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Immer wieder in ihrer Geschichte wurde die Bundesrepublik von politischen Skandalen erschüttert. Dabei hat jedes Jahrzehnt seine eigenen Anstößigkeiten hervorgebracht. Thomas Ramge lässt die wichtigsten Affären Revue passieren. In zwölf spannenden Kapiteln werden die Polit-Skandale zum Spiegel deutscher Geschichte. Aus dem Inhalt: Bonn bei Rhöndorf - Adenauer und die Hauptstadtfrage | Der verlorene John - der Verfassungsschutzpräsident zu Diensten der DDR-Propaganda | Bedingt abwehrbereit - die Spiegel-Affäre des Franz Josef Strauß | Die Stasi im Kanzleramt - Kundschafter Günter Guillaume wird…mehr

Produktbeschreibung
Immer wieder in ihrer Geschichte wurde die Bundesrepublik von politischen Skandalen erschüttert. Dabei hat jedes Jahrzehnt seine eigenen Anstößigkeiten hervorgebracht. Thomas Ramge lässt die wichtigsten Affären Revue passieren.
In zwölf spannenden Kapiteln werden die Polit-Skandale zum Spiegel deutscher Geschichte.
Aus dem Inhalt:
  • Bonn bei Rhöndorf - Adenauer und die Hauptstadtfrage
  • Der verlorene John - der Verfassungsschutzpräsident zu Diensten der DDR-Propaganda
  • Bedingt abwehrbereit - die Spiegel-Affäre des Franz Josef Strauß
  • Die Stasi im Kanzleramt - Kundschafter Günter Guillaume wird enttarnt
  • Die gekaufte Republik - Friedrich Karl Flick und die geistig-moralische Wende
  • Waterkantgate - Uwe Barschels Tod in der Badewanne
  • Tanke schön! - Verkehrsminister Krauses persönlicher Aufschwung Ost
  • Bimbes - der Kanzler der Einheit und die schwarzen Kassen
  • und andere ebenso empörende wie unterhaltsame Episoden deutscher Geschichte.

  • Autorenporträt
    Thomas Ramge, geboren 1971, studierte in Gießen, Paris und Washington Geschichte und Politikwissenschaft. Nach dem Volontaria arbeitete er als Hörfunkmoderator und Fernsehredakteur beim SWR, anschließend als politischer Korrespondent bei Deutsche Welle TV. Als freier Berater hat er diverse Corporate-Publishing-Magazine entwickelt, Innovations-Workshops geleitet und Leitbildprozesse moderiert. Zurzeit ist er Technologie-Korrespondent des Wirtschaftsmagazins "brand eins" und Contributing Editor des "Economist". 2007 erhielt Thomas Ramge den Herbert-Quandt-Medien-Preis. 2008 stand er auf der Shortlist für den Kischpreis. "Die Flicks" wurde mit dem Deutschen Wirtschaftsbuchpreis ausgezeichnet. Sein Buch "Data Unser" war auf der Shortlist des International Book Award.
    Rezensionen

    Süddeutsche Zeitung - Rezension
    Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.09.2003

