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Lieder wie "I loves you Porgy" oder "Summertime" sind längst Jazzklassiker, und mit der Vertonung durch George Gershwin errang die Geschichte um Porgy und Bess Weltruhm. In Vergessenheit geriet angesichts dieses Erfolgs leider, dass auch die Romanvorlage ein Werk von höchstem künstlerischem Rang darstellt.Die Erzählung von dem "Negerkrüppel" und der schönen Schwarzen, die er im Lauf eines einzigen Sommers voller Leidenschaft und Gewalttätigkeit lieben lernt und wieder verliert, ist ebenso schlicht wie anrührend. Mit "Porgy" eröffnet Heyward den Zugang zu einer Welt unverstellter Vitalität, die…mehr

Produktbeschreibung
Lieder wie "I loves you Porgy" oder "Summertime" sind längst Jazzklassiker, und mit der Vertonung durch George Gershwin errang die Geschichte um Porgy und Bess Weltruhm. In Vergessenheit geriet angesichts dieses Erfolgs leider, dass auch die Romanvorlage ein Werk von höchstem künstlerischem Rang darstellt.Die Erzählung von dem "Negerkrüppel" und der schönen Schwarzen, die er im Lauf eines einzigen Sommers voller Leidenschaft und Gewalttätigkeit lieben lernt und wieder verliert, ist ebenso schlicht wie anrührend. Mit "Porgy" eröffnet Heyward den Zugang zu einer Welt unverstellter Vitalität, die der puritanischen Moral zuwiderlief und sich doch neben ihr behaupten konnte. Der Roman gilt als großer Fortschritt in der Darstellung der Afroamerikaner, ist er doch das erste bedeutende Werk eines weißen Autors, das die Schwarzen nicht als komische Figuren oder unbedarfte Kinder zeigt, sondern als Menschen mit einem ernstzunehmenden sozialen Umfeld, konfrontiert mit den gleichen Problemen, mit denen sich auch Weiße auseinandersetzen müssen. Der Autor vermeidet Karikaturen und Klischees, er lässt seinen Figuren ihre Würde, ihre Triumphe und ihre Tragik. Seine fundierten Kenntnisse der damals noch weitgehend intakten Kultur der Gullahs machen das Buch zu einem einzigartigen künstlerischen und gesellschaftlichen Dokument.
Autorenporträt
DuBose Heyward (1885-1940) stammte aus der im Bürgerkrieg verarmten Südstaatenaristokratie in Charleston, South Carolina. Er war lange Gelegenheitsarbeiter - er verkaufte Zeitungen und arbeitete in den Baumwolldocks von Charleston - und später Versicherungsvertreter, bevor er von seinen Romanen leben konnte. Mit George Gershwin begann er 1933, seinen Roman "Porgy" zu einer Oper umzuarbeiten. Den Siegeszug, den die Oper ab 1942 in den USA und und ab 1943 in Europa antrat, erlebte Heyward jedoch nicht mehr. 1959 wurde die Oper mit Sidney Poitier verfilmt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2001

Porgy berlinert: DuBose Heywards Romanklassiker in einer neuen Übersetzung

Ein Hof, ein Ghetto, oben zugedeckelt vom Himmel. Adam, ein Krüppel, der auf der Straße sitzt und bettelt: Porgy. Ein Mann ohne Alter, weise und schweigsam, der nach innen schaut und aussieht wie einer, der wartet, aber niemand weiß, worauf er wartet, niemand weiß, wie lange er schon da sitzt.

Der Teufel dagegen ist, seit er gemordet hat, im Exil, sein Reich komme, auch er einer, der wartet, jedoch im Verborgenen, selten bekommt man ihn zu Gesicht, aber wenn man ihn sieht, ist er schön und stark wie sonst niemand: Crown, der schönste der Engel. Der Versucher, verwandt den niederen Chargen der Hölle, wie sie sich auch in andere Bücher kariert behost hineinschlängeln, hier heißt er Sporting Life, verläßt sich darauf, daß das Paradies auf Erden ein wenig verlockender Ort ist. Er verkauft Pülverchen, legt eine feine weiße Spur, die die Süchtigen aus den engen Häusern in die dunklen Weiten der großen Städte leitet.

Ihn bekämpft die Türsteherin des Himmels, Inhaberin einer Suppenküche, Maria, aber wie das biblische Ungeziefer findet er dennoch seinen Weg hin zu Eva, deren Name hier Bess ist. Bess tritt sehr spät auf und leise, erst auf Seite dreiundsechzig erscheint sie, sie öffnet einfach die Tür, tritt ein in die armselige Behausung des Krüppels, zieht die Tür hinter sich zu, und wer die Oper kennt, weiß, daß die Geschichte von da an heißt: Porgy und Bess, aber im Buch läßt der höfliche und kunstvolle Autor Heyward die beiden eine gute Zeitlang allein und nähert sich ihnen erst wieder, als ihr gemeinsames Leben schon Alltag geworden zu sein scheint.

