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Das Dilemma der Liebe. Eine Dreiecksgeschichte der ganz besonderen Art.
Höchst kunstvoll und mit einmaligem Taktgefühl erzählt Christian Haller eine Dreiecksgeschichte der ganz besonderen Art, erzählt er von schmerzlichen Abschieden und neuen Anfängen - und dabei von dem, was im Leben zählt: der Liebe.
Erst als er aus dem Krankenhaus in seine Wohnung zurückgekehrt ist, wird sich der Paläontologe Emile Ryffel bewusst, dass sich sein Leben für immer verändert hat. Denn in der Nacht zuvor musste er seine Frau, die engagierte Filmproduzentin Lia, mit Gehirnblutungen in die Universitätsklinik
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Produktbeschreibung
Das Dilemma der Liebe. Eine Dreiecksgeschichte der ganz besonderen Art.

Höchst kunstvoll und mit einmaligem Taktgefühl erzählt Christian Haller eine Dreiecksgeschichte der ganz besonderen Art, erzählt er von schmerzlichen Abschieden und neuen Anfängen - und dabei von dem, was im Leben zählt: der Liebe.

Erst als er aus dem Krankenhaus in seine Wohnung zurückgekehrt ist, wird sich der Paläontologe Emile Ryffel bewusst, dass sich sein Leben für immer verändert hat. Denn in der Nacht zuvor musste er seine Frau, die engagierte Filmproduzentin Lia, mit Gehirnblutungen in die Universitätsklinik einliefern, wo sie seitdem im Koma liegt. Die Ärzte wissen nicht, ob sie jemals aus eigenen Kräften wieder leben kann. Und als wäre das nicht schon schwierig genug, hat er sich seit kurzem noch in Klara verliebt, eine junge Bekannte seiner Frau. Er weiß, dass er nach Lias Erkrankung die Affäre mit Klara eigentlich beenden sollte, und ist doch nicht fähig dazu. Denn so sehr er Lia liebt, ist er doch zugleich erfüllt von der Sehnsucht, aus den erstarrten Gewohnheiten seines Lebens auszubrechen und sich einmal wieder leicht zu fühlen und unbeschwert zu sein.

Um Klarheit über sich und die auf ihn zukommenden Entscheidungen zu bekommen, versucht Emile mit dem Blick des Paläontologen sein Leben und seine Liebe zu Lia und zu Klara zu betrachten. Doch gerade der analytische Blick kommt in dieser Situation an seine Grenzen. Denn seine Frau, die mit dem Überleben kämpft, kann er nicht alleine zurücklassen. Aber genauso wenig will es ihm gelingen, seine Gefühle für Klara zu verleugnen. Höchst kunstvoll und mit einem bewundernswerten Taktgefühl erzählt Christian Haller von diesem Dilemma, in das sich sein Held immer stärker und offenbar immer rettungsloser zu verstricken scheint.

"Haller erreicht eine sprachliche Präzision, eine Eleganz auch, die in der Gegenwartsliteratur rar geworden ist." Basler Zeitung

"Hallers Erzählkunst ist eindrucksvoll..." Neue Zürcher Zeitung
Autorenporträt
Christian Haller wurde 1943 in Brugg, Schweiz geboren, studierte Biologie und gehörte der Leitung des Gottlieb Duttweiler-Instituts bei Zürich an. Er wurde u. a. mit dem Aargauer Literaturpreis (2006), dem Schillerpreis (2007) und dem Kunstpreis des Kantons Aargau (2015) ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.10.2008

