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Zwischen 1944 und 1950 waren mehr als 12 Millionen Deutsche infolge von Krieg und Vertreibung auf der Flucht. Sie suchten in dem verwüsteten Land eine neue Heimat. Kein Schriftsteller hat das Elend der erzwungenen Auswanderung mit solcher Eindringlichkeit geschildert wie Arno Schmidt in seinem 1953 erschienenen Kurzroman "Die Umsiedler". Eine verregnete Dezembernacht des Jahres 1950: Ein Mann verlädt sein spärliches Hab und Gut auf einen Güterzug. Wie viele andere erhofft er sich mit der Übersiedelung aus dem Niedersächsischen nach Rheinhessen einen neuen Anfang. Kurz vor Abfahrt am frühen…mehr

Produktbeschreibung
Zwischen 1944 und 1950 waren mehr als 12 Millionen Deutsche infolge von Krieg und Vertreibung auf der Flucht. Sie suchten in dem verwüsteten Land eine neue Heimat. Kein Schriftsteller hat das Elend der erzwungenen Auswanderung mit solcher Eindringlichkeit geschildert wie Arno Schmidt in seinem 1953 erschienenen Kurzroman "Die Umsiedler".
Eine verregnete Dezembernacht des Jahres 1950: Ein Mann verlädt sein spärliches Hab und Gut auf einen Güterzug. Wie viele andere erhofft er sich mit der Übersiedelung aus dem Niedersächsischen nach Rheinhessen einen neuen Anfang. Kurz vor Abfahrt am frühen Morgen lernt der Umsiedler eine resolute junge Frau kennen, die im Krieg ihren Mann verloren und selbst einen Fuß eingebüßt hat. Auf der mehrtägigen Bahnfahrt nach Süden kommen sich der bücherversessene Erzähler und seine neue Bekannte näher.
Der Roman zeigt in einer raschen Bilderfolge die Enge und den Mangel nicht nur des jungen Paares. Momentaufnahmen von der Ankunft in dem kleinen D orf, von der Schwierigkeit, sich in einer schäbigen Kammer einzurichten, von Briketts und Brühwürfeln, vom Argwohn der Einheimischen und von zarter Hoffnung auf ein gemeinsames Leben zucken vorüber und prägen sich dem Leser ein. "So leben wir zunächst zusammen; wie es weiter wird, weiß ich noch nicht."
Autorenporträt
Arno Schmidt wurde am 18. Januar 1914 in Hamburg geboren und starb am 3. Juni 1979 an einem Schlaganfall im Krankenhaus in Celle. Er wuchs in Hamburg auf. Nach dem Tod des Vaters 1928 zog die Mutter mit ihm und seiner älteren Schwester nach Lauban in Schlesien. Arno Schmidt absolvierte das Abitur und arbeitete von 1934 an in der Textilindustrie in Greiffenberg, wo er auch Alice Murawski heiratete. 1940 wurde er zur Artillerie der Wehrmacht eingezogen. Zunächst stand er im Elsass, ab 1942 dann in Norwegen. Im letzten Kriegsjahr meldete er sich an die Front, um einen kurzen Heimaturlaub zu bekommen, in dem er die Flucht seiner Frau nach Westen organisierte. Er kam nach kurzem Kampfeinsatz in Niedersachsen in englische Kriegsgefangenschaft in ein Lager bei Brüssel. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Arno Schmidt zunächst als Dolmetscher und trat 1949 mit der Erzählung "Leviathan" erstmals hervor. Nach sechsjährigen Vorarbeiten veröffentlichte Schmidt 1970 sein Hauptwerk "Zettel's T

raum". 1973 erhielt Schmidt den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main. 1981, zwei Jahre vor ihrem Tod, gründete Alice Schmidt mit Jan Philipp Reemtsma die Arno Schmidt Stiftung.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

"Die Umsiedler" ist ein früher Roman von Arno Schmidt, von dem uns Reinhard Jirgl erzählt, dass er 1953 ursprünglich erschienen ist. Dann holt er weit aus, um uns Arno Schmidt zu erklären, der selbst ein "Umsiedler" war und aus Schlesien über Niedersachsen nach Rheinhessen kam. Jirgl stellt uns den Großmeister vor als "Kleinbürger", der über das schrieb, was er "am besten kannte", das Milieu, das er früh zu "verachten" lernte. Aber, so Jirgl, Schmidt schrieb mit "plebejischem Ernst" und wurde zum "Meister eines neuen Realismus", dessen "vollkommen neuartige Prosaformen" zu Anfang "als manieriert und pessimistisch verkannt" werden mussten, weil keiner es so genau wissen wollte. Es geht in diesem "Kurzroman" um "die Tage und Wochen auf dem Treck", auf dem der namenlose Held, Bücherliebhaber und Übersetzer, eine "resolute Frau" trifft, die sich mit ihm verbündet. So geht es, schreibt Jirgl, "einerseits" um das "kleinbürgerliche Leben: Monogamie und ein eigenes Heim unterm Regiment des Hauslöwen", andererseits aber auch um "die geistige Kraft" der beiden, um die "vereinte Renitenz gegen das falsche Leben". Das "Geheimnis" dieses Textes liegt für Jirgl "im Entstehen einer zweiten, unmittelbar bei der Lektüre im Kopf des Lesers sich entfaltenden Gegenwart". Aus den "strikten Ich-Perspektive des Erzählers" kann der Leser zu einem "Gesamteindruck einer konkreten sozialen Wirklichkeit" gelangen. Im "Sprachschöpferischen" fand Arno Schmidt, so Jirgl, über das "Kleinbürgerliche" hinaus und zu seiner "Autonomie".

© Perlentaucher Medien GmbH
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