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In einer konfessionell gespaltenen Gesellschaft wie der deutschen hat das Verhältnis von Nation und Religion eine ganz besondere Bedeutung. In dem Maße, in dem der Protestantismus für das nationale Selbstverständnis wichtiger wurde, waren die Katholiken aus der nationalen Gesellschaft ausgeschlossen. In dem Band werden die Phasen und Ergebnisse der protestantischen Markierung der Nation und deren Auswirkungen auf das Verhältnis von Katholiken und Juden zur deutschen Nation beleuchtet.

Produktbeschreibung
In einer konfessionell gespaltenen Gesellschaft wie der deutschen hat das Verhältnis von Nation und Religion eine ganz besondere Bedeutung. In dem Maße, in dem der Protestantismus für das nationale Selbstverständnis wichtiger wurde, waren die Katholiken aus der nationalen Gesellschaft ausgeschlossen. In dem Band werden die Phasen und Ergebnisse der protestantischen Markierung der Nation und deren Auswirkungen auf das Verhältnis von Katholiken und Juden zur deutschen Nation beleuchtet.
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Autorenporträt
Prof. Dr. Heinz-Gerhard Haupt und Prof. Dr. Dieter Langewiesche lehren Geschichte in Bielefeld bzw. Tübingen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Ab in den Beichtstuhl
Ein Sammelband zum Verhältnis von Religion und deutscher Nation

Seit einiger Zeit hat die Forschung zur Geschichte des deutschen Nationalstaates die simple Tatsache entdeckt, daß es in Deutschland zwei, unter Hinzunahme der Juden drei große religiöse "Bekenntnisgruppen" gab, die nicht nur verschiedene Identitäten und Kulturen ausprägten, sondern auch jeweils eigene und in sich teils recht mehrdeutige Positionen zum Thema "Nation" einnahmen. Überwältigt von der Überraschung, riefen manche, vor allem jüngere Historiker daraufhin das neunzehnte Jahrhundert zum "zweiten konfessionellen Zeitalter" aus und begannen mit Feuereifer Eulen nach Athen zu tragen.

Der von Heinz-Gerhard Haupt und Dieter Langewiesche herausgegebene Tagungsband über "Nation und Religion in der deutschen Geschichte" hält sich von derartig plakativen Etikettierungen fern, versucht allenfalls, etwa im Beitrag von Willibald Steinmetz über die "Nation" in konfessionellen Lexika und Enzyklopädien, vorsichtige Korrekturen und Differenzierungen am Konzept des zweiten konfessionellen Zeitalters anzubringen. Gleichwohl treten die in die Stadt der klugen Vögel transportierten Käuzchen auch hier oft genug hervor. Die Herausgeber stellen die Frage nach dem "oft widersprüchlichen" Verhältnis von Nation und Religion in Deutschland, dem sie insbesondere in seinen "diskursiven Elementen" nahekommen wollen. Dabei steht der Problemkreis "Nationalismus als Ersatz- oder Neureligion" nicht im Vordergrund des Interesses, geht es vielmehr um das Gesamtspektrum der möglichen Stellungnahmen zur Nation aus der Sicht der jeweiligen religiösen Gruppen.

Ob der Katholizismus "nur darauf gewartet" habe, nach dem Ende des Kulturkampfes auf den zunehmend chauvinistisch gelenkten nationalen Karren aufzuspringen, und dies über die Einstiegshilfe "völkischer Parolen" bewerkstelligte, dürfte noch weiterhin zu diskutieren sein. Wie bereits für den "katholischen Antisemitismus" im Kaiserreich vorexerziert, scheint sich nun auch mit Blick auf den radikalen Nationalismus die Möglichkeit zu ergeben, den Katholiken ihre "Mitschuld" zu attestieren - nicht ohne Gewaltsamkeit und, wie dort so auch hier, auf Kosten der methodisch gebotenen Differenzierung. Denn dazu fehlt allein die notwendige tiefere Kenntnisnahme katholischer Geisteswelt und Geistesgeschichte, vor allem in jenen beiden zentralen Beiträgen, die sich Konfessionalismus und Nationalismus vor und nach der Reichsgründung widmen. Auf vielen Seiten werden Platitüden der Art verbreitet, die Geschichtsschreibung habe die nationalpolitischen Deutungskämpfe des neunzehnten Jahrhunderts von Beginn an begleitet und beeinflußt, und weitgehend unbelastet von Informationen zum Forschungsstand wird Bedauern über angeblich nicht vorhandene Studien zu katholischer Geschichtsschreibung und zum Verhältnis zwischen Katholizismus und Nationalismus geäußert.

