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Im Jahr 2004 hat Amerika seinen umstrittenen Präsidenten eindrucksvoll im Amt bestätigt. George W. Bush ist nach dem 11. September 2001 angetreten, die Welt mit einer „Koalition der Willigen“ im amerikanischen Sinne „sicher“ zu machen. Bisher ohne Erfolg. Stattdessen schuf der Mann aus Texas eine weltweite Koalition gegen die Machtansprüche der USA. Kritiker seiner Politik finden in allen Sprachen begeisterte Zustimmung. Claus Kleber setzt wohlfeilen Anklagen gegen „Bushs Amerika“ ein differenziertes Bild entgegen. Vor dem Hintergrund seiner persönlichen Erfahrungen in den USA – er erlebte…mehr

Produktbeschreibung
Im Jahr 2004 hat Amerika seinen umstrittenen Präsidenten eindrucksvoll im Amt bestätigt. George W. Bush ist nach dem 11. September 2001 angetreten, die Welt mit einer „Koalition der Willigen“ im amerikanischen Sinne „sicher“ zu machen. Bisher ohne Erfolg. Stattdessen schuf der Mann aus Texas eine weltweite Koalition gegen die Machtansprüche der USA. Kritiker seiner Politik finden in allen Sprachen begeisterte Zustimmung.
Claus Kleber setzt wohlfeilen Anklagen gegen „Bushs Amerika“ ein differenziertes Bild entgegen. Vor dem Hintergrund seiner persönlichen Erfahrungen in den USA – er erlebte vier Präsidenten und berichtete in fünfzehn Jahren aus allen US-Bundesstaaten – entwickelt Kleber ein Psychogramm der amerikanischen Gesellschaft. Seine These: Die von der Bush-Administration verfolgte Politik des entschlossenen, notfalls militärischen Handelns ist fest verankert im Bewusstsein der Nation.
Sei es der schwelende Atomkonflikt zwischen Pakistan und Indien, seien es die Terrorregime in Afghanistan und im Irak, seien es die Atomprogramme des Iran und Nordkoreas: Allein Amerika ist rund um den Globus in der Lage, seine weltweiten Interessen zu schützen. Diese Alleinstellung wird auch in Zukunft den Anspruch auf eigenständiges Handeln begründen – eine Haltung, die im Land auf breite Zustimmung stößt. Wer wie Claus Kleber diesen Rahmen kennt und aus langer Beobachtung versteht, wie konservativ Amerika in seinem Herzen ist, kann vollmundigem Antiamerikanismus eine fundiert kritische Beurteilung entgegensetzen.
Autorenporträt
Claus Kleber, Jahrgang 1955, ist Leiter und Moderator des ZDF-"heute journals". Sein journalistischer Werdegang führte ihn insbesondere in den angelsächsischen Raum. Er leitete die ARD-Studios in London und Washington, lebte 15 Jahre in Amerika und berichtete aus allen US-Bundesstaaten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.06.2005

Eilige Imperiums-Kritik
Die Tradition der geopolitischen Reiseberichte lebt wieder auf

Claus Kleber: Amerikas Kreuzzüge. Was die Weltmacht treibt. C. Bertelsmann Verlag, München 2005. 285 Seiten, 19,90 [Euro].

Peter Scholl-Latour: Koloß auf tönernen Füßen. Amerikas Spagat zwischen Nordkorea und Irak. Propyläen Verlag, Berlin 2005. 352 Seiten, 24,- [Euro].

Über die aktuelle Fernsehberichterstattung aus fernen Ländern kommt ein Genre wieder in Mode, das hierzulande seine hohe Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und später in Klaus Mehnert seinen letzten Mohikaner gefunden hatte. Geopolitische Reiseberichte befriedigen ein mittelstarkes Informationsbedürfnis. Man will genauer wissen, wie es in fremden Ländern zugeht, denn man ahnt, daß sich die Politik dort auf den eigenen Lebensbereich auswirken kann. Aber so ganz genau will man es auch wieder nicht wissen. Dafür müßte man die Politik dieser Länder eingehend studieren. Das sollen mal die Fachleute tun, die dann ihre Erkenntnisse in unlesbaren Büchern veröffentlichen. Für den Bedarf des sich als politisch aufgeschlossen verstehenden und wißbegierigen Nichtfachmanns bieten sich leichter zu konsumierende, mit Anekdoten und subjektiven Eindrücken ausgeschmückte politische Reiseberichte an. Sie versprechen Einsichten aus erster Hand, aber nicht zu oberflächlich, sondern ein bißchen reflektorisch angesäuert.