    Ein pathologisch gutes Gewissen
    Durch die Geschichte der Bundesrepublik ziehen sich Skandale – aber aus den wenigsten hat die Republik gelernt
    THOMAS RAMGE: Die großen Polit-Skandale. Eine andere Geschichte der Bundesrepublik. Campus Verlag, Frankfurt/ New York 2003. 270 Seiten, 21,50 Euro.
    Für das Thema, das hier in Rede steht, ist Theodor Fontane tatsächlich ein idealer Kronzeuge: „Unser Leben verläuft, offen gestanden, etwas durchschnittsmäßig, also langweilig, und weil dem so ist, setz ich hinzu: ,Gott sei Dank, dass es Skandale gibt.‘” Wie sie das politische Leben würzen, mitunter auch vergiften – davon handelt das vorliegende Buch; es möchte „eine andere Geschichte” der Republik erzählen. Die Idee trägt.
    Wie der Staat Agenten und Anarchisten aufspürt, was er gegen Konspiration und Korruption unternimmt, warum schließlich Recht und Ratio obsiegen – das ist der Stoff, aus dem Politik gemacht wird. „Mit der Bestrafung der Schuldigen”, so Thomas Ramge, „versichert sich die Demokratie, dass sie funktioniert”; der politische Skandal sei „ein demokratisches Ritual der Selbstreinigung”. Der junge Autor hat die meisten Affären nicht als Zeitzeuge miterlebt, sondern als Erbe vorgefunden, geschickt eingeordnet und spannend beschrieben.
    Der studierte Politologe wollte aufzeigen, „welche Spuren die Skandale hinterließen”. Mit dieser Absicht erzielt er unterschiedliche Wirkungen: Bei den Alten weckt er Erinnerungen an die Sensationen ihrer frühen Tage, den Jungen erzählt er wirklich „eine andere Geschichte der Bundesrepublik”.
    Manches, was die Menschen bewegte, als die Bundesrepublik noch in den Kinderschuhen steckte, dürfte auch für beide Leserschichten nur noch von mäßigem Interesse sein. Wer zum Beispiel 1949 an welchen Drähten gezogen hat, damit nicht Frankfurt am Main, sondern Bonn vorläufige Hauptstadt wurde, ist heute (zumal Berlin wieder seinen angestammten Platz eingenommen hat) nicht mehr als eine Fußnote der Geschichte. Doch von bleibendem Wert sind Ramges Erkenntnisse über den konspirativen Geist, der die „Bonner” Republik weitgehend prägte: den „rheinischen Filz”.
    Hans Globke, Staatssekretär unter Konrad Adenauer, oder Hans Karl Filbinger, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, haben die Altvorderen noch aufgeregt. Für die Jungen sind sie, pars pro toto, Symbolfiguren der „unbewältigten Vergangenheit”. Der eine hatte sich als Kommentator der Nürnberger Rassegesetze hervorgetan, der andere als „furchtbarer Jurist” in der Marinegerichtsbarkeit. Beide zeigten – so Erhard Eppler über Filbinger – „ein pathologisch gutes Gewissen”.
    Das falsche „Ehrenwort” des Kieler Ministerpräsidenten Uwe Barschel und schließlich der unrühmliche Abgang des Aufsteigers Günther Krause aus dem Osten – das waren Skandale, die zwar Schlagzeilen produzierten, aber auf die Geschichte der Republik keinen nachhaltigen Einfluss hatten. Den Kindern der Gegenwart, die sich längst an einen bekennenden Homosexuellen in Regierungsverantwortung wie Klaus Wowereit gewöhnt haben, vermittelt hingegen der Bundeswehrskandal von 1983 eine Ahnung von der verklemmten Moral jener Tage. General Günter Kießling, ein untadeliger Offizier, war unter dem Verdacht, „schwul” zu sein, Knall auf Fall entlassen worden – zu Unrecht, wie sich schnell herausstellte. Er musste reaktiviert und 1984 ehrenvoll verabschiedet werden.
    Wer den Ost-West-Konflikt nur aus Erzählungen kennt, wird auch die Kapitulation Willy Brandts kaum nachvollziehen können. Der Charismatische unter den sozialdemokratischen Bundeskanzlern trat zurück, als feststand, dass ihn ein Vertrauter jahrelang im Auftrag der DDR ausspioniert hatte: Günter Guillaume. Doch der Agent im Vorzimmer war nicht der Grund, sondern nur der Auslöser für seinen Rückzug. Brandt gab die Macht ab, weil er mürbe geworden war und sich allein gelassen fühlte.
    Wirklich tiefe Spuren hinterließen vor allem vier Skandale, von denen zwei untrennbar zusammengehören: die Flickaffäre von 1981, der erste Parteispendenskandal, der unter dem Stichwort „die gekaufte Republik” Furore machte, und Helmut Kohls „schwarze Kassen”, die 1999 das Land erschütterten. Sie sind ein Fortsetzungsroman, der bis in die Gegenwart reicht. Die Politiker haben aus dem ersten Desaster nichts gelernt, sondern ihre kriminelle Energie noch gesteigert.
