Die Tibeter sind heute eine Minderheit im eigenen Land. Vor 41 Jahren hat der riesige, mächtige Nachbar China nämlich beschlossen, sich Tibet einzuverleiben. Erzählt wird die Geschichte des Mädchens Dolma, die im Alter von sieben Jahren in ein tibetisches Kloster eingetreten ist und sich weigert, ihre kulturelle Identität aufzugeben. Mit fünfzehn kommt sie ins Gefängnis und wird gefoltert, weil sie es gewagt hat, gegen die Besatzer zu demonstrieren. Einige tausend Kilometer entfernt vom Dach der Welt, in afrikanischen Ruanda, wütete vor wenigen Jahren ein grausames Schlachten zwischen Hutu und Tutsi, dem eine halbe Million Menschen zum Opfer fiel. Hunderttausende flüchteten von einem Lager ins nächste, um nicht zwischen die unübersichtlichen Fronten zu geraten. Habimana ist zwölf, als seine Familie in den Sog der Flüchtlingsströme gerissen wird. Sie wandern viele Kilometer von einem Durchgangslager ins nächste, und am Ende hat Habimana seine Eltern und alle Geschwister verloren.An der Wende zum einundzwanzigsten Jahrhundert gedeiht die Barbarei. Kriege werden immer häufiger und nehmen neue Formen an. Die Zivilbevölkerung bleibt nicht verschont - im Gegenteil: Frauen und Kinder werden zu Zielscheiben. Neun von zehn Opfern sind Zivilisten, jedes zweite Opfer ist ein Kind. Dank ihrer technischen Ausgefeiltheit sind moderne Gewehre so handlich, dass sie aus Kindersoldaten gefährliche Killer machen. Wo Unmenschlichkeit und Technik ihre unheilvolle Verbindung eingehen, verschwindet jedes Gefühl für sittliches Verhalten. Ein Sachteil informiert über Ursachen und Geschichte von Genoziden, über Täter und Opfer und über die Rolle westlicher Länder, die die Machthaber nicht selten durch Waffenlieferungen unterstützen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Völkermorde haben das Ziel, das Anderssein zu bekämpfen und auszurotten, übermittelt Regina Riepe aus dem vorliegenden Buch aus der Jugendbuch-Reihe "Ich klage an". An Beispielen eines Mädchens in Tibet und eines Jungen in Ruanda zeige der Autor auf, wie "Völkermord das Leben von Jugendlichen zerstört". Und dieser Völkermord werde staatlicherseits "sorgfältig geplant", so Riepe. Zur Motivation der Autorin schreibt die Rezensentin, sie wolle jugendliche Leser zum Handeln bewegen: Denn Völkermorde würden nur durch das "Wegsehen der Anderen" ermöglicht, resümiert Riepe.
© Perlentaucher Medien GmbH
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