Im Grunde läßt sich gegen das Genre nichts einwenden - außer, daß zu viel versprochen wird. Das kann man anhand der sehr amerikakritischen Bücher von Claus Kleber und Peter Scholl-Latour studieren. Kleber beschäftigt sich mit der Person und der Politik des gegenwärtigen amerikanischen Präsidenten. Er möchte die Herkunft dieses Mannes, die Arbeitsweise seines Apparates und die Wurzeln sowie die Wirkungen seiner Überzeugungen beschreiben. Das ist ein ehrgeiziges Arbeitsprogramm - viel zu ehrgeizig. Kleber kennt die Vereinigten Staaten von früheren Aufenthalten, und als er im Oktober 2004 wenige Wochen vor der Wiederwahl von George W. Bush wieder in das Land einreist, will er "ein frisches Gefühl bekommen für die Stimmung im Land". Nett gesagt: frisches Gefühl. Mit der Frische ist es aber leider nicht so weit her, weil der Autor eben doch eine Menge ranziger alteuropäischer Vorurteile über das "größenwahnsinnige Projekt" der Bush-Regierung mitgeschleppt hat. Und Gefühle haben zwar in der Politik ihren Platz, nicht aber bei der Analyse von Politik.

Der längste Teil von Klebers Buch ist dem Versuch gewidmet, Gründe für den Aufstieg einer christlich-neokonservativ eingefärbten politischen Ideologie in Amerika zu finden. Kleber hat viele Interviews mit hochrangigen Politikern, aber auch mit ganz normalen Amerikanern in verschiedenen Teilen des Landes geführt. Die Antworten bündelt er zur These, daß verhaltensbestimmende Faktoren in der amerikanischen Politik nicht mehr Herkunft, Rasse oder soziale Klasse seien, "sondern kulturelle und moralische Werte". Und er fügt dann, typisch für eine solche horizontale Betrachtungsweise, hinzu: "was immer das genau heißen mag". Das hätte der Leser gerne erfahren.

Peter Scholl-Latour hält womöglich noch weniger als Kleber von George W. Bush und der gegenwärtigen amerikanischen Weltpolitik. Das hat er im vergangenen Jahr in seinem Buch "Weltmacht im Treibsand" (F.A.Z. vom 10. März 2004) schon deutlich gemacht. Hier setzt er noch eins drauf und verlängert seine Kritik an Amerikas Imperialismus in die Zeit des Kalten Krieges nach 1950 und in die Jahre des Vietnam-Krieges. Anlaß dafür sind ihm seine - immer mit einem Kamerateam - 2004 unternommenen Reisen nach Nordkorea, Vietnam und in den Irak. Diese Reisen sind sorgfältigst vorbereitet und erlauben ihm Begegnungen und Einblicke, die nur wenigen westlichen Journalisten möglich sind. Scholl-Latour kann Landschaften und Menschen eindrucksvoll beschreiben. Es gelingt ihm auch wiederholt und mit beträchtlichem Erfolg, seine Gesprächspartner zu Äußerungen anzuregen, die ein für diese Gesellschaften ungewohnt freimütiges Flair aufweisen. Historische Tiefenschärfe gewinnen seine aktuellen Reiseberichte dadurch, daß er in sein Buch längere Notizen von früheren Besuchen einstreut. Sein Leben lang hat es Scholl-Latour immer wieder geschafft, als Journalist von den Brennpunkten weltpolitischer Konflikte zu berichten. Eindrücke und Erfahrungen aus dem Korea-Krieg 1950 bis 1952 und dem Vietnam-Krieg seit den 1960er Jahren bieten Ausgangspunkte für Vergleiche und ins Allgemeine gehende politische Überlegungen.

Das liest man mit Gewinn und Respekt vor der Leistung des Autors. Sein Auge ist scharf, wenn er die Schwächen in den Argumenten seiner Gesprächspartner aufspüren will. Würde er nur nicht so häufig seinem fatalen Hang zur weit über das Ziel hinaus schießenden Pauschalkritik nachgeben. Auch andere Mächte und ihre Politiker werden von ihm kritisch aufs Korn genommen, meist sogar differenziert und distanziert-zurückhaltend. Davon bleibt wenig übrig, wenn es um Amerika und speziell um George W. Bush geht. Da schimpft der Autor wie ein Rohrspatz und schleudert die ätzenden Adjektive (schändlich, schamlos, hemmungslos) aus dem "Handbuch für Stammtischpolitiker" reihenweise nach allen Seiten. So wird übertönt, daß Scholl-Latour mit einer der Ausgangsbehauptungen dieses Buches, die er doch zu gerne bewiesen hätte, nicht weit gekommen ist: Wirklich aussagekräftige Analogien zwischen dem Engagement Amerikas in Vietnam und dem Krieg gegen das Regime Saddam Husseins gibt es nicht. Den amerikanischen Demokratisierungshoffnungen im Nahen Osten steht Scholl-Latour nicht einfach nur mit großer Skepsis gegenüber. Er geht weit darüber hinaus und verachtet sie als entweder bigott oder als unglaublich dilettantisch. Vielleicht spielt hier aber der Faktor Zeit eine Rolle, mit der weder der eilige Kleber noch der ungeduldige Scholl-Latour rechnen.

