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In der deutschen Provinz erschießt ein schüchterner Schüler Lehrer und Klassenkameraden; waggonweise wird im Jahr der Finanzkrise Geld verbrannt, das bereits vorher nicht existiert hat; Lieblinge der Medien und Günstlinge der Politik halten ihren Vorteil für die einzige Wahrheit, der sie sich verpflichtet fühlen. In seinen Texten verwandelt Gauß die Dinge des Lebens: Im Marginalisierten zeigt er das Bedeutsame, im Unscheinbaren Schönheit, Würde, Renitenz. Von Leben und Tod erzählt dieser Grenzgänger der Epochen, Länder und Genres aus Österreich. Und zuletzt geht es um die Frage, wie man gegen…mehr

Produktbeschreibung
In der deutschen Provinz erschießt ein schüchterner Schüler Lehrer und Klassenkameraden; waggonweise wird im Jahr der Finanzkrise Geld verbrannt, das bereits vorher nicht existiert hat; Lieblinge der Medien und Günstlinge der Politik halten ihren Vorteil für die einzige Wahrheit, der sie sich verpflichtet fühlen. In seinen Texten verwandelt Gauß die Dinge des Lebens: Im Marginalisierten zeigt er das Bedeutsame, im Unscheinbaren Schönheit, Würde, Renitenz. Von Leben und Tod erzählt dieser Grenzgänger der Epochen, Länder und Genres aus Österreich. Und zuletzt geht es um die Frage, wie man gegen die Anfechtungen der Zeit ein richtiges Leben führen kann und dabei den Anspruch auf das Glück nicht preisgibt.
Autorenporträt
Karl-Markus Gauß, geboren 1954 in Salzburg, wo er auch heute lebt. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und oftmals ausgezeichnet, darunter mit dem Prix Charles Veillon (1997), dem Johann-Heinrich-Merck-Preis (2010) und dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (2022). Bei Zsolnay erschienen zuletzt Abenteuerliche Reise durch mein Zimmer (2019), Die unaufhörliche Wanderung (2020) und Die Jahreszeiten der Ewigkeit (2022).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.2012

Duck dich, oder es setzt eine Watschen

Führt noch einer Tagebuch? Karl-Markus Gauß tut es, um Gott, der Welt und Tilman Jens eins mitzugeben.

Von Sabine Berking

In der Früh zwischen vier und fünf sterben die meisten Leute, im Krankenhaus, wohlgemerkt. Diese empirisch nicht belegte Behauptung hörte er als Kind vom Vater und schreckt seit einem halben Jahrhundert jede zweite Nacht auf, sich vergewissernd, dass er nicht tot ist. So fangen Krimis an oder jene zahlreichen Romane über Männer in einer anhaltenden Midlife-Krise.

Karl-Markus Gauß hat weder das eine noch das andere geschrieben, und die Geschichte steht auch nicht am Anfang, sondern in der Mitte des Buches, das eine Art Journal darstellt, eine Selbst- und Fremdreflexion über Gott und die Welt. Und weil "Gott und die Welt" eine ziemlich breiig-klebrige Masse ist, die leicht zerläuft, hat der in seiner Geburtsstadt Salzburg lebende Autor sie in eine Form gegossen, das Jahr 2009, das immerhin das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends zu einem erschöpften Ende brachte. Wenn man in Millennien denkt, was Gauß nicht tut, dann könnte man sagen, früher hatten wir die Varus-Schlacht, heute die Finanzkrise, Hauen und Stechen, es hat sich so viel nicht geändert.

Man kennt den Autor als unermüdlichen Stenographen des Peripheren, dessen Reportagen mit hintersinniger Melancholie von Orten und Geschehnissen erzählen, die wir uns dann vornehmen zu besuchen oder zu lesen und es dann doch nicht tun, haben wir doch unseren Gauß, der die Bilder und Geschichten mit beneidenswert lakonischer Eleganz auf die Seiten zaubert. Das ist in "Ruhm am Nachmittag" anders. Es ist eben nicht das Randständige, das uns die Welt oft erst erschließt, sondern die allgegenwärtige Misere, die hier in ihre profanen, elenden Einzelteile zerlegt wird. Gauß hält sich an andere Tagebuchschreiber, allen voran an den aus der Zeit gefallenen ungarischen Bürger Sándor Márai, dem Stand und Heimat abhandengekommen waren und der sich im kalifornischen Exil Jahrzehnte in Erinnerungen rettete, bis er sich fast neunzigjährig eine Kugel durch den Kopf jagte. Der anderer ist der bukowinische Bonvivant Gregor von Rezzori, der von sich selbst behauptete, ein Jahrhundertverschlepper zu sein.

