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Auf einem Floß in einer Bucht des Sees steht eine Holzkonstruktion, der Nachbau eines Vogelfangturms, wie er noch heute in der italienischen Schweiz anzutreffen ist. Die Erzählerin zieht als Kustodin in den klösterlich eingerichteten Turm. Für sie bietet er neben dem Weitwinkelblick auf die Stadt einen Beobachtungsposten, von dem sie zurück auf das sieht, was sie hinter sich gelassen hat. Täglich wird ihr eine Portion Polenta vor die Tür gestellt. Und sie bleibt nicht ganz allein imTurm. Der Zutritt für Besucher wird zwar durch strenge Gesetze geregelt, doch die Kustodin sabotiert sie und läßt…mehr

Produktbeschreibung
Auf einem Floß in einer Bucht des Sees steht eine Holzkonstruktion, der Nachbau eines Vogelfangturms, wie er noch heute in der italienischen Schweiz anzutreffen ist. Die Erzählerin zieht als Kustodin in den klösterlich eingerichteten Turm. Für sie bietet er neben dem Weitwinkelblick auf die Stadt einen Beobachtungsposten, von dem sie zurück auf das sieht, was sie hinter sich gelassen hat. Täglich wird ihr eine Portion Polenta vor die Tür gestellt. Und sie bleibt nicht ganz allein imTurm. Der Zutritt für Besucher wird zwar durch strenge Gesetze geregelt, doch die Kustodin sabotiert sie und läßt immer dieselbe Person im Turm nächtigen: eine Frau rätselhafter Herkunft. Die Migration der Vögel, ihre Gefangenschaft und Vernichtung werden überblendet vom Schicksal dieser Frau. Nach 30 Turmtagen und -nächten muß die Erzählerin in der Frühe, zur Stunde der Matutin, die Stadt verlassen. Gertrud Leutenegger schreibt mit großer Sensibilität für Schwebendes, für das, was sich jenseits der Handlung ereignet. Sie findet berückende Bilder für das kontemplative und zugleich lebenszugewandte Exerzitium ihrer Figur und versetzt uns Leser mit in die meditativ-sinnliche Atmosphäre des Vogelfangturms.
Autorenporträt
Gertrud Leutenegger, geboren 1948 in Schwyz, veröffentlicht seit 1975 Romane, Essays, Gedichte und Theaterstücke; ein Werk, für das sie vielfach ausgezeichnet wurde. Sie lebte viele Jahre in der italienischen Schweiz, heute wohnt sie in Zürich.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.11.2008