WILFRIED VON BREDOW

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Wilfried von Bredow kann Claus Klebers Amerika-Buch nicht viel abgewinnen. Denn darin kommen aus seiner Sicht "doch eine Menge ranzige alteuropäische Vorurteile" zum Tragen. Auch hat sich der Autor seiner Ansicht nach etwas zuviel vorgenommen, wenn er die Herkunft George W. Bushs, die Arbeitsweise seines Apparats, sowie die Wirkungen seiner Überzeugungen beschreiben will. Denn der Rezensent ist der Ansicht, dass Klebers "eilige" Analysen nicht in die Tiefe gehen und sein Vorhaben deswegen nicht aufgeht. Als Zielgruppe dieses leicht konsumierbaren, "reflektorisch angesäuerten" mit "Anekdoten und subjektiven Eindrücken ausgeschmückten" Amerikareiseberichts benennt von Bredow etwas stirnrunzelnd den "Nichtfachmann".

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.08.2005

Hoffen auf Gemeinsamkeiten
Klebers Buch über die USA ist von bemerkenswerter Gelassenheit
Der Fernsehjournalist Claus Kleber kennt und schätzt die USA. Seine Analyse der amerikanischen „Kreuzzüge”ringt um Verständigung. Er konzentriert sich auf die ideologischen, politischen und moralischen Beweggründe einer Politik, die in Europa oft abgelehnt und missverstanden wird. Seine Thesen von der „Nation im Glauben” und der „Nation im Krieg” versuchen, das rätselhafte Phänomen Amerika zu erklären. Kleber stößt dabei auf die peripheren und zentralen politischen und kulturellen Unterschiede zwischen Europa und den USA. Neben der innenpolitischen Analyse bietet Kleber außenpolitische Reportagen - vom Hindukusch, aus dem Zweistromland, aus Mosul und Tikrit. Hier erweist sich der Autor als Könner. Die Reportagen - vielleicht der wertvollste Teil des Buches - sind anschaulich und lebendig. Die Gedanken zu Genese und Ziel des Irakkrieges bleiben allzu vertraut, und über „den Mann aus Texas” hat man schon viel gelesen. Das Buch ist zum Zeitpunkt einer Kurskorrektur im Weißen Haus erschienen: Mit ihrer „Charme-Offensive” haben Bush und Rice Europa verführt. Man geht wieder aufeinander zu. Klebers Buch lässt auf Gemeinsamkeiten und Kooperation im transatlantischen Geflecht hoffen. Zwar bleibt der Autor skeptisch: Eine Kurskorrektur müsse Bush wie „Verrat an seinen Wählern” erscheinen. Doch wagt er den Gedanken, Amerika könne „zur Gelassenheit zurückfinden, die seine Geschichte trotz aller Fehler über mehr als zweihundert Jahre geprägt hat”. Diese Analyse entschärft die fast hysterischen Reaktionen vieler Europäer auf die entfesselte Weltmachtpolitik der George W. Bush-I-Regierung. Kleber analysiert und bewertet, ohne anzuklagen und moralische Steine zu werfen. Insofern ist sein Buch ein Beitrag zur Versachlichung der transatlantischen Debatte. Gebt der Bush-II-Regierung eine Chance, möchte man sagen. Gebt der Vision eine Chance, dass sich die Weltmacht USA wieder in die Völkergemeinschaft einreiht - trotz neokonservativer Scharfmacher und militanter „pax americana”. Nach zu viel Polemik im transatlantischen Geflecht wirkt dieses Buch aufklärend und beruhigend. Claus Kleber hat den Büchermarkt bereichert.
FRIEDERICH MIELKE
CLAUS KLEBER: Amerikas Kreuzzüge: Was die Weltmacht treibt. C. Bertelsmann Verlag, München 2005. 244 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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