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Schicksalsschläge und die Wechselfälle des Lebens: Ein großer, sinnlicher Roman über zwei Menschen, die ihrer Vergangenheit nicht entkommen.
Als Sara Gómez sich für das Haus Nr. 31 in der südspanischen Ferienanlage entscheidet, hat sie ein Leben bereits hinter sich. Was ihr davon bleibt, ist allein das Geld, das sie sich am Sterbebett ihrer Pflegemutter erschlichen hat: Entschädigung für eine gestohlene Kindheit. Auch Juan Olmeda hütet ein dunkles Geheimnis, als er Haus Nr. 37 gegenüber bezieht. Zusammen mit seiner Nichte Tamara und dem behinderten Alfonso versucht er, den Tod des einzigen…mehr

Produktbeschreibung
Schicksalsschläge und die Wechselfälle des Lebens: Ein großer, sinnlicher Roman über zwei Menschen, die ihrer Vergangenheit nicht entkommen.
Als Sara Gómez sich für das Haus Nr. 31 in der südspanischen Ferienanlage entscheidet, hat sie ein Leben bereits hinter sich. Was ihr davon bleibt, ist allein das Geld, das sie sich am Sterbebett ihrer Pflegemutter erschlichen hat: Entschädigung für eine gestohlene Kindheit. Auch Juan Olmeda hütet ein dunkles Geheimnis, als er Haus Nr. 37 gegenüber bezieht. Zusammen mit seiner Nichte Tamara und dem behinderten Alfonso versucht er, den Tod des einzigen Menschen zu verwinden, den er je geliebt hat: Charo, die Frau seines Bruders. Sara und Juan eint nichts als eine Vergangenheit, der sie zu widerstehen hoffen.
Autorenporträt
Almudena Grandes, geboren 1960, begann nach dem Studium zu schreiben. 1989 wurde sie mit ihrem Roman "Lul " über Nacht berühmt. Bisher in zwanzig Sprachen übersetzt, erreichte "Lul " eine Gesamtauflage von über einer Million Exemplaren und wurde erfolgreich verfilmt. Auch mit dem Roman "Malena" rückte Almudena Grandes 1996 an die Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Sie zählt zu den großen spanischen Gegenwartsautorinnen und lebt in Madrid.
Rezensionen
Die Stürme des Lebens
Wenn die Möwen kirre werden und die Menschen reizbar, ungeduldig oder melancholisch, dann ist Sommer an der Küste von Cadiz und es weht der Ostwind. Es ist derselbe Wind, der, bläst er im Herbst oder Winter, das Gehirn freipustet, die Gedanken klärt und alles Bedrückende mit sich fortnimmt. So wechselhaft wie die Winde, war auch das Leben von Sara Gomez Morales und Juan Olmedo, zufällige Nachbarn in einer Luxususwohnanlage an der andalusischen Atlantikküste. Hier hoffen sie beide, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sara, "die auf alles verzichtet hat, um niemanden mehr zu brauchen", führt das elegante Leben einer Reichen, während Juan für sich, seine 10jährige Nichte Tamara und seinen behinderten Bruder Alfonso ein neues Zuhause findet. Vorgetäuschte Kindheit Durch das gemeinsame Dienstmädchen Maribel schließen die Bewohner der Häuser Nr.31 und Nr.37 Bekanntschaft und gewinnen eine Zukunft, die dem Geheimnis ihrer verwundeten Seelen trotzt. Hier beginnt die erste Geschichte , in Rückblenden erfährt der Leser die Schicksale dahinter. Sara wuchs als Pflegetochter in einem wohlhabenden Haus auf, nicht ahnend, dass diese Kindheit ein jähes Ende finden würde. Nach dem Abitur und ihrem 16. Geburtstag wird sie zu den leiblichen Eltern zurückgeschickt Deren einfache Verhältnisse erlauben kein Studium, aber getrieben von Stolz Bitterkeit und Rache kämpft Sara sich vorwärts, begegnet Vicente, ihrer großen Liebe,verliert ein Kind und kehrt als eine Art Gesellschafterin ins Haus der verhassten Pflegemutter zurück, von der sie sich ein Vermögen erschleicht.
Verbotene Liebe
Juan Olmedo ist Arzt, nüchtern und intelligent, und doch ist er Charo verfallen, der sprunghaften, unzufriedenen Frau seines Bruders Damian,die mit ihm spielt und ihn in ein Gefühlschaos stürzt. Als Charo tödlich verunglückt und Damian bei einem Streit zwischen den Brüdern von der Treppe stürzt und sich das Genick bricht, übernimmt Juan die Sorge für Tamara, die auch seine Tochter sein könnte und Alfonso, der den tödlichen Streit beobachtet hat.