Mit diesen beiden im Gepäck sinniert Karl-Markus Gauß über den Sinn des Tagebuchschreibens, das nach Márai dem Zwecke diene, "jenes Ich zu werden, das er sein möchte und als das er sich, der Bürger, dem seine Welt verlorengeht, behaupten will". Abhanden kam Gauß und uns vieles in diesem verlustreichen Jahr, und was wir dazubekamen, auf das kann man zumeist getrost verzichten. Neben den Milliarden, die nie existierten, bevor sie in einem Schwarzen Loch verschwanden, beobachtet der Zeitgeistprotokollant mit Empörung den wachsenden Hass auf die Fremden und die Armen, was nicht selten ein und dasselbe ist und nicht nur im mit Hassliebe gezeichneten Österreich, sondern auch in Ungarn, Italien und andernorts beklagt werden darf. Ein Flächenbrand also, den man wissenschaftlich neuerdings "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" zu nennen pflegt.

Danach kommen die neuen Politiker ins Visier, deren depperte Dreistigkeit historische Höchststände erreicht, die sich mit jener der Hedge-Fonds-Manager messen kann, und schließlich begegnen wir immer wieder einem Lieblingsthema aller Bildungsbürger, der Bildung selbst, die, was nahezu jeder Universitätsprofessor blind unterschreiben würde, den Bach hinuntergeht, wenn die jungen Leute sich nicht bald gegen ihre eigene Verblödung in vollgestopften Hörsälen wehren. Was Gauß unterschlägt, ist die Tatsache, dass sich heute eine halbe Generation in die tertiäre Bildung aufmacht und sein vielgescholtenes Heimatland, das ansonsten wenig vom Recht auf Asyl hält, Tausende von deutschen Bildungsasylanten aufnimmt, die daheim an einem aberwitzigen Numerus clausus gescheitert sind. Die junge Ägypterin Marwa Al-Sherbini wurde von einem Russlanddeutschen auch nicht in Berlin, sondern in Dresden im Gerichtssaal erstochen, was es nicht besser macht, aber nur so korrekt ist.

Es geht mal um die Roma, mal um die in Österreich wieder missliebig beäugten Exiljuden, die eigentlich Heimkehrer aus dem Exil sind, mal um Israel, mal um Berlusconi, mal um den Amoklauf von Winnenden, mal um Obama und immer um den Neoliberalismus, der den Staat da verschwinden lässt, wo man ihn braucht, und ihn da aufbläht, wo er nicht hingehört. Am Ende aber geht es in diesem Buch um Leben und Tod und was von einem bleibt, wenn die Todesanzeige erscheint, die man dann leider nicht mehr lesen kann. Dass man Glück nicht, wie neuerdings praktiziert und von Gauß verhöhnt, in einer Unterrichtsstunde pro Woche lernen kann, ist kein Geheimnis, dass es aber letztlich egal ist, wodurch man in der Schule fürs Leben lernt, warum also eine gute Lektion in Glück schlechter sein soll als eine langweilige in Französisch, will dann nun auch wieder nicht einleuchten.

Als interessanter Teil erscheint die Chronik vom Leben und Sterben und dort wiederum jene Passagen, die dem neuerlichen Drang nach öffentlichem Sterben gewidmet sind. Da wird die Geschichte einer jungen Frau aus der britischen Unterschicht erzählt, die im Big Brother Camp zu einigem Ruhm im Nachmittagsfernsehen gelangte und wenig später, an Krebs erkrankt, ihr Sterben medial verkauft, auf dass ihre Kinder nach ihrem Tod versorgt sind. Dem gegenüber steht Christoph Schlingensief als jener "von sich selbst mitgerissene Scharlatan", der es verstand, die "orientierungslose europäische Schickeria mitzureißen", und dessen öffentlicher Todeskampf dem Journalschreiber dann doch einigen Respekt abverlangt. Verachtungsvoll blickt Gauß hingegen auf jene, die, wie Tilman Jens, das Dahinsiechen eines ihnen Nahestehenden zum eigenen Ruhm ausschlachten. Watschen werden zahlreich verteilt, und sie sitzen.

