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Dieser Roman ist eine furiose Farce und ein Amoklauf gegen eine immer absurder werdende Wirklichkeit, der mit konventionellen epischen Mitteln nicht mehr beizukommen ist. Vor einem Fotogeschäft wird ein Passant ermordet. Schaulustige und Anwohner umringen den Tatort. Und das ganze Personal des Quartiers - vom Hausmeisterstrizzi Ladislaus Stangl bis zur monströsen Pflegemutter Ludovica Hasentütl, vom frommen Pfarrer Hutwelker bis zu einer verderbten Göre namens Josefine, vom Popologen Karol Knecht bis zum Kommissar Postingl-Ribisl - beteiligt sich an der Jagd nach dem Verbrecher, die in eine…mehr

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Produktbeschreibung
Dieser Roman ist eine furiose Farce und ein Amoklauf gegen eine immer absurder werdende Wirklichkeit, der mit konventionellen epischen Mitteln nicht mehr beizukommen ist.
Vor einem Fotogeschäft wird ein Passant ermordet. Schaulustige und Anwohner umringen den Tatort. Und das ganze Personal des Quartiers - vom Hausmeisterstrizzi Ladislaus Stangl bis zur monströsen Pflegemutter Ludovica Hasentütl, vom frommen Pfarrer Hutwelker bis zu einer verderbten Göre namens Josefine, vom Popologen Karol Knecht bis zum Kommissar Postingl-Ribisl - beteiligt sich an der Jagd nach dem Verbrecher, die in eine wahre Orgie an entfesselter Fantasie mündet. Spielerisch exakt legt Fanzobel seine episodenhaften Handlungsfäden aus, die alle nach Rom führen, verknüpft er die Abgründe seiner totalen Familie zu einem überirdischen Pandömonium, das wie die Apokalypse über die ewige Stadt hereinbricht.
Autorenporträt
Franzobel, geboren 1967 in Vöcklabruck, ist einer der populärsten und polarisierendsten österreichischen Schriftsteller.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.05.2000

