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Barbara Beuys erzählt spannend und kenntnisreich das ungewöhnliche Leben einer Frau im 17. Jahrhundert, die selbstbewusst als Künstlerin Pionierarbeit in den Naturwissenschaften leistete. Ihre Leidenschaft für Raupen und deren Verwandlung in Schmetterlinge führte sie 1699 bis in den tropischen Urwald von Südamerika. Mit ihrem Buch Der Raupen wunderbare Verwandlung gehört Maria Sibylla Merian zu den Begründern der modernen Insektenkunde. Fünf Jahre lebte sie in einer radikalen christlichen Kommune in Holland, trennte sich von ihrem Mann und zog mit ihren Töchtern nach Amsterdam. Dort entstanden…mehr

Produktbeschreibung
Barbara Beuys erzählt spannend und kenntnisreich das ungewöhnliche Leben einer Frau im 17. Jahrhundert, die selbstbewusst als Künstlerin Pionierarbeit in den Naturwissenschaften leistete. Ihre Leidenschaft für Raupen und deren Verwandlung in Schmetterlinge führte sie 1699 bis in den tropischen Urwald von Südamerika.
Mit ihrem Buch Der Raupen wunderbare Verwandlung gehört Maria Sibylla Merian zu den Begründern der modernen Insektenkunde. Fünf Jahre lebte sie in einer radikalen christlichen Kommune in Holland, trennte sich von ihrem Mann und zog mit ihren Töchtern nach Amsterdam. Dort entstanden im Merian-Studio mit ihren zwei Töchtern Zeichnungen von Blumen, Insekten und Früchten, die bei Sammlern in ganz Europa begehrt waren. Die Reise der Zweiundfünfzigjährigen in die niederländische Kolonie Surinam in Südamerika zur Erforschung der tropischen Inselwelt ist ohne Vorbild. Ihr Buch über die Surinamesischen Insekten machte sie endgültig berühmt.
Autorenporträt
Barbara Beuys, geboren 1943, arbeitete nach ihrer Promotion in Geschichte als Redakteurin u. a. bei Stern, Merian und Die Zeit. In ihren über 20 Büchern hat sie mehrfach Biografien und Perspektiven aus der Zeit des Nationalsozialismus neu und spannend erzählt. 2017 erhielt sie den Luise-Büchner-Preis für Publizistik. Barbara Beuys lebt als freie Autorin in Köln.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.01.2017

Der Raupen Verwandlung
Bücher zum 300. Todestag von Maria Sibylla Merian

Die selbstbewusste Frankfurterin Maria Sibylla Merian brach gleich mit mehreren Klischees: Sie war berufstätige Mutter, renommierte Künstlerin, Naturforscherin, Geschäftsfrau und erwirkte nach mehr als fünfundzwanzig Jahren Ehe eine Scheidung. Sie reiste zu Forschungszwecken allein mit ihrer jüngsten Tochter zwei Jahre nach Südamerika in die damalige niederländische Kolonie Surinam. Dort erkundete sie die tropische Fauna und Flora, um nach ihrer Rückkehr ein bis heute beeindruckendes Werk über die "Verwandlung der surinamischen Insekten" herauszugeben.

So umreißt die Historikerin Barbara Beuys die außergewöhnliche Biographie einer Frau, die 1647 geboren wurde. Dabei misst Beuys der Religion der Merian eine entscheidende Rolle bei. Als Tochter des berühmten Frankfurter Verlegers und Kupferstechers Matthäus Merian des Älteren kam sie aus einer Familie von Glaubensflüchtlingen. Als nach Calvin Reformierte mussten sie die Niederlande verlassen und fanden wie Tausende andere Zuflucht in der Freien Reichsstadt Frankfurt. Für die Reformierten stand die persönliche Erkenntnis im Zentrum des Glaubens, schreibt Beuys und leitet daraus auch Maria Sibyllas Antrieb zur Forschung ab: um Gottes Werk zu ehren. Wichtig war auch, so die Biographin, dass sie in einem Umfeld lebte, das sie förderte und ihr als Frau eine gewisse Selbständigkeit zubilligte.

