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Um die Freikorps hat sich seit den 20er Jahren ein Mythos gebildet. Er oszilliert zwischen 'Truppen im preußischen Geiste', 'Söldnern ohne Sold' und 'ewigen Landsknechten'. Wie entstand dieser Mythos? Wie und von wem wurde er vermittelt? Und mit welchen Zielen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Arbeit, die erstmals die Freikorpserinnerungsliteratur der Weimarer Republik und des Dritten Reiches im Zusammenhang mit den erhaltenen Freikorpsakten einer kritischen Prüfung unterzieht. Hierbei verfolgt der Autor einen kulturgeschichtlichen Ansatz. Sein Ziel ist es, den Wandel in der…mehr

Produktbeschreibung
Um die Freikorps hat sich seit den 20er Jahren ein Mythos gebildet. Er oszilliert zwischen 'Truppen im preußischen Geiste', 'Söldnern ohne Sold' und 'ewigen Landsknechten'. Wie entstand dieser Mythos? Wie und von wem wurde er vermittelt? Und mit welchen Zielen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Arbeit, die erstmals die Freikorpserinnerungsliteratur der Weimarer Republik und des Dritten Reiches im Zusammenhang mit den erhaltenen Freikorpsakten einer kritischen Prüfung unterzieht. Hierbei verfolgt der Autor einen kulturgeschichtlichen Ansatz. Sein Ziel ist es, den Wandel in der Selbststilisierung der Freikorpskämpfer aufzuzeigen - von anfänglich reaktionären sowie revolutionär-antibürgerlichen Tönen über die Annäherung an die NS-Ideologie bis zu ihrer Glorifizierung im Nationalsozialismus. Durch die Herausarbeitung des NS-Einflusses auf die Freikorpsmythen macht er den Übergang zum wirkungsmächtigen politischen Mythos deutlich. Nicht zuletzt verfolgt er auch die Spuren, die die Freikorpsmythen in der Geschichtsschreibung hinterlassen haben.
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Annaberg
Der Wallfahrtsort und der deutsche Freikorps-Mythos

Wer heute nach Assoziationen zu dem Begriff Freikorps fragt, wird in den meisten Fällen historische Ereignisse wie die Niederschlagung der Münchener Räterepublik oder die Ermordung führender Politiker der Weimarer Republik wie Walther Rathenaus und Matthias Erzbergers als Antwort hören. Andere werden die Freikorps historisch als Vorläufer des Nationalsozialismus oder als erste Nationalsozialisten einordnen. Doch Annaberg werden heute die wenigsten mit Freikorps in Verbindung bringen. Dies sah vor mehr als einem halben Jahrhundert anders aus. Damals stand der Name dieses oberschlesischen Wallfahrtsortes für einen wichtigen Sieg deutscher Freikorps gegen polnische Einheiten in den militärischen Auseinandersetzungen um die Teilung Schlesiens 1921. Annaberg war damit wesentlicher Bestandteil des Freikorps-Mythos, der bis 1945 große Bedeutung besaß.

Die unterschiedlichen Bestandteile und Funktionen dieses Freikorps-Mythos quellennah analysiert und seine Wandlungen während der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus herausgearbeitet zu haben, ist das Verdienst der Studie von Matthias Sprenger. Er wertete 104 romanhafte Erinnerungen über die Freikorps sowie ausgewählte Regimentsgeschichten aus, die zwischen 1919 und 1945 erschienen sind. Überzeugend unterscheidet er zwischen Autoren, die am vergangenen Kaiserreich orientiert einem preußisch-konservativen Weltbild verhaftet waren, Anhängern des Soldatischen Nationalismus wie Ernst von Salomon, die auf eine Glorifizierung des Kampfes und des Krieges abzielten, und Autoren, die die Freikorps in eine Kontinuität zum "Dritten Reich" stellten und den Nationalsozialismus glorifizierten. Vor 1933/34 war vor allem die zweite Gruppe deutungsmächtig; nach dem sogenannten Röhm-Putsch dominierte die letzte Gruppe - mit weitreichenden Folgen bis in die heutige Geschichtsschreibung hinein, wie Sprenger aufzeigt. Auffällig ist, dass die nicht unbedeutende Gruppe von republikanischen Freikorpsmitgliedern, an deren Existenz Sprenger in einer thematischen Hinführung erinnert, anscheinend nicht zu denjenigen gehörte, die sich in den untersuchten literarischen Formen mit den Freikorps auseinandersetzten. Ebenso überrascht, dass bildungsbürgerliche Deutungselemente trotz zahlreicher studentischer Freikorpsmitglieder kaum Eingang in den Freikorps-Mythos fanden. In beiden Fällen könnte die Auswertung anderer Quellenarten bei der Suche nach anderen, noch unbekannten Varianten des Freikorps-Mythos weiterhelfen.

CHRISTOPHER DOWE

Matthias Sprenger: Landsknechte auf dem Weg ins Dritte Reich? Zu Genese und Wandel des Freikorpsmythos. Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2008. 242 S., 32,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Verdienstvoll findet Rezensent Christopher Dowe diese Studie über den deutschen Freikorpsmythos von Matthias Sprenger. Er attestiert dem Autor, die Bestandteile und Funktionen dieses Mythos auf Grundlage von Quellen überzeugend zu analysieren und seine Wandlungen während der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus aufzuzeigen. Besonders die Auswertung von 104 romanhaften Erinnerungen über die Freikorps sowie Regimentsgeschichten aus der Zeit zwischen 1919 und 1945 scheinen ihm hierbei instruktiv.

© Perlentaucher Medien GmbH