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In dieser charmanten Doppel-Biografie schildern zwei Freundinnen, die aus jüdischen deutsch-amerikanischen Familien stammen, ihr gemeinsames Leben, das sie zu einer Institution im internationalen Antiquariatsgeschäft gemacht hat. Humorvoll und warmherzig beschreiben sie ihre Kindheit im New York der zwanziger Jahre, ihre turbulente Studienzeit, ihre Reisen ins alte Europa und erzählen dabei Geschichten über wertvolle Bücher und die Menschen, die mit ihnen zu tun haben. Es ist ein Buch über Entdeckungen, ein Kaleidoskop kultureller Veränderungen - und das Zeugnis einer aussterbenden Zunft.

Produktbeschreibung
In dieser charmanten Doppel-Biografie schildern zwei Freundinnen, die aus jüdischen deutsch-amerikanischen Familien stammen, ihr gemeinsames Leben, das sie zu einer Institution im internationalen Antiquariatsgeschäft gemacht hat. Humorvoll und warmherzig beschreiben sie ihre Kindheit im New York der zwanziger Jahre, ihre turbulente Studienzeit, ihre Reisen ins alte Europa und erzählen dabei Geschichten über wertvolle Bücher und die Menschen, die mit ihnen zu tun haben. Es ist ein Buch über Entdeckungen, ein Kaleidoskop kultureller Veränderungen - und das Zeugnis einer aussterbenden Zunft.
Autorenporträt
Madeleine Stern war - zusammen mit Leona Rostenberg - über fünfzig Jahre im Antiquariatsgeschäft tätig. Stern veröffentlichte zahlreiche Bücher, darunter Biografien von Margaret Fuller und Louisa May Alcott. Die Autorin lebt in New York City.

Leona Rostenberg war - zusammen mit Madeleine Stern - über fünfzig Jahre im Antiquariatsgeschäft tätig. Rostenberg war ehemalige Präsidentin der Antiquarian Booksellers Association of America und publizierte selbst, u. a. zur Kulturgeschichte des Buchdrucks. Die Autorin lebt in New York City.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.01.2005

Von der Glut der Bücherjagd
Die Antiquarinnen Rostenberg und Stern erzählen ihr Leben

Antiquarische Buchhändler sind die Profis unter den Büchersammlern. Sie unterscheiden sich von den gewöhnlichen Sammlern nur in ihrem weniger intensiven Verhältnis zum Besitz ihrer Objekte. "Für den Sammler", schrieb Walter Benjamin in seinem wunderbaren Essay über das Büchersammeln, ist "der Besitz das allertiefste Verhältnis, das man zu den Dingen haben kann." Zwar schwelgen antiquarische Buchhändler in ihren Funden, aber es macht ihnen nichts aus, sie weiterzureichen. Sie sind darum die Pfadfinder der Amateursammler. Die Besten unter ihnen kombinieren Jagdinstinkt und Fingerspitzengefühl. In ihrem Jagdrevier ist Wissen Macht und die einzige Waffe, die zählt.

Den Allerbesten unter ihnen gelingt es, ausgerüstet mit bestem Wissen um die Geschichte des Buchdrucks, unerkannte Kostbarkeiten nicht nur auf Flohmärkten, sondern vorzugsweise in den Regalen und Katalogen respektierter Kollegen zu finden. Zu den allerbesten Händlern gehören zwei mittlerweile so hochbetagte wie hochgeschätzte Damen in New York, Leona Rostenberg und Madeleine Stern, die seit 1944 mit gedruckten Raritäten von der Renaissance bis zur Romantik handeln.

"Von allen Arten, sich Bücher zu beschaffen", sinnierte Benjamin beim nächtlichen Auspacken seiner eigenen Bestände, "wird als die rühmlichste betrachtet, sie selbst zu schreiben." Auch hier brauchen Rostenberg und Stern sich nicht zu genieren. Denn die beiden haben neben ihren erstklassigen Katalogen allerhand Bücher über die Geschichte des Buches im sechzehnten Jahrhundert und diverse Literaten des neunzehnten Jahrhunderts verfaßt. Zu ihren jüngsten Werken gehören zwei gemeinsame Autobiographien, von denen die ältere und wichtigere jetzt auf deutsch erschienen ist.

Abwechselnd schreiben Rostenberg und Stern, die einander seit siebzig Jahren kennen, seit sechzig Jahren ein gemeinsames Geschäft betreiben und seit fast fünfzig Jahren (in platonischer Freundschaft) zusammenleben, die Kapitel ihrer Lebensgeschichte. Beide stammen aus bürgerlichen deutsch-jüdischen Familien, deren Vorfahren mit der Auswanderungswelle von 1850 nach Amerika kamen und in die weitere deutsch-jüdische Emigranten später einheirateten. Obgleich Rostenbergs Vater ein Arzt aus Königsberg war, der in Leipzig studiert hatte, brachte er doch wenig von der Intellektualität mit, die Söhne des jüdischen Großbürgertums in Deutschland damals auszuzeichnen begann. Was die Rostenbergs und Sterns allerdings in großem und gleichem Maße hatten, war der Standesdünkel der deutschen Juden gegenüber ihren ostjüdischen Religionsgenossen. In der ersten Dekade des zwanzigsten Jahrhunderts ließen sich die beiden Familien in New Yorks jüdischen Enklaven, in Harlem und in der Bronx, nieder. Leona und Madeleine wurden 1908 und 1912 geboren und als typisch amerikanisch-jüdische Mädchen sozialisiert. Sie besuchten die Schulen ihrer Schicht - Hunter College und Barnard - in der Erwartung, nach einer kurzen Zeit in der Arbeitswelt zu heiraten.

