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Das vielfältige Panorama der Wandmalerei Italiens im 16. Jahrhundert wird in diesem neuen Band anhand von 20 Bildzyklen und vielen weiteren Hauptwerken prachtvoll dargestellt und in historischen, thematischen und künstlerischen Zusammenhängen interpretiert. Neben Kirchen, Oratorien und Kapellen erhielten nun auch Profanräume immer aufwendigere Freskenzyklen. Wandmalerei gewann eine neue Funktion: sie sollte die Lebenswelt der führenden Gesellschaftsschicht festlich rahmen und machtvoll überhöhen. Die Maler entwickelten dazu immer reichere Dekorationssysteme, innerhalb derer Bilder als…mehr

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Produktbeschreibung
Das vielfältige Panorama der Wandmalerei Italiens im 16. Jahrhundert wird in diesem neuen Band anhand von 20 Bildzyklen und vielen weiteren Hauptwerken prachtvoll dargestellt und in historischen, thematischen und künstlerischen Zusammenhängen interpretiert. Neben Kirchen, Oratorien und Kapellen erhielten nun auch Profanräume immer aufwendigere Freskenzyklen. Wandmalerei gewann eine neue Funktion: sie sollte die Lebenswelt der führenden Gesellschaftsschicht festlich rahmen und machtvoll überhöhen. Die Maler entwickelten dazu immer reichere Dekorationssysteme, innerhalb derer Bilder als fingierte Gemälde oder Wandteppiche inszeniert wurden. Raffaels und Michelangelos Figurenerfindungen machten vor allem bei den Künstlern der maniera Karriere, zu raffinierten Posen und höchster Eleganz gesteigert. Humanistische Bildung und literarische Moden förderten neue Themen, antiker Mythos trat neben christliche Bilderwelt. Auch die eigene Zeit- und Familiengeschichte wurde in Historienszenen verklärend gefeiert. Mit Michelangelos Fresken der Sixtinischen Kapelle und Raffaels Ausmalung der Stanzen im Vatikan einerseits und Carraccis Fresken der Galleria Farnese andererseits sind die zeitlichen Eckpunkte dieses Bandes bis an die Schwelle des Barock markiert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2004

Die Wandbühne der Giganten
Ein Prachtband über die Wandmalerei in Italien / Von Wilfried Wiegand

Mit Michelangelos Sixtinischer Decke beginnt diese grandiose Anthologie der Freskenzyklen des sechzehnten Jahrhunderts, des Cinquecento, und sie endet kaum weniger großartig mit der Galleria des Palazzo Farnese, ausgemalt von den Brüdern Carracci. Michelangelo beginnt seine Arbeit 1508, die Carracci beenden ihre 1604. Dazwischen liegt ein Jahrhundert, und was es auf dem Felde der Freskomalerei Neues zu sagen hat, wird gleich als Auftakt von Michelangelo vorgeführt. Nur ganz kurz erwägt er beim Skizzieren noch eine Flächenaufteilung nach alter Art, also eine Art Comic Strip aus kleineren Szenen, ehe er sich für das neuartige Leonardo-Prinzip der möglichst großen Bildfläche mit möglichst großen Figuren entscheidet. Im Quattrocento hatten die bemalten Wände, Decken und Gewölbe immer ein bißchen an Buchseiten erinnert, die sorgfältig mit vielen Illustrationen versehen sind. Im sechzehnten Jahrhundert aber werden die Wände gewissermaßen ganzseitig illustriert.

Seit Leonardos Abendmahl wird es üblich, die ganze Wand in ein einziges Bild zu verwandeln, das den realen Raum fortzusetzen scheint. Allein durch Malerei verwandelt sich die Architektur in einen virtuellen Wohnraum für lebensgroße - und manchmal auch schon überlebensgroße - Figuren. Giorgio Vasari fand für sein Idol Michelangelo die schöne Formel, er habe "seine Gestalten nicht dem Raume, sondern den Raum seinen Gestalten angepaßt" - was sich, wohlgemerkt, auf einen vorgegebenen Saal bezieht, dessen reale Dimensionen sich gar nicht verändern ließen. Die Wandmalerei der Frührenaissance hatte sich am Maß derer orientiert, die den Raum benutzten. Im sechzehnten Jahrhundert dagegen werden die Menschen zu staunenden Betrachtern einer Kulissenwelt. Die Beschwörungskraft der Malerei verwandelt Säle in Zuschauerräume eines gemalten Theaters. Nicht selten tummelt sich ein Riesengeschlecht auf der virtuellen Bühne, als hätten Giganten die Paläste erobert.

