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In seinen bisherigen Publikationen hat der Autor gezeigt, dass der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs keine von Deutschland allein geplante Entfesselung war, sondern vielmehr eine "vereinte Entfesselung", ausgelöst durch eine Kette von Einflüssen verschiedener Staaten. Jetzt zeichnet der Autor die Eskalation des Krieges 1940/41 nach, den Krieg gegen Deutschland. Das große tödliche Spiel, die deutsche, englische, amerikanische und sowjetische Kriegspolitik, die ihr jeweils zugrunde liegenden Interessen und Motive stehen im Mittelpunkt seiner Untersuchungen. Der vorliegende Band ist eine fundierte…mehr

Produktbeschreibung
In seinen bisherigen Publikationen hat der Autor gezeigt, dass der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs keine von Deutschland allein geplante Entfesselung war, sondern vielmehr eine "vereinte Entfesselung", ausgelöst durch eine Kette von Einflüssen verschiedener Staaten. Jetzt zeichnet der Autor die Eskalation des Krieges 1940/41 nach, den Krieg gegen Deutschland. Das große tödliche Spiel, die deutsche, englische, amerikanische und sowjetische Kriegspolitik, die ihr jeweils zugrunde liegenden Interessen und Motive stehen im Mittelpunkt seiner Untersuchungen.
Der vorliegende Band ist eine fundierte Analyse, die sich soweit
wie möglich der historischen Wahrheit nähert, indem sie sich u.a.
auf neu erschlossenes Archivmaterial und die Befragung von Zeitzeugen stützt. Darüber hinaus werden aber auch seit längerem
bekannte, jedoch in Vergessenheit geratene oder unterdrückte
Quellen neu durchdacht und interpretiert und in eine schlüssige
Gesamtdarstellung eingearbeitet.
Autorenporträt
Stefan Scheil, geb. 1963, Studium der Geschichte und Philosophie in Mannheim und Karlsruhe, Promotion 1997 in Karlsruhe, zahlreiche Veröffentlichungen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.06.2006

Adolf der Friedliebende
Diplomatiegeschichte 1940/41 - hauptsächlich gestützt auf Zitate von Hitler, Goebbels und Ribbentrop

Heute treten nur noch selten Buchautoren mit dem Anspruch an, daß die Geschichte des Zweiten Weltkrieges in großen Teilen neu geschrieben werden müsse. Schließlich ist keine andere Epoche der deutschen Geschichte von der Forschung so dicht und detailliert analysiert worden. Die Interpretationen sind in unseren Geschichtsbildern so festgefügt, daß jeder "Revisionist" sofort auf eine massive Abwehrfront stößt. Das gilt erst recht, wenn der Autor seine Geschichte mit der These eines angeblich manipulierten Nürnberger Urteils über die deutsche Kriegsschuld eröffnet. Er wolle dem Leser nicht die "Zumutung" ersparen, die Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges als bloße deutsche Niederlage in einem Spiel begreifen zu müssen, in dem Hitler stets nur die Schachfigur in der Kalkulation Größerer, Mächtigerer gewesen sei.

Vor drei Jahren suchte Stefan Scheil mit einer umfangreichen Fleißarbeit den Nachweis zu führen, daß Deutschland 1939 lediglich das Opfer einer Verschwörung geworden sei, angezettelt von chauvinistischen Polen, machtgierigen Franzosen, Briten und Amerikanern sowie einem finsteren Stalin. Er bewegte sich damit auf Bahnen, die der ehemalige Bundeswehr-General Gerd Schultze-Rhonhof in einem vielgelesenen Buch zog, das ebenfalls 2003 erschien. In seinem jetzt vorgelegten zweiten Band führt der freiberufliche Historiker und Publizist seine These vom gescheiterten Friedensstifter Hitler für die ersten zwei Kriegsjahre fort. Natürlich kann man Ursachen und Verlauf des Zweiten Weltkrieges auch als bloßes machtpolitisches Spiel sehen, an dem sich die ganze Staatenwelt beteiligt hat. Aber läßt sich wirklich ausblenden, daß Hitler diesen Krieg gewollt, angezettelt und als Kampf um "Lebensraum" geführt hat?

Scheil polemisiert hier gegen den unvergessenen Kölner Historiker Andreas Hillgruber, der mit seiner bahnbrechenden Arbeit bereits Mitte der sechziger Jahre Maßstäbe für eine wissenschaftliche Geschichte des Zweiten Weltkriegs gesetzt hat. Mit einer lässigen Haltung fegt der Autor nahezu die gesamte akademische Forschung, die sich darauf gründet, vom Tisch und konzentriert sich bei seiner "Quellendurchsicht" - eine verräterische Wortwahl - auf jene historischen Vorgänge und Zitate, die seine These unterstützen. Eine Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand oder eine umfassende Kontextualisierung seiner Diplomatiegeschichte sucht man vergeblich. Das gilt auch für die Ankündigung von neuem Archivmaterial. Seine Quellen bilden hauptsächlich - soweit es die deutsche Seite betrifft - Äußerungen von Hitler, Goebbels und Ribbentrop: Quellen, die neu interpretiert werden sollen.

