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Dieses Buch ist ein "Frühstück bei Tiffany" des 21. Jahrhunderts. Bo ist ein äußerst liebenswertes Geschöpf: frech, klug, sexy, welterfahren - und sehr zerbrechlich. Mit spitzer Feder, scharfen Sprüchen und viel Selbstironie schildert sie ihre Abenteuer in der Welt der Superreichen, in der die Liebe nur eine Währung ist. Aber wie sagte schon Marilyn Monroe: "Mit wem muss ich schlafen, um hier rauszukommen?"

Produktbeschreibung
Dieses Buch ist ein "Frühstück bei Tiffany" des 21. Jahrhunderts. Bo ist ein äußerst liebenswertes Geschöpf: frech, klug, sexy, welterfahren - und sehr zerbrechlich. Mit spitzer Feder, scharfen Sprüchen und viel Selbstironie schildert sie ihre Abenteuer in der Welt der Superreichen, in der die Liebe nur eine Währung ist. Aber wie sagte schon Marilyn Monroe: "Mit wem muss ich schlafen, um hier rauszukommen?"
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.08.2000

Aszendent Heulsuse
Venus im Geschwätz: Coerte V.W. Felskes "Millennium Girl"

Am Anfang war der Seitensprung. Nach einem transatlantischen Satz sind nun die bösen Mädchen endlich auch auf dem amerikanischen Buchmarkt gelandet. Frauen, die Moët Chandon trinken, schaumweingeborene High-Glamour-Girls, Supersonic-Vamps mit permanentem Jetlag zwischen den brillantenbehängten Fledermausohren. Armor schießt mit Python-Stilettos von Gucci. Das Millennium Girl Bodicea Lashley weiß nicht, wo ihr der perfekt frisierte Kopf steht, ist ein Quentchen überdreht und hat wahnsinnig viel zu erzählen. Hi, hallo, Bussi, hier kommt Bo! Sie ist "Goldgräberin", ihre Claims sind die Golden American Express-Karten schwerreicher Männer, ihr Schürfwerkzeug ist ihr Jahrtausend-Körper. Wer sich ein Lächeln von ihr wünscht, muß sich erst auf die Fortune-Liste der 500 reichsten Männer setzen lassen. Aber dann gibt es auch sehr viel mehr als ein Lächeln.

Die gefühlige Bo durchlebt alle Höhen und Tiefen der First-Class-Prostitution. Dabei muß sie in jeder Episode mindestens ein Schmuckköfferchen voll 18-Karat-Tränen vergießen. In ihrer orientierungslosen Jugend hat sie leider ein Astrologie-Buch auswendig gelernt. So ist das psychologische Unterfutter ihrer Erzählung Horoskop-Hokuspokus. Die Traumfrau mit dem Astralkörper ist Aszendent Heulsuse und hängt an ihren 157 Gefühlen wie eine Marionette an ihren Fäden. Wie in deutschsprachigen Geschlechterkomödien gibt es auch in ihrer Vita den verständnisvollen Schmuseschwulen, der PC-konform und kostengünstig den Therapeuten ersetzt. Bos biographischem Werdegang liegt ein vulgärpsychologisches Schnittmuster zugrunde. Vom Vater vernachlässigt und letztendlich ganz und gar verlassen, geplagt von "finsteren Kobolden", sucht sie bei all ihren Männern Selbstbestätigung und vielleicht sogar ein bißchen wahre Liebe. Aber ein sporadischer Schmetterling im Bauch macht noch keinen Sommer. Vor das Happy-End hat der Herr die Selbstfindungsprosa gesetzt. In der raunt es von Verkrustungen und klaffenden Seelenwunden. In Krisenzeiten umarmt Bo einen Baum. Tief in ihrem Innern wußte sicher schon Marilyn Monroe, daß die einzig wichtige Frage im Grunde lautet: Wie angele ich mir ein Ich?

Unbeirrbar frohgemut und immer wieder in Champagnerlaune durchstreift das Golddigger-Girl ein rauschendes Röhricht törichter Binsenweisheiten: "Wir sind, was wir sein wollen, so ist es wohl." Ihre Badegewohnheiten harmonieren mit ihrem Erzählhabitus: "Ich badete viel, aber mit viel Schaum. Ich nehme immer gleich die ganze Flasche." Das Ergebnis ist ein quirliger Jacuzzi voll seifiger Schaumschlägerei. Bos Erzählung ist ein unverbindliches Geschäker mit dem Leser: "Geboren wurde ich irgendwo in Ohio. Ich weiß zwar, wo genau, aber Sie wissen es nicht, und warum sollte ich es Ihnen erzählen?" Insgesamt lesen sich ihre Abenteuer, als blätterte man heimlich im Tagebuch seiner minderjährigen Schwester. Oft klingen ihre Sätze wie Gassenhauer vom Boulevard of Broken Dreams: "Jasper war eine Reise in den Wald der ausgeträumten Träume - ein grausiger Ort." Gäbe es wenigstens ein sexy Centerfold des Partygirls, wäre ihr schnäbelndes Cocktailgeplapper vielleicht besser zu ertragen.