Spannender wird es, wo Randbereiche oder Sonderkulturen in ihrer exemplarischen Aussagekraft beleuchtet werden, wie dies Hartmut Zwahr für den "Mikrokosmos" der Lausitzer Sorben und - in einem an Quellenreichtum und Stoffbeherrschung mustergültigen Beitrag - Thomas Götz für das Neben-, Mit- und Gegeneinander von katholischem Liberalismus, Ultramontanismus, deutscher und italienischer Nationalität in Tirol unternehmen. Auch bleiben neben Katholiken und Protestanten die Juden erfreulicherweise nicht unterbelichtet, kommt im Beitrag von Andreas Gotzmann über jüdische Theologie und Staat in der Emanzipationszeit auch einmal ein hauptberuflicher Judaist zu Wort.

Doch von diesen Höhepunkten abgesehen ist aus dem umfangreichen Band kaum mehr zu gewinnen, als Wolfgang Altgeld bereits 1992 in seinem Buch über Katholizismus, Protestantismus und Judentum oder Thomas Nipperdey in den entsprechenden umfangreichen Kapiteln seiner "Deutschen Geschichte" präzise und ohne Modeströmungen zu strapazieren auf den Punkt gebracht haben. Wer weiter zurückgehen und sich noch zuverlässiger vor Neuentdeckungen schützen will, lese den vierten Band von Franz Schnabels Deutscher Geschichte im neunzehnten Jahrhundert: "Die religiösen Kräfte", erschienen 1937. Ob die Nationalismusforschung mit den von Haupt und Langewiesche versammelten Zugriffen auf die Religions- und Konfessionsthematik wesentlich weiterkommen kann?

THOMAS BRECHENMACHER

Heinz-Gerhard Haupt, Dieter Langewiesche (Hrsg.): "Nation und Religion in der deutschen Geschichte". Campus Verlag, Frankfurt am Main 2001. 655 S., br., 51,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Thomas Brechenmacher ist ein wenig enttäuscht von dem von Heinz-Gerhard Haupt und Dieter Langewiesche herausgegebenen Tagungsband über das Verhältnis von Religion und deutscher Nation. Ob die Nationalismusforschung mit den hier versammelten Zugriffen auf die Religions- und Konfessionsthematik wesentlich weiterkommen kann, wagt Brechenmacher zu bezweifeln. Dem Beitrag über Katholizismus und Nationalismus wirft er Mangel an methodischer Differenzierung und tieferer Kenntnis katholischer Geisteswelt und Geistesgeschichte vor. Spannender werde es, wo Randbereiche oder Sonderkulturen in ihrem exemplarischen Aussagekraft beleuchtet werden, hält Brechenmacher fest. In diesem Zusammenhang lobt er insbesondere Hartmut Zwahrs Beitrag über den "Mikrokosmos" der Lausitzer Sorben und Thomas Götz' Beitrag über das Neben-, Mit- und Gegeneinander von katholischem Liberalismus, Ultramontanismus, deutscher und italienischer Nationalität in Tirol. Auch Andreas Gotzmanns Aufsatz über jüdische Theologie und Staat in der Emanzipationszeit findet seine Anerkennung. Abgesehen von diesen "Höhepunkten" ist dem Band nach Ansicht des Rezensenten kaum mehr zu gewinnen, als Wolfgang Altgeld bereits 1992 in seinem Buch über Katholizismus, Protestantismus und Judentum oder Thomas Nipperdey in seiner "Deutschen Geschichte" "präzise" und "ohne Modeströmungen zu strapazieren" auf den Punkt gebracht haben.

© Perlentaucher Medien GmbH
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