Scheil sieht die Phase zwischen Sommer 1940 und Sommer 1941 geprägt durch eine verstärkte Einflußnahme der Weltmächte Vereinigte Staaten von Amerika und Sowjetunion auf die ungelösten Spannungen innerhalb Europas. Deutschland sei einmal mehr daran gescheitert, eine europäische Friedensordnung zu organisieren und damit den Krieg zu beenden. Wer daran denkt, daß den anderen Völkern des Kontinents eine deutsche Hegemonie vielleicht nicht sonderlich gefallen hat, schon gar nicht ihre rassistische Struktur und wirtschaftliche Ausbeutung, liegt nach dieser Darstellung daneben. Es sei Winston Churchill gewesen, der sich mit List und Tücke darangemacht habe, Europa in Brand zu stecken. Griechen und Jugoslawen seien auf seine Versprechungen hereingefallen und von den Briten sinnlos geopfert worden, nur um den Krieg weiter eskalieren zu können. Hitler habe sich gegen eine Balkanfront gerade noch rechtzeitig wehren können.

Für Scheil steht fest, daß der England-Flug des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß eine ernstgemeinte Offerte der deutschen Regierung gewesen ist. Sie sei bereit gewesen, auf alle seit Kriegsbeginn besetzten Gebiete zu verzichten, um einen Kompromißfrieden zu erreichen. Doch die Hardliner in London hätten sich durchgesetzt, weil sie seit dem Ersten Weltkrieg die "Vernichtung Deutschlands" gewollt haben. Die vergeblichen militärischen und politischen Manöver Hitlers hätten nur dann den "Frieden in Europa" wiederherstellen können, wenn eine der beiden Flügelmächte bereit gewesen wäre, diesen Frieden zu stützen. Die Sowjetunion allerdings habe ihr Terrain ausdehnen und Deutschland deshalb im Sommer 1941 überfallen wollen. Da die Vereinigten Staaten auch Europa als ihre Einflußzone betrachteten, hätten sie den Kriegstreiber Churchill unterstützt, um die Verhältnisse auf dem Kontinent in Bewegung zu halten. Stalin wiederum, so meint Scheil, habe durchaus erkannt, daß seinem Kontrahenten nichts anderes übrigblieb, als den Krieg gegen ihn zu riskieren, um Großbritannien zum Frieden zu zwingen. Der sowjetische Dikator sei also vom deutschen Angriff überhaupt nicht überrascht worden, wie die meisten Historiker annehmen. "Statt die Nichtangriffs- und Freundschaftspakte mit Deutschland zu halten, provozierte er durch seine Politik einen Angriff und unterstützte ungewollt die englische Strategie, Europa in Brand zu stecken."

Der Autor glaubt allen Ernstes, "die Arbeiten zahlreicher Universitätshistoriker" wissenschaftlich zerpflückt zu haben, die sich schon längst "einer nicht unverdienten Lächerlichkeit preisgegeben" hätten. Man könnte Scheils Buch als verblüffende fiktionale Unterhaltung zur Kenntnis nehmen, wenn nicht zu befürchten wäre, daß es einen Absatz finden wird, von dem mancher seriöse Historiker nur träumen kann. Der informierte Leser wird aber auch in diesem Buch eines seriösen Verlages unschwer die Herkunft des Gedankengebäudes erkennen. Es findet sich in jenen Argumenten, mit denen Hitler am 22. Juni 1941 den Überfall auf die Sowjetunion öffentlich gerechtfertigt hat. Was ist "Deutschland", von dem der Autor spricht, zu dieser Zeit gewesen? Eine friedliebende europäische Großmacht oder das Geburtsstadium jenes "Großgermanischen Reiches deutscher Nation", das die Nationalsozialisten damals unter den Deutschen propagierten? Die meisten von ihnen blieben dem Bismarck-Reich verhaftet und hatten sich nolens volens mit den neuen Verhältnissen arrangiert. Und es waren die besten Patrioten, die sich den verbrecherischen Absichten und Taten der Nazis widersetzten.

Winston Churchill mobilisierte seit dem Mai 1940 alle Kräfte gegen die Nazi-Barbaren. Wäre es nur um reine Machtpolitik gegangen, hätte er sich schnell mit Hitler verständigen können. Nein, Stalin dagegen wäre durchaus zu einem weiteren Arrangement mit Hitler zur Aufteilung der Welt bereit gewesen. Doch der deutsche Menschheitsverbrecher sah in Rußland nicht einen bloßen Machtfaktor, sondern sein "Indien", eine begehrenswerte Beute an Raum und Rohstoffen. Er war auch 1940/41 der eigentliche Kriegstreiber, weil sein Endziel noch längst nicht erreicht war und die Welt nicht bereit gewesen ist, seinen "Frieden" zu akzeptieren. Dieser Mensch kannte ohnehin keinen "Frieden", weder mit sich noch mit anderen.

ROLF-DIETER MÜLLER

Stefan Scheil: 1940/41. Die Eskalation des Zweiten Weltkriegs. Olzog Verlag, München 2005. 528 S., 34,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Schlicht abstrus findet Rolf-Dieter Müller diese Arbeit Stefan Scheils, die Hitler als gescheiterten Friedensengel präsentiert. Die Thesen des Buchs, in dem Nazi-Deutschland als Friedensmacht auftritt, die Opfer machtpolitischer Ränkespiele der ganzen Staatenwelt wurde, verweist Müller ins Reich der Legenden. Generell hält er dem Autor vor, sich nur auf Quellen und historische Vorgänge zu konzentrieren, die sich in seinem Sinne interpretieren lassen, und alle anderen zu ignorieren. Vor allem stütze er sich auf Zitate von Hitler, Goebbels und Ribbentrop. Eine Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand sowie eine Kontextualisierung kann Müller dagegen nicht erkennen. Insgesamt scheint es ihm doch verwunderlich, dass dieses Buch überhaupt in einem ernstzunehmenden Verlag erscheinen konnte.

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