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Jeanne und Thomas sitzen als Schiffbrüchige auf einer Insel fest. Die Geschwister haben ihre Sprache verloren, doch zum Glück leben dort nicht nur Menschen, sondern auch Wörter in einer eigenen Stadt. Es gibt sogar ein Krankenhaus für diejenigen unter ihnen, die man schlecht behandelt hat: das Wort "Liebe" etwa. Jeanne und Thomas könnten ihre Sprache wiederfinden, wäre da nicht der fiese Gouverneur, der Wörter nicht leiden kann ... Eine abenteuerliche und witzige Reise in die raffinierte Welt der Sprache.

Produktbeschreibung
Jeanne und Thomas sitzen als Schiffbrüchige auf einer Insel fest. Die Geschwister haben ihre Sprache verloren, doch zum Glück leben dort nicht nur Menschen, sondern auch Wörter in einer eigenen Stadt. Es gibt sogar ein Krankenhaus für diejenigen unter ihnen, die man schlecht behandelt hat: das Wort "Liebe" etwa. Jeanne und Thomas könnten ihre Sprache wiederfinden, wäre da nicht der fiese Gouverneur, der Wörter nicht leiden kann ... Eine abenteuerliche und witzige Reise in die raffinierte Welt der Sprache.
Autorenporträt
Érik Orsenna, geb. 1947, veröffentlichte eine Reihe von Romanen. Für "La vie comme Lausanne" erhielt er 1978 den Prix Roger Nimier, sein großes Opus "L'Exposition coloniale" wurde 1988 mit dem Prix Concourt ausgezeichnet. Seit 1998 ist Orsenna Mitglied der Academie Francaise in der Nachfolge von Jacques Yves Cousteau.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.10.2004

Der Giraffendirektor
Wenn Wörter wie Schmetterlinge in Volieren flattern und die Grammatik ihre Schrecken verliert Eine federleichte Liebeserklärung an die Sprache
Es ist ein ebenso altes wie wirkungsvolles Modell, jemanden auf einer unbekannten Insel landen zu lassen, auf dass er dort jene Erfahrungen sammle und Erlebnisse habe, die ihn befähigen, bei der Rückkehr seine eigene auf Zeit verlassene Welt besser zu erkennen; oder sie endgültig zu fliehen; oder als ein Verwandelter wiederzukehren. Von Schatzinseln erhoffen sich die Expeditionsteilnehmer selbstverständlich jenen materiellen Reichtum, der sie für den Rest ihres Lebens endgültig unabhängig von jedwedem Unglück macht. Auf den diversen utopischen Eilanden begegnet man perfekt organisierten Gesellschaften, die kein Elend mehr kennen, keine Ungerechtigkeit, weder Hunger noch Durst. Abwechslungsreich sind in diesem Sinn auch viele Science-Fiction-Planeten, jene Eilande im Weltraum, die noch Sinnlichkeit und Abenteuer des ewig Neuen garantieren.
Also: Inseln sind allemal, nicht nur in der Literatur, symbolische Orte des Anderen, des Fremden oder der Konzentration, des Beschützten, des Seltenen, der Veränderung oder auch der Flucht. Am leichtesten gelangt man per Traum auf solche Flecken oder wird durch einen Sturm dorthin verschlagen wie Jeanne und Thomas, die Kinderhelden dieses gleichsam federleichten Buches, das in Frankreich wochenlang Platz eins der Bestsellerliste einnahm. Erik Orsenna, Jahrgang 1947, der schon Professor für Wirtschaftswissenschaften, Leiter eines Literaturverlages und kultureller Berater von François Mitterrand war, lässt Jeanne und Thomas die glückliche Insel der Sprache finden. Hier leben die Wörter in einer eigenen Stadt friedlich miteinander, helfen sich gegenseitig, treiben untereinander Handel, und auch die Grammatik verliert hier all den Schrecken, den sie im normalen Schulunterricht sofort verbreitet. Jeanne und Thomas lernen staunend, wieviel Liebe die Sprache braucht und welch wundervolles Leben in ihr steckt, wenn man sie sich entfalten lässt, sie pflegt und achtet. Der Reiz des Buches Die Grammtik ist ein sanftes Lied – überzeugend ins Deutsche übersetzt von Caroline Vollmann –, besteht in der konsequenten Ausmalung des alltäglichen Lebens und der sozialen Beziehungen von Substantiven, Verben, Adjektiven bis zu ganzen Sätzen auf deren Wort-Schatzinsel. Natürlich gibt es auch einen Bösewicht, den Gouverneur Nekrol, dessen Sinnen und Trachten auf Reduzierung der Wörter bis zur Sprachlosigkeit gerichtet ist. Jeanne und Thomas geraten in seine Fänge, aber Monsieur Kasimir, der die Kinder durchs Wunderreich der Sprache begleitet, befreit die beiden.
Orsennas Wörter flattern als Schmetterlinge in Volieren, arbeiten als Verb-Ameisen unablässig, Adjektive liegen zum geflissentlichen Gebrauch in Regalen, gestapelt wie Stoffballen. Dann gibt es so merkwürdige Respektspersonen wie die uralte Benennerin, bei der jedes Wort, das sie ausspricht, sich unmittelbar materialisiert oder den Giraffendirektor der Sprachfabrik, der Jeanne nur verbietet, die letzte Tür zu öffnen. Aber wie schon Blaubarts Frauen gehorcht Jeanne nicht und findet . . .
Gewiss, über dem Ganzen, das Erwachsene genauso entzücken kann wie Kinder, schwebt auch ein Hauch zart-kitschiger Sentimentalität, der sich aber als so flüchtig wie liebenswürdig herausstellt. Und er passt zu dieser lehrreichen Liebeserklärung an die Sprache, dass sie zugleich eine sanft-unerbittliche Kriegserklärung an alle ist, die mit ihr Schindluder treiben.
Erik Orsenna
Die Grammatik ist
ein sanftes Lied
Aus dem Französischen von Caroline Vollmann. Bilder von Wolf Erlbruch. Hanser Verlag 2004. 136 Seiten,
12,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Erik Orsenna war bereits Professor für Wirtschaftswissenschaften, Chef eines Literaturverlages und Berater von Präsident Mitterand, und nun ist ihm auch noch ein Kinderbuch gelungen, das in Frankreich wochenlang die Bestsellerlisten anführte, staunt Rezensent Harald Eggebrecht. Wie Orsenna das gemacht hat? Mit der Liebe zur Sprache, genauer gesagt mit einer "federleichten Liebeserklärung an die Sprache", vielleicht auch mit einem "Hauch zartkitschiger Sentimentalität", den Eggebrecht aber absolut verzeihlich findet. Erzählt wird die Geschichte von Jeanne und Thomas, die es per Traum auf die selige Insel der Sprache verschlägt, auf der die Wörter friedlich und achtsam miteinander leben. Die beiden Kinder lernen, welch wundervolles Leben in der Sprache steckt, wenn man sie nur liebevoll behandelt. Natürlich gibt es auch einen niederträchtigen Beamten (!), der einzig danach sinnt, die Wörter zu reduzieren, vergeblich natürlich. Unnötig zu erwähnen, dass Eggebrecht dieses Buch auch Erwachsenen nachdrücklich empfiehlt. Erwähnt werden muss aber, dass Caroline Vollmann es in seinen Augen überzeugend ins Deutsche übertragen hat.

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