Nicht zuletzt dieser neue Monumentalstil brach die Vorherrschaft von Florenz und machte Rom zur Welthauptstadt der Renaissance. Auf Michelangelos Decke folgten Raffaels Stanzen im Vatikan und seine herrlichen Farnesina-Malereien mit der Psyche-Loggia und dem berühmten Galatea-Fresko, vor dem die heutigen Kunsttouristen oft etwas ratlos stehen, da sie nicht mehr nachvollziehen können, wie betörend dies Wunschbild emanzipierter weiblicher Erotik einst gewirkt haben muß. All diese Wunderwerke sind vor 1527 entstanden, als der Sacco di Roma, die gnadenlose Plünderung Roms, die Stadt verwüstete. Aber die wildgewordene Soldateska war offenbar so auf Geld und Schmuck versessen, daß sie zwar Kirchen und Paläste leer räumte, sich mit mühseligen Zerstörungen aber nicht erst aufhielt.

So blieb uns sogar ein leicht verwundbares Objekt wie die Villa Farnesina makellos erhalten. Wie wenig selbstverständlich solche Unversehrheit ist, zeigt ein kurzer Blick auf das vorausgegangene Jahrhundert, das Quattrocento: Mantegnas Emeritani-Fresken in Padua machte der Zweite Weltkrieg zur Ruine, Uccellos Wandbilder im Chiostro Verde von S. Maria Novella in Florenz zerstörte das Hochwasser von 1966, und inwieweit die Renaissance von Gentile da Fabriano vorbereitet wurde, werden wir niemals wissen, da seine Hauptwerke, die legendären Fresken in Rom und Venedig, schon in früheren Jahrhunderten zugrunde gingen. Die großen Zyklen des Cinquecento dagegen blieben vor solchen Verlusten verschont.

Zwanzig Freskozyklen repräsentieren in diesem Prachtbuch die italienische Monumentalmalerei des Michelangelo-Jahrhunderts. Sieben sind in Rom entstanden, die übrigen verteilen sich auf dreizehn Städte. Keine davon liegt südlicher als Rom. Die Renaissance ist ein Exportartikel für den Norden. Nach der Katastrophe von 1527 ist in Rom der künstlerische Elan erst einmal erloschen. Raffael-Schüler und Michelangelo-Adepten werden nun aus Rom angefordert, um einen Abglanz der Goldenen Jahre vor dem Sacco di Roma in die Kunstprovinz zu bringen. Und auch in Rom blickt man sehnsüchtig zurück. Eine Kunst von Spätgeborenen entsteht, der sogenannte Manierismus, der uns heutzutage längst nicht mehr so manieriert erscheint wie früheren Generationen. Lange hatte man den Manierismus als Verfallserscheinung der Renaissance verachtet, um ihn schließlich als Frühgeburt moderner Kunst zu feiern.

Inzwischen sind die Debatten um Dekadenz oder Modernität des Manierismus nur noch blasse Erinnerungen, und verwundert fragt man sich, wie es möglich war, die klassizistische Grundhaltung der Manieristen so lange zu übersehen. Wenn Francesco Salviati, zehn Jahre nach dem Sacco, das relativ kleine Oratorio di San Giovanni Decollato in Rom mit Wandbildern dekoriert, dann sieht das Ergebnis weder dekadent noch modern aus, sondern so, als habe ihn tiefer Respekt vor den Großmeistern Raffael und Michelangelo geleitet. Es sind deren Bildideen, die sorgfältig über die Kompositionen verteilt werden, und wenn er ein Zitat verändert, tut er das allemal behutsam und beinahe zärtlich. Solche Zartheit galt lange als Zeichen von Dekadenz, heute möchte man eher vermuten, daß darin ein großer Respekt zum Ausdruck kommt.

Die Ausmalung des Andachtsraumes ist 1553 beendet, ein paar Jahre später werden die Brüder Agostino und Annibale Carracci geboren. Sie sind schon um die vierzig Jahre alt, als sie 1597 damit beginnen, die Galleria im Palazzo Farnese auszumalen. Ihre wuchtigen Figuren à la Michelangelo bewegen sich mit so schwereloser, heiterer Eleganz, als hätte Raffael persönlich diese Choreographie erfunden. Aus der Berufung auf die beiden Klassiker des Jahrhunderts wird kein Hehl mehr gemacht. Der Palazzo Farnese ist das Manifest eines neuen Klassizismus. Mit diesem langgestreckten Saal hat sich Rom das Geschmacksmonopol zurückerobert und wird es im folgenden Barock-Jahrhundert behalten.