Die Seiten schnurren sich an einem Nachmittag so weg zwischen wortgewandter talkshowtauglicher Altherrenlarmoyanz, die zum nach heutigen Maßstäben geradezu jugendlichen Alter des Verfassers so gar nicht passen will, findet sich dann doch noch reichlich anderes, Erzählungen von Menschen und Orten, die aus der tragischen Mitte in die nicht weniger tragische Peripherie der Geschichte geschleudert wurden, die wir aufsaugen wie ein bildungstrockener Schwamm - hier ist er also doch, der Gauß, wie wir ihn schätzen. An einer Stelle sinniert der Erzähler beim Lesen eines anderen Tagebuches, ob man durch die Lektüre solcher Dokumente herausfinden kann oder will, ob der Autor ein netter Mensch war, und verwirft den Gedanken sogleich. Da hat die Literatur mal etwas mit der Finanzwelt gemein - "sympathisch" ist in beiden keine verwertbare Kategorie.

Karl-Markus Gauß: "Der Ruhm am Nachmittag".

Zsolnay Verlag, Wien 2012. 285 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Karl-Markus Gauß' "Ruhm am Nachmittag" präsentiert sich Hans-Peter Kunisch als kluge essayistische Betrachtung des Jahres 2009, die allerdings über das bloße Tagesgeschehen hinausgeht. Schon der intensive Ton und die Perspektivwechsel, die der Autor vornimmt, sind dazu angetan, den Rezensenten zu fesseln und ihm gefallen die hartnäckigen Fragen und Reflexionen, die Gauß der Finanzwelt, dem Autor Sandor Marai oder der von ihm in der Kunst beobachteten "Zurschaustellung" des Todes angedeihen lässt. Auch wenn es offensichtlich (nicht näher herausgestellte) Urteile des Autors gibt, denen Kunisch sich nicht anschließen will, ist es ihm besonders positiv aufgefallen, dass sich Gauß nicht in Larmoyanz ergeht, und er sich in seinem kritischen Denken auch "selbst aufs Korn nehmen" kann.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.04.2012