Der Kalauer-Mord
„Scala Santa”: Franzobel hat einen
Österreich-Roman geschrieben
„Zugabe!” rief eine der Jurorinnen, nachdem Franzobel 1995 seine Lesung in Klagenfurt beendet hatte, eine kalauernde Wortkaskade zwischen Nonsens und ernster Schönheit: „Ein Schwall gerät in Fluss, durchtränkt Gerätschaft, Situation und alles, was noch Sitte ist, es sinkt.(. . .) Mordstausend Sapperment. ” In „Krautflut”, dem experimentellen Text, mit dem der junge Wiener damals den Bachmann-Wettbewerb gewann, wird eigentlich eine denkbar banale Geschichte erzählt. Zwei Paare, Liebesbetrug und Mord, aber kaum gerät der „Schwall in Fluss”, durchkreuzt Franzobel alle stringenten Handlungsabläufe und macht aus dem simplen Plot ein funkelndes Assoziations- und Klangspiel.
Auch in „Scala Santa”, Franzobels neuem Roman, gerät ein Schwall in Fluss. Die kleine Pepi hockt im Sandkasten und macht Pipi, da sitzt plötzlich ein Mann vor ihr mit „seinem Tier. Nach Würmchen sah es aus, nach Fisch (. . .) Schon wollte sie ihre kleinen Händchen danach strecken (. . .) Dabei gefiel dem Tier das nicht einmal, es ekelte sich und spuckte. Es spuckte fast einen Meter weit. Pepi schrak zurück. Na servus. ”
Eigentlich, sagt Franzobel im Vorwort, wollte er ja die Geschichte der kleinen Pepi Wurznbacher erzählen, eine aktualisierte Version des Lebens der Josefine Mutzenbacher, aber dann passiert ein Mord, und plötzlich sind fast vierzig Personen in eine Hatz nach dem Täter involviert, und Handlung und Sprache schießen ins Kraut. All die Hausmeister und debilen Ballerinas, Bischöfe und Briefträger, Päderasten und Totalneurotiker, die auf den folgenden 400 Seiten auftreten, bilden eine „Legion von Deppen, die im Tran ihrer Vorstellungen dümpeln”. Die Kinder werden geschändet und die Erwachsenen mit dem Fliesenschneider in Stücke geschnitten.
Eine tödlich fragmentierte Welt, in der die Menschen vereinsamte Kisten sind, die das Einbetoniertsein in ihrem falschen Leben wohl dumpf spüren – und trotzdem nicht anders können. Die Kinder mögen bislang noch anders sein, hoffen lässt das dennoch nicht: „(Sie) hatten oft gedacht – jeder Einzelne für sich – dass man die Erwachsenen alle totschlagen müsste, sie selbst niemals so ein Erwachsener sein möchten. Was sie letztlich aber wurden. Alle. ” Entropie allerorten, ein desaströser Österreich-Roman. Als all die Morastbewohner mit ihren „gescheiterten, im Unsinn versandeten, nur als Kaufkraft dienenden Leben” am Ende auf der Scala Santa, der Heiligen Treppe in Rom zusammenkommen, rufen sie bei den Italienern Ekel hervor: „Man konnte an Scheidewasser, Körberl und der Hasentütl sehen, dass bei der deutsch-italienischen Freundschaft der Österreicher dem Rest entspricht, der abgefallen und in den Bergen hängengeblieben ist. Das, was die beiden Kulturvölker (. . . ) abgestreift haben, den Grind, der sich abreibt (. . . ) das ist der Alpenmensch, der Österreicher. ”
Im Muskel-Prater
In seinen „Cahiers” schreibt Paul Valéry, man könne die Sprache auf zweierlei Weise beherrschen: „entweder wie der Athlet seine Muskeln oder wie der Anatom die Muskeln. Zweierlei (Er)Kenntnis. Man muss Anatom und Athlet vereinigen. ” Franzobel ist in manchen seiner Werke zu sehr Athlet: Dann lässt er seine Muskeln und Metaphern spielen – und ist so begeistert vom Klingklang der Sprache, dass er die Worte als sinnstiftendes Werkzeug aus den Augen verliert. Franzobels letztes Buch „Böselkraut & Ferdinand” war die eitle Kür eines versierten Sprachtechnikers. An die russischen Klavierwunderkinder musste man da denken, die mit 12 Jahren sämtliche Liszt-Etüden rückwärts und mit verbundenen Augen spielen können. Man wird erschlagen von der Technik und 40 Tonnen Noten. Nur dass die Musik dabei fehlt.
Diesmal hat Franzobel sich an ein Sujet gebunden und mit der Gattung Krimi experimentiert, dem Genre, das wie kein anderes den Plot in den Vordergrund stellt. Sicher, auch „Scala Santa” ist in erster Linie Sprachkunstwerk, das literarische Einflüsse von Jandl bis zur „Wiener Gruppe”, von Nestroy bis zum Sprachanarchisten H. C. Artmann verarbeitet. Das fängt schon damit an, dass Franzobel seinem rund um den Wiener „Kalauerplatz” beheimateten Personal Namen wie Patricia Herrgott-Wixinger oder Sixtus Pontstingl-Ribisl zulegt. Und am Ende zeigt Franzobel, dass ihm die ganze anfängliche Mordgeschichte, durch die der Schwall an Wiener Wahn und Alltagsphraseologie in Fluss geriet, bloße Hilfskonstruktion war: Auf der Scala Santa bemerkt Kommissar Pontstingl-Ribisl, dass er keinen Fall, sondern nur einen ermordeten Kalauer vor sich hat: ein Mord als Treppen-Witz der Kriminal-Literatur.
Trotz all der Spielereien gelingt es Franzobel diesmal aber, die klangmalerischen Namen zum Leben zu erwecken. Und so entsteht hinter all den Kabinettstückchen das düstere Psychogramm einer vergletscherten Gesellschaft, eine Farce über autistische Menschenreste zwischen Pornokino und Beichtstuhl am Ende der Zivilisationsgeschichte. „Zugabe!” möchte man rufen, wenn man nach fast 400 Seiten aus Franzobels wüster Farce und hakenschlagender Sprache wieder in den eigenen Alltag entlassen wird. „Viel herumgeendelt wird, die Pendel schlagen aus in ihre Spitzen, wollen endlich einen Schluss, den Überschlag. Finale kreischt man und genug, es reicht, es endelt, pendelt aus, macht Purzelbaum. ”
ALEX RÜHLE
FRANZOBEL: Scala Santa oder Josefine Wurznbachers Höhepunkt. Roman. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2000. 39 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Uwe Pralles Rezension ist die Begeisterung, die er bei der Lektüre dieses Buchs empfunden hat, deutlich anzumerken. Wirklich hingerissen hat ihn aber anscheinend weniger der eigentliche Inhalt der Geschichte, in der in einer kleinen, spießigen Wiener Welt offensichtlich das komplette Personal mit seiner wild ins Kraut schießenden Libido zu kämpfen hat. Nein, Pralle erweist sich als jemand, der vor allem großen Spaß hat an Franzobels „erzählerischer Verspieltheit“, seinen Wortschöpfungen, seiner überschäumenden Freude an sprachlichen Spielereien: Sie sind es, „die den Erzählfluss antreiben und (mit)reißend machen“, findet der Rezensent. Dass Franzobel in seinem Roman besonders die „Verbindung zwischen katholischer Inbrunst und sexueller Brunst“ ins Visier nimmt, gefällt Pralle durchaus. Allerdings findet er es dann doch etwas übertrieben, wenn der Autor auf den 28 Stufen der Scala Santa nicht nur ebenso viele Gebete, sondern auch Liebesstellungen „durchexerziert“. Dennoch: Pralle hat sich durchaus mit Genuss auf „das Spielfeld eines opulenten, amüsanten und zuweilen anarchistischen Erzählers“ begeben.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Die Geschichten verwebt Franzobel mit irrwitziger Wortfülle und Metaphernverliebtheit, doch völlig frei von peniblem Voyeurismus. Die schwärende Geilheit wird umgebogen in eine sprühend lustvolle, manchmal schier durchgeknallte Form. Aus der Not, "dass es für solche Wunsche keine Sprache gab", macht er eine Tugend, indem er die Sprache außerhalb der Geläufigkeit neu erfindet." Beat Mazenauer, Der Landbote, 07.03.00

