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Opa Bär, den der kleine Bär sehr mochte, ist gestorben. Mama Bär sagt, er sei jetzt im Bärenhimmel. Und weil da alle Bären glücklich sind, will der kleine Bär nun auch in den Himmel. Aber wer hilft ihm, dorthin zu gelangen? Der Fuchs will ihn nicht fressen, denn der kleine Bär ist zu mager; der Tiger ist schon satt und der Elefant mag keine Bären. Doch schließlich findet der kleine Bär einen ganz besonderen Himmel ...

Produktbeschreibung
Opa Bär, den der kleine Bär sehr mochte, ist gestorben. Mama Bär sagt, er sei jetzt im Bärenhimmel. Und weil da alle Bären glücklich sind, will der kleine Bär nun auch in den Himmel. Aber wer hilft ihm, dorthin zu gelangen? Der Fuchs will ihn nicht fressen, denn der kleine Bär ist zu mager; der Tiger ist schon satt und der Elefant mag keine Bären. Doch schließlich findet der kleine Bär einen ganz besonderen Himmel ...
Autorenporträt
Dolf Verroen, geb. 1928 in Delft in den Niederlanden, ist Autor, Kritiker, Übersetzer und Essayist.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2003

Die Welt als Fingerspitzen- und Federgefühl
Gott schafft die Erde, ein Bär sich den Himmel: Wolf Erlbruch brilliert mit gleich zwei neuen Bilderbüchern

Was ist das? Nicht weniger als ein Wunder. Denn am Anfang war gar nicht das Wort, sondern ein Schemel, und darauf sitzt ein kleiner nackter Herr mit Melone auf dem Kopf. Drei Dinge also gab es vor der Schöpfung. Oder eigentlich vier, denn auch Gott, den wir als Schöpfer nicht zur Schöpfung zählen, sitzt auf einem Schemel. Eine Szene wie von Beckett: Anfangsspiel.

Wie aus graugrünem Löschpapier ausgeschnitten sind Gott und der kleine Mann. Gott braucht ihn, denn der Mann ist der Erzähler: "Am Anfang war das Nichts", setzt seine Stimme ein. Ein falsches Anfangsspiel, denn wenn vom Nichts gesprochen wird, brauchen wir das Wort ja schon. Aber wie es weitergeht, ist großartig: "Wenn du den Anfang von allem sehen willst, mußt du sehr viel weglassen. Auch deine Mutter." Und dazu zeichnet Wolf Erlbruch eine Frau, die unten rechts aus der Seite stürzt.

Wolf Erlbruch, das ist selbst ein Gott - ein Gott der Zeichenkunst, ein Gott der Phantasie. Wenn er nun die Schöpfungsgeschichte gestaltet, dann dürfen wir vielleicht einmal ganz kurz heidnisch werden und sagen: Dieses Buch ist selber eine Götterwelt, ist ein Olymp der Buchkunst. Wie Erlbruch seinen Gott agieren läßt, der wie im Traum die Welt erschafft, die Meere branden läßt, den Urwald wachsen, die Tiere ringsumher verteilt und dem kleinen Mann zu guter Letzt eine glutrote Schönheit an die Seite stellt - das hat man nie gesehen. Weil Erlbruchs Götterbilder den Herrgott zeigen, wie ihn sich noch keiner vorgestellt hat: Mit der Eleganz und den fließenden Bewegungen eines Orang-Utans läßt Gott seine langen Arme schwingen, und aus jeder Fingerspitze wachsen ihm Wunderwerke. Wie Erlbruch aus seinen Tuschefedern, Papierscheren, Pinseln.