Lass die anderen shoppen
Karl-Markus Gauß’ kluger Essay „Ruhm am Nachmittag“
Seit etwas mehr als zehn Jahren gehört Sándor Márai zu den Helden des Literaturbetriebs. Lange vergessen, begann für ihn mit der Neuübersetzung seiner Novelle „Glut“ ein internationaler Höhenflug, der bis heute nicht recht abgebrochen ist. Beim großen Publikum, das die Romane und Erzählungen liebt, aber auch in der Literaturwelt, die die abgeklärt sentenzenhaften, spätexistentialistisch störrischen Tagebücher bewundert, in denen sich, wie Karl-Markus Gauß anmerkt, ungewöhnlich wenige Daten finden. Was meint, dass es Márai weniger um die Zeitlichkeit der Ereignisse geht, die er reflektiert, mehr um die dabei angeschlagenen Themen selbst.
Karl-Markus Gauß hält es in „Ruhm am Nachmittag“ ähnlich. Es ist eine Art erzählerischer Essay, der sich klar an die Ereignisse des Jahres 2009 lehnt, aber nie bloß versucht, „auf dem Laufenden zu bleiben“. Auf jeder zweiten Seite leistet sich Gauß Abschweifungen, und immer wieder werden Erzählperspektiven variiert. Dominant ist die des Ichs, aber manchmal erzählt Gauß auch in der dritten Person, macht seinen „er“ zum Teil einer Geschichte, dann wieder verliert sich das Ich ganz in Beobachtung oder Überlegung.
Das schadet dem Buch keineswegs. Zusammengehalten wird es durch die Sprache, den Ton, den Gauß anschlägt, wenn er reflektiert, die Intensität, in der er es tut. Aber auch hier sind Varianten sichtbar: Spott kann beinahe so pointenstolz verrätselt, aber auch erkenntnissicher daherkommen wie bei Adorno. So, wenn Gauß über einen wild schwafelnden Fernseh-Atheisten spricht: „Ein ehrlicher Mann. Er sagt, was er denkt. Aber er denkt ja gar nicht. Also sagt er, was er nicht denkt. So klingt es auch.“
Weniger abgezirkelt sind Gauß’ unterhaltsame Bemerkungen zum Rhetor Steinbrück. 2009 war das Jahr der markigen Sprüche, etwa dem von den (Steuer-)Indianern und der Kavallerie. Gauß, in der Sache diesmal auf der Seite des Populisten, beklagt sich nicht etwa über die ruppige Art der Einmischung, merkt nur an: Steinbrück spreche Liechtenstein, die Schweiz und Österreich „mit seiner Reiterattacke geradezu frei“, die „amerikanische Kavallerie war bekanntlich dazu da, den Indianern ihr Land zu rauben, und was diese schützen wollten, gehörte ihnen, sodass ihr Widerstand gerecht, der Kampf gegen sie aber ein Verbrechen war“.
Die Trennung von Sache und Person ist ohnehin eine Stärke von Gauß. Das muss sogar Márai bemerken: Dessen „perfekt gebaute, immer ein wenig allzu gedrechselten Romane, in denen vornehm der Staub aus kakanischen Kulissen rieselt“, gefallen Gauß so wenig, wie Márais ostentative Feier der „Gleichgültigkeit“, der „désinvolture“, die Gauß „eine intellektuelle Schnulze“ nennt. Der berühmte „kalte Blick“ sei nur „akzeptabel“, wenn „die Welt leidlich in Ordnung“ sei. „Was für ein grandioses Ideal, unbeteiligt zu sein und seinen unbefangen kühlen Blick auf die Welt zu richten, wenn die Nachbarn abgeführt werden!“
Márai kommt zugute, dass sich der Ungar während des Zweiten Weltkriegs inkonsequent verhielt. Er schilderte den beklemmenden Übergang eines autoritären in einen faschistischen Staat ohne Beschönigung, sah das Elend der Budapester Juden und kommentierte: „Es ist eine Schande, zu leben.“ Spuren von Adorno sind tatsächlich da, aber nicht überzubewerten. „Ruhm“ lässt sich auch als Exempel wider die panische Angst vor der Kulturkritik lesen, aber Gauß wehrt sich erfolgreich gegen das beinahe naturgemäße Zirbeln kritischer Gedanken ins Verhängnishafte, nimmt sich selber dabei aufs Korn.
Wenn er über einen Gewerbevertreter herzieht, dem die Freiheit des Ladenschlusses die einzige ist, für die sich zu kämpfen lohnt, schließt er an: „(. . . ) lass die andern shoppen, wann sie wollen und erspare ihnen den pfäffischen Selbstgenuss Deines Ressentiments.“ So ist „Ruhm am Nachmittag“ insgesamt auch kein Gefäß des Jammers, sondern das eines bohrenden, nachhakenden, alle Teile eines Widerspruchs auslotenden Denkens, das mit der Zeit, der es entstammt, in enger Verbindung lebt.
Dies wird im ersten der drei Teile vor allem der Finanzwelt zum Verhängnis. Warum, fragt Gauß, werden Bettler so gern gehasst, oder verfolgt, gerade dort, wo es Wohlstand gibt – obwohl alle Bettler dieser Welt in einem Jahr nie so viel Geld erwirtschaften können wie ein Hedgefonds-Manager an einem Tag vernichten kann. Es geht, meint Gauß, archaisch, um die Sichtbarkeit – es dauert eine gute Weile, bis schmutzige Geschäfte, die man nicht sehen kann, zum Thema werden.
Der zweite Teil des Buchs hat vom Sujet her etwas durchaus Traditionelles: es geht darin um den Tod, dessen zunehmende Zurschaustellung Gauß zuwider ist. Man denkt an Jürg Federspiels „Museum des Hasses“ und andere Vorgänger, doch auch hier holt Essayist Gauß mehr aus seinem Thema als erwartet. Ein so populäres Phänomen wie Schlingensief wagt Gauß zuerst weniger als Sozialaktivisten, mehr als „von sich selber mitgerissenen Scharlatan“ vorzustellen – als den er ihn wahrnahm, bevor Schlingensief öffentlich von seinem Krebs zu sprechen begann. Auch ein Video, das über 37 Sekunden das Sterben von Neda Soltani zeigt, eines Mädchens, das auf einem Teheraner Boulevard erschossen wurde, bewegt Gauß wider Willen. Verletzt das die Würde der Toten, wie er immer dachte, oder verleiht es ihr erst die gebührende Achtung?
Trotz aller Neigung, sich selber auf die Finger zu schauen, gibt es natürlich auch Gauß-Beobachtungen, die man nicht teilen kann. Offensichtlich scheint nur eine einzige Lücke. Gauß besucht Boris Pahor in Triest, erzählt aus dem Leben des mittlerweile 98-jährigen Slowenen, der für sein Jahrhundertwerk „Nekropolis“ hoffentlich noch den Nobelpreis erhalten wird, erzählt wie Pahor an der Piazza Oberdan gefoltert wurde, von den Italienern, und nutzt die Passage für ein virtuoses Italien-Bashing – es fehlt bloß der Hinweis, dass der Widerstandskämpfer Pahor von faschistischen Slowenen, verraten wurde. Es waren keine Italiener, Nationengrenzen sind oft irrelevant.
Oder doch nicht? Gleich nach der Italien-Vernichtung macht Gauß das Land wieder groß, indem er zuerst die erbärmliche Reaktion schildert, die die Meldung, auf Lampedusa hätten Bootsflüchtlinge ihr Lager verlassen, in Österreich hervorruft. Um dann zu zeigen, wie die Flüchtlinge von Bewohnern Lampedusas selbst freundlich begrüßt wurden – kaum auszudenken, so Karl-Markus Gauß, was Flüchtlingen, die in Österreich ihr Lager verlassen hätten, geschehen wäre.
HANS-PETER KUNISCH
KARL-MARKUS GAUSS: Ruhm am Nachmittag. Zsolnay Verlag, Wien 2012. 283 Seiten, 19,90 Euro.
Es dauert, bis schmutzige
Geschäfte, die man nicht
sehen kann, zum Thema werden
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"Ein aus vielen bunten Steinchen zusammengesetztes Mosaik der Gegenwart, das in der Ästhetik an die Arbeitsweise von Alexander Kluge, in persönlicher Herangehensweise und Konsequenz an Navid Kermanis Mammutwerk "Dein Name" erinnert." Wolfgang Huber-Lang, APA, 17.2.2012