Wie du schriebst, was ich geschaut
Heraus aus dem menschheitsgeschichtlichen Vorgestern, den erstarrten Lebensgerüsten, hinein in den Garten der Lüste! Doch da macht man sich leicht lächerlich. Christian Haller: „Im Park”
Es ist eine triviale Geschichte: Ein Mann, knapp jenseits der Lebensmitte, verliebt sich in eine Schülerin, gerade volljährig geworden. Als er ernsthaft überlegt, deshalb seine langjährige Partnerin zu verlassen, trifft diese buchstäblich der Schlag, der Hirnschlag, wird sie zum Pflegefall. Nichts ist mehr trivial. Im Kopf des Mannes macht jener vermaledeite Konjunktiv sich breit, der diese sanfte Recherche namens Roman ganz durchzieht und mit dem sie auch beginnt: „Die Tür würde nicht verschlossen sein, zu überstürzt hatte Emile die Wohnung in der Nacht verlassen müssen.”
Der 1943 geborene Schweizer Autor Christian Haller, den man leider immer noch einen Geheimtipp nennen muss, galt bisher als Meister des Imperfekts. Seine dreibändige „Trilogie des Erinnerns” (2001-2006) beschrieb höchst kunstvoll, sensibel und ausdrucksstark die Geschichte der eigenen Familie, vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis fast in die Gegenwart. Es war die Geschichte eines kulturgesättigten großmütterlichen Beginnens in Rumänien, eines großväterlichen Aufstiegs zum Schweizer Stahl-Tycoon und Kriegsgewinnler und eines väterlichen Ringens um Anerkennung, dem die Male der Vergeblichkeit tief eingeschrieben waren. So wie der Großvater als ehemaliger Fremdenlegionär „eine Glut in seiner Erinnerung” trug, „ein Brennen, das sich in Felsen und an Steinen brach, sich auffächerte zu einem rostigen Rot, zu bläulichen Grautönen, die Luft in eine schlierig zitternde Masse verwandelte” – so war allen Hallerschen Helden das Gewesene ihr schwankendes Daheim.
Nun regiert der Konjunktiv und mit ihm die Sorge um ein Morgen, das man zu kennen glaubt und doch nicht kennen will. „Die Tür würde nicht verschlossen sein”: Emile zittert vor dem, was kommt, und hofft, es käme radikal anders. Ein besseres Leben, ein leidenschaftlicheres Lieben, ein freieres Arbeiten sehnt der Paläontologe herbei, der kraft seines Berufes doch nur im menschheitsgeschichtlichen Vorgestern heimisch ist: „Emile dachte in Formen, welche die Zeit an Spuren hinterlassen hatte, Ein- und Abdrücke ehemaliger Lebensvorgänge.”
Wer vom Leben nur Abdruck und Umriss wahrnimmt, das Abgeschlossene also, dem gerät der Ausblick zum Rückblick: Es wird sich ja alles wiederholen, das Leben lagert Totes ein. Deshalb ist der Konjunktiv die einzige, ihrerseits paradoxe Möglichkeit, den Blick zu weiten auf ein Morgen hin und dieses Morgen im selbstgewissen Blick stillzustellen. Emile lebt in „Sedimentgeschichten von Gedanken, Reden, Erklärungen”, will endlich jedoch ausbrechen aus „all den schiefergrauen Mustern, petrifizierten Festlegungen, erstarrten Lebensgerüsten”. Er fand stets nur Knochen, Steine, Ordnungen, Gebote, und er findet schließlich Klara, die Geliebte, die Schülerin, das ganz Andere, ein Leben um des Lebens willen.
Insofern ist der Mann von der Trottenstiege ein Adam. Darauf deutet das dem Roman vorangestellte Motto aus der „Göttlichen Komödie”, gleichfalls also „unseres Lebensweges Mitte” anzielend – „Erinnerung, die du schriebst, was ich geschaut” –, und darauf deutet der fein gezeichnete Gegensatz von Park und Garten, Ordnung und Leidenschaft. Der Park ist das grüne Karree vor der Trottenstiege, gepflanzt zwischen Klinik und Wohnung, „eine Senke, wie es die Maare sind”, der Garten ist Hieronymus Boschs „Garten der Lüste”, in den Emile sich träumt. Dorthin, zu den „Fontänen von Lebenswasser” und den „Samen, aus denen die Perversionen hervortreiben”, soll Klara ihn führen.
