutsam und einfühlend zeichnet Tanneke Wigersma das Bild eines Mädchens und seiner Familie, in der etwas Schlimmes passiert.
Autorenporträt
Tanneke Wigersma wurde 1972 in den Niederlanden geboren. Sie studierte an der Kunst-akademie in Kampen, während dieser Zeit begann sie auch zu schreiben. Nach einem beachtlichen Bilderbuchdebüt legt Wigersma nun mit "Acht Tage mit Engel" ihr erstes Kinderbuch vor.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.08.2006

Verfolgt und allein gelassen
Das häusliche Drama eines kleinen Mädchens
Nicht alle blassen, introvertiert wirkenden Mädchen sind mit einem derartigen häuslichen Drama belastet wie Silke. Man muß ein Engel sein oder zumindest einige Eigenschaften dieser beschützenden Spezies besitzen, um das richtige Gespür für ein Kind zu entwickeln, das sich hoffnungslos in seiner widersprüchlichen Gefühlswelt verirrt hat.
Silke wächst in einer behüteten Umgebung auf. Ihre Lehrerin ist so herzlich und engagiert, das Klassenzimmer so privat und anheimelnd, wie man es nur in niederländischen Kinderbüchern antrifft. Auf Silkes Heimweg liegt ein beschaulicher Park, sie bewohnt ein gut bürgerliches Haus, hat ein Zimmer für sich alleine, ein Kaninchen und eine fröhliche jüngere Schwester. Hinter diesem Kinderparadies lauern jedoch Abgründe: ein Vater, der Silke seit ihrem achten Lebensjahr sexuell belästigt, und eine Mutter, die vor dieser Ungeheuerlichkeit Augen und Mund verschließt und sich mit Schlaftabletten betäubt. Silke fühlt sich verfolgt und allein gelassen, sieht sich als Schuldige und Opfer.
Liebe und Abneigung zugleich bestimmen ihre Gefühle für den Vater. So freut sie sich über seine Komplimente und Geschenke und empfindet sie gleichzeitig als infame Bestechung. Darüber hinaus peinigt sie die Sorge, der Vater könnte auch bald ihre jüngere Schwester belästigen - auch dies wieder ein seltsames Gemisch aus Fürsorge und Eifersucht. In dieser Ausweglosigkeit wünscht sich Silke immer wieder aus ihrer eigenen Haut. In ihrer Phantasie verwandelt sie sich in die unterschiedlichsten Tiere; Vogel, Spinne oder Wolf, sie alle bieten Zuflucht für Silke, deren Identität aus den Fugen geraten ist. Da erscheint die Begegnung zwischen Engel und Silke nicht zufällig. Engel, ein rätselhaftes Mädchen in Silkes Alter, sucht ihre Freundschaft. Dabei muss Engel das in sich gekehrte Mädchen mit ziemlich aufdringlichen Methoden überrumpeln und Abwehrversuche geflissentlich übersehen. Unbeirrt heftet sich Engel auf Silkes Fersen, begleitet sie nach Hause und stellt Fragen, die Silke erschrecken.
Das Buch ist allen, „die beim Kindersorgentelefon arbeiten”, gewidmet. Erfahrene Leser werden Engel schon bald als das „alter ego” von Silke durchschauen, als innere Stimme und zögernd erwachende Erkenntnis eines unfairen väterlichen Kalküls.
Seit den 80er Jahren gibt es zahlreiche Kinderbücher über sexuellen Missbrauch, aber bisher keines, das sprachlich so diskret und dabei inhaltlich so differenziert vorgeht wie dieses. Tanneke Wigersma bedient sich einer einfachen Sprache und wickelt die Handlung gradlinig und überschaubar ab. Sie findet Bilder, die Silkes seelische Nöte anschaulich machen, auch für junge, eventuell betroffene Leserinnen.
Die Lösung solcher Probleme ist im wahren Leben jedoch meist viel komplizierter als in diesem Buch. Ein ungetrübtes Happy End gibt es für solche familiären Dramen meist nicht. Als Silke sich ihrer Lehrerin anvertraut, entledigt sie sich zwar einer schweren Bürde, die sie nicht mehr tragen konnte, bringt aber gleichzeitig ihre - allerdings ohnehin marode - Häuslichkeit vollends aus dem Gleichgewicht. (ab 8 Jahre)
BARBARA VON KORFF SCHMISING
TANNEKE WIGERSMA: Acht Tage mit Engel. Aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann. Sauerländer Verlag 2005. 96 Seiten, 10,90 Euro.
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"Wigersma kommt ohne große Worte aus und auch ohne großes Drama. Die Autorin hat auf integere Weise Inzestopfern eine bislang nicht gehörte, herzzerreißende Stimme verliehen." (De Volkskrant)