"Einmal mehr tritt uns Karl-Markus Gauß als aufmerksamer Beobachter und scharfsinniger Analytiker entgegen, der stilistisch brillant das politische Weltgeschehen mit Reiseerlebnissen und Lektüreerfahrungen zusammenführt, mit Gedanken über das Alter und die Vergänglichkeit." Kristina Pfoser, Ö1, 20.02.2012

"Auf "Ruhm am Nachmittag" passt ein Spruch, der auf Facebook die Runde macht, besonders gut: Lesen gefährdet die Dummheit." Peter Pisa, Kurier, 25.02.2012

"Im Vergleich zur Wirrnis des wirklichen Lebens und Denkens bietet Gauß ein klug formuliertes, durchgeistigtes Abbild seiner Wahrnehmungen. Er schreibt über Alltägliches, oder besser: über das, womit er den Alltag seiner Gewöhnlichkeit entreißt." Hedwig Kainberger, Salzburger Nachrichten, 25.02.2012

"Als kritischer, zuweilen knorriger Zeitgenosse fügt Gauß in "Ruhm am Nachmittag" divergierende literarische Formen wie Tagebuch, Porträt, Polemik und Verriss zu einem Lesebuch in bestem Sinn." Wolfgang Paterno, profil, 27.02.2012

"In "Ruhm am Nachmittag" präsentiert sich Karl-Markus Gauß - einer der größten Stilisten der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur - auf der Höhe seiner Kunst. Wahrscheinlich gibt es gegenwärtig niemanden, der eine konzisere, klarere, angriffslustigere Prosa schreibt als er. Dieser Mann hat, um ein Wort von Karl Kraus zu variieren, nicht nur etwas zu sagen: Er kann es auch ausdrücken." Günter Kaindlstorfer, WDR Resonanzen, 27.02.2012

"Karl-Markus Gauß ist ein Spezialist im Aufspüren von Verflechtungen. Das ist das große Geschick seines Erzählens: Gedanken assoziativ aufscheinen zu lassen und sie auf überraschenden Pfaden miteinander zu verknüpfen. "Ruhm an Nachmittag" ist ein undatiertes, nicht chronologisches Jahrbuch, das nicht fragt, was war, sondern was wichtig war." Jenny Friedrich-Freska, Die Zeit, 15.3.2012

"Man kann sich dem hohen Tempo und den überraschenden Wendungen, die der Text nimmt, getrost überlassen: Das große Ganze gerät nie aus dem Blick, die einzelnen Essays, Reportagen und Tagebuchnotizen fügen sich zu einem raffinierten System von Verweisen und Zusammenhängen." Georg Renöckl, Neue Zürcher Zeitung, 23.03.2012

"Gauß ist nichts zu klein und auch nichts zu blöd, dass er es nicht wahrnehmen, in Bezug zu sich setzten und daraus Indizien für die unbemerkten Veränderungen der Lebensformen zu abstrahieren vermöchte. (...) Ein fulminanter Denk- und Lesegenuss, eine genau komponierte Prosa." Cornelius Hell, Ö1 ex libris, 01.04.2012

"In diesen kontemplativen und zugleich hellwachen Versenkungen liegen die Stärken des Essayisten Karl-Markus Gauß, seine Aufzeichnungen sind ein selbstreflexives Medium, in dem sich Autor und literarische Gattung immer wieder aufs Neue ineinander spiegeln." Paul Jandl, Die Welt, 28.04.2012

"Ein spannendes, amüsantes, manchmal bitterböses Buch." Martin Sander, Deutschlandradio, 01.08.2012
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