Ein krosses Vögelchen auf der Polenta
Mit mittelschweizerischem Ernst: Gertrud Leuteneggers Roman „Matutin”
Dem Italientouristen der mittleren Generation dürfte sie noch geläufig sein, die Kampagne „Kein Urlaubsort, wo Vogelmord”, mit der in den siebziger Jahren die Leidenschaft der Völker des Südens für knusprig geröstete Singvögel angeprangert wurde. Der etwas unbeholfene Slogan mutierte bald zum Instrument kabarettistischer Tierschützer-Verulkung und dürfte im Ernstfall kaum jemanden davon abgehalten haben, die Gebiete zu besuchen, in denen man bis heute mehr oder weniger heimlich dieser kulinarischen Extravaganz frönt. Vereinzelt sollen sogar noch jene Vogelfangstationen in Betrieb sein, die früher vor allem in Norditalien und im Tessin verbreitet waren: Auf Hügelkuppen, inmitten von Bäumen und Buschwerk voller Schlingen und Leimruten, standen Türme, „roccoli” genannt, in denen professionelle Fänger den durchziehenden Schwärmen auflauerten und sie mit ausgeklügelten Methoden ins Verderben lockten. Die stillgelegten Exemplare bereichern heute, zumal in der italienischen Schweiz, als Technikmonumente das touristische Angebot; auch dienen sie gelegentlich als Anregung und Vorbild für moderne regionaltypische Architektur.
Die Schweizer Schriftstellerin Gertrud Leutenegger ließ schon frühere Erzählungen an markanten, klar umgrenzten Orten spielen, in einem Observatorium etwa, auf einer Fähre oder unter einer Bahnhofskuppel. Schauplatz ihres neuen Romans „Matutin” ist die hölzerne Replik eines historischen Vogelfangturms, errichtet auf einem Floß vor einer Seepromenade, die sich unschwer als die von Lugano identifizieren lässt. Dort hatte der Architekt Mario Botta 1999, zum 400. Geburtstag seines barocken Kollegen Francesco Borromini, ein aufgeschnittenes Holzmodell der römischen Kirche San Carlo delle Quattro Fontane aufgestellt. Das geistlich inspirierte Bauwerk hat Leuteneggers Imagination ebenso beflügelt wie das makaber zweckgebundene: Ihre Ich-Erzählerin, aus dem Norden angereist, doch mit der Gegend vertraut, verdingt sich bei der Stadtverwaltung als Turm-Kustodin, die Besuchern die Funktion derartiger Anlagen und die Qualen der gefangenen Vögel erläutern soll. Während ihres einmonatigen frühherbstlichen Aufenthaltes, der in vielem einer Klausur im Kloster ähnelt, durchlebt sie Erinnerungen und Visionen, Schmerz und Todesnähe, aber auch Augenblicke der Erleuchtung, der Befreiung und des inneren Friedens.
Ausleuchten und verdunkeln
Was der Turmdienst für die Wächterin ist, scheint für Gertrud Leutenegger das Schreiben zu sein – ein Exerzitium, bei dem durch Disziplin ein Zustand meditativer Öffnung erreicht werden kann. Die Konstruktion ihrer Erzählung gleicht der jenes hölzernen Baus: Sie ist einerseits hermetisch, andererseits fragil, luftig, durchlässig für Lichteinfälle, Einblicke und Aussichten. „Den ganzen Morgen”, heißt es, „habe ich mich mit den Fensterläden beschäftigt, das oberste Geschoss auf die verschiedenartigste Weise ausgeleuchtet oder verdunkelt und auch eine bestimmte Stellung der Fensterläden herausgefunden, die von mir her größte Sichtweite, von der Stadt her aber absolute Deckung meinerseits ermöglicht.” Ausleuchten und verdunkeln – das könnte eine Metapher für Leuteneggers poetisches Verfahren sein, bei dem Realität und Traum, Ereignisse und Reminiszenzen, Motive und deren Variationen abwechselnd verrätselt und erhellt werden, im Rahmen einer strengen und doch beweglich fließenden Komposition.
