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April 1940. Die 16-jährige Rita ist Halbjüdin und vor den Nazis auf der Flucht. Eine Postkarte aus Marrakesch ist gleichsam ihr Talisman, denndorthin haben sich schon einige ihrer Freunde gerettet und Marrakesch ist auch ihr Ziel. In Straßburg trifft sie auf Gabriel, einen Schmuggler undPapierfälscher. Gemeinsam setzen sie die entbehrungsreiche Flucht fort. Doch als sie eine Entführung vortäuschen um an Geld zu kommen, wird Gabrielverhaftet. Völlig auf sich gestellt, erreicht Rita schließlich Marseille und schifft sich nach Marrakesch ein.

Produktbeschreibung
April 1940. Die 16-jährige Rita ist Halbjüdin und vor den Nazis auf der Flucht. Eine Postkarte aus Marrakesch ist gleichsam ihr Talisman, denndorthin haben sich schon einige ihrer Freunde gerettet und Marrakesch ist auch ihr Ziel. In Straßburg trifft sie auf Gabriel, einen Schmuggler undPapierfälscher. Gemeinsam setzen sie die entbehrungsreiche Flucht fort. Doch als sie eine Entführung vortäuschen um an Geld zu kommen, wird Gabrielverhaftet. Völlig auf sich gestellt, erreicht Rita schließlich Marseille und schifft sich nach Marrakesch ein.
Autorenporträt
Waldtraut Lewin, geboren 1937, studierte Germanistik und Theaterwissenschaft in Berlin und arbeitete als Opernübersetzerin, Dramaturgin und Regisseurin zunächst am Landestheater Halle und dann am Volkstheater Rostock. Seit 1978 lebt sie als freischaffende Autorin von Romanen, Hörspielen und Drehbüchern, für die sie zahlreiche Auszeichnungen erhielt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.12.2003

