»Deutschland ist kein Einwanderungsland«, sagte vor Jahrzehnten Helmut Kohl. Heute spricht man angesichts der nicht endenden Flüchtlingsströme weltweit von der deutschen »Willkommenskultur«. Was politisch und gesellschaftlich lange Zeit verneint wurde: Deutschland ist schon seit Jahrzehnten ein Einwanderungsland. 16 Millionen sogenannte »Neue Deutsche«, Menschen mit Migrationshintergrund, leben hier. Wie unterscheidet sich ihr Schicksal von dem der heutigen Einwanderer? Was kann man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen? Jagoda Marinic ist eine gewichtige Stimme in der Einwanderungsdebatte: politisch und poetisch zugleich, gesellschaftlich-analytisch und immer sehr persönlich. Zuweilen zornig, aber auch voller Hoffnung erzählt sie von einem Einwanderungsland, das nie eines sein wollte.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Lena Gorelik nutzt ihre Besprechung von "Made in Germany", um zunächst eine Anekdote aus ihrem eigenen Leben zu erzählen. Sie dreht sich um Hühnersuppe und ihre russisch-jüdische Mutter und soll das Dilemma vieler Migrantenkinder zeigen: hin- unter hergerissen zu sein zwischen den im Ausland liegenden Wurzeln und Traditionen sowie den Bräuchen der neuen Heimat. Angesichts des durch die Flüchtlingskrise gespaltenen Europas erinnert die Autorin Jagoda Marinić, Schriftstellerin, Journalistin und im Schwabenland geborene Tochter kroatischer Eltern, in ihrem Buch daran, dass Deutschland längst ein Einwanderungsland ist und der Migrationshintergrund künftig "normal" sein dürfte. Dass Marinić dies "manchmal wütend, oft präzise und immer frei von Gefühlsduselei" beschreibt, gefällt der Rezensentin offenbar gut.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Manchmal wütend, oft präzise und immer frei von Gefühlsduselei.« Lena Gorelik Die Welt, 14.05.2016