Was aber geschieht in der Turm-Einsiedelei? Die Kustodin auf Zeit erkundet die auf dem Abort hinterlegte Dokumentation des Vogelfängerhandwerks. Sie holt sich ihr Frühstück aus einem Vorrat eingeschweißter Brioches und ernährt sich ansonsten von der lauwarmen Polenta, die ihr jeden Tag vor die Tür gestellt wird und die sich – rein theoretisch – mit gebratenen Amseln oder Nachtigallen zu einer veritablen Delikatesse aufwerten ließe. Der Sekretär der Stadtverwaltung, der den Maisbrei und die frische Wäsche bringt, holt ihr zuweilen auch einen Espresso aus dem nächsten Bistro. Irgendwann wird sie ihm seine Ähnlichkeit mit dem afrikanischen Sekretärvogel unter den Schnabel reiben. Sie blickt auf die Stadt hinaus und registriert deren Veränderungen; sie blickt auf ihr Leben zurück und deutet idyllische Kindheitsmomente, leidvolle Erfahrungen, eine verlorene Liebe an. Und sie nimmt, obwohl sie die Anweisung hat, wechselnde Besucher zu beherbergen, nur einen einzigen Gast auf, eine junge Frau namens Victoria, die aus Südamerika stammt, ein Immigrantenschicksal vorweisen kann, ihre Habe in Plastiksäcken mitführt und sich entschieden zugvogelhaft gebärdet: Ihres Bleibens ist nirgendwo lange.
Diese Victoria wirkt in der Turm-Inszenierung allzu konkret, zu sozial-banal, anders als die übrigen Figuren, die eher schemenhafte Auftritte haben, wie ein Mädchen mit schwarzer Pagenfrisur oder „der Architekt” in langem Mantel und mit breitkrempigem Hut, anders auch als der Sekretär in seiner ornithomorphen Seltsamkeit. In den Victoria-Passagen wird offenbar, dass Leuteneggers Erzählton auch etwas bemüht Geheimnisträchtiges, pathetisch Raunendes hat, das auf die Dauer ermüden kann. Da wünscht man sich dann mehr konkrete Schilderungen von der Art, wie sie der Autorin beim Blick auf Lugano gelingt:
„Seit drei Tagen dauert der Nordwind an. Heute morgen ziehen die ersten Wolkenschlieren hinter den Bergen auf, das Dunkelblau des Himmels wirkt verdünnt, das Gekräusel des Sees weicht da und dort einer seidenglatten Fläche. Die leuchtenden Weiß- und Ockertöne der Hotels an der gegenüberliegenden Seepromenade verblassen, diese Paläste aus früheren Jahrhunderten, die so oft Fassade, Namen und Besitzer wechselten, die berühmt waren für die lombardische Schlichtheit der Innenausstattung, einfaches Mobiliar in Nussbaum, nichts sollte das grandiose Panorama der Bucht dämpfen.”
Die erwachende Stadt
Vielleicht ist das nur gehobener Reisejournalismus, aber er hat einen ähnlichen Effekt wie – pardon – das krosse Vögelchen auf der Polenta: Man freut sich, etwas zwischen die Zähne zu bekommen, bevor man in der goldgelben, mild-süßlichen Weichheit versinkt. Leuteneggers Heldin bekommt gerade noch rechtzeitig wieder Boden unter den Füßen, denn sie muss den Turm abrupt verlassen, weil sie die Regeln gebrochen hat. Zu früher Stunde, eben dann, wenn die liturgische Matutin in den Klöstern mit dem Morgengebet endet, geht sie gestärkt „hinein in die erwachende Stadt”. Der Turm aber gleitet auf seiner Plattform auf den See hinaus, von einem Motorboot gezogen. Am Bug steht der Architekt, der offenbar das Weite sucht. Gertrud Leutenegger, eine große Erzählbegabung, dürfte so manchen Leser verscheuchen durch ihren gnadenlosen mittelschweizerischen Ernst. Sie könnte von den Vogelfängern lernen, wie man Leimruten auslegt – mit südländischer Schlitzohrigkeit und entschuldigendem Lächeln.KRISTINA MAIDT-ZINKE
GERTRUD LEUTENEGGER: Matutin. Roman. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008. 216 Seiten, 19,80 Euro.
Roccoli heißen die Türme, die einst der Jagd auf Singvögel dienten – wie dieser hier bei Carona in der Schweiz Foto: ArcoImages
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.04.2009