Der Band wird von zwei Essays eingeleitet: profane und sakrale Malerei. Die Teilung ist klug, dadurch wird die kirchliche Wandmalerei so ernst genommen, wie sie es verdient. Die Kirchenmaler haben es schwerer als ihre Kollegen in den Palästen. Oft verlangt man von ihnen, einen unübersehbar älteren Baustil durch Malerei zu übertönen, und meistens müssen sie sich mit einer Teilausmalung der gewaltigen Bauwerke zufriedengeben. Bravouröse Talente finden in den steilen Gewölben und Kuppeln ein ideales Betätigungsfeld für ihre illusionistischen Kunstfertigkeiten. Ein schönes Beispiel für die manchmal geforderte Stilmixtur bietet der Dom von Cremona, wo die Malerei es schafft, gotische Rippengewölbe in Renaissancedekorationen umzudeuten. Das Ergebnis ist ein stilistisches Zwitterwesen von eigenwilligem Charme, das an die ebenso zwittrige und ebenso faszinierende Architektur der französischen Renaissance erinnert.

Zur Wandmalerei der Paläste weist Jürgen Kliemann darauf hin, daß im Cinquecento Themen nach antiken Autoren bevorzugt werden und daß die Dekorationen mehr und mehr dazu gedient haben dürften, das kennerhafte Gespräch zwischen Hausherr und Besucher anzuregen. Zudem hatte die Antikenbegeisterung in Rom gerade eine neue Qualität bekommen. Bislang war die Antike vor allem etwas Gewußtes, durch die spektakulären Ausgrabungen der Domus Aurea und des Laokoon wurde sie zu erlebter Gegenwart. Die respektvollen intellektuellen Umgangsformen, die man antiken Texten entgegenbrachte, galten nun auch der gemalten Antike an den eigenen Wänden. Es ist die Epoche der humanistischen Dialogliteratur. Auch bei Erasmus und Castiglione wird über Gemälde diskutiert.

Mit diesem Buch bringt der Verlag Hirmer eine ehrgeizige Reihe zum Abschluß. Zusammen mit Steffi Roettgens beiden Bänden über die Wandmalerei des Quattrocento und Joachim Poeschkes Darstellung der Giottozeit besitzen wir eine Anthologie von fast achtzig Freskenzyklen aus drei Jahrhunderten. Was für ein Reichtum. Kein anderes Land hat Vergleichbares. Wir blicken in eine Herzkammer der europäischen Kunst. Ob Student oder Italien-Tourist, jeder Kunstfreund ist dankbar für diese üppig bebilderten, sorgsam editierten und auf dem Stand der aktuellen Forschung kenntnisreich kommentierten Prachtbände.

Julian Kliemann, Michael Rohlmann: "Wandmalerei in Italien: Hochrenaissance und Manierismus 1510-1600". Hirmer Verlag, München 2004. 496 S., 285 Farbtafeln, zahlr. Abb., geb. 132,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Es handelt sich hier um eine Anthologie der Freskenzyklen des 16. Jahrhunderts, beginnend mit Michelangelos Sixtinischer Kapelle, endend mit der Galleria des Palazzo Farnese der Brüder Caracci. Dazwischen liegt die große Zeit des neuen "Monumentalstils" der Fresken, eines höchst selbstbewussten Selbstverständnisses der Kunst, das darauf abzielt, mit der malerischen Raumkunst den Raum selbst zu verändern. Es zeigt sich in dieser Zusammenschau, wie Rom zur "Welthauptstadt der Renaissance" wurde - was dann mit dem Sacco di Roma 1527 sein abruptes Ende fand. Kaum nachvollziehbar will dem Rezensenten Wilfried Wiegand die Ablehnung der Manieristen scheinen. Von heute aus gesehen, meint er, sei doch ihre "klassizistische Grundhaltung" kaum zu übersehen. Der Rest ist Begeisterung: für die Reihe mit Freskenzyklen, die dieser Band abschließt, eine Reihe, die, so Wiegand, auch international nicht ihresgleichen hat. Eine "grandiose Anthologie", schwärmt er und: "Was für ein Reichtum."

© Perlentaucher Medien GmbH
"Dieser Band ist ohne Frage ein weiteres Glanzstück der Gattung des illustrierten Kunstbuches, wie man es aus dem Hirmer Verlag kennt."
Sehepunkte