Drei Romane - ein Buch
Eigentlich, so bekannte die spanische Bestsellerautorin Almudena Grandes einer Zeitung, wollte sie drei Romane schreiben. Den über Sara, den über Juan und den als beide sich begegnen. Nun ist ein Buch daraus geworden. Und was für eines! Ein wirklich großartiger Roman. Ungekünstelt, aber kunstvoll webt Almudena Grandes ihre Geschichte. Mit Leichtigkeit gelingt ihr der ständige Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit ihrer Protagonisten. Gleichmäßig und unaufgeregt fließt die Erzählung dahin, die so prallvoll ist mit den Wechselfällen des Lebens, dass der Leser ganz und gar darin versinkt, um erst nach der letzten Zeile völlig gefangen wieder aufzutauchen. (Rosina Wälischmiller)
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.08.2003

Was die Putzfrau bei Ostwind macht
Ist dieser Roman ein Schmachtfetzen oder ein gelungenes Experiment? Almudena Grandes porträtiert Spanien
Eine kleine, sehr feine Ferienanlage in der Bucht von Cádiz. Der Ostwind weht, als ein gut aussehender Mann mit seiner Familie das neue Haus bezieht. Sara Goméz, die zukünftige Nachbarin, selbst erst vor kurzem aus Madrid hier her gezogen, beobachtet den seltsamen Trupp vom Fenster aus: den ebenso attraktiv wie abweisend wirkenden Mann mit dem unsicher erscheinenden Mädchen, das vermutlich seine Tochter ist. Weit und breit ist keine Mutter zu sehen. Statt dessen taucht plötzlich ein zweiter Mann auf. Handelt es sich also um ein schwules Pärchen mit Kind? Aber nein, der Mann bewegt sich sehr mühsam. Er geht am Arm des anderen, weil er behindert ist.
In dieser Eröffnungsszene ist das Thema des Romans verborgen. „Die wechselnden Winde” ist ein Familienepos besonderer Art. Mit den stilistischen Mitteln des 19. Jahrhunderts erzählt die spanische Erfolgsautorin Almudena Grandes von einem Phänomen, das in unsere Gegenwart gehört: vom Auseinanderbrechen der Familie und deren Umgestaltung zu losem Flickwerk. Sechs Menschen führt sie zusammen: die dreiundfünzigjährige Sara Gómez, alleinstehend und kinderlos, den zweiundvierzigjährigen Unfallchirurgen Juan Olmedo mit seinem geistig behinderten Bruder Alfonso sowie der zehnjährigen Tamara.
Und dann ist da noch die dreißigjährige Maribel mit ihrem Sohn Andrés. Sie arbeitet als Putzfrau in beiden Häusern, dient zunächst als Botin zwischen den verschlossenen Madrilenen Juan und Sara, die aus unterschiedlichen Gründen die Brücken zu ihrem früheren Leben abgebrochen haben. Schließlich wird sie die Geliebte Juans.
Das alles ist nicht frei von Klischees und hat doch seinen Reiz. Denn was Almudena Grandes als Lebensgemeinschaft zusammenbastelt, ist selbst für Patchwork-Verhältnisse ungewöhnlich. In dieser seltsamen Familie, die „einander in fast allen denkbaren Richtungen adoptiert” hat, ist keiner nur Vater, nur Mutter, nur Onkel, Tante, Bruder, Sohn, Tochter oder Nichte. Statt dessen gibt es überall Väterliches, Mütterliches, Kindliches. Die Rollen werden als Funktionen gehandhabt und je nach Bedarf mit großer Selbstverständlichkeit im Wechsel ausgeübt.
Kleiner Buckel, großes Los
Bis zum offenen Ausgang des Romans - immer wartet man auf ein böses Ende -, weiss der Leser nicht wirklich, was er in Händen hält: einen Schmachtfetzen oder ein gelungenes Experiment? Der epische Atem dieser Autorin ist ausdauernd. Manchmal säuselt er allzu geschwätzig vor sich hin. Was als soziales Experiment glückt, wird durch den gigantischen Anspruch des Gesamtprojekts gefährdet. „Die wechselnden Winde” soll ein Gesellschaftsroman sein, der am Beispiel seiner sechs Hauptpersonen die Bruchlinien des gegenwärtigen Spanien in die Geschichte hinein nachzeichnet. Da steht nicht nur der Erfolgskult der Madrilenen gegen das Laissez-faire Andalusiens (wo man jedes Unglück, jedes Missgeschick auf den Ostwind schiebt und auf bessere Zeiten wartet), da haben die Figuren Biographien auf dem Buckel, unter deren exemplarischer Last sie fast zusammenbrechen.