Im Schatten der Vogelfänger

Gertrud Leuteneggers neuer Roman "Matutin" spielt auf einem Floß am Luganer See, das die Perspektiven der Landbewohner gehörig ins Wanken bringt.

Lange schon hat es Gertrud Leutenegger das Flüssige und Wogende angetan. 1988 erschien ihr Prosaband "Meduse", an dessen Beginn die Beschreibung einer Qualle steht; die sechs Jahre später erschienene Erzählung "Acheron" spielt auf einer Fähre, unterwegs zu einer Pazifikinsel. Und immer wieder lässt Gertrud Leutenegger auch die Perspektive ihrer Erzählerinnen ins Schwanken geraten, entwirft traumhafte Welten und surreale Szenarien.

In ihrem jüngsten Roman scheint es hingegen zunächst ganz handfest-realistisch zuzugehen, lassen sich die ersten Kapitel doch am ehesten als Parodie auf die gegenwärtige Kunstszene lesen, zu deren Zauberworten die abgegriffene Vokabel "Projekt" gehört. Nach langen Jahren kehrt die Erzählerin in jene Stadt am See zurück, in der sie früher gelebt hat. Dass es sich um Lugano handeln könnte, mag für Kenner der Schweiz von besonderem Reiz sein, für die Romanhandlung selbst bleibt es ohne Belang. Entscheidender ist eben das "Projekt", das die Stadtverwaltung ersonnen hat und dessen Skurrilitäten nicht hinter den tatsächlichen Anstrengungen heutiger Kommunen zurückbleiben, überregionale Aufmerksamkeit zu erlangen.

Am Seeufer vertäut liegt nämlich ein Floß, das die hölzerne Nachbildung eines jener dreistöckigen Türme trägt, wie sie bis weit ins zwanzigste Jahrhundert hinein südlich der Alpen zum Vogelfang genutzt wurden. Da aber bloßes Handwerk allein kein künstlerisches Projekt ausmacht, wird noch ein Kustos für diesen Turm gesucht. Die Regeln sind streng, doch davon lässt sich die Erzählerin nicht abschrecken. Schnell bezieht sie das karg ausgestattete schwimmende Bauwerk, das sie einen Monat lang, von Mitte September bis Mitte Oktober, nicht verlassen wird. Die dreißig Kapitel des schmalen Buches schildern jeden einzelnen dieser Turmtage - auch eine Form von "writer in residence".

Offiziellen Besuch erhält die neue Kustodin allein von dem stets etwas unbeholfen wirkenden Sekretär der Stadtverwaltung, der sie mit frischer Bettwäsche, einer täglichen Portion lauwarmer Polenta und mitunter einem Espresso versorgt. Die Monotonie des täglichen Maisbreis lässt bald verstehen, was für eine Delikatesse es für die Landbevölkerung gewesen sein muss, sich das Essen ab und zu mit einem kross gebratenen Singvögelchen zu verfeinern. Schnell kennt sich die Erzählerin aus in den Grausamkeiten des Vogelfangs, kann detailliert Auskunft geben über Leimruten, Fangnetze und Lockvögel, mit denen Scharen von Wandervögeln auf ihrem Zug in den Süden in die Kochtöpfe der hungrigen Bauern gelockt werden sollten. Nur dass sie als Kustodin des Turms selbst als Lockvogel für neugierige Touristen dienen soll, will sie zunächst nicht wahrhaben.

Das rigide Reglement der Stadtverwaltung sieht vor, dass sie Nacht für Nacht einen jeweils anderen fremden Besucher in den Turm aufnehmen soll, um ihm dann im Morgengrauen die grausigen Details des organisierten Vogelmords zu erklären. Für die Sicherheit der Kustodin sei gesorgt, verrät der Sekretär sibyllinisch, schließlich werde der Turm ständig überwacht. Außerdem stehen die beiden kargen klösterlichen Betten in getrennten Stockwerken - große Leidenschaften werden im Schatten der Vogelfängerei offenbar nicht erwartet. Ein solches Szenario ließe sich leicht zu einer Satire auf den Erlebnistourismus unserer Tage ausweiten - aber das entspricht dann doch nicht dem erzählerischen Programm Gertrud Leuteneggers, die ironische Töne nur verhalten anschlägt.