Auch habe die Merian vom Namen ihrer einflussreichen Familie profitiert, der ihr ein Netzwerk von Künstlern und Gelehrten ihrer Zeit eröffnete. Im Alter von zweiunddreißig Jahren brachte sie ihr Werk "Der Raupen wunderbare Verwandlung, und sonderbare Blumennahrung" mit fünfzig eigenen Zeichnungen heraus und entpuppte sich damit nicht nur als Künstlerin, sondern auch als Forscherin. Als Erste sieht sie den Zusammenhang zwischen der Raupe und ihrer Wirtspflanze.

Beuys zeichnet das Bild einer selbstbestimmten, ehrgeizigen Frau, die von früh an ihrer Leidenschaft für die Malerei und für die Insektenforschung folgte. Merians geschäftliche Tätigkeit kommt zwar nicht in dem Maß zur Sprache, wie es der Untertitel "Künstlerin, Forscherin, Geschäftsfrau" verspricht. Aber die Darstellung des Lebenswegs der Merian ist sorgfältig recherchiert und mit Belegen versehen. Die Autorin vermeidet Spekulationen, selbst wenn das zu größeren Lücken in der Biographie führt, für die verschiedene mögliche Szenarien angeboten werden. Barbara Beuys erzählt eine fesselnde Geschichte, einzig die häufigen Wiederholungen lassen den Text stellenweise zäh werden. Ihre Biographie schließt mit einem Zitat der Merian aus dem Werk über die "Verwandlung der surinamischen Insekten": Es sollte sowohl den Kunst- als auch den Insektenliebhabern Freude bereiten.

Anlässlich des heutigen dreihundertsten Todestags von Maria Sibylla Merian ist nun ein Faksimile dieses erstmals 1705 gedruckten großformatigen Werks erschienen, das vor allem durch seine farbenprächtigen Zeichnungen besticht. Die Ausgabe ist ergänzt um Anmerkungen von Experten, die die Bedeutung des Werks erläutern und auch auf die besondere Rolle hinweisen, die der Merian als Pionierin auf diesem Forschungsfeld zukommt.

BETTINA WOLFF.

Barbara Beuys: "Maria Sibylla Merian". Künstlerin, Forscherin, Geschäftsfrau.

Eine Biographie.

Insel Verlag, Berlin 2016. 285 S., br., 18,95 [Euro].

Maria Sibylla Merian: "Metamorphosis insectorum Surinamensium".

Die Verwandlung der surinamischen Insekten. 1705. Hrsg. von Marieke van Delft und Hans Mulder.

Lambert Schneider Verlag, Darmstadt 2016. 200 S., Abb., geb., 149,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.01.2017