"Mutzenbacher remixed: Franzobels Roman "Scala Santa" besticht durch sprachschöpferisches Genie und Mut zum Grotesken ... ein eindrucksvolles Buch." Günther Kaindlstorfer, Der Standard, 01.04.00

"'Scala Santa' ist vor allem ein Gesellschaftsroman, ein Buch über den Österreicher ganz privat, den netten Alltagsfaschisten von nebenan. (...) Franzobel hat auf den 400 Seiten seines Romans einen kleinen Kosmos entstehen lassen. (...) Franzobel denunziert nicht. Franzobel beschreibt. Präzise und fantasievoll. Und Franzobel versteht. Auch den Mörder. Auch den Faschisten." Volker Weidermann, Die Tageszeitung, 23.03.00

"Zugabe!" möchte man rufen, wenn man nach fast 400 Seiten aus Franzobels wüster Farce und hakenschlagender Sprache wieder in den eigenen Alltag entlassen wird." Alex Rühle, Süddeutsche Zeitung, 16.05.00

"Franzobel führt das vermeintlich Gesetzmäßige der Gattung lustvoll ad absurdum, indem er in seinem Roman nicht die Vernunft, sondern den Zufall walten lässt. Diesem Zufallsprinzip entspricht die Form des Romans, die sich nicht als Ordnung konstituiert, sondern als angewandtes Chaos. In jedem Satz kann der Keim einer Geschichte stecken, und nichts garantiert, dass der Zusammenhang solcher Sätze eine zusammenhängende Geschichte ergibt. Für die Lektüre bedeutet das, dass man zwar immer wieder den sogenannten roden Faden verliert, dafür aber mit einem Übermaß an Witz, Phantasie und sprachlicher Eingebung entschädigt wird."
Gerhard Melzer, Neue Zürcher Zeitung, 20.07.00

"Dieser Roman ist das Spielfeld eines opulenten, amüsanten zu zuweilen anarchistischen Erzählers." Uwe Pralle, Frankfurter Rundschau, 08.07.00

"Franzobels größter Wurf." Wendelin Schmidt-Dengler, Literaturen, 11/02
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