Wie man die betörenden Oberflächen von Gucci, Prada, Bulgari & Co. ankratzen und aus diesem Rohmaterial ernst zu nehmende Literatur machen kann, hat Bret Easton Ellis mit "American Psycho" vorgeführt. Bei Felske hingegen darf der Gala-Leser nach Feierabend Arm in Arm mit einem Million Dollar Girl und ihren verführerisch gewölbten Projektionsflächen über die flauschigen Teppiche des Trump-Towers scharwenzeln oder vor einem knisternden Kaminfeuer in einem Chalet bei St. Moritz mit den Zehen wackeln. Harmlose Zielgruppen-Literatur für Lifestyle-Victims, ein Wohlfühlroman. Felskes Sprachkraft beschränkt sich auf das restlose Ausschöpfen der Goldgräbermetapher. Für knapp 400 Seiten reicht diese eine poetische Edelmetallader nicht ganz. Wenn der Stil sich schon entlang der Nullachse bewegt, möchte man als Leser wenigstens eine etwas heftiger ausschlagende Spannungskurve. Doch ziellos ist Bos Odyssee entlang der Hot Spots des internationalen Jet-sets, und ziellos ist auch Felskes Dramaturgie. Gleichförmig wie die Perlen von Bodiceas Colliers reihen sich die Episoden dieses Glamouramas aneinander.

Uuups, she did it again! Obwohl sie ja eigentlich gar nicht mehr will. Dieser eine Konflikt wird über alle Kapitel hinweg variiert. Felske weiß um seine dramaturgische Laxheit und schiebt die kokettierende Bo vor: "Ich schrieb auf, was mir gerade einfiel, und darum ist alles etwas ungeordnet. Das Ganze ist ein Flickenteppich aus Geschichten, und dafür entschuldige ich mich. Aber am Ende haben Sie die ganze Geschichte." Logisch. Über "die düsteren Pfade der Erniedrigung" schlittert die Heldin von Desillusion zu Desillusion. Durch den an schlagartig ausfallenden Haaren herbeigezogenen Krebstod ihrer Schwester wird Bo von ihrem Lotterleben geläutert, übernimmt die Verantwortung für ihre minderjährige Nichte und ihr eigenes Leben. Als Bonus für herausragende existentielle Leistungen bekommt die Pretty Woman noch ihren Superreichen und gründet eine ideale Familie, die mehr auf Geistes- als auf Blutsverwandschaft beruht.

Der Textcocktail ist auf recht flüssiger Dialogbasis gemixt, was sicherlich an Coerte V. W. Felskes Hauptberuf liegt. Er schreibt Hollywood-Drehbücher. Wer nun während seines nächsten Transatlantik-Flugs keine Lust auf das Bord-Video hat, möge Felskes Roman lesen - aber nur mit einem First-Class-Ticket als Lesezeichen. Wer allerdings glaubt, zwischen Literatur und Hollywood-Zweitverwertung bestehe ein struktureller Unterschied, und diesen auch genießen möchte, sollte besser nicht mit dem Millennium Girl anbandeln.

STEPHAN MAUS

Coerte V. W. Felske: "Millennium Girl". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Miriam Mandelkow und Patricia Klobusiczky. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2000. 380 S., geb., 39,80 DM.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Die Reichen werden vorgeführt, ihr Leben als oberflächlich entlarvt, und stattdessen die Familie gepriesen - man kennt das aus unzähligen amerikanischen Filmen. Heribert Hoven ist jedenfalls enttäuscht vom "Millenium Girl", das aus der Feder des vierzigjährigen Drehbuchautors Coerte F. W. Felske stammt und ihn von weitem an "American Psycho" erinnert, wenn aus umgekehrter Sicht die Männerwelt inspiziert wird. Da wird die Jagd nach gutbetuchten Männer beschrieben, denen blondgelockte Mädels nicht nur die Brieftasche, sondern sogar einen Ehevertrag abluchsen wollen. Immerhin sei die Geschichte locker und flockig erzählt, meint Hoven, und biete einige geistreiche Pointen. Die muss er allerdings in seiner Kritik gut versteckt haben.

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