Augenblicksglück
Barbara Beuys beleuchtet das Leben und wissenschaftliche Treiben der vor 300 Jahren
gestorbenen Naturforscherin, Künstlerin und Geschäftsfrau Maria Sibylla Merian
VON PETER HENNING
Mit seiner ebenso ungewöhnlichen wie mitreißend geschriebenen Romanbiografie der Naturforscherin Maria Sibylla Merian, dem Band „Frau Merian!“, stürmte der 2015 verstorbene Kölner Schriftsteller Dieter Kühn 2002 die Bestenlisten. Denn mit seinem Buch war dem erfahrenen Biografen und Chronisten großer Geister wie Oswald von Wolkenstein, Goethe, Clara Schumann oder Beethoven tatsächlich etwas Ungewöhnliches geglückt: eine romanhaft quirlige, 647 Seiten lange Verdichtung des Lebens der sogenannten „Falterfrau“ aus dem hessischen Frankfurt. Kühns Buch führte seinerzeit in seiner poetischen Bildmacht gekonnt vor, dass da, wo sich das faktisch Verbürgte bisweilen als allzu karg und überschaubar erweist, die Stunde der Erfindung schlägt, mit der sich ein wenig Licht ins biografische Dunkel bringen lässt – und sei es auch ein künstliches.
Draufgängerisch mischte Kühn Imaginiertes mit Faktischem und ging das Leben jener Frau, die zunächst an Seidenspinnerraupen herumprobierte, später an tropischen Faltern und ihren Raupen, zugleich kühl wie ein Entomologe an, der einen tropischen, ihm bis dato unbekannten Schwärmer, zum Beispiel einen jener exorbitanten Eumorpha labrucscae, wie die Merian ihn auf ihrer berühmten Surinamreise in den Tropen um 1700 antraf und zeichnete, auf seinem Spannbrett hat - und nun mit Blick durch die Lupe beginnt, ihn in seiner ganzen anatomischen Besonderheit zu studieren: Zentimeter für Zentimeter, Detail für Detail. Die eingliedrigen Maxilarpalpen, den Saugrüssel, die Superpositionsaugen und seine keilförmigen Starfighter-haften Flügel, den wuchtigen Leib.
Dieter Kühn rückte Maria Sibylla Merian poetisch zu Leibe, und kam ihr dabei wohl so nah, wie kein Zweiter vor und nach ihr. Das Resultat war ein glänzend geschriebener monografischer Essay, der sich mit einer exzellent recherchierten biografische Totalansicht der Merian, soweit es das „Lebens“-Material erlaubte, das sie ihren Biografen zurückließ, als sie am 13. Januar 1717 in Amsterdam starb. Kühns Buch stellte Uta Kepplers „Die Falterfrau“ aus dem Jahr 1976 in den Schatten, 2003 folgte die nüchternere, von der Wissenschaftshistorikerin Natalie Zemon Davis unter dem Titel „Metamorphosen“ verfasste Lebensgeschichte, die der Wagenbach Verlag kürzlich neu aufgelegt hat.
Die Biografie „Maria Sibylla Merian – Künstlerin, Forscherin, Geschäftsfrau“, die nun die Kölner Autorin Barbara Beuys vorlegt, muss neben dem opulenten Buch Kühns ein wenig blass wirken. Denn wo Kühn rausholte, was sein Tuschkasten an Farben und Zwischentönen hergab, da folgt Barbara Beuys eher brav den Lebensspuren der Begründerin der modernen Entomologie und Zeitgenossin von Marcello Malpighi, Antoni van Leeuwenhoek und Jan Swammerdam, der um 1680 die „Präformationslehre“ begründete. Barbara Beuys entwickelt ihren Text streng entlang der ihr bekannten Fakten, hat aber zudem Originalschauplätze in Holland aufgesucht und Originalstiche und Zeichnungen dr Maria Sibylla Merian begutachtet. Doch ist ihr Buch weit mehr als eine sprachlich routinierte Aneinanderreihung von Lebensstationen, wie man sie häufig in der biografischen Literatur findet.
Denn es folgt einem eigenen, ergiebigen Ansatz. Anders als etwa Helmut Kaiser, der in seiner 1997 bei Artemis & Winkler erschienenen Merian-Biografie vor allem dem Mythos der großen Unzeitgemäßen huldigt, und, beginnend in der Mainzerstraße in Frankfurt, ihren Aufstieg, in den Olymp der Gelehrten nachzeichnet, leuchtet Barbara Beuys vor allem die Gefühlswelt der Merian aus.
Und sie tut es vorsichtig, tastend, mit weiblichem Blick. Das nimmt einen für ihr Buch ein, das bewusst eine Nahaufnahme sein will, ein biografisches Close-Up sozusagen. Es will die innersten Motivationen und Gefühlslagen freilegen, welche die junge Frau umtrieben in ihrer wachsenden forscherischen Wissbegier und ihrem Streben nach Selbstverwirklichung. Und das gelingt ihr immer wieder.