Flucht in den Orient
Eine junge Frau rettet sich quer durch Europa vor den Nazis
WALDTRAUT LEWIN: Mond über Marrakesch. Ravensburger Buchverlag (Ravensburger Junge Reihe), Ravensburg 2003. 287 Seiten, 13,95 Euro.
Es ist nur eine kitschige Postkarte: „Eine Stadt wie aus 1001 Nacht, rosenfarbig, mit Minaretten und Türmen und darüber der volle Mond” ist darauf zu lesen; „Mond über Marrakesch‘ steht auf der Rückseite in französischer Sprache, mit zittriger Handschrift ist eine Telefonnummer hinzugefügt. Doch für Rita und Sidonie gleicht dieses bunte Stück Papier einer Eintrittskarte für einen Ort der Hoffnung und zugleich einem handfesten Beweis, dass es wirklich eine Zuflucht gibt. Sich an einen solchen Ort zu wünschen, dazu haben sie allen Grund.
Berlin 1940: Die 17-jährige Halbjüdin Rita Moebius hat sich mit ihrer geliebten jüdischen Stiefmutter Sidonie in der großbürgerlichen Wohnung der Familie verkrochen, sie führen eine Schattenexistenz, machen sich möglichst unsichtbar. Es ist eine angespannte Atmosphäre, die da geschildert wird; in den Kokon aus Zuneigung, den Rita und Sidonie um sich spinnen, dringt immer wieder die Angst ein. Jedes unerwartete Klingeln an der Tür verheißt Unheil und lässt in Rita diese ekelhafte Angst hochsteigen, die nun so viel Platz einnimmt in ihrem einst komfortabel-sorglosen Leben. Auch wenn dem Mädchen nicht klar ist, wie dieses Unheil aussieht, weiß es, dass die Bedrohung so schlimm ist wie keine zuvor.
Die Judenverfolgung der Nazis ist im Gang, und dass Ritas Stiefmutter Sidonie noch nicht deportiert wurde, liegt nur daran, dass die Ehe mit einem Arier sie schützt – noch. Denn Ritas Vater, ein erfolgreicher und regimefreundlicher Bankier, hat seine Frau bereits verlassen, residiert in Zürich und macht dort Geschäfte für das Dritte Reich. Wie befürchtet, liefert er Sidonie den Nazis ans Messer. Verletzt und unter Schock, voller Abscheu über den Vater, macht Rita sich allein auf die Flucht, auf die sie doch mit Sidonie hatte gehen wollen. Und natürlich ist ihr fernes Ziel die Stadt, deren Namen wie eine Beschwörungsformel klingt: Marrakesch.
Gewitzte höhere Tochter
Ritas Flucht ist die Haupthandlung des Buches, in ihrem Verlauf wird aus dem zwar gewitzten, aber unerfahrenen, höheren Töchterchen notgedrungen eine ziemlich erwachsene junge Frau. Das liegt auch an Gabriel, den sie trifft, als sie sich mit mehr Glück als Verstand nach Straßburg durchgeschlagen hat. Der junge Mann und Ex-Fremdenlegionär, der zunächst undurchsichtigen Geschäften nachzugehen scheint, ist erstmal gar nicht erbaut, dieses seltsame Mädchen am Hals zu haben. Er ist scharf auf ihre letzten Wertsachen; sie will, dass er ihr falsche Papiere verschafft. Beide verheimlichen einander ihre wahre Geschichte. Doch dann marschiert die Wehrmacht in Frankreich ein, und Gabriel wie Rita müssen schleunigst vor den deutschen Soldaten davonlaufen. Auf abenteuerlichen Wegen schlagen die beiden sich Richtung Süden durch. Es wird eine Reise durch die Schrecken des Krieges, aber es wird auch der Sommer von Ritas erster großer Liebe. Denn sie und Gabriel werden ein Paar. Nach Marrakesch muss die Heldin des Buchs schließlich aber doch allein aufbrechen.
Waltraut Lewin hat mit „Mond über Marrakesch” eine spannende, geradlinige Geschichte aufgeschrieben, welche die uralte Botschaft enthält, dass Hoffnung und Liebe es immer wert sind, dafür zu kämpfen. Als versierte Autorin von Krimis, Jugendbüchern und historischen Romanen arbeitet Lewin, Jahrgang 1937, genug Zeitkolorit ein, um einen realistischen Hintergrund der Ereignisse zu zeichnen. Auf Horrorszenen aus dem Dritten Reich verzichtet sie. Der Schrecken spiegelt sich indirekt im Verhalten der Protagonisten. Menschen und die Menschlichkeit zählen, Gute und Böse gibt es dabei auf allen Seiten.
Wie es sich anfühlt, jung zu sein, in die Wirren eines Kriegs zu geraten und darin nicht zu verzweifeln, erzählt Ritas und Gabriels Geschichte, erst abwechselnd aus deren jeweiliger Ich-Perspektive, und schließlich in einem Kapitel auch vereint. Die beiden erinnern übrigens ein wenig an ein anderes Paar: an jenes, das sich in Erich Maria Remarques „Nacht von Lissabon” ebenfalls auf der Flucht vor den Deutschen durch Frankreich schlägt und bei dem auch einer der Partner von schwerer Krankheit bedroht ist. Die Parallele schadet der Geschichte aber nicht. Dass „Mond über Marrakesch” jüngere Leser auch inspirieren könnte, mehr über das Dritte Reich und den Krieg erfahren zu wollen, ist nicht ausgeschlossen.
ANDREA BACHSTEIN
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Waldtraud Lewins Buch erzählt die Geschichte der Flucht der Halbjüdin Rita Moebius vor der Verfolgung durch die Nazis und beginnt im Jahr 1940 in Berlin, wie Andrea Bachstein berichtet. Rita hat sich mir ihrer jüdischen Stiefmutter Sidonie in deren Wohnung verschanzt. Sie erwarten angstvoll ihre Entdeckung und Deportation, was im Falle Sidonies auch eintritt. Ritas Vater, ein skrupelloser Geschäftemacher, verrät seine Frau und Rita flieht angewidert von ihrem Vater über Frankreich mit dem Ziel Marrakesch. Das Jugendbuch "Mond über Marrakesch sei "eine spannende, geradlinige Geschichte", das die "versierte" Autorin mit einem realistischen, zeithistorischen Hintergrund versehen habe, der junge Menschen zum Nachdenken über die Schrecken der Nazizeit anregen könne, urteilt die Rezensentin.

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