Die Geschichte von "Am Anfang" stammt natürlich aus der Bibel, doch nacherzählt hat sie der Niederländer Bart Moeyart, und seine Geschichte wäre auch ohne Erlbruchs Bilder ein Geniestreich, so liebevoll ist sein Erzähler-Ich gestaltet: Der kleine Mann mit der Melone ist der Entdecker, der erst erfahren muß, was die Schöpfung bedeutet, die in Gottes Kopf schon fix und fertig stand, um sie zu begreifen. Und wir mit ihm, denn erst durch seine Augen sehen wir dieses Werk. Und auch das Buch. wird erst durch Erlbruchs Bilder zum Wunder. Erst in einer Welt aus Karopapier ist der Satz "Mit den Händen zeichnete er einen Kreis um mich herum, und ich wußte plötzlich, wo ich war" eine Sensation. Erst wenn Erlbruch dem tiefen Blau in der oberen linken Ecke einer Doppelseite ein strahlendes Gelb in der unteren rechten Ecke gegenüberstellt, wird die Bedeutung einer Entdeckung des Erzählers klargemacht: "Es war der Tag. Ich kapierte es erst ein paar Stunden später, als es dunkel wurde."

"Am Anfang" ist Erlbruchs schönstes Bilderbuch, und das will einiges heißen. Mit dem "Kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat" hat er eines der originellsten (und erfolgreichsten) Bilderbücher illustriert, mit dem "Bärenwunder" auch eines der klügsten geschrieben. Dessen Handlung widmete sich dem Wunder der Liebe, und es findet seine Fortsetzung jetzt in einem weiteren neuen Werk: "Ein Himmel für den kleinen Bären" - ein Bilderbuch, das sich den Tod zum Thema nimmt und die Lust am Leben. Opa Bär ist abgeschieden von dieser Welt, und sein Enkel will ihm folgen, doch all die Tiere, die er darum bittet, ihn zu fressen oder ihm sonstwie zu helfen, in den Himmel zu gelangen, haben schon gegessen oder übersehen das kleine Wesen ganz. Schließlich findet er den Bärenhimmel auf Erden zwischen seinen schlafenden Eltern.

Hier ist es ein anderer Erlbruch, der begeistert: Es ist der Kolorist statt des Monteurs, der scharfäugige Porträtist des Tierreichs statt des spitzzüngigen Spötters über die Menschen. Weil wir diese beiden Meister aber schon gekannt haben, ist "Ein Himmel für den kleinen Bären" keine so große Überraschung wie "Am Anfang". Jedoch auch dieses Buch ist ein seltenes Glück, ein Bücherhimmel auf Erden. Geschrieben hat es mit Dolf Verroen ein weiterer Niederländer. Daß der himmlische Erlbruch auf seine Höhenflüge keine deutschen Autoren mitnimmt, kann man verschmerzen, solange seine beiden deutschen Verlage uns weiter so schnell mit Übersetzungen erfreuen.

ANDREAS PLATTHAUS

Bart Moeyart: "Am Anfang". Illustriert von Wolf Erlbruch. Aus dem Niederländischen übersetzt von Mirjam Pressler. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2003. 32 S., geb., 16,90 [Euro].

Dolf Verroen, Wolf Erlbruch: "Ein Himmel für den kleinen Bären". Aus dem Niederländischen übersetzt von Marcel Glück. Hanser Verlag, München 2003. 32 S., geb., 12,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Richtig ins Schwärmen gerät die Rezensentin Ursula Sinnreich über dieses Kinderbuch. Dem Autor Dolf Verroen ist es zu Sinnreichs Freude gelungen, zum Thema Tod ein leichtfüßiges Buch über das Leben vorzulegen. Doch was wirklich ihr Herz berührt, sind die Zeichnungen von Wolf Erlbruch. Die fangen nämlich ihrer Meinung nach genau da an, "wo die Sprache aufhört - in den Regionen des Herzens und der Empfindungen". Dass man sich als Betrachter so auf die Gefühlszustände der Protagonisten konzentrieren kann, liegt nach Ansicht der Rezensentin auch an einem stilistischen Kniff: "In klaren einfachen Umrissen, wie ausgeschnitten, erheben sich die Gestalten vor nahezu leeren Bildgründen." Auch dass die Geschichte nicht flüssig erzählt, sondern der Protagonist verschiedenen Stationen abhandelt, ist gelungen umgesetzt. Erlbruch versieht ihrer Meinung nach "eine traditionelle Inszenierungsform mit neuen Impulsen".

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