So kommt Sara Gómez aus einer kinderreichen Arbeiterfamilie. Ihr Vater wurde als Sozialist unter Franco zum Tode verurteilt, dann aber zu lebenslanger (und schließlich verkürzter) Haft begnadigt, weil es der Mutter, die als Haushälterin bei einer einflußreichen Familie arbeitete, gelang, ihre Arbeitgeberin zur Intervention zu bewegen. Wie im Grimmschen Märchen fordert diese, eine Gegenleistung: das fünfte Kind der Familie Gómez, die angesichts ihrer elenden Lage den Handel auch noch als Wohltat verstehen muss. Sara Gómez wächst als Pflegetochter in einem prunkvollen Heim auf, ohne zu wissen, dass sie nach ihrem sechzehnten Geburtstag zu ihren leiblichen Eltern zurückkehren soll. Immerhin wird das Trauma der Deklassierung sie später einfühlsam machen in Hinsicht auf die Träume ihrer Putzfrau Maribel.
Am Beispiel Juans führt Almudena Grandes zwei Aufsteigerbiographien des demokratischen Spaniens vor. Juan und sein Bruder Dámian kommen ebenfalls aus einer einfachen Familie, der Vater war Bäcker. Während Juan den redlichen Weg beschreitet, die ganze Schulzeit über büffelt, um schließlich Medizin zu studieren, ist sein Bruder Dámian ein Draufgänger und Großsprecher. Er bekommt nicht nur die Mädchen und heiratet schließlich Juans große Liebe, sondern er macht auch eine dieser strahlenden Jungunternehmer-Karrieren. Dass das nicht gut gehen kann, ahnt man bei der dramatischen Anlage des Romans ziemlich rasch. Charo, die schöne Schwägerin Juans, mit der er zehn Jahre lang ein Verhältnis hatte, kommt im Auto eines anderen Geliebten ums Leben. Sieben Monate später stirbt sein Bruder an den Folgen eines Treppensturzes im Vollrausch.
Juan nimmt den behinderten Bruder Alfonso zu sich und ebenso Charos Tochter Tamara, die, wie sich erst gegen Ende des Romans herausstellen wird, auch seine Tochter ist (und nicht, wie wir lange glauben, seine Nichte). Und auch Maribel, die dritte Erwachsene der ungewöhnlichen Familie (der behinderte Alfonso steht eher auf Seiten der Kinder), bekommt Großes aufgeladen. Sie ist eine alleinerziehende Mutter, als junge Frau auf einen schönen Hallodri hereingefallen, der sich prompt wieder an sie heranmacht, nachdem sie durch einen Tombolagewinn zu Geld gekommen ist. Als sie auf seine Forderungen nicht eingeht, sticht er sie auf offener Straße nieder. Ohne Juans Rettung wäre sie verblutet.
„Die wechselnden Winde” ist ein Paradebeispiel für die Tücken und Chancen des Unterhaltungsromans. Einerseits gelingt hier etwas Außerordentliches, nämlich die Darstellung eines ungewöhnlichen Lebensexperiments mit überraschend menschlichem Antlitz, andererseits aber gerät die Figurenzeichnung in den Sog einer geschwätzigen Schreibweise. Die Tinte fließt und spritzt, bis der Kern kaum noch zu erkennen ist.
MEIKE FESSMANN
ALMUDENA GRANDES: Die wechselnden Winde. Roman. Aus dem Spanischen von Stefanie Gerhold, Sabine Giersberg und Petra Strien. Rowohlt Verlag, Hamburg 2003. 637 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Geweint habe sie bei der Niederschrift, zitiert Rezensent Kersten Knipp die Autorin. Er selbst hat sich gelangweilt. Almudena Grandes' Epos erzählt von Männer und Frauen in den mittleren Jahren, die an der "windzerzausten" spanischen Küste versuchen, ihr verpfuschtes Leben in den Griff zu bekommen. Es ist alles sehr traurig, aber, fragt unser Rezensent, ist das vielleicht ein Grund, die Geschichte um Sara Gomez und ihre unglückliche Jugend, den Arzt Juan Olmedo und seine unglückliche Liebe, und Maribel, die "dralle Hausangestellte in den erregend engen Blusen" so "aufdringlich larmoyant" zu erzählen? Knipp, der schon heulende Kinozuschauer vor sich sieht, glaubt den Protagonisten ihre Trauer keinen Augenblick. Und für füllige Frauenkörper, die ein "zittriges Beben" durchläuft, hat er auch nichts übrig.

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