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Die Löhne: zu hoch, die Steuern: verteiben das Kapital, die Arbeitnehmer: zu faul und verwöhnt, das soziale Netz: viel zu teuer; der Staat: zu fett. Jahrein, jahraus beklagen und beschwören Wirtschaftsführer und Politiker den Untergang des "Standorts Deutschland". Und alle sind schuld, nur nicht die Wirtschaft. Agenda 2010, Hartz I bis IV, Bierdeckel-Steuern: Immer neue Reformen sollen das Heil bringen, aber in Wirklichkeit steigt die Arbeitslosigkeit weiter an. Sie reformieren uns zu Tode. Die Eliten des Landes in Politik, Wirtschaft und Medien werden ihrer Verantwortung nicht mehr gerecht,…mehr

Produktbeschreibung
Die Löhne: zu hoch, die Steuern: verteiben das Kapital, die Arbeitnehmer: zu faul und verwöhnt, das soziale Netz: viel zu teuer; der Staat: zu fett. Jahrein, jahraus beklagen und beschwören Wirtschaftsführer und Politiker den Untergang des "Standorts Deutschland". Und alle sind schuld, nur nicht die Wirtschaft.
Agenda 2010, Hartz I bis IV, Bierdeckel-Steuern: Immer neue Reformen sollen das Heil bringen, aber in Wirklichkeit steigt die Arbeitslosigkeit weiter an.
Sie reformieren uns zu Tode. Die Eliten des Landes in Politik, Wirtschaft und Medien werden ihrer Verantwortung nicht mehr gerecht, sie produzieren längst die Krise, die sie angeblich bekämpfen. So, dass jetzt wirklich Reformen nötig sind - Reformen der Reformen.
Rudolf Hickel beleuchtet in seiner faktenreichen Analyse die Folgen von fast drei Jahrzehnten neoliberaler Politik und zieht die kritische Bilanz von sieben Jahren rot-grüner Reformpolitik. Darüber hinaus macht er konkrete Vorschläge für Wege aus der Reform-Falle.

Autorenporträt
Rudolf Hickel, geb. 1942, seit 1971 zuerst Professor für Politische Ökonomie an der Universität Bremen, ist seit 2001 zudem Direktor des Instituts für Arbeit und Wirtschaft in Bremen. Der Mitautor des jährlichen alternativen Wirtschaftsberichts ist in seiner Zunft der prominenteste Kritiker der herrschenden Wirtschaftslehre.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.10.2006

Eine andere Wirtschaftspolitik
Rudolf Hickel unterbreitet Alternativen von vorgestern

Wer liest, was der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel schreibt, der könnte glatt annehmen, auf dieses Werk habe die Welt gewartet; endlich jemand, der Klartext rede. "Dieses Buch soll schonungslos offenlegen, wie es um die Wirtschaft und die Wirtschaftspolitik in Deutschland bestellt ist. Ich werde daher kein Blatt vor den Mund nehmen", kündigt er an. Obgleich der Autor vorgibt, vorurteilsfrei vorzugehen, steht das Ergebnis seiner Untersuchung dabei von Beginn an fest: "In einem Wechselspiel zwischen der vorherrschenden Wirtschaftswissenschaft, der Politik und den Medien hat sich das neoliberale Paradigma zum scheinbar unerschütterlichen Dogma verdichtet." Gar von einer Ideologie ist die Rede. Abweichende Meinungen würden "kaum noch ernsthaft zugelassen", Widerspruch gegen den ökonomischen "Mainstream" ziehe Diskriminierungen nach sich. "Wer es wagt, auf Defizite der Gewinnwirtschaft hinzuweisen, muß sich im Zweifelsfall als Feind der Marktwirtschaft beschimpfen lassen." Sollten wir uns glücklich schätzen, daß es noch einige wenige Aufrechte gibt wie Hickel, die sich nichts vormachen lassen und mutig dem "übermächtigen Paradigma des Neoliberalismus" Einhalt gebieten wollen?