    Der vielleicht folgenschwerste Skandal, den Thoma Ramge in seinen Katalog aufgenommen hat, dürfte die Erschießung von Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 gewesen sein. Der Student – kein Rebell, sondern ein scheuer Mensch – nahm zum ersten Mal an einer Demonstration teil und kam dabei zu Tode. Ramge: „Der Schuss eines Polizisten wurde zum blutigen Synonym für staatliche Repression.” Das war die Geburtsstunde der „Außer-parlamentarischen Opposition (APO)”. Aus dem revolutionären Umfeld entstanden die „Bewegung 2. Juni” und die „Rote-Armee-Fraktion (RAF)”. Beide überzogen das Land mit Morden – und provozierten damit staatliche Abwehrmaßnahmen, die wiederum an der demokratischen Substanz zehrten.
    Ein Beispiel dafür, dass die Gesellschaft auch lernfähig sein kann, war da-gegen die Spiegel-Affäre. Sie wirkt heute fast unwahr: Keiner mag glauben, dass Regierende versucht haben könnten, eine missliebige Zeitschrift mit Hilfe der Justiz moralisch und wirtschaftlich zu vernichten. Sie hätten gelernt, wenden die Jüngeren ein, dass so etwas in einer rechtsstaatlichen Demokratie unmöglich sei. Doch erst die politischen und rechtlichen Folgen der Spiegelaffäre, die eine Garantieerklärung für die Pressefreiheit mit sich brachten, schützen seitdem die Medien vor Übergriffen.
    ROLF LAMPRECHT
    41 Jahre ist die Spiegel-Affäre her, während der Herausgeber Rudolf Augstein zeitweilig hinter Gittern saß – mit dem Victory-Zeichen demonstrierte er Zuversicht.
    dpa
    SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
    Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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    Von Globke bis Kohl
    Der Fall Globke, die Spiegel-Affäre, der Flick-Skandal, ein Spion im Kanzleramt, ein toter Ministerpräsident in der Badewanne, ein Bundesminister mit privatem Aufschwung Ost, ein Bundeskanzler als Spendensammler - die Bundesrepublik ist sicher keine Bananenrepublik, aber groß angelegte Versuche, mit Geld Macht zu kaufen, gab es immer wieder.
    Im Westen nichts Neues
    Die Zuschauer staunten nicht schlecht, als Helmut Kohl, der Ex-Kanzler, am 16. Dezember 1999 im ZDF zugab, persönlich Spenden im Umfang von "anderthalb bis zwei Millionen Mark" in Empfang genommen zu haben, die in keinem Rechenschaftsbericht auftauchten. Fast zeitgleich wurde bekannt, dass ein zweistelliger Millionenbetrag von einem Schweizer Konto in die Kassen der hessischen CDU gewandert war, deren Herkunft für kurze Zeit mit der Lüge erklärt wurde, jüdische Emigranten hätten das Geld der Christenunion vererbt. Doch auch der Blick weiter zurück ist aufschlussreich. So hatte Konrad Adenauer als Präsident des Parlamentarischen Rates mit Tricks dafür gesorgt, dass Bonn und nicht Frankfurt am Main zur Hauptstadt der Bundesrepublik wurde. Und Hans Filbinger musste 1978 als Regierungschef von Baden-Württemberg zurücktreten, nachdem mehrere Todesurteile bekannt geworden waren, die er als Marinerichter unterzeichnet hatte.
    Die DDR mischte mit
    Die DDR war oft in die Polit-Skandale involviert. Sie belieferte Staatsanwälte mit echten und gefälschten Akten - etwa im Fall des Staatssekretärs Globke -, spannte den Verfassungsschutzpräsidenten John vor ihren Propagandakarren oder unterstützte Westberliner Studenten nach dem Tod von Benno Ohnesorg. Gleichzeitig geriet, so der Autor, der Kampf gegen den Kommunismus im Westen oft zum Standardargument für Politiker, wenn es darum ging, Gesetzesübertritte zu rechtfertigen. Ramge hat in seinem spannend zu lesenden Buch zahlreiche Beispiele dafür zusammengestellt, dass es auch in Deutschland nicht für jeden Politiker selbstverständlich ist, sein Handeln geltendem Recht unterzuordnen.
    (Mathias Voigt, literaturtest.de)
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    Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

    Der Untertitel sei berechtigt: Thomas Range, lobt Rolf Lamprecht, erzähle tatsächlich eine "andere Geschichte der Bundesrepublik" - den Älteren zur Erinnerung, den Jüngeren zum Staunen. Der Autor selbst habe die meisten Affären nicht selbst erlebt, "sondern als Erbe vorgefunden, geschickt eingeordnet und spannend beschrieben". Doch es geht um mehr als eine alternative Chronik der BRD vom "rheinischen Filz" bis zu Helmut Kohls "schwarzen Kassen", nämlich um die Frage des politischen Skandals als "ein demokratisches Ritual der Selbstreinigung", das entweder funktioniere oder scheitere. Für die Skandale der bundesrepublikanischen Geschichte, sind sich Autor und Rezensent einig, gelte vor allem Letzteres. So habe die Flick-Affäre "die kriminelle Energie" der Politiker nur noch gesteigert - siehe 1999. Eigentlich habe die politische Klasse allein aus der Spiegel-Affäre die richtigen Lehren gezogen, so dass es einem heute beinahe "unwahr" vorkomme, dass es eine derartige staatliche Verfolgung der Presse einmal gegeben hat.

    © Perlentaucher Medien GmbH