Auf dem Weg zu dieser sehr maskulinen Phantasie macht Emile sich lächerlich. Klara zieht bei ihm ein, während seine Freundin, Lia mit Namen, im Spital behandelt und gedemütigt wird. Emile besucht derweil Parties, sitzt „mit untergeschlagenen Beinen inmitten von Mädchen und Jungen im Wohnzimmer irgendeines Einfamilienhauses”, spricht „mit Vätern, die feste Positionen hatten, und Müttern, die ihn nicht unfreundlich, doch prüfend ansahen, der da in ihre Sphäre trat, dennoch nicht sie, sondern die Gesellschaft der Kinder suchte, zu denen er sich nach ein paar Höflichkeiten gesellte.” Eine „habsüchtige Lust” verbindet den Mann und das Mädchen.
In der Klinik lernt Lia neu zu sprechen, sich zu bewegen, bleibt jedoch halbseitig gelähmt; „sie wäre jetzt stets und überall auf seine Hilfe angewiesen.” Die engagierte Filmproduzentin büßte ein, worauf sie stolz war: ihre Unabhängigkeit. Emile fühlt sich schuldig an ihrer Metamorphose, denkt bitter, dass er froh ist „um das Gitter am Bett, das hochgezogen war und wenigstens auf die Art eine Schranke setzt, die Lia vor ihm und seinen Gedanken schützte: Vor dem Täter, der sich über sein Opfer beugt”. Am Tag vor Lias Zusammenbruch hatte er sie mit Klara betrogen.
Das figurenreiche Tableau aus Hallers Familiensaga ist Vergangenheit, die Bühne leergeräumt bis auf Lia, Klara und Emile. Einen Roman sollte man „Im Park” nicht nennen, eher eine Novelle, eine Essenz, eine sehr leise, musikalisch exakt komponierte, bewegende Selbstbefragung. Poetisch verdichtet ist des Erzählers Tiefenblick auf die unbelebte Welt, auf Tür, Messingklinke, Schiefertisch und all die Geschichten, die sie im Abdruck bewahren. Neu ist die Erkenntnis, dass erst der Schmerz Gegenwart schenkt.
Die letzte Tafel von Boschs Triptychon zeigt Verwesung, Morast und schwarzes Eis. Aus diesem kämpft Emile sich ans Licht. ALEXANDER KISSLER
Christian Haller
Im Park
Roman. Luchterhand Literaturverlag, München 2008. 186 Seiten, 17,95 Euro.
Das Leben lagert Totes ein. Eine jugendliche Geliebte bewahrt den Paläontologen vor den Wiederholungsschleifen des Alltags. Und er fühlt sich plötzlich nicht mehr wie ein Fossil, sondern wie ein Mann. Foto: Grundy /SPL / Agentur Focus
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Laut Paul Jandl ist in Christian Hallers Roman "Im Park", in dem ein Mann zwischen seiner 18-jährigen Geliebten und seiner plötzlich ins Koma gefallenen Lebensgefährtin steht, mehr als eine gewöhnliche "Dreiecksgeschichte" zu entdecken. Denn der Schweizer Autor schürft darin nicht nur in den "Sedimenten des Lebens", indem er sich mäandernd seiner Geschichte und dem verschütteten Bewusstsein der im Koma Liegenden nähert. Er schreibt dabei auch eine "Geschichte über das Erzählen" selbst und untersucht die Sprache auf ihre verborgenen Schichten, erklärt der Rezensent. Ihn hat die Einfühlsamkeit, mit der er den Helden seiner bewusstlosen Partnerin wieder näher kommen lässt, berührt, und er verrät, dass es dazu auch einen autobiografischen Hintergrund gibt. Das verleihe dem Ganzen Glaubwürdigkeit, ohne einfach nur voyeuristisch zu sein, beteuert Jandl eingenommen. Der Rezensent zeigt sich sehr beeindruckt von diesem Roman und er würdigt Haller als "Paläontologen", der in seinem Buch präzise Schicht für Schicht die Lebensmuster seiner Protagonisten freilegt.

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