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Produktdetails
  • Verlag: Arche Verlag
  • Seitenzahl: 308
  • Deutsch
  • Abmessung: 1mm x 1mm x 1mm
  • Gewicht: 360g
  • ISBN-13: 9783716022986
  • ISBN-10: 3716022985
  • Artikelnr.: 10310255
Autorenporträt
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Paul Raabe, geboren 1927 in Oldenburg, war 1968 - 1992 Direktor der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. 1998 - 2000 leitete er die Franckeschen Stiftungen in Halle/Salle. Er ist Ehrendoktor der Universitäten Braunschweig, Krakau und Halle. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Expressionismus sowie zum Buch- und Bibliothekswesen. 2006 erhielt Paul Raabe die Karl Preusker Medaille der Deutschen Literaturkonferenz als Würdigung seines Lebenswerkes. Er vestarb 2013.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.04.2002

Wiederaufbau in Halle: Die Franckeschen Stiftungen unter Paul Raabe

Die Bundeskulturstiftung hat unlängst in den traditionsreichen Franckeschen Stiftungen zu Halle ihre Heimat gefunden. Deren Begründer, August Hermann Francke, geboren am 22. März 1663 in Lübeck, kam 1692 als Pfarrer der Gemeinde Glaucha nach Halle und wurde zwei Jahre später an der Universität zu Halle Professor für die griechische und für orientalische Sprachen. 1698 begann er mit dem Bau eines Waisenhauses, es wurde die Keimzelle der späteren Franckeschen Stiftungen. Schon mit der Gründung des Waisenhauses wurden ihm Privilegien eingeräumt, die innerhalb des damaligen absolutistischen Systems außergewöhnlich waren - er genoß Zoll- und Steuerfreiheit, legte eine Buchdruckerei und eine Buchhandlung an, stellte frei vom Zunftzwang Handwerker ein, erhielt Back- und Baurechte und konnte Land erwerben. So konnte Franke unbehelligt von obrigkeitlichen Eingriffen seine umfänglichen sozialen und pädagogischen Ideen umsetzen, die er im Sinne seines pietistischen Glaubens entwickelte. Francke hat überdies zahlreiche theologische und populäre pädagogische Schriften hinterlassen. Sein berühmtestes Buch hat er schon bald nach der Errichtung des Waisenhauses, 1701, veröffentlicht: "Die Fußstapffen Des noch lebenden und waltenden liebreichen und getreuen GOTTES, zur Beschämung des Unglaubens und Stärckung des Glaubens".

All dies liest man in Paul Raabes Buch, das, auch hier Francke folgend, "In Franckes Fußstapfen" heißt und in dem Raabe nicht nur die farbige Geschichte der Franckeschen Stiftungen erzählt, sondern vor allem von ihrem Wiederaufbau nach 1990 berichtet, den er angeregt, befördert und begleitet hat und der ohne Paul Raabe nimmermehr zustande gekommen wäre.

Innerhalb von zehn Jahren machte der ehemalige Direktor der Wolfenbütteler Herzog-August-Bibliothek nach seiner Pensionierung dort aus dem, was die DDR von den Franckeschen Stiftungen übriggelassen hat - nahezu nur noch Ruinen -, wieder jene "pädagogische Provinz", die man assoziiert, wenn von den Franckeschen Stiftungen die Rede ist: Heute sind, schreibt Raabe, die Franckeschen Stiftungen wieder lebendig: Menschen aller Schichten und jeden Alters in den unterschiedlichen Arbeitsstätten und Bildungseinrichtungen repräsentieren die sozialen und pädagogischen Aufgaben und Ziele der modernen Gesellschaft. An die zwanzig Institutionen sind hier untergekommen: In Kindertagesstätten, Schulen, Sozialeinrichtungen, Universitätsinstituten, Verwaltungen, Kulturzentren und Betrieben arbeiten Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Sozialarbeiter, Wissenschaftler, Pastoren, Bibliothekare, Archivare, Architekten, Techniker, Handwerker, Setzer und Drucker - über fünfhundert Menschen bevölkern diese im weitesten Sinne "Schulstadt", in der "täglich zweitausend Krippenkinder, Vorschulkinder, Schülerinnen und Schüler und Jugendliche betreut, unterrichtet, beschäftigt und qualifiziert" werden. Genauso viele junge Leute studieren dort Pädagogik. Und über hunderttausend Menschen besuchen jährlich die Stiftungen und ihre kulturellen Veranstaltungen.

Das Buch Paul Raabes ist eine persönliche Rechenschaft über seine Arbeit an und in den Franckeschen Stiftungen; und mehr: ein Geschichtsbuch über die Aufbauhilfe Ost in den schwierigen neunziger Jahren. Und das nachahmenswerte Muster eines großartigen alten Herrn.

HEINZ-LUDWIG ARNOLD.

Paul Raabe: "In Franckes Fußstapfen". Aufbaujahre in Halle an der Saale. Arche Verlag, Zürich 2002. 312 S., geb., 22,- .

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Heinz-Ludwig Arnold zeigt sich recht beeindruckt von Paul Raabes Buch über seine Arbeit an und in den Franckeschen Stiftungen in Halle. August Hermann Francke - Pfarrer, Autor zahlreicher populärer pädagogischer und theologischer Werke, sowie Professor für griechische und orientalische Sprachen - begann 1698 in Halle mit dem Bau eines Weisenshauses, das zur Keimzelle der späteren Franckeschen Stiftungen werden sollte, erklärt der Rezensent. Paul Raabe gelang Arnold zufolge das Meisterstück, die zu DDR-Zeiten herabgewirtschafteten Franckeschen Stiftungen wieder zu neuem, blühendem Leben zu verhelfen. So findet der Rezensent in Raabes Buch nicht nur die abwechslungsreiche Geschichte dieser Stiftungen erzählt. Raabe lege vielmehr "persönliche Rechenschaft" über seine Aufbauarbeit ab und erzähle zugleich von der "Aufbauhilfe Ost" in den Neunzigern. Ein "großartiger alter Herrn", lobt Arnold.

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