Es ist das Verdienst der soeben erschienenen Manesse-Ausgabe des Romans "Porgy", in Erinnerung zu rufen, daß es sich bei diesem schmalen Bändchen um ein Stück Weltliteratur handelt und eben nicht nur um die Vorlage für eine der meistgespielten Opern des zwanzigsten Jahrhunderts oder um einen Text, der einzig aufgrund Heywards beeindruckender Parteinahme für eine verachtete Minderheit lesenswert wäre. Für diese sehr schön gestaltete und handliche Ausgabe des Buches wurde auch eine Neuübersetzung in Auftrag gegeben, bei deren Lektüre sicher in Betracht gezogen werden muß, daß bei diesem Text eines der zentralen Übersetzungsprobleme auftritt - und zwar die Frage, wie der Slang in den Passagen mit wörtlicher Rede angemessen ins Deutsche zu übertragen ist.

Heyward, der als Aufseher auf Baumwolldocks und Eintreiber des Beerdigungsgeldes für eine Versicherungsgesellschaft direkt mit den Gullahs, der aus Angola stammenden schwarzen Minderheit seiner Heimatstadt Charleston, zu tun hatte, entwickelte ein sehr feines Gespür für deren Idiom. Die Dialoge in seinem Roman scheren sich daher nicht um Rechtschreibung und Grammatik, sondern sind vielmehr lautliche Notierungen, die Authentizität herstellen. Die Übersetzerin Renate Orth-Guttmann nun hat sich im Deutschen fürs Berlinerische entschieden, den in der Schriftsprache wohl am leichtesten verständlichen deutschen Dialekt, sie hat überdies jedoch versucht, auch die Zeit, in der Heywards Roman spielt, in ihrer Übersetzung zu spiegeln. Das führt hin und wieder zu antiquierten Wendungen, die über das Ziel hinausschießen - aus einem ironischen "Besten Dank" des Originals wird so "Dank dir schön für die Blumen", oder aus der einfachen Frage "Hast du nichts zu sagen?" in recht freier Auslegung die altberlinerische Variante "Guckst ja wie 'n Pott voll Mäuse". Es ist ein wenig schade, daß der Leser sich auf diese Weise aus den beschreibenden Passagen, die ihn kunstvoll durch eine reiche und rhythmische deutsche Hochsprache in die Welt eines schwarzen Amerika der zwanziger Jahre hineinziehen, momentweise zu Molle und Korn in den Prenzlauer Berg strafversetzt findet.

Abgesehen von diesen Momenten jedoch, ermöglicht die Neuübersetzung durchaus eine Entdeckung der sprachlichen Schönheiten dieses Buches, wie auch das sehr persönliche und leidenschaftliche Nachwort von Michael Naura dazu anregt, sich den Text so zu Herzen zu nehmen, wie er es verdient. Unsere Abbildung zeigt eine Szene aus einer Aufführung des Gershwin-Musicals "Porgy und Bess" 1993 in der Jahrhunderthalle Hoechst. (DuBose Heyward: "Porgy". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Renate Orth-Guttmann. Nachwort von Michael Naura. Manesse Verlag, Zürich 2001. 272 S., geb., 38,- DM.)

JENNY ERPENBECK

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Es sei das Verdienst dieser "sehr schön gestalteten" Ausgabe, schreibt Jenny Erpenbeck, in Erinnerung zu rufen, dass es sich bei diesem Roman um ein Stück Weltliteratur handelt - "und eben nicht nur um die Vorlage für eine der meistgespieltesten Opern des zwanzigsten Jahrhunderts". Die Neuübersetzung ermögliche die Entdeckung der "sprachlichen Schönheiten des Buches". Das "sehr persönliche und leidenschaftliche Nachwort von Michael Naura" hat ebenfalls einen starken Eindruck bei der rezensierenden Autorin hinterlassen. Lediglich die Entscheidung der Übersetzerin, den schwarzamerikanischen Slang ins Berlinerische zu übertragen, fand sie nicht rundum glücklich. Zwar hat sie Verständnis für das schwer lösbare zentrale Übersetzungsproblem "Slang". Doch sie bedauerte sehr, aus den beschreibenden Passagen, die sie "kunstvoll durch eine reiche und rhythmische deutsche Hochsprache in die Welt des schwarzen Amerika der zwanziger Jahre" hineinzogen, momentweise "zu Molle und Korn" strafversetzt zu werden.

© Perlentaucher Medien GmbH
«Es ist das Verdienst der soeben erschienenen Manesse-Ausgabe, in Erinnerung zu rufen, dass es sich bei dem schmalen Bändchen um ein Stück Weltliteratur handelt und eben nicht nur um die Vorlage für eine der meistgespielten Opern des zwanzigsten Jahrhunderts... wie auch das sehr persönliche und leidenschaftliche Nachwort von Michael Naura dazu anregt, sich den Text so zu Herzen zu nehmen, wie er es verdient.» FAZ