Stattdessen führt sie uns auch in diesem Roman tief ins Innere ihrer Protagonistin; der Turm wird zur Chiffre für die meditative Versenkung in die eigene Vergangenheit. In immer neuen Anläufen sinnt die einsame Turmbewohnerin ihrer privaten Geschichte nach, erinnert sich an Vater und Mutter, an Orte ihrer Kindheit, an eine vergangene Liebe und an all die Vögel, die in ihrem Leben eine Rolle gespielt haben. Im elterlichen Wohnzimmer beobachtete das Kind das Sterben einer verirrten Amsel, der Vater erschien ihm an seiner Schreibmaschine wie ein emsig hackender Specht, und die Mutter konnte die Tötung von zahllosen jungen Elstern nicht verhindern. Bei so vielen Vögeln wird die Symbolik - Vogelleid spiegelt Menschenleid - schnell etwas eintönig, zumal Verweise auf die christliche Passion die allgegenwärtige Leidensthematik noch unterstreichen.

Ein weiteres Handlungselement fügt sich in das Motivgeflecht, denn gegen die strengen Regeln der Stadtverwaltung nimmt die Kustodin bald einen veritablen menschlichen Zugvogel in ihren Turm auf, eine junge, obdachlose Frau aus Südamerika, die sich offenbar illegal in der Stadt aufhält. Nacht für Nacht findet die geheimnisvolle Viktoria Unterschlupf im hölzernen Turm, eine scheue Freundschaft zwischen den beiden Frauen entwickelt sich, und Episoden über den Kondor, den stolzen Vogel der Anden, bereichern den ornithologischen Bilderbogen.

Die politische Dimension, die sich mit der Schilderung eines Migrantenlebens in der heutigen Schweiz verbindet, wird indes nicht weiter entfaltet. Gertrud Leutenegger vertraut vielmehr auch hier der Suggestionskraft ihrer Sprache und belässt es bei vagen Anspielungen, die erahnen lassen, dass Viktoria vielfache Gewalt erfahren hat, ein geschundenes Vögelchen auch sie.

Das Buch endet mit einem mehrfachen Aufbruch: Viktoria ist ins Ungewisse weitergezogen, der Kustodin aber wird ihr Posten im Turm gekündigt. Zur Zeit des liturgischen Nachtgebets, dem der Roman seinen Titel verdankt, verlässt sie ihr hölzernes Domizil: "Mit allem Verlorenen gehe ich hinein in die erwachende Stadt." Solche Entschiedenheit weckt die Hoffnung, dass die im Turm spirituell gereifte Erzählerin so schnell keinem neuen Projekt auf die Leimrute gehen wird. Der schwimmende Turm aber wird von einem Boot hinaus auf den offenen See gezogen - ein Symbol gewiss auch dies, seine Bedeutung bleibt aber wie so vieles in diesem Buch mitsamt dem Turm, nun ja - verschwommen.

SABINE DOERING.

Gertrud Leutenegger: "Matutin". Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main, 2008, 216 S., geb., 19,80 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

In der spirituellen Thematik und den eindringlichen Metaphern von Gertrud Leuteneggers neuem Roman hat Beatrice von Matt sehr viel Schwermut gespürt. Diese trete vor allem durch den "trotz seiner Strenge luftig" anmutenden Erzählstil nah an den Leser heran. Der Roman sei eine für Leutenegger typische Geschichte um Verwandlung und Neuanfang. Im Mittelpunkt, so Matt, steht der Aufenthalt einer Kustodin in einem mystischen Holzturm, eine Replik einer alten Vogelfangstation und "das räumliche Zentrum des Romans". Das Buch zeichne die Bewältigung schmerzhafter Erinnerungen nach. Am Ende folge eine geistige Befreiung, die aber nur durch das Durchleben von Leid und vor allem Abschied möglich wird. Matt deutet Leuteneggers persönliche Botschaft über den Menschen so: "Er muss verlieren, was er hat, um es in der Erinnerung neu zu gewinnen".

© Perlentaucher Medien GmbH
»In Gertrud Leuteneggers Erinnerungsnetz fängt sich die Welt.« Frankfurter Allgemeine Zeitung