Denn tatsächlich ist die Geschichte der Maria Sibylla Merian auch die besondere Geschichte einer weiblichen Emanzipation, einer exemplarischen schmetterlingshaften Selbstentfaltung. So gehen wir mit Barbare Beuys über 284 Buchseiten hin noch einmal durch das Leben der 1647 als Tochter des Verlegers, Illustrators und Kupferstechers Matthäus Merian, „dem Älteren“ Geborenen, erleben ihr ersten Falter-und Raupen-Erfahrungen mit, ihre Heirat, ihre Veröffentlichungen, also die ihrer „Blumenbücher“ ebenso wie jenes ihres „Raupenbuch“ im Jahr 1679, bis hin zu ihrer berühmten Surinam-Reise in Begleitung ihrer jüngeren Tochter Dorothea und ihrem daraus resultierenden epochemachenden Opus Magnum „Metamorphosis Insectorum Surinamensum“, mit dessen Erscheinen sie sich 1705 endgültig und bleibend in die Geschichtsbücher einschreibt.
Das alles ist sattsam bekannt, natürlich, erhält bei Beuys aber durch die Art, wie sie es bewusst im Seitenlicht des fein geschilderten Wesens der Merian betrachtet – plötzlich etwas fühlbar Persönliches. Und wer, wie der Autor dieses Artikels, der selbst seit fast fünfzig Jahren Falter beobachtet, Raupen züchtet und die später geschlüpften Falter auswildert, der hat beim Lesen von Beuys’ monografischem Text das Gefühl, sich selbst ein wenig darin gespiegelt zu sehen, etwa in der Niedergeschlagenheit der einst 13-Jährigen Maria, die nach eingehender Hege und Pflege irgendwann bilanzieren muss, dass kaum einer der von ihr wohl und regelmäßig mit Maulbeerbaumblättern versorgten Seidenspinner überlebt hat.
Oder in dem wahrhaft elektrisierenden, einzigartigen Glück, das jeden Schmetterlingssammler unwillkürlich durchströmt, der nach stundenlanger Suche in der kargen Felsenlandschaft der kroatischen Küste plötzlich auf den sich zeigenden mächtigen weißen Waldportier, Aulocera circe, trifft – und sein Glück kaum fassen kann, oder in den Hügeln von Andorra auf den sehr seltenen Isabellaspinner, Graellsia isabellae.
„Und am meisten genieße ich die Zeitlosigkeit, wenn ich – in einer aufs Geratewohl herausgegriffenen Landschaft – unter seltenen Schmetterlingen und ihren Futterpflanzen stehe. Das ist Ekstase, und hinter der Ekstase ist etwas anderes, schwer Erklärbares. Es ist ein kurzes Vakuum, in das alles strömt, was ich liebe“, bekannte einmal der Schriftsteller und Entomologe Vladimir Nabokov.
Maria Sibylla Merian wird die Nabokovschen Ekstasen gekannt haben, dieses plötzliche Durchströmtwerden von einem für Außenstehende nur schwer nachvollziehbaren Glücks. Das Buch von Barbara Beuys macht dieses „Augenblicksglück“stellenweise fühlbar. Darin bereits liegt sein nicht geringer, hier anzuzeigender Wert.
Diese Biografie erzählt auch
die Geschichte einer besonderen
weiblichen Emanzipation
Niedergeschlagen sieht die
13-Jährige ihre Seidenspinner
trotz bester Pflege eingehen
Tafel aus Maria Sybilla Merians „Dissertatio de Generatione et Metamorphosibus Insectorum Surinamensium“ (links), Granatapfel und Blauer Morpho (rechts).
Foto: akg
Barbara Beuys: Maria Sibylla Merian: Künstlerin,
Forscherin, Geschäftsfrau.
Insel Verlag, Berlin 2016.
284 Seiten, 18,95 Euro.
E-Book 15,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als berufstätige Mutter, renommierte Künstlerin, Naturforscherin und Geschäftsfrau war Maria Sibylla Merian eine Ausnahmeerscheinung ihrer Zeit, weiß Bettina Wolff und freut sich, dieses außergewöhnliche Leben zum 300. Todestag Merians in der Biografie von Barbara Beuys gut recherchiert dargestellt zu finden. Dass auch nach der die sorgfältigsten Recherche Lücken bleiben, kann die Rezensentin verschmerzen und lobt den Ansatz der Autorin, lieber verschiedene Möglichkeiten zu präsentieren als ins Spekulieren zu verfallen. Besonders die Rolle der Religion für das Werk der Calvinistin Merian findet Wolff aufschlussreich. Auszusetzen hat sie an diesem Buch höchstens einen gelegentlich den Lesefluss hemmenden Hang zur Redundanz.

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»Das alles ist sattsam bekannt, erhält bei Barbara Beuys aber durch die Art, wie sie es im Seitenlicht des fein geschilderten Wesens der Merian betrachtet, plötzlich etwas fühlbar Persönliches.« Peter Henning Süddeutsche Zeitung 20170113