Dabei teilt der Autor kräftig aus und schießt nicht selten weit über das Ziel hinaus. So nimmt man verwundert die Typisierung der Exportsteigerungen als "ökonomischen Imperialismus, gepaart mit deutschem Patriotismus" zur Kenntnis. Und: "Diese imperialistisch-patriotische Mischung charakterisiert auch die Argumentation von Hans-Werner Sinn." Den Chef des Ifo-Instituts in München rechnet Hickel ohnehin zu den Vertretern der "Stammtisch-Ökonomie". Wer dem Verfasser nicht beizupflichten vermag, der wird des Irrationalismus geziehen oder zu einem Bewohner des "neoklassischen Elfenbeinturms" stigmatisiert. Letztlich bezeichnet Hickel die Marktlehre gar als demokratiegefährdend.

Auch wenn der Direktor des Instituts für Arbeit und Wirtschaft in Bremen mit den ökonomischen Vorstellungen von CDU/CSU und FDP kaum etwas gemein hat, sind Liberale und Union nicht die Hauptadressaten seines Buches. Seine Kritik richtet sich vor allem gegen die 2005 abgelöste rot-grüne Bundesregierung, die "mit einem Plädoyer für die politische Gestaltung der Wirtschaft" begonnen habe, dann aber "bald den Wechsel zum neoliberalen Umbau der Gesellschaft und zur Stärkung der Gewinnwirtschaft" vollzog. Die Enttäuschung des zurückgewiesenen Liebhabers ist deutlich zu spüren. Das (einstige) Objekt der Begierde soll dafür doppelt büßen.

Nach Hickel gibt es "gute Gründe dafür, daß der Staat Schulden macht". An künftige Generationen scheint er keinen Gedanken zu verschwenden. Daß gerade die Rückführung der Neuverschuldung im Sinne der Generationengerechtigkeit wäre, bezweifelt er. Der Verfasser hebt vielmehr die Bürden der gegenwärtigen Generation hervor und bewertet die Aufnahme öffentlicher Kredite "im Rahmen der Lastenverteilung zwischen den Generationen" als sinnvoll. Sein Plädoyer gilt einer Erhöhung des Spitzensteuersatzes und der Einführung der Vermögensteuer - "zumindest(!) für die privaten Haushalte". Lohnzurückhaltung der Arbeitnehmer kommt Hickel zufolge einem "Marsch in den Billiglohnsektor" gleich. Und selbstverständlich ergreift er Partei für Arbeitszeitverkürzungen.

Der Mitautor des jährlichen Alternativen Wirtschaftsberichts erweist sich als Anhänger von Investitionsprogrammen. Kurzum - er will mehr Staat ("öffentlich erzeugter ,Wohlstand für alle'") und weniger Reformen: "Die sogenannten Reformen der letzten Jahre - sie müssen reformiert werden." Dem Autor ist schwerlich vorzuwerfen, er führe keine Gegenvorschläge ins Feld. Doch seine Alternativen sind die Lösungen von gestern, pardon: vorgestern. Von den Realitäten im Osten Deutschlands, der ohnehin nur am Rande vorkommt, ist er noch weiter entfernt als von jenen im Westen. Selten hat der Verfasser seine Hand wirklich am Puls der Zeit. Hickel plädiert für einen "Kassensturz" - und ist dabei selbst gestürzt. "Sieben Gründe für eine andere Wirtschaftspolitik" möchte er präsentieren. Herausgekommen sind mindestens sieben Gründe, die gegen dieses Buch sprechen.

RALF ALTENHOF

Rudolf Hickel: Kassensturz. Sieben Gründe für eine andere Wirtschaftspolitik. Rowohlt Verlag, Reinbek 2006, 254 Seiten, 16,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In keiner Weise überzeugt hat Rezensent Ralf Altenhof dieses Buch über Wirtschaft und Wirtschaftspolitik in Deutschland, das der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel vorgelegt hat. Dessen massive Kritik an marktwirtschaftlichen und neoliberalen Tendenzen in Wirtschaft und Politik kann Altenhof nicht Ernst nehmen. Zumal der Autor seines Erachtens mit seinen Ausführungen immer wieder kräftig über das Ziel hinaus schießt. Mit seinen Rezepten für den Aufschwung beweist Hickel für Altenhof lediglich, dass er nicht auf der Höhe der Zeit ist. Die angeblich guten Gründe für die Neuverschuldung oder für die Einführung der Vermögenssteuer sind für Altenhof olle Kamellen. In seinen Worten: "Alternativen von vorgestern".

© Perlentaucher Medien GmbH