Doch dann kam alles ganz anders. Stern wurde zwar Englischlehrerin an einer öffentlichen Schule in New York, aber sie langweilte sich dort. Rostenberg schrieb an der Columbia University eine Dissertation über den Einfluß von Druckern und Verlegern des sechzehnten Jahrhunderts auf die Wissenschaft und Theologie ihrer Zeit. In Straßburgs Bibliotheken untersuchte sie 1936/37 Drucke der Reformationszeit und wurde als Jüdin angepöbelt. Die fertige Dissertation wurde 1939 von ihrem Doktorvater, der sie gern zu einer Arbeit über sein Steckenpferd arabische Astrologie verleitet hätte, abgelehnt.

Rostenberg fand eine kümmerlich bezahlte Stelle im Antiquariat eines Flüchtlings aus Deutschland, dessen Jähzorn und krankhafter Ordnungssinn schwer zu ertragen waren, der ihr aber ungemeine Reichtümer bot. Brants "Narrenschiff", Castigliones "Cortegiano", Holbeins "Totentanz", Fourniers "Manuel Typographique" in seltenen Erstausgaben gingen durch ihre Hände. Die großen Sammler und Bibliothekare, wie Lessing Rosenwald und A. S. W. Rosenbach, Zoltan Haraszti und William A. Jackson, kamen höchstpersönlich, um Herbert Reichners Angebot zu inspizieren. Rostenberg studierte bei Reichner die Kataloge der großen europäischen Antiquariate, während Reichner seine eigenen Kataloge unter einem Strom von Verwünschungen amerikanischer Setzer Korrektur las: "Die allerdümmsten, ignoranten Idioten. Schweinehunde! Sie haben kein Gefühl, kein Verständnis für Bücher."

Während ihrer Lehrzeit bei Reichner schrieb Rostenberg Artikel über Drucker und Verleger des sechzehnten Jahrhunderts und ermutigte Stern, ihre Forschungen über die amerikanische Literatur des neunzehnten Jahrhunderts weiterzutreiben. Gemeinsame freie Tage und Ferien verbrachten Rostenberg und Stern mit Forschen in den Bibliotheken und Archiven von New York, Harvard, Yale und Columbia University. In diesen Jahren, als ihre Altersgenossinnen Kinder in die Welt setzten, erwarben die zwei Freundinnen sich das Arsenal ihrer späteren Macht. Und dann kamen die großen Coups. Im Dezember 1941 erschien Sterns Biographie der Schriftstellerin Margaret Fuller. Im Sommer 1942 folgte die gemeinsame Entdeckung, daß die Ikone der amerikanischen Mädchenliteratur, Louisa May Alcott, unter einem Pseudonym blutrünstige Thriller veröffentlicht hatte. Sterns Alcott-Biographie erschien 1950. Im Herbst 1944 eröffnete Rostenberg ihr eigenes Antiquariat. Dank ihres Spürsinns konnte sie mit exquisiten Raritäten aufwarten. Im April 1945 wurde Stern ihre Geschäftspartnerin, und das Antiquariat "Leona Rostenberg, Rare Books", das sich zunächst auf die Kunst des Buchdrucks spezialisierte, begann seinen Aufstieg.

Bücherjagden im Nachkriegseuropa folgten, aus denen bedeutende Kataloge zur Geschichte der Druckkunst hervorgingen. Mehrere Male waren die Kataloge selbst als historisch wichtige Sammlungen angelegt (etwa Nummer 37 "Flugschriften der Französischen Revolution" oder Nummer 39 "Die Druckerei Aldine") und wurden en bloc verkauft. Rostenberg und Stern entpuppten sich als argusäugige Jäger und Sammler, die nicht am Besitz hingen, sondern denen das Sammeln selbst die Lust war. "Das Ganze ist doch nur ein Spiel kluger Köpfe", sagte Rostenberg in einem Interview. "Man setzt sein Wissen gegen das der Konkurrenz." In ihrer lebhaften, von Christian Liedtke flott übersetzten Autobiographie nehmen die beiden Damen ihre Leser mit auf die Pirsch und demonstrieren Benjamin zum Trotz, daß dem wahren Sammler das Glücksgefühl nicht im Besitz, sondern in der Glut der Jagd allein zuteil wird.

SUSANNE KLINGENSTEIN

Leona Rostenberg/Madeleine Stern: "Zwei Freundinnen, eine Leidenschaft". Unser Leben für seltene Bücher. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Christian Liedtke. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2004. 303 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Susanne Klingenstein lädt dazu ein, das Leben zweier Entdeckerinnen zu entdecken: Leona Rostenberg und Madeleine Stern, zwei "hochbetagte wie hochgeschätzte Damen in New York", erzählen ihre gemeinsame Geschichte als Freundinnen und Büchersammlerinnen. Das heißt, eigentlich sind sie Händlerinnen - seit 1945 (!) betreiben die beiden ein Geschäft für seltene Bücher. Antiquare, weiß die Rezensentin, sind die versiertesten Sammler - und diese beiden haben es geschafft, dass ihre Kataloge selber zu seltenen Büchern wurden. Sie berichten abwechselnd: von den jüdischen Enklaven New Yorks, in denen sie aufwuchsen, von ihren Wegen zur Faszination des Büchersammelns und natürlich von der Jagd, dem dazu nötigen Wissen und dem Wettstreit mit anderen Bibliomanen. "In ihrer lebhaften, von Christian Liedtke flott übersetzten Autobiografie nehmen die beiden Damen ihre Leser mit auf die Pirsch und demonstrieren Benjamin zum Trotz, dass dem wahren Sammler das Glücksgefühl nicht im Besitz, sondern in der Glut der Jagd allein zuteil wird."

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