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Goldenes Horn, Bosporus, das alte Byzanz: Angelika Overath erzählt von einer Stadt voller Schönheit und Widersprüche, in der eine unerwartete Liebe möglich wird.
Einen Winter will Cla, Religionslehrer aus dem Engadin, in Istanbul verbringen. Er arbeitet an einer Studie über die Konstantinopel-Mission von Nikolaus von Kues. Doch kaum lernt Cla den jungen türkischen Kellner Baran kennen, taucht er mit ihm ein ihn die Stadt: Sie streifen durch die Gassen und über Märkte, sitzen am Meer und in Cafés, gehen ins Hamam. In ihren Gesprächen prallt die spätmittelalterliche Welt mit ihrer Trennung in…mehr

Produktbeschreibung
Goldenes Horn, Bosporus, das alte Byzanz: Angelika Overath erzählt von einer Stadt voller Schönheit und Widersprüche, in der eine unerwartete Liebe möglich wird.

Einen Winter will Cla, Religionslehrer aus dem Engadin, in Istanbul verbringen. Er arbeitet an einer Studie über die Konstantinopel-Mission von Nikolaus von Kues. Doch kaum lernt Cla den jungen türkischen Kellner Baran kennen, taucht er mit ihm ein ihn die Stadt: Sie streifen durch die Gassen und über Märkte, sitzen am Meer und in Cafés, gehen ins Hamam. In ihren Gesprächen prallt die spätmittelalterliche Welt mit ihrer Trennung in Ost- und Westkirche unmittelbar auf das religiös gespaltene Istanbul der Gegenwart. Bei einem geheimen Treffen der Derwische erlebt Cla, wie nah sich christliche Mystik und islamischer Sufismus sein können. Ohne es zu wollen hat er sich in Baran verliebt. Erst als seine Verlobte aus der Schweiz zu Besuch kommt, begreift Cla, wie weit er aus seinem Leben gefallen ist.
Autorenporträt
Angelika Overath wurde 1957 in Karlsruhe geboren. Sie arbeitet als Reporterin, Literaturkritikerin und Dozentin und hat die Romane ¿Nahe Tage¿, ¿Flughafenfische¿, "Sie dreht sich um" und "Ein Winter in Istanbul" geschrieben. "Flughafenfische" wurde u.a. für den Deutschen und Schweizer Buchpreis nominiert. Für ihre literarischen Reportagen wurde sie mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet. Sie lebt in Sent, Graubünden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.03.2019

Mönche, Derwische und Gelehrte
Überambitioniert: Angelika Overaths Roman "Ein Winter in Istanbul" spürt in einer historischen Spiegelung dem Streit der Religionen nach

Das neue Buch von Angelika Overath hat seinen Ausgangspunkt in der Villa Tarabya, jener Künstlerresidenz in Istanbul, die mit ihren Stipendien dafür sorgt, dass sich die Stadt in Büchern und Filmen, auf Bildern und Fotos deutscher Künstler regelmäßig wiederfindet. Auch Angelika Overath war in der Villa Tarabya. Und auch der Protagonist ihres neuen Romans hält sich mehrere Monate lang dort auf. Sein Name ist Cla, er stammt aus dem Engadin und interessiert sich als Religionslehrer für die Möglichkeiten der Verständigung zwischen den Konfessionen, die sich in Istanbul sicher besser ergründen lassen als andernorts.

Vordergründig geht es diesem Cla um Nikolaus von Kues, genannt Cusanus, den Theologen und Philosophen, der an dem letzten großen Versuch teilnahm, die römisch-katholische Westkirche mit der griechisch-orthodoxen Ostkirche wieder zu vereinen. 1437 kam Nikolaus von Kues in Konstantinopel an, sammelte Handschriften, die in Europa noch unbekannt waren, und begab sich mit den Schiffen des byzantinischen Kaisers auf die Fahrt zurück nach Venedig, wo über die Wiedervereinigung verhandelt werden sollte. Während dieser Fahrt freundete er sich mit Bessarion an, einem byzantinischen Gelehrten, in dessen Gesellschaft ihm schließlich eine bahnbrechende Idee kam, wie mit verschiedenen Auffassungen des Glaubens umzugehen sei. Knapp sechshundert Jahre später ereignet sich im Roman von Angelika Overath etwas Ähnliches. Ein Spiegelbild baut sich auf: Ihr Held Cla ist zwar um der Forschung willen nach Istanbul gekommen, doch letztlich sind die Studien ein Vorwand. Denn Cla flieht vor seiner Freundin Alva, eine Frau, um die ihn seine Kollegen beneiden. Aber Alva ist fünfunddreißig und möchte ein Kind. Und dass Cla das nicht möchte, wird ihm bewusst, als er Baran begegnet, einem jungen Bonvivant mit türkisch-griechischen Wurzeln, der mehr wird als ein guter Freund.

Zur Spiegelung der beiden Männerpaare tritt eine zweite hinzu: Sie betrifft das Bemühen um Annäherung zwischen den einander fremd gewordenen Konfessionen, zwischen Ost- und Westkirche, als Analogie der gegenwärtigen Zerwürfnisse zwischen den Religionen. "Ließ sich die theologisch aufgeheizte Gegenwart nicht als Kippfigur ins Mittelalter lesen?", überlegt Cla an einer Stelle des Romans, der die Frage mit seiner komplexen Konstruktion eindeutig bejaht. Angelika Overath arrangiert ihre Geschichte so, dass sich zwischen der Frühen Neuzeit und der Gegenwart fortlaufend Parallelen auftun, wobei sie sich vor allem auf ihre beiden Istanbuler Protagonisten verlässt. Cla erzählt nicht nur Baran, zu welchen Gedanken die Reise nach Istanbul den Gelehrten Nikolaus von Kues inspirierte, sondern natürlich auch dem Leser. Und Baran führt nicht nur Cla in das Kulturzentrum der Derwische, sondern erklärt auch dem Leser, was es mit dieser uralten muslimischen Tradition auf sich hat.

Das Problem ist, dass die Annäherung zwischen den beiden Männern, die als stärkstes fiktionales Element den eigentlichen Glutkern der Geschichte bildet, unter dieser Art von Lehraufträgen leidet. Unter der Last der zu transportierenden Informationen geht ihren Dialogen zuweilen die Leichtigkeit und die Sinnlichkeit verloren. Auch Istanbul, das als Dreh- und Angelpunkt auf beiden Zeitebenen des Romans eine wichtige Rolle spielt, bleibt häufig Kulisse, deren Sehenswürdigkeiten zwar benannt, aber nicht immer so ins Geschehen eingearbeitet werden, dass sich dem ortsunkundigen Leser erschließt, warum sie Erwähnung finden. So bleibt der Roman streckenweise hinter seinen Ambitionen zurück - was schade ist, weil er dort, wo er sich auf ihrer Höhe zeigt, als klug durchdachtes Vexierspiel präsentiert. Als eines, das daran erinnert, wieso es nie Ideen sind, die sich einander annähern, sondern Menschen. Und das auch nur, wenn sie den Mut dazu haben.

LENA BOPP

Angelika Overath:

"Ein Winter in Istanbul".

Roman.

Luchterhand Literaturverlag, München 2018.

263 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Ein anspruchsvoll komponiertes Buch mit historischem Tiefgang.« Angela Gutzeit / Deutschlandfunk
»Langsam und zart ist die Annäherung Angelika Overaths an ihre Figuren, immer wieder unterbrochen durch religionshistorische Exkurse über christliche Mystik und islamischen Sufismus.«