Ignác Halász hieß der Photograph der ungarischen Kleinstadt, die uns László Márton in seinem neuen Roman vorstellt. Seine Porträts von Menschen und Landschaften, die er in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anfertigte, sind verschwunden wie er selbst. Geblieben sind die Schemen der Erinnerung, sind die Schatten, die sich wie Gestalten entlang der ehemaligen Hauptstraße bewegen.
Márton erweckt diese Gestalten zum Leben. Anhand des Schicksals zweier Mädchen beschreibt er, wie es den Freunden, Verwandten und Nachbarn von Aranka Róth und Gaby Göz ergangen sein mag, wie in das friedliche, bürgerliche, jüdische Milieu die Geschichte eindrang, wie Menschen verfolgt und diskriminiert wurden und ihnen allmählich nichts anderes mehr blieb als Flucht und Verderben. Ein präziser Bilderreigen von einem der einfallsreichsten Erzähler der jüngeren Generation.
Márton erweckt diese Gestalten zum Leben. Anhand des Schicksals zweier Mädchen beschreibt er, wie es den Freunden, Verwandten und Nachbarn von Aranka Róth und Gaby Göz ergangen sein mag, wie in das friedliche, bürgerliche, jüdische Milieu die Geschichte eindrang, wie Menschen verfolgt und diskriminiert wurden und ihnen allmählich nichts anderes mehr blieb als Flucht und Verderben. Ein präziser Bilderreigen von einem der einfallsreichsten Erzähler der jüngeren Generation.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Laszlo Marton hat sich zu viel vorgenommen mit seinem Projekt, die fiktiven Lebensläufe von ungarischen Juden ausgehend von alten Fotografien zu zeichnen, meint Rezensent Hans Christian Kosler. So kranke der Roman etwa daran, dass Martons "Endlos-Sätze" nicht richtig in Schwung kommen, stellt Kosler fest, fügt aber versöhnlich hinzu, dass der Autor doch über einen großen Vorrat an skurriler Fantasie und schwarzem Humor verfüge. Er müsste diesen nur gezielter einsetzen, schlägt Kosler vor, anstatt ihn in Reflexionen über den Konstrukt-Charakter seines Romans zu ertränken. Kosler rät als Heilmittel also zu "erzählerischer Schlichtheit". Die zwei Vorbemerkungen findet er dann auch reichlich umständlich - sie erinnern ihn an die "Theorielastigkeit der deutschen Avantgarde-Literatur zur Zeit der Studentenrevolte". Letztendlich sei das der Versuch, die offizielle Version der "dunklen" ungarischen Geschichte durch einen subjektiven, "willkürlichen" Blick abzulösen, stellt Kosler fest. Darin erkennt er eine Tendenz, die er bei einigen ungarischen Autoren der mittleren und jüngeren Generation feststellt: Als "Nachgeborene" ist es ihnen nicht möglich, als "unterkühlte Zeitzeugen" zu schreiben, so wie es die Holocaust-Überlebenden Kertesz und Konrad tun.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Der Roman selbst wird zu einer Abfolge literarischer Fotografien: In Momentaufnahmen beschreibt Marton die Verwicklungen, die Räume und die Personen, hinter denen die Geschichte der beiden Mädchen verborgen sein müsste."
Klaus Kastberger, Falter, 11.7.03
"Wie kann man über etwas sprechen, worüber man nicht sprechen kann (ohne Wittgenstein zu verraten)? Mártons Buch, das ohne Kerész' "Roman eines Schicksallosen" nicht vorstellbar wäre, beantwortet diese Frage außergewöhnlich originell und radikal, mit schwarzem Humor und gnadenlosem Witz, mit absurder Blasphemie und Morbidität. Mártons satirische Wut kennt keine Grenzen, darin besteht seine Stärke und sein (moralischer) Mut."
Péter Esterházy
Klaus Kastberger, Falter, 11.7.03
"Wie kann man über etwas sprechen, worüber man nicht sprechen kann (ohne Wittgenstein zu verraten)? Mártons Buch, das ohne Kerész' "Roman eines Schicksallosen" nicht vorstellbar wäre, beantwortet diese Frage außergewöhnlich originell und radikal, mit schwarzem Humor und gnadenlosem Witz, mit absurder Blasphemie und Morbidität. Mártons satirische Wut kennt keine Grenzen, darin besteht seine Stärke und sein (moralischer) Mut."
Péter Esterházy