Im Dezember 1814 starb der Marquis de Sade in einer Pariser Irrenanstalt. Schon zu seinen Lebzeiten zirkulieren Legenden über das "Monster" Sade, den "düsteren Erzengel", den "Vater des Bösen". Der Widerhall seines Werkes ist jedoch gigantisch. Viele bedeutende Denker der Moderne haben sich zu ihm geäußert. Bereits 1843 notiert Sainte-Beuve, der Literaturpapst des 19. Jahrhunderts, es sei jetzt Mode, "auf Sade" zu machen. Und so wird es bis ins 21. Jahrhundert bleiben. Die Stationen der Sade-Rezeption werden in diesem Band anhand zentraler Texte u. a. von Restif de la Bretonne, Thomas de Quincey, Richard von Krafft-Ebing, Ivan Bloch, Guillaume Apollinaire, Theodor W. Adorno/Max Horkheimer, Georges Bataille, Simone de Beauvoir, Albert Camus, Pierre Klossowski und Susan Sontag vorgeführt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Zum zweihundertsten Todestag des Marquis de Sade ist auch der von Ursula Pia Jauch herausgegebene Sammelband mit "Stationen seiner Rezeption" erschienen, und Rezensent Helmut Mayer liest mit Interesse nach, wie sich erste Nachrichten von Affären de Sades in Europa verbreiteten, er bald für seine "Sittenvernichtung" geächtet wurde, bis ihm Apollinaire schließlich eine Anthologie widmete, Kraft-Ebbing den Sadismus nach ihm benannte oder Bataille und Camus sich mit ihm auseinandersetzten. Auch der zeitgenössischen Rezeption de Sades folgt der Kritiker mit Spannung. Insbesondere lernt er in diesem informativen Band aber, dass sich die Auseinandersetzung mit de Sade nicht nur auf seine vier Skandalwerke reduzieren lässt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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